Paul Neidhardt

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Grab auf dem Geraer Ostfriedhof

Paul Neidhardt (* 21. März 1874 in Gera; † 26. Februar 1951 ebenda) war ein deutscher Maler. Er zählte zu den wichtigsten Vertretern des Ostthüringer Künstlerkreises.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paul (auch Paul G.) Neidhardt besuchte von 1878 bis 1887 die 1. Bürgerschule in Gera. Anschließend machte er eine dreijährige Ausbildung zum Porzellan-Maler. Von 1892 bis 1894 besuchte er zwei Jahre lang die Kunstgewerbeschule in Nürnberg, danach von 1894 bis 1898 die Akademie der Bildenden Künste München. 1904 ging er wieder in seine Heimatstadt Gera. Er arbeitete als freier Künstler, gab Unterricht am Geraer Technikum und richtete eine Mal- und Zeichenschule ein, zu deren Schülern Kurt Günther, Erich Drechsler und 1914 kurzzeitig Kurt Schmidt gehörten. 1914 war Neidhardt an der Herausgabe des Buchs „Unser Reußenland in Bildern“ beteiligt. Er nahm an Ausstellungen im Geraer Kunstvereins teil, erhielt zunehmend Anerkennung und hatte erste Verkaufserfolge. Der Geraer Unternehmer und Kunstmäzen Paul Schulenburg erwarb Bilder Neidhardts. U. a. 1919 wurden auf einer Versteigerung in Frankfurt/Main Bilder Neidhardts aufgeboten.[1] Von 1916 bis 1918 nahm Neidhardt in Polen und Russland am Weltkrieg teil. In dieser Zeit entstanden vor allem Zeichnungen vom Alltag der Soldaten und der Landschaft. Nach Kriegsende arbeitete er wieder in Gera. Er war 1919 Gründungsmitglied und wurde zeitweilig Vorsitzender des Künstlerbunds Ostthüringen. Eine langjährige freundschaftliche Beziehung verband ihn mit dem Maler Hermann Paschold (1879–1965). Zu seinem Freundeskreis gehörten u. a. auch die Künstler Kurt Günther, Alexander Wolfgang, Erich Drechsler und Alfred Ahner und der Geologe Rudolf Hundt (1894–1970). Aus diesem Kreis heraus gründete sich 1926 die lose spät-dadaistische Gemeinschaft „pro-pro-pru“ (produktiv-prominente brummochsen). 1933 unternahm Neidhardt Studienreisen nach Norddeutschland.  

1946 wurde Neidhardt durch die Thüringer Landesregierung der Professorentitel verliehen. Ab 1947 arbeitete er als Dozent an der Volkshochschule Gera.

Neidhardt war von 1907 bis zur Scheidung 1935 mit Babette Therese Kühn und ab 1935 mit der Malerin Johanne Irmgard Seebauer (1906–1978) verheiratet. Nach seinem Tod führte sie seine Malschule weiter.

2008 schenkte der Kunsthistoriker Hans Joachim Neidhardt, ein entfernter Verwandter Neidhardts, der Kunstsammlung Gera mehrere Bilder Neidhardts. Weitere Werke befinden sich u. a. im Lindenau-Museum Altenburg/Thüringen.[2]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1938 Ernennung zum Ehrenmitglied des Geraer Kunstvereins
  • 1943 Verdienstmedaille für Kunst und Wissenschaft der Stadt Gera
  • 1946 Ernennung zum Professor durch das Landeskabinett Thüringen
  • 1989 wurde in Gera eine im Neubaugebiet Bieblach-Ost projektierte Straße als Prof.-Neidhardt-Straße benannt. Nach der deutschen Wiedervereinigung und der damit verbundenen Planänderungen erfolgte 1995 die Benennung als Prof.-Neidhardt-Siedlung.[3]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jesu als guter Hirte (Gemälde an der Predella der Dorfkirche Laasdorf, 1912)
  • Blick ins Elstertal (Tafelbild, Öl, 1912)[4]
  • Russische Landschaft (Pastell und Kohle, 1917; im Bestand des Lindenau-Museums Altenburg/Thüringen)
  • Saaleblick bei Drognitz (Tafelbild, Öl, 1926; im Bestand des Otto-Dix-Hauses Gera)
  • Birkenweg (Tafelbild, Öl, 1930; im Bestand des Otto-Dix-Hauses Gera)
  • Heinrichsbrücke am Abend (Tafelbild, Öl, 1948; im Bestand des Otto-Dix-Hauses Gera)
  • Bildnis Frau Pl. (Tafelbild, Öl; 1948 ausgestellt auf der Ausstellung „Die Ernte“)[5]

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1948 Gera, Stadthalle (zum 75. Geburtstag)
  • 1948 Gera, Ausstellung Geraer Künstler „Die Ernte“[6]
  • 1949: Weimar, Schlossmuseum (mit Hermann Paschold)
  • 1953 Altenburg, Lindenau-Museum (zum 80. Geburtstag)
  • 1973 Gera, Stadtmuseum (zum 100. Geburtstag)
  • 1995/96 Gera, Orangerie („Die Künstlerfreunde Paul Neidhardt & Hermann Paschold“)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ferdinand Kämpfer: Berühmte Geraer. Verewigt in Straßennamen. Verlag TWENTYSIX, 2020; S. 29

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Graphik-Sammlung H.W.: hervorragendster deutscher und französischer Meister, ferner aus sonstigem Privat-Besitz: Brillanten, Gold- und Silberschmuck, Perser- und Orient-Teppiche, Antiquitäten, Kunst-Gegenstände, Gemälde (2. Teil): Versteigerung: Donnerstag, den 10. Juli 1919 (Katalog Nr. 12) — Frankfurt a.M., 1919, auf digi.ub.uni-heidelberg.de
  2. Schenkungen für die Kunstsammlung Gera
  3. Siegfried Mues: Die Straßennamen der Stadt Gera von A bis Z. 2., überarbeitete Auflage, Gera 2020, S. 228f.
  4. Blick ins Elstertal, 1912, auf artnet.de, abgerufen am 8. Juni 2021
  5. Die Ernte, auf digital.slub-dresden.de
  6. Die Ernte, auf digital.slub-dresden.de