Progymnasium Bad Buchau

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Progymnasium Bad Buchau
Progymnasium Bad Buchau
Schulform Gymnasium
Schulnummer 04111594
Gründung 1875/1953
Adresse

Schlossplatz 1
88422 Bad Buchau

Land Baden-Württemberg
Staat Deutschland
Koordinaten 48° 3′ 59″ N, 9° 36′ 41″ OKoordinaten: 48° 3′ 59″ N, 9° 36′ 41″ O
Träger Landkreis Biberach
Schüler 221 (Stand: Schuljahr 2013/2014)
Lehrkräfte 22 (Stand: Schuljahr 2013/2014)
Leitung Matthias Hoffmann
Website pgbadbuchau.de

Das Progymnasium Bad Buchau (kurz: PG oder PGBB) ist ein allgemeinbildendes Gymnasium in Bad Buchau, dessen Träger die Stadt Bad Buchau ist. Es gehört zum Kreis der UNESCO-Projektschulen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der „Lange Bau“ als Ökonomiegebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blick durch das Schlosstor auf das Nebengebäude des Progymnasiums mit Schulmensa (EG), Schülerbibliothek, Sozialarbeitsraum und Aufenthaltsräumen (OG)

Die Geschichte des Schulgebäudes[1], des nach seiner Form benannten „Langen Baus“, beginnt im Jahr 1715, als die baulustige Äbtissin des hochadeligen Damenstifts, Maria Theresia von Montfort, mit der Reichsstadt Buchau einen Vertrag schließt. Das Stift erhält demnach die Zuständigkeit über den Pfaffengraben, damit es dort ein großes Ökonomiegebäude errichten kann. Im Zuge der Säkularisation wurde das Damenstift 1803 aufgehoben. Weil die fürstliche Hofhaltung zu Ende war, wurde auch das Ökonomiegebäude überflüssig. Der Fürst von Thurn und Taxis übernahm die gesamte Anlage.[2] Das Gebäude wurde aber nicht für die bestehenden Schulen genutzt.

Einrichtung einer Lateinschule[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1806 war beim Übergang der Stadt im Rahmen des thurn und taxischen „Fürstentums Buchau“ an das Königreich Württemberg noch keine Lateinschule vorhanden. Diese wurde erst 1830 im Einvernehmen mit dem Patronatsherrn Maximilian Karl von Thurn und Taxis gegründet, da es gewünscht wurde, ähnlich wie in Riedlingen und anderen kleineren Städten ein „Präzeptorat“ einzurichten. Die Lateinschule, eine Kaplaneischule, wurde als Schule für alle bildungsinteressierten Bürgersöhne am 25. Juli 1831 eröffnet.[3]

Schulhaus aller städtischen Schulen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1875 kaufte die Stadt Buchau dem Fürsten von Thurn und Taxis den „Langen Bau“ ab. Nach dreijährigen Umbauarbeiten zu Schulräumen und Lehrerwohnungen fanden im September 1879 dort die verschiedensten Schulen Platz: die Latein- und Realschule, die christliche Elementarschule mit drei Klassen, die israelitische Schule und eine Kleinkinderschule. Dass die Schule neben einem Zeichensaal und einem Modellier-Raum auch noch einen Turnsaal – als neue Errungenschaft – besaß, wurde damals als großer Fortschritt gefeiert. – Von nun an war der Lange Bau endgültig als Schulhaus etabliert, doch nur seine dicken Außenmauern haben den Wandel der Zeiten nahezu unverändert überdauert. In seinem Inneren ging die wechselvolle Geschichte weiter, und deshalb waren immer wieder neue Umbauten, Modernisierungen und Sanierungen notwendig, denn das Schulangebot wurde immer mehr erweitert: Ab 1919 kam zu den bereits vorhandenen Schulen eine Fortbildungsschule für alle Schulentlassenen hinzu, 1924 wurde eine gewerbliche Berufsschule eingerichtet, 1934 wurde der Turnraum aufgegeben, um weitere Klassenräume bauen zu können, 1936 wurde die einklassige evangelische Bekenntnisschule, die vorher ein eigenes Schul- und Mesnerhaus in der Schulstraße hatte (heutiges evangelisches Pfarrhaus), in die allgemeine Volksschule eingegliedert. 1938 wurde die israelitische Schule aufgrund der nationalsozialistischen Rassengesetze aus dem Langen Bau ausgewiesen. Nur für kurze Zeit fand sie eine Zuflucht im Rabbinatsgebäude neben der Synagoge, bis die Nationalsozialisten 1942 allen jüdischen Kindern jeglichen Schulbesuch untersagten.[4]

Progymnasium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Januar 1974 konnte die Grund- und Hauptschule, die mittlerweile die zentrale Hauptschule im Federseeraum geworden war, ihren großzügigen Neubau beziehen. Seitdem ist das Progymnasium alleiniger Nutzer des Langen Baus. Nach dem Auszug der Grund- und Hauptschule waren die räumlichen Voraussetzungen für eine zeitgemäße Erneuerung der Schulausstattung gegeben. Es konnte daher ein Sprachlabor und eine neue Einrichtung für den Chemie- und Physikunterricht angeschafft werden.

