Richard Jungclaus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
R. Jungclaus, hier im Rang SS-Gruppenführer

Richard Jungclaus (* 17. März 1905 in Freiburg/Elbe; † 15. April 1945 in Zavidovići) war ein deutscher SS-Gruppenführer und ein Generalleutnant der Polizei (1943) sowie Höherer SS- und Polizeiführer (HSSPF) Belgien-Nordfrankreich.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jungclaus, Sohn eines Kaufmanns, absolvierte nach der Schulzeit eine Lehre als Textilkaufmann und übernahm das väterliche Geschäft.[1] Er trat zum 1. September 1930 in die NSDAP (Mitgliedsnummer 305.661)[2] sowie im selben Jahr in die SA ein und wechselte 1931 von der SA zur SS (SS-Nummer 7.368). Ab 1934 war er hauptamtlich für die SS in verschiedenen Funktionen tätig: unter anderem von Oktober 1937 bis November 1938 Kommandant der 12. SS-Standarte in Niedersachsen und anschließend bis April 1942 Kommandant des SS-Abschnitts IV.[3]

Von August 1940 bis April 1942 war er bei der niederländischen SS als Berater tätig, anschließend bis August 1944 Leiter der Brüsseler „Dienststelle Jungclaus“ als Beauftragter Heinrich Himmlers für Volkstumsfragen und zur Betreuung der flämischen SS.[4]

Vom 1. August 1944 bis zum 16. September 1944 war Jungclaus HSSPF Belgien-Nordfrankreich und ab 14. August 1944 militärischer Befehlshaber Belgien-Nordfrankreich. Als sich nach der Landung in der Normandie die alliierten Truppen Brüssel näherten, befahl Jungclaus, 5000 politische Gefangene als Geiseln nach Deutschland zu deportieren. Am 3. September stoppte Jungclaus den bereits begonnenen Abtransport und ordnete an, die Gefangenen dem Roten Kreuz zu übergeben. Zuvor war unter anderem der Chirurg Werner Wachsmuth für die Freilassung der Gefangenen eingetreten, da er um die Sicherheit deutscher Verwundeter fürchtete, die nicht mehr aus Brüssel evakuiert werden konnten. Nach Angaben von Wachsmuth wurde Jungclaus am 16. September von Himmler persönlich degradiert[5] und als SS-Hauptsturmführer zur Waffen-SS eingezogen. Jungclaus fiel als Angehöriger der 7. SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division „Prinz Eugen“ bei Kampfhandlungen in Jugoslawien Mitte April 1945.[1]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jungclaus’ SS- und Polizeiränge
Datum Rang
April 1935 SS-Sturmbannführer
November 1936 SS-Obersturmbannführer
September 1937 SS-Standartenführer
Mai 1940 SS-Untersturmführer der Reserve (Waffen-SS)
April 1941 SS-Oberführer
August 1941 SS-Obersturmführer der Reserve (Waffen-SS)
April 1942 SS-Brigadeführer
Juli 1943 Generalmajor der Polizei
November 1943 SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei
Ende 1944 SS-Hauptsturmführer der Reserve (Waffen-SS)

Als SS-Führer

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ruth Bettina Birn: Die Höheren SS- und Polizeiführer. Himmlers Vertreter im Reich und in den besetzten Gebieten. Droste Verlag, Düsseldorf, 1986, ISBN 3-7700-0710-7.
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. aktualisierte 2. Auflage, Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.
  • Henning Müller: Richard Jungclaus. In: Jan Lokers u. a. (Hrsg.): Lebensläufe zwischen Elbe und Weser: ein biographisches Lexikon, Bd. II. Landschaftsverband der Ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, Stade 2010, ISBN 978-3-931879-46-4, S. 164–169.
  • Henning Müller: Die traurige Karriere des Richard Jungclaus: „Überfälle und Morde wurden sofort... mittels Erschießung gesühnt“. In: Jahrbuch der Männer vom Morgenstern, Bd. 91. Bremerhaven 2013, ISBN 978-3-931771-91-1, S. 81–100.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Ruth Bettina Birn: Die Höheren SS- und Polizeiführer. Himmlers Vertreter im Reich und in den besetzten Gebieten. Düsseldorf 1986, S. 333.
  2. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/18670882
  3. Richard Jungclaus auf www.dws-xip.p
  4. Burkhard Dietz, Helmut Gabel, Ulrich Tiedau: Griff nach dem Westen: Die „Westforschung“ der völkisch-nationalen Wissenschaften zum nordwesteuropäischen Raum (1919–1960). Waxmann Verlag 2003, ISBN 3-8309-1144-0, S. 463 f.
  5. Karl Philipp Behrendt: Die Kriegschirurgie von 1939–1945 aus der Sicht der Beratenden Chirurgen des deutschen Heeres im Zweiten Weltkrieg. Dissertation an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg 2003, S. 248 f. (PDF, 2,2 MB).