Regierung Torra

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Kabinett Torra
Kabinett Torra
Präsident der Generalitat Quim Torra
Wahl 2017
Legislaturperiode XII.
Ernannt durch König Felipe VI.
Bildung 15. Mai 2018
Ende 26. Mai 2021
Dauer 3 Jahre und 11 Tage
Vorgänger Regierung Puigdemont
Nachfolger Regierung Aragonès
Zusammensetzung
Partei(en) JuntsxCat-ERC
Minister 13
Repräsentation
Parlament von Katalonien
66/135
Erste Kabinettssitzung am 2. Juni 2018

Die Regierung Torra (katalanisch Govern Torra [gubεrn ˈtorːɒ]) war die, vom 15. Mai 2018 bis 28. September 2020 unter dem katalanischen Regionalpräsidenten Quim Torra, amtierende, von der CUP unterstützte, Minderheitsregierung der Autonomen Gemeinschaft Katalonien. Sie blieb anschließend unter Torras Stellvertreter Pere Aragonès bis zum 26. Mai 2021 kommissarisch im Amt.

Regierungsbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der im Rahmen der Katalonien-Krise vorgezogenen Wahl zum katalanischen Parlament am 21. Dezember 2017 konstituierte sich das neue Parlament der XII. Legislaturperiode zum ersten Mal am 17. Januar 2018. Am 22. Januar schlug der Präsident des katalanischen Parlaments, Roger Torrent, Carles Puigdemont als Präsident der Generalitat de Catalunya vor.[1] Nach einem Eilurteil des Spanischen Verfassungsgerichts über die Unzulässigkeit der Investitur durch eine Videokonferenz oder Verlesung einer Rede des Präsidenten durch ein etwaiges Mitglied des Parlaments sieht das Gericht eine Anwesenheit des Kandidaten als notwendig an.[2] Das Gericht hat durch das Urteil die Wahl Puigdemonts blockiert, da eine Rückkehr nach Spanien ohne direkte Festnahme aufgrund einer Anklage wegen des Verdachts der Rebellion, Aufruhr und Veruntreuung öffentlicher Gelder nicht realisierbar ist.[3]

Am 1. Februar kündigte Puigdemont an, für das Amt des katalanischen Regionalpräsidenten nicht mehr zur Verfügung zu stehen und stattdessen den inhaftierten Kandidaten Jordi Sànchez zu unterstützen.[4] Am 9. März lehnte der Ermittlungsrichter am Obersten Gerichtshof Pablo Llarena eine temporäre Entlassung aus der Haft, um an einer etwaigen Parlamentssitzung teilzunehmen, ab. Sànchez beendete daraufhin seine Kandidatur am 21. März.[5]

Am darauffolgenden Tag fand eine Parlamentsdebatte zur Wahl des nächsten Kandidaten Jordi Turull statt, bei der der Kandidat 64 Stimmen auf sich vereinigen konnte, 65 Abgeordnete stimmten gegen den Vorschlag, vier Parlamentarier enthielten sich der Stimme.[6] Bei einem zweiten Wahlgang am 24. März war Turull selbst nicht anwesend, da der spanische Ermittlungsrichter Pablo Llarena wenige Tage zuvor Untersuchungshaft für Turull und vier weiteren katalanischen Vertretern angeordnet hatte.[7] Am 3. und 24. April hat das katalanische Parlament der Abstimmung von zweier sich im Exil befindenden katalanischen Abgeordneten in Abwesenheit zugestimmt.[8]

Aufgrund der verbleibenden Frist bis zum 21. Mai verständigte sich das Koalitionsbündnis auf einen neuen Kandidaten, da andernfalls nach Ablauf von sechs Monaten nach der Wahl zum katalanischen Parlament kein neuer Regionalpräsident gewählt werden würde, Neuwahlen hätten ausgerufen werden müssen.[9] Am 10. Mai kündigte Puigdemont die Kandidatur Quim Torras an, der bei seinem ersten Wahlgang am 12. Mai mit 66 Stimmen nicht die dafür erforderliche absolute Mehrheit der Abgeordnetenstimmen auf sich vereinigen konnte. Bei dem darauffolgenden zweiten Wahlgang am 14. Mai reichte die einfache Mehrheit von 66 Stimmen, sodass Torra ins Amt gewählt wurde. König Felipe VI. verfügte am 15. Mai über einen königlichen Erlass, sodass Torra am 17. Mai vereidigt wurde. Für seine Vereidigung als Regionalpräsident Kataloniens wurde die spanische Flagge entfernt, Torra verweigerte entgegen den Gepflogenheiten die Loyalitätsbekundung gegenüber der spanischen Verfassung und dem spanischen König.[10]

Am 19. Mai gab Quim Torra die 13 Minister der neuen Regionalregierung bekannt. Unter den vorgeschlagenen Ministern befanden sich die zu der Zeit in Untersuchungshaft befindenden ehemaligen katalanischen Minister Josep Rull, Jordi Turull sowie die sich im „Exil“ befindenden (d. h. vor der Justiz ins Ausland geflüchtenden) Antoni Comín und Lluís Puig. Nachdem die amtierende spanische Regierung unter Rajoy die Ernennung als Provokation aufgefasst und eine Verkündung der Minister abgelehnt hatte, veröffentlichte Torra am 29. Mai eine neue Liste ohne die umstrittenen Personalien.[11] Schließlich wurde am 2. Juni im Palau de la Generalitat de Catalunya das neue Kabinett einberufen und die Übernahme der katalanischen Regierungsgeschäfte durch die spanische Zentralregierung nach sieben Monaten beendet.[12]

