Riedisheim

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Riedisheim
Riedisheim (Frankreich)
Riedisheim (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Grand Est
Département (Nr.) Haut-Rhin / Europäische Gebietskörperschaft Elsass (68)
Arrondissement Mulhouse
Kanton Rixheim
Gemeindeverband Mulhouse Alsace Agglomération
Koordinaten 47° 45′ N, 7° 22′ OKoordinaten: 47° 45′ N, 7° 22′ O
Höhe 232–345 m
Fläche 6,96 km²
Einwohner 12.163 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 1.748 Einw./km²
Postleitzahl 68400
INSEE-Code

Kirche St. Afra, ein mittelalterlicher Vorgängerbau kam 1354 in den Besitz des Deutschen Ordens[1]

Riedisheim (elsässisch Riedese) ist eine französische Stadt mit 12.163 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Haut-Rhin in der Region Grand Est (bis 2015 Elsass). Sie gehört zum Arrondissement Mulhouse und zum Kanton Rixheim.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gemeindegebiet Riedisheims schließt unmittelbar südöstlich an die Innenstadt von Mülhausen an. Im Norden der Gemeinde verläuft der Canal du Rhône au Rhin (deutsch Rhein-Rhône-Kanal). Riedisheim liegt etwa 30 Kilometer von Basel (Schweiz) entfernt und nach Müllheim (Deutschland) beträgt die Entfernung etwa 20 Kilometer.

Nachbargemeinden von Riedisheim sind Illzach im Norden, Rixheim im Osten, Bruebach im Süden, Brunstatt-Didenheim im Südwesten sowie Mülhausen im Westen und Nordwesten.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das erste Mal wurde Riedisheim im Jahr 1004 unter dem Namen Rudinisheim erwähnt. Jüngere Formen des Ortsnamens sind Rûdeshein (1278–1493), Redishein (1441), Rûdishein (1489), Rûdessheim (1498), Riedesser Bann (1534) und Rüediszheim (1557)[2] Seit 1832 trägt der Ort seinen heutigen Namen.

In Riedisheim, das damals ein zur Herrschaft Altkirch gehöriges Lehen war, fand 1361 ein Inhaberwechsel von der Familie Berkheim zur Familie vom Huse statt.[3] Im 15. Jahrhundert kam der Ort auf Veranlassung von Kaiser Maximilian I. an die Herren von Thierstein. Das Wappentier des Stadtwappens, eine Hirschkuh,[2] wurde vom Wappen dieser Familie übernommen.

Im Jahr 1495 fiel auch der Nachbarort Brunstatt an die Thierstein. In deren Rechte trat 1523 Gabriel von Salamanca, ein spanischer Adliger, der zu diesem Zeitpunkt der Stammherr der ursprünglich aus Kärnten stammenden Grafen von Ortenburg war.[4] Riedisheim und Brunstatt waren 1581 von den Ortenburg für eine Summe von 600 Florin an die Stadt Mülhausen verpfändet worden. Da die Zinsen pünktlich bezahlt wurden, streckte die Stadt dem jungen Grafen Bernhard zusätzlich 2000 Sonnenkronen und dann noch einmal 8400 Florin vor. Als die Grafen in den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs zahlungsunfähig wurden und die Zinszahlungen ausblieben, beantragte die Stadt 1632 beim schwedischen Reichskanzler Oxenstirn, ihr die verpfändeten Dörfer und zur Tilgung der Gesamtschuld zusätzlich noch das Dorf Pfaffstatt zu übereignen.[5] Da noch andere Gläubiger ihre Rechte geltend machten, kam es zu einem Gerichtsprozess, an dessen Ende Brunstatt 1647 den Herren von Vignancourt zugesprochen wurde, denen König Ludwig XIV. zuvor bereits die Herrschaft Mörsburg gegeben hatte. Die Stadt Mülhausen hielt ihren Anspruch offen, doch 1652 traten ein Herr Seneka Schreiber und die Augsburger Fugger-Erben als weitere Gläubiger mit einer Forderung von 50.000 Gulden auf, die ihnen die königliche Regierung zu Breisach auch gewährte. Dorf und Schloss Brunstatt, einschließlich Riedisheim, wurden im Jahr 1655 dem Solothurner Ratsherrn Martin Besenwald oder Bösenwald für 48.000 Gulden überlassen.[4] Die Familie Besenwald befand sich noch 1780 im Besitz von Riedisheim.[5]

