Roland Bocquet

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Hugo Erfurth: Roland Bocquet

Roland Bocquet (eigentlich Hugh Rowland Bocquet, * 3. Juni 1878 in Saharanpur, Indien; † 16. Oktober 1956 in Zürich) war ein britischer, in Dresden ansässiger Komponist und Pianist.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Roland Bocquet wurde als Sohn des britischen Eisenbahningenieurs William Sutton Bocquet (1848–1889)[1] und dessen Ehefrau Jessie Van Zuylen van Nyevelt de Gasbeke, einer flämischen Baronesse, geboren. Er begann zunächst eine Offizierslaufbahn bei den Royal Engineers, wechselte jedoch bald zu Musik.[2] 1900 siedelte er nach Dresden über, wo er als Komponist und Liedbegleiter tätig war. Im Winter 1906/1907 bekam er Besuch von Arnold Bax, der ihm die Ballade The Twa Corbies widmete. Mit dem an der Dresdner Oper engagierten Sänger Leon Rains (1870–1954)[3] unternahm Bocquet 1913 eine Tournee durch die USA, wobei auch seine eigenen Werke aufgeführt wurden. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs war er bis 1918 im Internierungslager Ruhleben (Berlin) interniert. Anschließend kehrte er nach Dresden zurück und wurde 1936 Professor für Musiktheorie am dortigen Konservatorium. Nach dem Krieg siedelte er nach Meißen über, bevor er 1954 in die Schweiz auswanderte. Er starb 1956 in Zürich an einem Herzinfarkt.[4]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Roland Bocquet verfasste über 60 Lieder, u. a. auf Texte von Joseph von Eichendorff, Hermann Hesse, Friedrich Nietzsche, Max Dauthendey, Otto Julius Bierbaum und den Dresdner Lyriker Friedrich Kurt Benndorf, zu dem er auch persönliche Beziehungen unterhielt. Daneben schrieb er zahlreiche, z. T. virtuose Klavierwerke. Am berühmtesten wurde seine Ballade in c-Moll (Dezember 1910), von der auch eine in Ruhleben entstandene Orchesterfassung von Frederick Charles Adler im Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden überliefert ist.

Zu Lebzeiten wurden seine Werke in den großen Musikzentren, in Dresden, Berlin, München, Wien, Paris, London und New York von z. T. namhaften Künstlern – u. a. Erna Berger, Georg Anthes, Max Reger und Adrian Boult – aufgeführt. Die Presse würdigte seine zwischen Tradition und Avantgarde, zwischen Jugendstil und Impressionismus changierende und durch eine große Sinnlichkeit und raffinierte Harmonik gekennzeichnete Musik zumeist sehr positiv. In Dresden existierte die „Roland Bocquet-Gesellschaft“, die sich dem Druck und der Aufführung seiner Werke widmete und nach Kriegsende, 1946, als nicht mehr am Leben aus dem Vereinsregister gelöscht wurde. Vorsitzender der Gesellschaft war zunächst der Rechtsanwalt Franz Benndorf, ab 1927 der Pianist Walter Schaufuß-Bonini.

Partitur von Charles Frederic Adler, Bearbeitung einer Ballade von Roland Bocquet für großes Orchester (Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden Abt. 3037 Nr. 1)

Archivalien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erich H. Muller: Deutsches Musiker-Lexikon. Dresden 1929, Sp. 121
  • Paul Frank, Wilhelm Altmann: Kurzgefasstes Tonkünstler-Lexikon für Musiker und Freunde der Musik. Regensburg 1936
  • Percy Alfred Scholes: The Oxford companion to music: self-indexed and with a pronouncing glossary and over 1,100 portraits and pictures. Oxford: OUP 1955, S. 113
  • Rouven Pons: Esoteriker des Klangs. Das Leben des Dresdner Komponisten Roland Bocquet (1878–1945?). Neues Archiv für Sächsische Geschichte 86 (2015), S. 145–176.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nachruf, abgerufen am 29. Oktober 2014
  2. Sein Studium an der Royal Academy of Music ist nicht nachzuweisen, erwähnt bei Scholes (Lit.)
  3. Leon Rains, biographische Informationen der SLUB
  4. Todesanzeige in der Neuen Zürcher Zeitung vom 19. Oktober 1956 Seite c7. Die Einäscherung fand am 19. Oktober 1956 in Zürich statt, Tagblatt der Stadt Zürich 19. Oktober 1956 Ausgabe 2924. Der Ort der Beisetzung ist unbekannt.