Reichstagswahlkreis Königreich Sachsen 16

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Die Wahlkreisaufteilung des Deutschen Reichs.

Der Reichstagswahlkreis Königreich Sachsen 16 (in der reichsweiten Durchnummerierung auch Reichstagswahlkreis 300; auch Reichstagswahlkreis Chemnitz genannt) war der sechzehnte Reichstagswahlkreis für das Königreich Sachsen für die Reichstagswahlen im Deutschen Reich und im Norddeutschen Bund von 1867 bis 1918.

Wahlkreiszuschnitt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Wahlkreis umfasste die Stadt Chemnitz; Amtshauptmannschaft Chemnitz ohne die Gemeinde Euba und Gemeinde Kemtau der Amtshauptmannschaft Chemnitz.

Dies entsprach ursprünglich der Stadt Chemnitz und dem Gerichtsamtsbezirk Chemnitz.

Der Wahlkreis war eine Parteihochburg der SPD.

Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner
1890 223.335
1895 247.264
1900 276.874
1905 313.716
1910 358.786
Berufszugehörige Männer
Landwirtschaft Industrie und Gewerbe Handel und Dienstleistungen
1895 5,0 70,7 24,3
1907 2,4 72,1 25,5
Konfession
Evangelisch Katholisch
1890 94,6 4,3
1905 94,0 4,9
1910 93,5 5,1

Abgeordnete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wahl Abgeordneter Partei Bild
Reichstagswahl Februar 1867 bis August 1867 Franz Xaver Rewitzer DFP
Reichstagswahl August 1867 bis 1871 Friedrich Wilhelm Emil Försterling LADAV
Reichstagswahl 1871 bis 1874 Richard Ludwig DFP 0
Reichstagswahl 1874 bis 1878 Johann Most SDAP, SAP
Reichstagswahl 1878 bis 1881 Louis Wilhelm Vopel NLP 0
Reichstagswahl 1881 bis 1887 Bruno Geiser SAP
Reichstagswahl 1887 bis 1889 Ernst Otto Clauß NLP 0
Reichstagswahl 1890 bis 1907 Max Schippel SAP/SPD
Ersatzwahl 1906 bis 1918 Gustav Noske SPD

Wahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1867 (Februar)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fand ein Wahlgang statt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 14.870.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Franz Xaver Rewitzer F 9198 0 0

1867 (August)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fanden zwei Wahlgänge statt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug in der Stichwahl 10.493. Das Ergebnis der Stichwahl war:

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Friedrich Wilhelm Emil Försterling S (Lass) 5512 0 0

Försterling legte das Mandat am 5. April 1870 nieder. Eine Ersatzwahl fand nicht mehr statt.

1871[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fand ein Wahlgang statt. 24.488 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der gültigen Stimmen betrug 11.744, 79 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 48,3 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Richard Ludwig F 7761 0 0
Wilhelm Bracke S (Eis) 2972 0 0
0 S 987 0 0
0 Sonstige 24 0 0

1874[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fand ein Wahlgang statt. 28.132 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der gültigen Stimmen betrug 17.688, 108 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 63,3 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Johann Most S (Eis) 10.084 0 0
Eras F 7479 0 Handelskammersekretär, Breslau
0 Sonstige 125 0 0

1877[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fand ein Wahlgang statt. 30.855 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der gültigen Stimmen betrug 22.087, 69 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 71,8 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Johann Most S 12.117 0 0
Franz Duncker F 6812 0 0
Böttger K 3154 0 Regierungsrat
0 Sonstige 4 0 0

1878[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fand ein Wahlgang statt. 31.093 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der gültigen Stimmen betrug 23.733, 51 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 76,6 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Louis Wilhelm Vopel NLP 13.842 0 0
Johann Most S 9899 0 0
0 Sonstige 14 0 0

Vopel trat am 12. Juli 1879 aus der Fraktion aus und schloss sich am 27. Februar 1880 der Liberalen Gruppe an.

1881[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fanden zwei Wahlgänge statt. 33.022 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der gültigen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 21.623, 144 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 65,9 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Bruno Geiser S 10.256 0 0
Karl Hecker Lib 6301 0 Kommerzienrat
Karl Roth LibV 5053 0 0
0 Sonstige 13 0 0

In der Stichwahl wurden 25.965 gültige Stimmen abgegeben, 188 waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 79,3 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Bruno Geiser S 14.367 0 0
Karl Hecker Lib 11.418 0 Kommerzienrat

1884[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fand ein Wahlgang statt. 36.620 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 24.420, 87 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 66,9 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Bruno Geiser S 14.512 0 0
0 NLP 5762 0 0
0 F 4123 0 0
0 Sonstige 23 0 0

1887[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fand ein Wahlgang statt. 39.786 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 33.602, 191 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 84,9 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Ernst Otto Clauß NLP 18.221 0 0
0 S 15.356 0 0
0 Sonstige 25 0 0

Ernst Otto Clauß starb am 25. November 1889. Eine Ersatzwahl fand nicht mehr statt.

