Paula Zapf

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Agnes Paula Zapf verheiratete Kriske[1] (* 17. März 1918 in Köln;[2]2005 ebenda[3][4]) war in der Karnevalssession 1938 als Paula I[5] die erste weibliche[6] „Jungfrau“[7] im Kölner Dreigestirn.[8]

Leben und Rolle beim Karneval[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paula Zapf aus Köln-Nippes wurde als „ein echtes Mädchen aus dem Volk“ von Thomas Liessem als Vorsitzendem des Festausschusses des Kölner Karnevals und der NS-Organisation Deutsche Arbeitsfront[9] für das Kölner Dreigestirn ausgewählt.[10] Dies geschah auf Druck der NSDAP, die die Homosexualität bekämpfte und deshalb durchsetzte, dass die Figur der Jungfrau von einer Frau dargestellt werden sollte.[11] Die Prinzenproklamation mit ihr wurde von fast allen Sendern des NS-Staates übertragen. Zapf arbeitete bei der Kölner Firma Bierbaum-Proenen[4], die 1938 ihr 125-jähriges Jubiläum feierte, in der Hemdenausgabe.[10] Das Unternehmen finanzierte auch das Kostüm der Jungfrau.[3] Die Wahl war aber wohl auch ein Zeichen des Kölschen Klüngels, da Thomas Liessem mit Zapfs Vater befreundet war.[4]

Der Kölner Oberbürgermeister Karl Georg Schmidt würdigte Zapf auf der Prinzenprokalmation mit den Worten „Diesmal bist du kein verkappter Mann – solch Schönheit nur die Frau uns schenken kann“[12] Prinz Peter sei wegen des Applauses für sie eifersüchtig gewesen:[10] „Ich bin doch nicht die Staffage für die Jungfrau“, soll er erbost ausgerufen haben.[4] Von den Karnevalisten wurde ihr bescheinigt, dass sie ihre Aufgabe gut gemacht habe.[4]

Zapf blieb im Folgenden aber vom Karneval ausgeschlossen, da sie als Frau keiner männlichen Gesellschaft beitreten durfte. Sie wurde auch nicht in die Traditionsgemeinschaft[13] der ehemaligen Prinzen, Bauern und Jungfrauen des Kölner Karnevals aufgenommen.[14] 1988 scheiterte der Vorschlag des damals amtierenden Dreigestirns, Paula Zapf und ihre Nachfolgerin in die Traditionsgesellschaft ehemaliger Prinzen, Bauern und Jungfrauen aufzunehmen.[15] Die bisher einzige weitere weibliche Jungfrau folgte 1939 mit Else Horion.

Paulas Eltern waren Rudi Zapf, erster Posaunist beim Reichssender Köln, und Theresa Zapf.[16] Paula Zapf lebte weiter in Köln, heiratete 1968 den Fräser Karl Julius Kriske (1904–1978) und hieß dann Paula Kriske.[1] Sie lebte bis ins hohe Alter in den Riehler Heimstätten.[2] Wenige Monate nachdem die EhrenGarde der Stadt Köln 1902 sie dort während der Session 2005 besucht hatte,[2] verstarb sie 87-jährig im Sommer des gleichen Jahres.[4]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Carl D. Dietmar, Marcus Leifeld: Alaaf und Heil Hitler. Herbig, 2010, ISBN 978-3-7766-2630-8, Kapitel "Ein echt kölsches Mädchen als Jungfrau", S. 144 ff. (google.de).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Sterbeurkunde von Karl Julius Kriske, Nr. 7618 vom 23. August 1978, Standesamt Köln. In: LAV NRW R Personenstandsregister. Abgerufen am 22. Februar 2023.
  2. a b c Die EhrenGarde ehrt die älteste Kölner Jungfrau report-k.de
  3. a b Kölsches Mädchen statt Drag Queen museenkoeln.de
  4. a b c d e f Als die Jungfrau ein echtes Mädchen war ksta.de
  5. Die Angst der Nazis vor der schwulen Jungfrau. In: Die Welt. Juni 2013 (welt.de).
  6. Karneval im Nationalsozialismus rlp.de
  7. Die erste weibliche Lieblichkeit. In: Neues Deutschland. (nd-aktuell.de).
  8. Kölner Karneval 1938/39: Die männliche Jungfrau wird verboten Queer.de
  9. Das Kölner Dreigestirn karneval.de
  10. a b c 1. Februar 1938 Warum dieses Bild in die Geschichte des Kölner Karnevals einging express.de
  11. Gisbert Baltes: Et kütt wie et kütt. In: Rheinland. Hoffmann und Kampe, 2012, ISBN 978-3-455-85031-4 (books.google.com).
  12. Da simmer dabei! In: Der Spiegel. (spiegel.de).
  13. Ilse Prass, Klaus Zöller: Vom Helden Carneval zum Kölner Dreigestirn. Seite Greven, 1993, ISBN 978-3-7743-0269-3 (google.de).
  14. Helene Klauser: Kölner Karneval zwischen Uniform und Lebensform. Waxmann Verlag, ISBN 978-3-8309-6778-1, S. 205 (google.de).
  15. Mit Köpfchen: Frauen im Männerbund Karneval. In: Die Tageszeitung. (taz.de).
  16. Carl D. Dietmar, Marcus Leifeld: Alaaf und Heil Hitler: Karneval im Dritten Reich. Herbig, 2010, ISBN 978-3-7766-2630-8, S. 146 (google.de).