Rommelmühle

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Rommelmühle

Rommelmühle an der Enz, April 2007
Rommelmühle an der Enz, April 2007

Rommelmühle an der Enz, April 2007

Lage und Geschichte
Rommelmühle (Baden-Württemberg)
Rommelmühle (Baden-Württemberg)
Koordinaten 48° 56′ 55″ N, 9° 5′ 55″ OKoordinaten: 48° 56′ 55″ N, 9° 5′ 55″ O
Standort Deutschland Deutschland
Gewässer Enz
Stillgelegt 1996
Zustand Gebäude wird für Dienstleistungen, Einkaufen, Veranstaltungen und Wohnen genutzt
Technik
Nutzung Getreidemühle
Antrieb Wassermühle
Website www.rommelmühle.de

Die unter Denkmalschutz stehende Rommelmühle ist eine ehemalige Wassermühle, die sich an der Enz im Ortsteil Bissingen der Stadt Bietigheim-Bissingen im Landkreis Ludwigsburg in Baden-Württemberg befindet. Das Stauwehr wurde 1325 erstmals urkundlich erwähnt.

Die heutige Mühle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das mächtige siebenstöckige Hauptgebäude bestimmt auch heute noch das Ortsbild Bissingens. Die denkmalgeschützte Klinkerfassade wurde erhalten und nur durch Ergänzungsbauten, Balkone und Öffnungen im Sichtmauerwerk verändert. Die Wohnräume im Innern bestehen aus sich über zwei Ebenen erstreckenden Lofts. In den Turbinenkanälen der ehemaligen Mühle unter dem Gebäude wurden vier Turbinen eingebaut, die mit Wasserkraft Strom erzeugen, der in das Stromnetz eingespeist wird. Die Abwärme der Turbinen wird zum Heizen des Gebäudes genutzt. Ergänzt wird die Energieerzeugung durch ein Gas-Blockheizkraftwerk mit einer Kraftwärmekopplungsanlage, die gleichfalls Strom erzeugt. Die Abwärme wird im Winter zur Heizung und im Sommer zur Kühlung der Gaststätte und des Bio-Supermarkts eingesetzt. Das Regenwasser wird mittels Zisternen der Regenwassernutzung zugeführt.

Die Staustufe und das Wehr sind nahezu unverändert erhalten, der Bereich des Flusses wurde ansonsten weitestgehend renaturiert. Integriert in den Uferbereich wurde ein Biergarten. Die weiteren Bauwerke, wie die Carports, wurden in Fließrichtung des Flusses erstellt, um bei Hochwasser keine weitere Aufstauung zu erzeugen.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Stauwehr wurde 1325 erstmals urkundlich erwähnt.[2] 1475 wird ein Erblehensvertrag zwischen den damaligen Besitzern der Mühle, den Herren von Sachsenheim und dem Pächter geschlossen. Die heute noch vorhandenen Fundamente werden ebenfalls auf diesen Zeitraum datiert. 1854 wurde die Mühle an Karl Rommel verkauft, der sie nach dem Brand 1903 in der heute noch sichtbaren Form neu erbaute. Gleichzeitig ging auch eine – mittlerweile stillgelegte – Anschlussbahn zum Bahnhof Bietigheim in Betrieb. Bereits 1930 brannte die mittlere Teil der Mühle erneut ab, so dass der Maschinenpark erneuert werden konnte. 1939 konnten 24.000 Tonnen Getreide verarbeitet werden, womit die Mühle die leistungsfähigste Württembergs war.[3] Die Stuttgarter Bäckermühlen AG kaufte die Mühle 1976, die bis zur Stilllegung 1996 die größte Mühle Württembergs blieb. Die Produktion wurde in einen am Neckar liegenden Mühlenneubau nach Stuttgart verlagert.[2]

Nach der Aufgabe des Mühlenbetriebs wurde das Gebäude durch die Bauträgergesellschaft Archy Nova für rund 30 Millionen Mark zu einem ökologischen Wohn- und Geschäftsgebäude umgebaut. Neben 40 Wohnungen wurde 1998 ein sich über vier Etagen auf 7900 Quadratmeter erstreckendes Bio-Kaufhaus mit Dienstleistungszentrum eröffnet. Die Umbaukosten für das Gesamtprojekt beliefen sich auf rund 40 Millionen D-Mark Neben Nahrungsmitteln wurden auf 6500 Quadratmetern Verkaufsfläche ökologische Bekleidung und Möbel sowie weitere Artikel angeboten.[2] Das Haus bezeichnete sich selbst als „erstes Öko-Kaufhaus Deutschlands“. Es wurde von dem Immobilienfonds „Rommelmühle GmbH & Co. KG“ (Anfangsvolumen 12,3 Millionen D-Mark) betrieben, der einen Jahresumsatz von 22 Millionen D-Mark erreichen wollte.[4] Das Konzept scheiterte jedoch in Teilen. 2003 meldete das Kaufhaus Insolvenz an, die Wohnungen blieben aber genutzt. 2005 erwarb die Baugenossenschaft Bietigheimer Wohnbau das ehemalige Kaufhaus und wandelte es bis 2007 für Investitionen von rund zehn Millionen Euro in weiteren Wohnraum sowie rund ein Drittel Büro- und Gewerbefläche um.[1][5] Heute sind neben mehreren Dienstleistungsbetrieben ein Bio-Supermarkt sowie ein Gastronomiebetrieb mit Biergarten im Gewerbebereich angesiedelt.[6]

Gebäudekomplex vom Hang im Nordwesten

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Judith Breuer: Rommelmühle in Bissingen. Getreidemühle wird ökologisches Kauf- und Wohnhaus. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 27. Jg. 1998, Heft 2, S. 78ff. (PDF)
  • Frank H. Griesel: Grüner Kaufrausch. In Bietigheim-Bissingen bei Stuttgart hat Europas größtes Umwelt-Erlebnis-Kaufhaus eröffnet. in Greenpeace Magazin 1/1999 (Link)
  • Stefan Kriz: Der Große Wurf. Modellprojekt für Wohnen und Arbeiten. In: ECOregio 3/1996, S. 6–8 (Link; PDF-Datei; 873 kB)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Rommelmühle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Bietigheim-Bissingen: Rommelmühle, In: Portal zur nachhaltigen Innenentwicklung von Städten und Gemeinden in Baden-Württemberg des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur Baden-Württemberg, abgerufen am 3. Februar 2013
  2. a b c Stefan Kriz: Der Große Wurf. Modellprojekt für Wohnen und Arbeiten in: ECOregio 3/1996, Seiten 6–8
  3. Geschichte der Rommelmühle auf der Homepage, abgerufen am 3. Februar 2013
  4. Einkaufstempel mit Bio-Siegel: Viele Ideen – wenig Erfolg In: Immobilien Zeitung 30. September 2003. Abgerufen am 23. November 2015.
  5. Top-Adresse an der Enz: Loftwohnungen in alter Mühle In: Immobilien Zeitung 14. August 2008. Abgerufen am 23. November 2015.
  6. Konzept Archy Nova zur Rommelmühle (PDF-Datei; 699 kB), abgerufen am 3. Februar 2013