1890[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kartellparteien NLP und Konservative schlossen mit der DF ein Wahlkreisabkommen. Danach sollten die Linksliberalen den NLP-Kandidaten unterstützen. Im Gegenzug sagten die Kartellparteien zu, den DF-Kandidaten bei den Ersatzwahlen im Landtagswahlkreis Chemnitz I im Januar 1890 zu unterstützten. Dieses Abkommen fand aber keine Unterstützung des sächsischen Wahlvereins der DF und deren Reichsleitung. Entsprechend stellte die DF einen Zählkandidaten auf. Es fand ein Wahlgang statt. 44.659 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 39.502, 62 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 88,5 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Eugen Richter DF 933 2,4 0
Paul Förster DS 413 1,0 0
Oscar Ancke NLP 13.451 31,1 Baumeister, Chemnitz
Max Schippel SPD 24.641 62,5 0
0 Sonstige 0,0 0

1893[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis drei Wochen vor der Wahl sah es nach einer breiten Unterstützung aller bürgerlichen Parteien für André aus. Dann kam es jedoch zu Sonderkandidaturen von DS und FVP. Es fand ein Wahlgang statt. 47.017 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 38.358, 49 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 81,6 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Alfred Klemm DS 4955 13,0 Fabrikant, Raschau
Carl Protze FVP 735 1,9 Kassierer
Heinrich Friedrich Wilhelm André K 9321 24,3 0
Max Schippel SPD 23.296 60,8 0
0 Sonstige 0,0 0

1898[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um die Hegemonie der SPD zu brechen kam es bei dieser Wahl zu einer Unterstützung aller bürgerlichen Parteien für den NLP-Kandidaten. Es fand ein Wahlgang statt. 54.323 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 39.710, 59 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 71,1 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Richard Otto Robert Enzmann NLP 14.734 37,2 Dr., Justizrat, Chemnitz
W. Born parteilos 138 0,3 Ingenieur, Charlottenburg, Impfgegner
Max Schippel SPD 24.772 62,5 0
0 Sonstige 0,0 0

1903[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemäß dem sächsischen Wahlabkommen ihrer Parteien unterstützen Konservative, NLP und DS den NLP-Kandidaten. Es fand ein Wahlgang statt. 61.385 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 51.392, 153 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 83,7 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Theodor Norbert Kellerbauer FVP 3703 7,2 Professor, Chemnitz
Max Langhammer NLP 13.078 25,5 0
Max Schippel SPD 34.266 66,9 0
Felix Porsch Zentrum 188 0,4 0
0 Sonstige 0,0 0

Ersatzwahl 1906[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Max Schippel legte sein Mandat aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit dem Parteivorstand nieder. Konservative und NLP einigten sich auf einen Kandidaten aus den Reihen der Konservativen. Es fand ein Wahlgang statt. 65.785 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 51.186, 103 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 77,8 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Oskar Heinrich Günther FVP 9056 17,7 0
Hugo Ludwig Hermsdorf K 10.397 20,4 Kommerzienrat, Chemnitz
Gustav Noske SPD 31.629 61,9 0
0 Sonstige 0,0 0

1907[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Bemühen um einen gemeinsamen Kandidaten aller bürgerlichen Parteien blieb vergeblich. Kickelhayn trat als gesamtliberaler Kandidat mit Unterstützung der FVP an, Limmer mit Unterstützung des BdL, des DR und der Konservativen. Es fand ein Wahlgang statt. 67.652 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 58.368, 145 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 86,3 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Johannes Limmer K 4869 8,4 Rechtsanwalt
Paul Otto Kickelhayn NLP 18.645 32,0 0
Gustav Noske SPD 34.547 59,3 0
Matthias Erzberger Zentrum 155 0,3 0
0 Sonstige 0,0 0

1912[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erneut konnten sich die bürgerlichen Parteien nicht einigen und es kam zur Kandidatur von Kickelhayn als gesamtliberalem Kandidaten gegen den konservativen Burger, der von den anderen bürgerlichen Parteien unterstützt wurde. Es fand ein Wahlgang statt. 78.912 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 65.764, 264 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 83,3 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Ernst Martin Hugo Burger K 6842 10,5 Fabrikdirektor, Chemnitz
Paul Otto Kickelhayn NLP 16.506 25,2 0
Gustav Noske SPD 42.000 64,1 0
Matthias Erzberger Zentrum 144 0,2 0
0 Sonstige 0,0 0

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Carl-Wilhelm Reibel: Handbuch der Reichstagswahlen 1890–1918. Droste Verlag, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-7700-5284-4, S. 1171–1174.
  • Fritz Specht: Die Reichstags-Wahlen von 1867 bis 1903 : eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnisse der gewählten Abgeordneten, 2. Auflage 1904, S. 228–229.
  • L. Gerschel: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1883, 1883, S. 142, Digitalisat.