Am 28. September 2020 trat Präsident Quim Torra zurück, nachdem ein gegen ihn verhängtes Urteil rechtskräftig wurde, wonach er 18 Monate lang kein politisches Amt ausüben darf. Die Amtsgeschäfte übernahm bis zur Wahl 2021 sein Stellvertreter.[13]

Zusammensetzung der Regierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regierung Torra – 2. Juni 2018 bis 26. Mai 2021
Amt oder Ressort Bild Amtsinhaber(in) Partei
Präsident der Generalitat de Catalunya
Quim Torra
Quim Torra
Quim Torra

bis 28. September 2021

Parteilos
Pere Aragonès

kommissarisch ab 28. September 2021

ERC
Stellvertretender Präsident der Generalitat de Catalunya (bis September 2021)


Minister für Wirtschaft und Finanzen

Pere Aragonès
Pere Aragonès
Pere Aragonès ERC
Präsidialministerin und Regierungssprecherin
Elsa Artadi
Elsa Artadi
Elsa Artadi

bis 25. März 2019

Parteilos
Meritxell Budó i Pla

seit 25. März 2019

PDeCAT
Minister für Bildung
Josep Bargalló
Josep Bargalló
Josep Bargalló ERC
Ministerin für Kultur
Laura Borràs

bis 25. März 2019

Parteilos
Mariàngela Vilallonga Vives

25. März 2019 bis 3. September 2020

Parteilos
Àngels Ponsa

ab 3. September 2020

JuntsxCat
Minister des Innern
Miquel Buch
Miquel Buch
Miquel Buch

bis 3. September 2020

JuntsxCat
Miquel Sàmper

ab 3. September 2020

JuntsxCat
Minister für Territorium und Nachhaltigkeit
Damià Calvet
Damià Calvet
Damià Calvet JuntsxCat
Ministerin der Justiz
Ester Capella
Ester Capella
Ester Capella ERC
Minister/in für Unternehmen und Wissen
Maria Àngels Chacón
Maria Àngels Chacón
Maria Àngels Chacón

bis 3. September 2020

JuntsxCat
Ramon Tremosa i Balcells

ab 3. September 2020

Parteilos
Minister für Arbeit, Soziales und Familie
Chakir El Homrani
Chakir El Homrani
Chakir El Homrani ERC
Ministerin für Landwirtschaft, Viehzucht, Fischerei und Ernährung
Teresa Jordà
Teresa Jordà
Teresa Jordà ERC
Minister des Äußeren für institutionelle Beziehungen und Transparenz
Ernest Maragall
Ernest Maragall
Ernest Maragall

bis 23. November 2018

ERC
Alfred Bosch Pascual

23. November 2018 bis 10. März 2020

ERC
Bernat Solé Barril

seit 21. März 2020

ERC
Ministerin für Gesundheit
Alba Vergés
Alba Vergés
Alba Vergés ERC
Minister für digitale Politik und öffentliche Verwaltung
Jordi Puigneró
Jordi Puigneró
Jordi Puigneró JuntsxCat
Generalsekretär der Regierung
Víctor Cullell i Comellas JuntsxCat

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Catalan speaker nominates Puigdemont to be next Catalan premier. El País, 22. Januar 2018, abgerufen am 24. Februar 2019.
  2. Catalonia's Puigdemont cannot lead from abroad, court rules. BBC News, 27. Januar 2018, abgerufen am 24. Februar 2019.
  3. Puigdemont to Seek Approval to Attend Catalan Parliament. Bloomberg News, 28. Januar 2018, abgerufen am 24. Februar 2019.
  4. Carles Puigdemont gives up candidacy for Catalan presidency. Deutsche Welle, 1. März 2018, abgerufen am 24. Februar 2019.
  5. Catalonia crisis: Jailed activist Jordi Sanchez drops candidacy. BBC News, 21. März 2018, abgerufen am 24. Februar 2019.
  6. Catalan parties propose third potential leader in race against courts. The Guardian, 22. März 2018, abgerufen am 24. Februar 2019.
  7. Sam Jones: Spanish court remands Catalan presidential candidate in custody. The Guardian, 23. März 2018, abgerufen am 24. Februar 2019.
  8. Catalan parliament accepts Puigdemont voting by proxy. Catalan News, 3. April 2018, abgerufen am 24. Februar 2019.
  9. Jailed pro-independence leaders urge forming a government. Catalan News, 26. April 2018, abgerufen am 24. Februar 2019.
  10. Separatist Torra als Regierungschef vereidigt. 17. Mai 2018, abgerufen am 24. Februar 2019.
  11. Regionalpräsident Torra beruft Inhaftierte ins Kabinett. Die Zeit, 20. Mai 2018, abgerufen am 24. Februar 2019.
  12. Catalonia: Madrid's direct rule ends with new Catalan government. BBC News, 2. Juni 2018, abgerufen am 24. Februar 2019.
  13. Spaniens Oberster Gerichtshof: Amtsverbot für Kataloniens Ministerpräsident Quim Torra. 28. September 2020, abgerufen am 3. Juni 2021.