Robert Christian Bachmann

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Robert Christian Bachmann (* 15. November 1944; † 21. November 2019[1]) war ein Schweizer Dirigent, Komponist und Verleger.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Robert Christian Bachmann erhielt im Alter von fünf Jahren Klavierunterricht bei dem Schweizer Musiker und Komponisten Alfred Leonz Gassmann, später am Luzerner Konservatorium. Sein Dirigier- und Musikstudium absolvierte er 1968 als Meisterschüler bei Herbert Ahlendorf am Berliner Konservatorium, vormals bekannt als Stern’sches Konservatorium, und an der Musikhochschule Berlin.

Als junges Talent fiel er beim Lucerne Festival 1961/1962 Rafael Kubelík auf. Beim Concours international de jeunes chefs d’orchestre de Besançon erhielt er 1965 eine Anerkennung. Beim Festival International des Jeunes Artistes in Leysin debütierte er mit Beethovens Symphonie Nr. 8. 1966 erhielt er eine Einladung zur Assistenz bei Ljubomir Romansky am Musiktheater im Revier. 1980 gab er sein Debüt in London. Seitdem arbeitete er mit britischen Orchestern wie dem Philharmonia Orchestra, dem London Philharmonic Orchestra und dem Royal Philharmonic Orchestra (RPO), das er 1989 erstmals selbst dirigierte, zusammen. Die Zusammenarbeit mit dem RPO führte zu einer Aufführung und Einspielung aller Symphonien von Johannes Brahms und des Werks von Anton Bruckner. 1992 führte eine Einladung der Zagreber Philharmoniker zu einem «Konzert für Freiheit und Frieden für Kroatien und den Balkan». 1993 wurde Robert Christian Bachmann künstlerischer Leiter des Budapester Pfingstfestivals, wo er die Budapester Symphoniker und die Budapester Philharmoniker dirigierte. Zahlreiche Aufnahmen für CD und Fernsehen resultierten aus dieser Zusammenarbeit. 1999 arbeitete Bachmann mit dem Russischen Nationalorchester in Moskau zusammen und führte die Symphonien von Anton Bruckner auf.

Der ungarische Primas Péter Kardinal Erdő ernannte Bachmann zum Professor für Musik an der Katholischen Péter-Pázmány-Universität in Budapest. Seit 2007 war Bachmann Direktor des von ihm gegründeten St. Gellert-Instituts für Musik und Ethik an der Theologischen Hochschule Ferenc Gál am Domplatz von Szeged. Er war künstlerischer Leiter und Chefdirigent dieses an die Hochschule Ferenc Gál angegliederten Instituts und des St. Gellert-Festivals im Münster von Szeged.

Bachmann war verheiratet mit Lovice Mária Ullein-Reviczky[1]. Sie ist die Tochter von Antal Ullein-Reviczky, der in Guerre Allemande, Paix Russe: Le Drame Hongrois die Rolle Ungarns im Zweiten Weltkrieg beschreibt.[2] Nach der Machtübernahme in Ungarn und Enteignung durch die Kommunisten lebte Antal Ullein-Reviczky nach 1947 mit seiner Tochter in London im Exil und verstarb dort 1955.[3][4]

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs übersiedelte Lovice Mária mit ihrem Ehemann Bachmann in die ungarische Heimat, wo durch Restitution ein 1822 erbautes klassizistisches Schloss in Kelecsény erworben und renoviert wurde.[5] Bachmann war Präsident der Antal Ullein-Reviczky-Stiftung, die das Schloss als Gedenkstätte verwaltet, seine Frau Geschäftsführerin.[6] Mit seinem ein Jahr jüngeren Bruder Thomas Tobias Bachmann[7] bestand eine enge Zusammenarbeit über die Orbitex AG,[8][9] die aufwendige Aufführungen seiner Kompositionen ULURU, Rotation 90°N und andere Arbeiten über Bachmanns Musiklabel ARVA classics bis zum Ableben unterstützte. Unter anderem wurde von Bachmann die Renovierung der Kathedrale von Szeged über die Orbitex AG gefördert. Die Brüder Robert und Thomas Bachmann erhielten danach durch Papst Benedikt XVI. im November 2006 den Gregoriusorden.[10]

Als Musikwissenschaftler und Verleger wurde Bachmann bekannt mit mehreren Büchern, Nachschlagewerken und Publikationen zu herausragenden künstlerischen Persönlichkeiten. Das St. Gellert-Institut für Musik und Ethik wurde Anfang des Jahres 2020 aufgelöst, die Website des Instituts gelöscht.

Bachmann wurde in Magyarnándor-Kelecsény beigesetzt.[1]

Ehrungen und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Orden des heiligen Gregor des Großen (Komtur) durch Papst Benedikt XVI. für «seine Arbeit, christliche Verständnisse und Werte auf dem Gebiet der Kultur zu verbreiten, und für seinen Beitrag zur Förderung der Harmonie zwischen Nationen und Völkern sowie für seine Wirksamkeit zur Förderung von interkultureller Verständigung». (2006)
  • Pro Cultura Hungarica für «Förderung der Werte der ungarischen Kultur im Ausland sowie die Bereicherung der kulturellen Beziehungen zwischen der ungarischen Nation und anderen Ländern» (2011)
  • Ungarischer Verdienstorden (Offizier) durch den ungarischen Präsidenten János Áder für «seine unschätzbaren Verdienste um die Förderung der kulturellen Beziehungen zwischen Ungarn und anderen Nationen und um die Unterstützung der ungarischen Kultur» (2012)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Traueranzeige Robert Christian Bachmann. In: Neue Zürcher Zeitung. 14. Dezember 2019.
  2. Antal Ullein-Reviczky: Guerre Allemande, Paix Russe: Le Drame Hongrois. Éditions de la Baconniere, Neuchâtel 1947.
  3. Antal Ullein-Reviczky: German War – Russian Peace – The Hungarian Tragedy. Helena History Press, 2014 (englisch), Übersetzung von Lovice Mária Ullein-Reviczky, ISBN 978-0-9859433-4-9.
  4. Interview mit Lovice-Maria-Ullein-Reviczky zu German War – Russian Peace – The Hungarian Tragedy.
  5. Die Restitution von Schloss Kelecsény
  6. Lovice Mária Ullein-Reviczky und Robert Bachmann laden in das Kelecsény Schloss ein.
  7. Keeping Up With The Bachmanns: RWR Design Ltd. Info zu Thomas T. Bachmann auf hauteliving.com/.
  8. Skandal: Fall Orbitex spitzt sich zu. In: finanzen.net. 29. Januar 2002 (Portfolio der Orbitex AG).
  9. Beat Balzli: Nachbeben im Depot. In: Der Spiegel. 17. März 2002 (Tätigkeit der Orbitex).
  10. [1] Pressefoto Magyarkurir: Thomas T. und Robert C. Bachmann mit Frau Lovice Mária Ullein-Reviczky und dem päpstlichen Nuntius nach der Überreichung der Orden des heiligen Gregor des Großen (Großkreuz-Ritter an Thomas Bachmann, Komtur an Robert Bachmann).