Von 1871 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges gehörte Riedisheim als Teil des Reichslandes Elsaß-Lothringen zum Deutschen Reich und war dem Kreis Mülhausen im Bezirk Oberelsaß zugeordnet.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 1921
Jahr Einwohner Anmerkungen
1793 1012 [6]
1806 922 [6]
1821 1005 Dorf[7]
1846 1420 [6]
1866 2062 [8][6]
1871 1950 am 1. Dezember[9]
1885 2649 [10]
1890 2765 in 394 Häusern mit 596 Haushaltungen, davon 2549 Katholiken und 216 Protestanten (eine Militärperson)[10][11]
1905 4586 [12] nach anderen Angaben 4584 Einwohner[11]
1910 5678 am 1. Dezember, auf einer Fläche von 666 ha[13][11][14]
1921 5777 [6]
Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2007 2019
Einwohner 8483 9811 12.403 12.175 11.868 12.101 12.092 12.520

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kirche Notre-Dame auf dem Gelände des ehemaligen Redemptoristen-Klosters (Rue de la Wanne)
  • Kirche Sainte-Afre in der Rue du Maréchal Foch
  • Die reformierte Protestantische Kirche (EPRAL) in der Rue de la Marne
  • Kirche Saint-Jean-Baptiste aus dem Jahr 1982 in der Rue de Habsheim
  • Restauriertes Lavoir gegenüber der Kirche Sainte-Afre
  • Villa Bienstock

Städtepartnerschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1987 besteht eine Städtepartnerschaft zwischen Riedisheim und der deutschen Stadt Munderkingen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Le Patrimoine des Communes du Haut-Rhin. Flohic Editions, Band 1, Paris 1998, ISBN 2-84234-036-1, S. 541–543.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Riedisheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Riedisheim, in: Eugen A. Meier: Rund um den Baselstab, Springer Basel AG, 1978 (Leseprobe, abgerufen am 30. März 2022).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Theobald Walter: Zur Geschichte des Deutschritterordens im Oberelsass, in: Jahrbuch für Geschichte, Sprache und Literatur Elsass-Lothringens, 14. Jahrgang, Straßburg 1898, S. 3–55, insbesondere S. 41.
  2. a b Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band II, Friedrich Bull, Straßburg 1881, S. 560.
  3. Die alten Territorien des Elsaß nach dem Stand vom 1. Januar 1648. Mit Ortsverzeichnis und zwei Kartenbeilagen. Statistische Mittheilungen über Elsaß-Lothringen, Heft 27. Herausgegeben vom Statistischen Bureau für Elsaß-Lothringen. Verlag M. DuMont-Schauberg, Straßburg 1896, S. 32–33.
  4. a b August Stöber: Das vordere Illthal, nebst einem Anhang über das ehemalige Schloss Brunnstadt, topographisch und historisch geschildert, J. P. Rißler, 2. Auflage, Mülhausen 1861, S. 127–128.
  5. a b Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten, Basel 1782, S. 75–76.
  6. a b c d e Cassini: Bevölkerungsentwicklung seit 1793
  7. Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass. Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente, Zweiter Theil, Johann Heinrich Heitz, Straßburg 1825, S. 144.
  8. Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Sp. 51
  9. Gustav Neumann: Das Deutsche Reich in geographischer, statistischer und topographischer Beziehung, Band II, Grg. Ferd. Otto Müller, Berlin 1874, S. 528, rechte Spalte.
  10. a b Statistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Die Bewegung der Bevölkerung in Elsaß-Lothringen, Druck von M. DuMont-Schauberg, Straßburg 1893, S. 64–65.
  11. a b c Michael Rademacher: Landkreis Mülhausen, Elsaß-Lothringen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  12. Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 16, Leipzig/Wien 1908, S. 916.
  13. Riedisheim, Kreis Mülhausen, Elsass-Lothringen, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer alten Landkarte der Umgebung von Riedisheim).
  14. Kreis Mülhausen, Elsass-Lothringen - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)