Ronneburgit

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Ronneburgit
Rotbraune Kristalle von Ronneburgit mit gelblichweißem Picromerit
(Bildbreite: 2 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1998-069[1]

IMA-Symbol

Rbu[2]

Chemische Formel K2Mn2+[V45+O12]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate, Vanadate (8. Auflage Strunz: Oxide und Hydroxide)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IV/G.01
IV/G.07-049

8.AC.75
47.01.05.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[3]
Raumgruppe P21/n (Nr. 14, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/14.2[4]
Gitterparameter a = 8,183(3) Å; b = 9,247(3) Å; c = 8,651(2) Å
β = 109,74(2)°[4]
Formeleinheiten Z = 2[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,84; berechnet: 2,85
Spaltbarkeit undeutlich
Bruch; Tenazität uneben, spröde
Farbe rötlichbraun
Strichfarbe gelborange
Transparenz durchscheinend
Glanz Diamantglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,925[5]
nβ = 1,960[5]
nγ = 1,988[5]
Doppelbrechung δ = 0,063[5]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Pleochroismus schwach: X = bräunlichorange mit deutlichen roten Tönen, Y = bräunlichorange und Z = bräunlichorange[6]

Ronneburgit (IMA-Symbol Rbu[2]) ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ (ehemals „Oxide und Hydroxide“, siehe Klassifikation) mit der chemischen Zusammensetzung K2Mn2+[V5+4O12][7] und ist damit chemisch gesehen ein Kalium-Mangan-Vanadat.

Ronneburgit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt tafelige bis kurzprismatische Kristalle bis etwa 0,5 mm Größe von rötlichbrauner Farbe und gelboranger Strichfarbe.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals gefunden wurde Ronneburgit 1998 auf der Absetzerhalde des Tagebaus Lichtenberg in der Uran-Lagerstätte bei Ronneburg in Thüringen und beschrieben durch Thomas Witzke, Shenyan Zhen, Karl Seff, Thomas Doering, Lutz Nasdala und Uwe Kolitsch, die das Mineral nach seiner Typlokalität benannten. Als eigenständiges Mineral wurde Ronnebergit von der International Mineralogical Association (IMA) noch im selben Jahr unter der vorläufigen Bezeichnung IMA 1998-069 anerkannt. Die Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse und des anerkannten Namens erfolgte 2001 im Fachmagazin American Mineralogist.

Das Typmaterial des Minerals wird in der Mineralogischen Sammlung der Technischen Universität Bergakademie Freiberg (TU-BA-Freiberg) unter der Sammlungs-Nr. 78908 (HT) aufbewahrt.[8][9]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da der Ronneburgit erst 1998 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet. Einzig im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. IV/G.07-49. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort der Abteilung „Vanadiumoxide (Polyvanadate mit V4+/5+)“, wo Ronneburgit zusammen mit Alvanit, Ankinovichit, Ansermetit, Calciodelrioit, Delrioit, Dickthomssenit, Metadelrioit, Metamunirit, Metarossit, Munirit, Navajoit, Rossit eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe/die „Gruppe“ bildet (Stand 2018).[7]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[10] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Ronneburgit dagegen in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Phosphate usw. ohne zusätzliche Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung mit den Kationen Kalium und Mangan in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen und großen Kationen“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 8.AC.75 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Ronneburgit ebenfalls in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Vanadium-Oxysalze“. Dort ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 47.01.05 innerhalb der Unterabteilung „Vanadium-Oxysalze (Normal VO3)“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kristallstruktur von Ronneburgit mit deutlich erkennbaren, schraubenartig in [101]-Richtung verlaufenden Vanadatketten.
Rot: VO4-Tetraeder, grau: Mn, grün: K.
Kristallstruktur von Ronneburgit. Blick in b-Richtung.

Ronneburgit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/n (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/14.2 mit den Gitterparametern a = 8,183(3) Å; b = 9,247(3) Å; c = 8,651(2) Å und β = 109,74(2)° sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

Die Kristallstruktur besteht aus eckenverknüpften VO4-Tetraedern, die schraubenartige Vierer-Einfachketten in Richtung [101] bilden. Verbunden werden diese Ketten über Kalium- und Mangan-Ionen.[6]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ronneburg bildete sich sekundär aus dem auf der Absetzerhalde deponierten Material des Tagebaus Lichtenberg. Begleitminerale sind unter anderem Epsomit, Gips, Hämatit, Hummerit, Pikromerit.[6]

Bisher (Stand: 2010) konnte das Mineral nur an seiner Typlokalität Lichtenberg bei Ronneburg nachgewiesen werden.[5]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Thomas Witzke, Shenyan Zhen, Karl Seff, Thomas Doering, Lutz Nasdala, Uwe Kolitsch: Ronneburgite, K2MnV4O12, a new mineral from Ronneburg, Thuringia, Germany: Description and crystal structure. In: American Mineralogist. Band 86, 2001, S. 1081–1086 (englisch, rruff.info [PDF; 245 kB; abgerufen am 22. August 2022]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ronneburgite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 22. August 2022]).
  3. David Barthelmy: Ronneburgite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 22. August 2022 (englisch).
  4. a b c Thomas Witzke, Shenyan Zhen, Karl Seff, Thomas Doering, Lutz Nasdala, Uwe Kolitsch: Ronneburgite, K2MnV4O12, a new mineral from Ronneburg, Thuringia, Germany: Description and crystal structure. In: American Mineralogist. Band 86, 2001, S. 1081–1086 (englisch, rruff.info [PDF; 245 kB; abgerufen am 22. August 2022]).
  5. a b c d e Ronneburgite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 22. August 2022 (englisch).
  6. a b c Thomas Witzke: Entdeckung von Ronneburgit. In: strahlen.org/tw. Abgerufen am 22. August 2022.
  7. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  8. Catalogue of Type Mineral Specimens – R. (PDF 169 kB) Commission on Museums (IMA), 10. Februar 2021, abgerufen am 22. August 2022.
  9. Catalogue of Type Mineral Specimens – Depositories. (PDF 311 kB) Commission on Museums (IMA), 18. Dezember 2010, abgerufen am 22. August 2022.
  10. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 22. August 2022 (englisch).