Paris im 20. Jahrhundert

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Paris im 20. Jahrhundert ist ein Roman von Jules Verne, der 1863 geschrieben, aber erst 1994, also 131 Jahre später unter dem französischen Titel Paris au XXe siècle bei Hachette in Paris veröffentlicht wurde. Der Roman, oft als Vernes „verlorenes“ Werk bezeichnet, spielt im August 1960 und zeichnet ein trostloses, dystopisches Bild der Zukunft. Vernes Verleger Pierre-Jules Hetzel vermutete, der Pessimismus des Romans würde Vernes Karriere zerstören, und schlug vor, mit der Veröffentlichung 20 Jahre zu warten. Hetzel hielt das Buch allerdings auch für stilistisch misslungen.[1] „Dies ist ein Groschenroman, um vieles schlechter als Ihr Buch ‚Fünf Wochen im Ballon‘. Eine Publikation wäre verheerend für Ihren Ruf als Schriftsteller“, schrieb Hetzel seinerzeit an Verne.[2]

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erzählung handelt von einem jungen Mann, Michel, der in einer Welt aus gläsernen Wolkenkratzern, Hochgeschwindigkeitszügen, gasbetriebenen Automobilen und einem weltweiten Kommunikationsnetz lebt. Im Gegensatz zum Siegeszug von Naturwissenschaft und Technik werden Literatur, Musik und Bildende Kunst allerdings verachtet. Michel, Träger eines Preises für lateinische Literatur, wird in dieser Welt nicht glücklich und nimmt ein tragisches Ende.

Manuskriptgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Manuskript wurde 1989 von Piero Gondolo della Riva in einem Safe Michel Vernes, des Sohnes Jules Vernes’, gefunden. Der Schlüssel des Safes war verloren gegangen und man glaubte den Safe leer.[3] Die französische Ausgabe (1994 bei Hachette) ist mit Illustrationen von François Schuiten versehen.

Besonderheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie oft bei Verne, wartet der Roman mit vielen zielsicheren Vorhersagen die Zukunft betreffend auf. Neben den schon in der Handlungsbeschreibung erwähnten Prognosen für technische und gesellschaftliche Entwicklungen, werden außerdem Taschenrechner, Aufzüge die auch als Speiseaufzüge existieren, sich automatisch öffnende Türen, das Modebewusstsein („Mondeux“), der Welthandel und das Fax vorhergesagt. Bis jetzt nicht üblich, im Roman aber auch vorhanden sind die Luftdruckenergie als Hauptenergiequelle und Textilien aus Eisen.

Ausgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heinrich Pleticha (Hrsg.): Jules Verne Handbuch (= Bekannte und unbekannte Welten – abenteuerliche Reisen). Verlagshaus Stuttgart / Bertelsmann, Stuttgart / Gütersloh 1992, OCLC 48743974.
  • Volker Dehs, Ralf Junkerjürgen (Hrsg.): Jules Verne. Stimmen und Deutungen zu seinem Werk (= Schriftenreihe und Materialien der Phantastischen Bibliothek Wetzlar. Band 75). Phantastische Bibliothek Wetzlar, Wetzlar 2005, DNB 974107530 (Aufsatzsammlung).
  • Volker Dehs: Jules Verne. Eine kritische Biographie. Artemis & Winkler, Düsseldorf 2005, ISBN 3-538-07208-6.
  • Till R. Kuhnle: Um die Apokalypse betrogen. Das 20. Jahrhundert als Anti-Utopie. In: Till R. Kuhnle: Das Fortschrittstrauma. Vier Studien zur Pathogenese literarischer Diskurse (= Stauffenburg-Colloquium. Band 62). Stauffenburg-Verlag, Tübingen 2005, ISBN 3-86057-162-1, S. 108–113 (Zugl.: Augsburg, Univ., Habil.-Schr.).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. https://www.j-verne.de/verne3.html
  2. Fredy Gsteiger: Was wird aus Paris? Ein Roman von Jules Verne, soeben entdeckt, gibt Antwort: Er hat alles gewußt. In: zeit.de. 7. Oktober 1994, abgerufen am 27. Januar 2024.
  3. Elisabeth Edl im Nachwort zu: Paris im 20. Jahrhundert. Paul Zsolnay Verlag, Wien 1996, ISBN 3-552-04804-9.