Sanierung und Erweiterung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den Jahren von 1996 bis 2000 wurde das Gebäude bei laufendem Schulbetrieb in drei Bauabschnitten grundlegend saniert. Zusätzlich wurde ein Nebengebäude mit den Fachräumen für Musik und Bildende Kunst errichtet. In einem anderen Nebengebäude, dem ehemaligen Polizei- und Notariatsgebäude der Stadt, wurden Aufenthaltsräume, eine Schülerbibliothek, ein Besprechungsraum für die Schulsozialarbeit und eine Schulmensa eingerichtet. Auch die Außenanlagen wurden völlig neu gestaltet.[5]

Bildungsangebot[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schultyp[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Progymnasium Bad Buchau ist ein allgemeinbildendes Gymnasium und umfasst die Klassenstufen 5 bis 10. Die 10. Klasse zählt dabei schon zur gymnasialen Oberstufe und bereitet die Schülerinnen und Schüler gezielt auf die anschließende Kursstufe vor. Das achtjährige Gymnasium wurde im Jahr 2004 eingeführt.

Profil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Progymnasium Bad Buchau ging als erstes Gymnasium im Landkreis Biberach eine KURS21-Lernpartnerschaft[6] mit Unternehmen der Region ein. Fachleute aus den Betrieben Kessler GmbH, Bad Buchau, und Federseeklinik Moorheilbad gGmbH, Bad Buchau, bereichern den Unterricht in den Fächern Gemeinschaftskunde/Wirtschaft, NwT (Naturwissenschaft und Technik), Biologie, Chemie und Physik. Seit dem Schuljahr 2013/2014 gibt es einen Kooperationsvertrag mit dem Federseemuseum, seit 2014/2015 mit der VR Bank Riedlingen-Federsee eG. Das Progymnasium arbeitet außerdem mit Amnesty International zusammen.

Kessler Kurs 21
  • 2013 wurden hier, erstmals in Baden-Württemberg, E-Kompetenzen im Rahmen von „ILCIS“ (International Computer and Information Literacy Study)[7] evaluiert, da ein besonderer Schwerpunkt im Profil der Schule die Medienerziehung ist.
  • 2014/15 wurde dem Progymnasium das Zertifikat einer „Schule mit besonderer Achtsamkeit für chronisch kranke Schülerinnen und Schüler“[8] verliehen.
  • 2015 erhielt das Progymnasium von der PH Weingarten wegen seiner Maßnahmen zur Leseförderung das Prädikat „Vorleseschule“[9]. Es nimmt regelmäßig am Projekt „Zeitung in der Schule“ teil
  • 2015 erhielt das Progymnasium das BoriS-Berufswahlsiegel für besondere Qualität in der Berufsorientierung.
  • 2015 wurde das Progymnasium zur „interessierten UNESCO-Schule“ ernannt.
  • 2016 fand der zweite Durchgang der Fremdevaluation der Schule durch das Landesinstitut für Schulentwicklung statt. In der Bewertung erfüllte die Schule 47 von 49 Qualitäts-Kriterien.[10]

Arbeitsgemeinschaften und Ganztagsbetreuung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Rahmen des Konzeptes der offenen Ganztagsbetreuung spielen neben der Schulbücherei und mehreren Aufenthaltsräumen die Arbeitsgemeinschaften, die Hausaufgabenbetreuung sowie der Förderunterricht in Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch und eine besondere Rolle. Es gibt zusätzliche Kurse im sprachlichen, künstlerischen, sportlichen und naturwissenschaftlichen Bereich.

Hinzu kommen die von Fachlehrern angeleitete Projekte wie etwa das „Kessler-Projekt“ – in Kooperation mit der Maschinenbaufirma Kessler – oder die „Steinzeit-AG“ in Kooperation mit dem Federseemuseum. Weiterhin kooperiert das Progymnasium im Bereich Schullaufbahnberatung und Studien- und Berufsorientierung eng mit der IHK Ulm, mit der Handwerkskammer Ulm, mit der Bundesagentur für Arbeit in Biberach, mit der regionalen Ausbildungsmesse der KLjB Alleshausen, mit der VR Bank Riedlingen-Federsee eG und mit der Kurklinik.

