Paul Feigelfeld

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Paul Feigelfeld auf der re:publica 2017

Paul Feigelfeld (* 24. Dezember 1979 in Wien) ist ein österreichischer Kultur- und Medienwissenschaftler, Designforscher und Kurator. Derzeit ist er Professor für Wissenskulturen im Digitalen Zeitalter am Institut für Designforschung an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Feigelfeld studierte von 2002 bis 2009 Kulturwissenschaft und Informatik an der Humboldt-Universität zu Berlin und war von 2004 bis zu dessen Tod 2011 studentische Hilfskraft von Friedrich Kittler am Lehrstuhl für Ästhetik und Geschichte der Medien. Als Teil des Herausgeber-Teams der Kittler-Werkausgabe betreute er den Bereich Code.[2] Sein Studium schloss er mit der Arbeit Chinese Whispers. Die Stille Post des Wissens zwischen China und Europa 1500–1700 ab, in der er untersuchte, wie der erstmalige Austausch von chinesischen Gelehrten, jesuitischen Missionaren und europäischen Gelehrten die Entwicklungen sogenannter „westlicher“ Wissenschaften nachhaltig veränderte und das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Schrift- und Sprachsysteme Konzepte von Berechenbarkeit beeinflusste.

Anschließend war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Medientheorien am Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft bei Wolfgang Ernst. Von 2013 bis 2016 war er wissenschaftlicher Koordinator des Digital Cultures Research Lab am Center for Digital Cultures der Leuphana Universität Lüneburg. Von 2017 bis 2018 war er Faculty Member des Strelka Institute[3] in Moskau im Rahmen des Programms The New Normal von Benjamin H. Bratton, sowie Initiator und Leiter des Projekts Ocean Archive der Thyssen-Bornemisza Art Contemporary.

Als Stipendiat des Internationalen Forschungszentrums Kulturwissenschaften in Wien promovierte Feigelfeld bei Karin Harrasser, Thomas Macho und Wolfgang Schäffner mit der Arbeit The Great Loop Forward. Rekursionen des Wissens zwischen China und dem Westen 1600–heute, einer Fortsetzung der Arbeit von Chinese Whispers. Darin wird u. a. untersucht, welchen Einfluss chinesisches Denken auf die Entwicklung der Kybernetik hatte. Aufgrund dieses langjährigen Forschungsinteresses lebte er zwischen 2007 und 2013 insgesamt ca. 15 Monate in Shanghai und Peking, wo er Visiting Fellow am Institute for the History of the Natural Sciences der Chinesischen Akademie der Wissenschaften war.

2021 trat der die Verwaltungsprofessur für Wissenskulturen im Digitalen Zeitalter am Institut für Designforschung an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig an. Parallel arbeitete und lehrte er am Institut für Cross-Disciplinary Strategies an der Universität für Angewandte Kunst in Wien, sowie am Institut für Medienwissenschaft der Universität Basel. Von 2014 bis 2020 war er Gastprofessor am Institut Kunst der HGK FHNW Basel bei Chus Martínez.

Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit arbeitet er mit Künstlerinnen und Designerinnen und kuratiert Ausstellungen. 2016 kuratierte er die Gruppenausstellung ON OFF SHORE. Zur Migration von Menschen, Intelligenz, Kapital und Daten mit Arbeiten von Studierenden der Klassen Hito Steyerl und Josephine Pryde am Museum für Fotografie in Berlin. Im selben Jahr war er Berater der Ausstellung Hello, Robot. Design zwischen Mensch und Maschine am Vitra Design Museum und dem MAK in Wien. 2017 kuratierte er die Ausstellung KI. Künstlerische Intelligenz mit Arbeiten von Joseph Beuys, Cohen Van Balen: Revital Cohen & Tuur Van Balen, Hanne Darboven, Constant Dullaart, Channa Horwitz, Christine Sun Kim, Julian Oliver und Ignácio Uriarte. 2019 war er Gastkurator der Vienna Biennale mit der Ausstellung Uncanny Values. Künstliche Intelligenz & Du (mit Marlies Wirth).[4] Die Museumsschau zeigte zum Teil speziell dafür kommissionierte Arbeiten von Rachel Ara, automato.farm, Mladen Bizumic, Tega Brain, Julian Oliver und Bengt Sjölén, James Bridle, Giulia Bruno und Armin Linke in Zusammenarbeit mit Luc Steels, Kate Crawford und Vladan Joler, Simon Denny, Heather Dewey-Hagborg und Chelsea E. Manning, Constant Dullaart, Karen Hao, Lynn Hershman Leeson, David Link, Jonas Lund, Trevor Paglen, Matteo Pasquinelli, Philipp Schmitt und Steffen Weiss, Superflux und Jorinde Voigt.

2021 gründete und eröffnete er im Rahmen eines Projekts mit der Akademie für Bildende Künste Nürnberg das Temporäre Autonome Museum Schnöggersburg in der Übungsstadt Schnöggersburg, der größten militärischen Übungsstadt zur Simulation von Häuserkampf in Europa. 2023 kuratierte er die Ausstellung Love Letters (mit Kathi Senn) in der Gabriele Senn Galerie Wien mit Arbeiten von !Mediengruppe Bitnik, Gerrit Frohne-Brinkmann, Rozafa Elshan und Stephanie Stern, Richard Hoeck, David Link, Barbara Mungenast, Alexander Ruthner, Elfie Semotan, Max Schaffer, Marina Sula, Hans Weigand und Ruth Wolf-Rehfeldt.[5]

Paul Feigelfeld publiziert sowohl journalistisch als auch wissenschaftlich und künstlerisch und ist als Übersetzer tätig. Zwischen 2010 und 2012 war er als Redakteur der Zeitschrift 032c tätig.

Er lebt in Wien mit seiner Lebensgefährtin, der Schauspielerin Mavie Hörbiger.[6]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Paul Feigelfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Paul Feigelfeld. In: hbk-bs.de. Abgerufen am 22. Juni 2023.
  2. Peter Berz & Paul Feigelfeld: Friedrich Kittler. Das Programmierwerk – YouTube
  3. Paul Feigelfeld: Deus ex China – YouTube
  4. Artists, Designers & Researchers. In: uncannyvalues.org. Abgerufen am 22. Juni 2023.
  5. Love Letters. In: galeriesenn.at. Abgerufen am 22. Juni 2023.
  6. Mavie Hörbiger: ‚Chirurgin werde ich jetzt auch nicht mehr‘. In: quotenmeter.de. 4. August 2021. Abgerufen am 22. Juni 2023.