Reichental (Gernsbach)

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Reichental
Stadt Gernsbach
Wappen von Reichental
Koordinaten: 48° 44′ N, 8° 23′ OKoordinaten: 48° 43′ 44″ N, 8° 23′ 26″ O
Höhe: 384 m
Fläche: 47,2 km²
Einwohner: 707 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 15 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1975
Postleitzahl: 76593
Vorwahl: 07224
Reichental
Reichental

Reichental ist ein Stadtteil von Gernsbach im Landkreis Rastatt, Baden-Württemberg.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Schwarzwaldort liegt unterhalb des 988 m hohen Hohloh im Tal des Reichenbachs, eines Zuflusses der Murg. Die den Ort durchquerende Landesstraße 76b führt von Gernsbach-Hilpertsau, nach einem ab dem Reichentaler Ortsausgang sehr steilen und kurvenreichen Anstieg, über Kaltenbronn ins Enztal nach Enzklösterle und Bad Wildbad.

Landschaftlich prägend sind, neben den umgebenden Wäldern, terrassenartig ausgebaute Wiesen und Felder an den Abhängen rund ums Dorf sowie steil ansteigende Wiesentäler. Eine kulturgeschichtliche Besonderheit und im gesamten Schwarzwald nur im Bereich des mittleren Murgtals im Umfeld von Gernsbach bis Forbach zu finden, sind die gerade auch für Reichental typischen sogenannten „Heuhüttentäler“. Aufgrund der beengten Tallage musste das Heu für die Winterfütterung auf den Wiesenflächen weiter oben gelagert werden. Erstmals erwähnt wurden diese Hütten in einem Visitationsbericht aus dem Jahr 1683. Der Überlieferung nach brachten Tiroler Holzhauer die sonst nur im alpinen Raum zu findende Bauweise mit, als sie sich, insbesondere nach den starken Bevölkerungsverlusten im Dreißigjährigen Krieg, im Murgtal ansiedelten.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Reichental wurde 1339/40 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Hauptlebensgrundlage des Dorfs waren in der Vergangenheit die großen Waldflächen. Ein Feuer vernichtete am Palmsonntag 1622 die meisten Häuser und die Mahlmühle des Dorfs. Erst im Laufe des 18. Jahrhunderts konnte sich Reichental davon erholen.[3] 1897 wurde mit dem Bau der Kirche St. Mauritius begonnen, die 1898 fertiggestellt und im Jahr 1900 durch Friedrich Justus Knecht geweiht wurde.[4] Den Hochaltar und den Marien-Seitenaltar der Mauritiuskirche hatte 1901 Franz Joseph Simmler geschaffen, die fehlenden beiden Flügel fertigte 1907 die Kunstwerkstätte Gebrüder Moroder.[5]

Am 1. Januar 1975 wurde Reichental nach Gernsbach eingemeindet.[6] Im Juli 2015 feierte der Stadtteil 675-jähriges Jubiläum.[7]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ortschaftsrat Reichental ist neben dem Gemeinderat ein eigenständiges Gremium. Er hat ein Vorschlagsrecht in allen Angelegenheiten, die den Stadtteil Reichental betreffen. Vorsitzender des Gremiums ist der Ortsvorsteher, Guido Wieland, BvR + SPD.

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In gespaltenem Schild vorne in Gold der lateinische schwarze Großbuchstabe R, hinten in Silber auf grünem Boden eine grüne Tanne mit schwarzem Stamm.

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Christus-Skulptur, Teil der Ölberggruppe von Peter Valentin aus dem Jahr 1923 am Ortseingang[8]

Im ehemaligen Dorfsägewerk ist das Waldmuseum eingerichtet, das über die Geschichte des Waldes und dessen Bewirtschaftung informiert.[9]

Reichental ist auf Grund der malerischen Lage, der Dorfarchitektur mit vielen Fachwerkhäusern und der Nähe zum Produktionsstandort Baden-Baden ein Drehort von Fernsehserien und -filmen wie Die Fallers und Die indische Ärztin (1994–1996, mit Rosel Zech).

Durch Reichental verlaufen die Wanderwege Gernsbacher Runde und Murgleiter. Von Reichental führt der Kunstweg am Reichenbach nach Hilpertsau. Über Kaltenbronn und den Hohloh verlaufen die Fernwanderwege Westweg und Mittelweg.

Panoramablick von Norden über Reichental

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Friedbert Zapf: 1340–2015 – Reichental – Geschichten eines Dorfs im Wandel. Casimir Katz Verlag, Gernsbach 2015.
  • Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Landkreis Rastatt und Landesmedienzentrum Baden-Württemberg (Hrsg.): Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg – Der Landkreis Rastatt. Band 2, Jan Thorbecke Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-7995-1364-7, S. 79–152, insbes. 122–125.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Reichental – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gernsbach in Zahlen, Stadt Gernsbach, abgerufen am 11. April 2023.
  2. Angelika Schwabe-Braun: Die Heustadel-Wiesen in nordbadischen Murgtal - Geschichte, Vegetation, Artenschutz. Sonderdruck aus Veröffentlichungen für Naturschutz und Landespflege in Baden-Württemberg. Band 55/65 (1982), Karlsruhe 1983, ISBN 3-88251-072-0, S. 175.
  3. Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Landkreis Rastatt und Landesmedienzentrum Baden-Württemberg (Hrsg.): Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg – Der Landkreis Rastatt. Band 2, Jan Thorbecke Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-7995-1364-7, S. 122 ff.
  4. Kirche „St. Mauritius Reichental“. kath-gernsbach.de, abgerufen am 27. Juni 2016.
  5. Werner Scheurer: Die Altäre der Offenburger Altarbauer Moroder. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 36/37, 2017/2018 (2021), S. 147–182, hier: S. 175.
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 483.
  7. 675 Jahre Reichental. Offizielle Internetpräsenz des Dorffestes (Memento vom 9. Januar 2016 im Internet Archive)
  8. Clemens Kieser, Karlfriedrich Ohr, Wolfgang Stopfel, Martin Walter: Kunst- und Kulturdenkmale im Landkreis Rastatt und in Baden-Baden. Konrad-Theiss Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-8062-1599-5, S. 223.
  9. Waldmuseum Reichental. Stadt Gernsbach, abgerufen am 9. Mai 2019.