UNESCO-Projektschule[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Progymnasium ist Teil des Netzwerkes der UNESCO-Projektschulen in Deutschland, zu dem insgesamt etwa 300 Schulen gehören. Die Schule nimmt in Rahmen des UNESCO-Programms an Projekttagen teil, 2022 zum Thema Transformation und "wie im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung an unserer Schule eine Umsetzung von Transformation konkret auch gelingen kann." Die Ermutigung der Lernenden zu transformativem Handeln ist eine der drei zentralen Linien des UNESCO-Programms „Bildung für nachhaltige Entwicklung: die globalen Nachhaltigkeitsziele verwirklichen (BNE 2030)“. Als Bildungsoffensive zielt BNE darauf ab, das Denken und Handeln jedes Einzelnen zu verändern und damit die gesamte Gesellschaft zu transformieren. BNE befähigt zu informierten und verantwortungsvollen Entscheidungen im Sinne ökologischer Integrität, ökonomischer Lebensfähigkeit und einer chancengerechten Gesellschaft. In diesem Sinne hat sich das Progymnasioum mit den Themen Kinderrechten, Ideen gegen Lebensmittelverschwendung, unterschiedliche Upcycling-Ideen in Anlehnung an japanische Färbetechniken, Nachhaltigkeit bei der Energiegewinnung, der Funktion und Besichtigung einer Windkraftanlage, Konsumspuren im Alltag und den fünf Säulen der UNESCO am Projekttag befasst.[11]

Partnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Werner Dammert: Der Lange Bau am Schlossplatz und das Progymnasium, in: Kur aktuell, Informationsblatt für die Bürger und Kurgäste am Federsee und rund um den Bussen, hrsg. vom Verkehrsamt der Stadt Bad Buchau, Heft 3/2001
  • Joh. Evang. Schöttl: Geschichte von Stadt und Stift Buchau samt dem stiftischen Dorfe Kappel, neu aufgelegt 1977
  • Eugen Stocker: Die Entwicklung des Schulwesens in Buchau am Federsee, in: Veranstaltungskalender Bad Buchau für den Monat März 1975.
  • Albert Blank: Geschichte der Lateinschule von 1831 und der Realschule von 1845 bis 1920 (handschriftliche, in deutscher Currentschrift verfasste Aufzeichnungen; Albert Blank, Studienrat und Schulvorstand, war von 1919 bis 1927 an der Schule).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eine ausführlichere Darstellung des ehemaligen Schulleiters Werner Dammert findet sich auf der Homepage der Schule: http://pgbadbuchau.de/?page_id=540. Sie ist Grundlage der geschichtlichen Darstellung der Homepage.
  2. Werner Dammert, „Der Lange Bau am Schlossplatz und das Progymnasium“, in: Kur aktuell, Informationsblatt für die Bürger und Kurgäste am Federsee und rund um den Bussen, hrsg. vom Verkehrsamt der Stadt Bad Buchau, Heft 3/2001
  3. Tanja Blattner:Die erstrebte Umwandlung württembergischer Lateinschulen in Realschulen von 1835 bis 1848. Göttingen 2005, S. 147
  4. Werner Dammert, „Der Lange Bau am Schlossplatz und das Progymnasium“, in: Kur aktuell, Informationsblatt für die Bürger und Kurgäste am Federsee und rund um den Bussen, hrsg. vom Verkehrsamt der Stadt Bad Buchau, Heft 3/2001
  5. Werner Dammert, „Der Lange Bau am Schlossplatz und das Progymnasium“, in: Kur aktuell, Informationsblatt für die Bürger und Kurgäste am Federsee und rund um den Bussen, hrsg. vom Verkehrsamt der Stadt Bad Buchau, Heft 3/2001
  6. http://www.kurs-21.de/sites/startseite/startseite.php
  7. International Computer and Information Literacy Study auf Bildungsserver.de
  8. http://pgbb.de/?page_id=1197
  9. Vorlesen macht Schule – 16 Vorleseschulen werden im Kultusministerium ausgezeichnet – Effektive Leseförderung mit wenig Aufwand (Memento vom 4. April 2016 im Internet Archive) auf ph-weingarten.de (Pressemitteilung zur Vorleseschule)
  10. Ergebnisse der Fremdevaluation – Progymnasium Bad Buchau. In: pgbadbuchau.de. Abgerufen am 13. Oktober 2016.
  11. UNESCO-Projekttag 2022 – Progymnasium Bad Buchau. Abgerufen am 29. April 2022 (deutsch).
  12. http://val-oudon.anjou.e-lyco.fr/