Rudi Gruner

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Rudi Gruner (* 30. Juni 1909 in Chemnitz; † 28. Oktober 1984 in Karl-Marx-Stadt) war ein deutscher Maler, Zeichner und Buchillustrator. Gruner zählt zur sogenannten «Verschollenen Generation» expressiver Realisten und gilt als wichtiger Vertreter ostdeutscher Kunst der Nachkriegszeit.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rudi Gruner wurde in Chemnitz-Gablenz geboren, sein Berufswunsch im Alter von sechs Jahren war «Malerkünstler». Von 1924 bis 1928 absolvierte er eine Ausbildung zum Musterzeichner an der Fachschule für Textilindustrie Chemnitz. Im Jahr 1932 heiratete er Charlotte Pannicke.

Von 1932 bis 1937 war er arbeitslos, gelegentlich war er als Aushilfe in einer Chemnitzer Drogerie tätig. 1937 zog er ins Wohnatelier Bernsdorfer Straße, wo er bis zu seinem Tod 1984 tätig sein sollte. 1939–1944 arbeitete er als Werbegrafiker, vor allem als Kinoplakatmaler (Regina-Kino, Roter Turm und Lichtburg).

Erstmals stellte er seine Kunstwerke 1939 in der Chemnitzer Kunsthütte gemeinsam mit Martha Schrag, Marianne Brandt, Carl Lange, Emil Mund, Heinrich Brenner, Bruno Ziegler und anderen aus. 1943 beteiligte er sich an der Jahresschau der Chemnitzer Kunsthütte. In den Jahren 1944 bis 1945 leistete er Kriegsdienst und arbeitete ab 1945 freischaffend als Maler und Zeichner in Chemnitz/Karl-Marx-Stadt. Er hatte engen Kontakt zu den ehemaligen Mitgliedern der Chemnitzer Künstlergruppe (Brenner, Lange, Mund, Willy Wittig, Schrag, Will Schestak u. a.) und nahm regelmäßig an regionalen Kunstausstellungen teil.

1950 wurde er in den Verband Bildender Künstler Deutschlands aufgenommen. Im Auftrag des Verlags Philipp Reclam jun. Leipzig illustrierte er 1961 Das Leben des Lazarillo vom Tormes. Unveröffentlicht blieben viele Tausend Stahlfederzeichnungen zu Literatur von Honoré de Balzac, François Villon, Giovanni Boccaccio, Guy de Maupassant, Nikolai Wassiljewitsch Gogol, Anton Pawlowitsch Tschechow, Charles Dickens u. v. a.

Gruner erhielt 1984 die Hans-Grundig-Medaille.

1993 wurde eine umfangreiche Schenkung aus dem Nachlass des Künstlers von Charlotte Gruner an die Städtischen Kunstsammlungen Chemnitz getätigt.

Gemälde und Zeichnungen Rudi Gruners befinden sich u. a. in den Kunstsammlungen Chemnitz, der Neuen Sächsischen Galerie Chemnitz und in Privatbesitz. Wandbilder: «Theater der Werktätigen» in Wolfen (1950), in Chemnitz/Karl-Marx-Stadt in der Industrieschule (um 1950, mit Will Schestak und Willy Wittig), im Café «Roter Turm» (um 1958), im VEB Industriewerke (1960er Jahre) und in der Empfangshalle der Hauptpost (1967) – heute alle übermalt oder abgetragen. Neben seiner freiberuflichen Arbeit als Maler und Zeichner gab Gruner zahlreichen Künstlern Privatunterricht, so dem Plakatgestalter Dieter Netzker (1931–2000), dem Bildhauer Armin Forbrig (1937–2007) und dem Maler und Grafiker Axel Wunsch.

Grafiken und Zeichnungen Gruners sind im Kunsthandel präsent.

Weitere Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Landschaft mit Figurengruppe (vor 1948, Öl)[1]

Ausstellungen (mutmaßlich unvollständig)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Personalausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1947: Chemnitz, Kunstausstellung Gerstenberger (mit Hans Haueisen)
  • 1960: Halle/Saale, Galerie Henning (Illustrationen)

Postum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1985: Chemnitz, Galerie Oben
  • 1995: Chemnitz, Hofgalerie
  • 1997: Chemnitz, Neue Sächsische Galerie ("Die großen Alten 2"; mit Wilhelm Rudolph, Hermann Glöckner und Otto Müller-Eibenstock)
  • 1999: Chemnitz, Galerie Borssenanger (Malerei und Zeichnung; zum 90. Geburtstag)
  • 2009: Chemnitz, Heck-Art-Galerie (Malerei und Zeichnung. Sammlung Tilo Richter; zum 100. Geburtstag)

Ausstellungsbeteiligungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1946: Chemnitz („Chemnitzer Künstler stellen aus“)[2]
  • 1946/1947: Leipzig, Museum der Bildenden Künste („Mitteldeutsche Kunst“)[3]
  • 1948: Freiberg (3. Ausstellung Erzgebirgischer Künstler)[4]
  • 1948: Chemnitz, Schlossberg-Museum, und Glauchau, Stadt- und Heimatmuseum Glauchau („Mittelsächsische Kunstausstellung“)[5]
  • 1963: Karl-Marx-Stadt ("10 Jahre Architektur, bildende Kunst und bildnerisches Volksschaffen)[6].
  • 1974, 1979 und 1985: Karl-Marx-Stadt, Bezirkskunstausstellungen
  • 1984/1985: Karl-Marx-Stadt, Städtisches Museum am Theaterplatz („Retrospektive 1945 – 1984. Bildende Kunst im Bezirk Karl-Marx-Stadt“)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die großen Alten 2. Neue Sächsische Galerie, Chemnitz 1997.
  • Tilo Richter: Rudi Gruner 1909–1984. Malerei und Zeichnung, Ausstellung zum 90. Geburtstag. Passage, Leipzig 1999, ISBN 3-932900-20-0.
  • Tilo Richter: Rudi Gruner zum 100. Geburtstag. Malerei und Zeichnung. Passage, Leipzig 2009, ISBN 978-3-938543-68-9.
  • Autor: Gruner, Rudi. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 2: E–J. E. A. Seemann, Leipzig 1955, S. 325 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
  • Volker Frank: Gruner, Rudi. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 63, Saur, München u. a. 2009, ISBN 978-3-598-23030-1, S. 579.
  • Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Neues Leben, Berlin 2010, ISBN 978-3-355-01761-9, S. 293.
  • Rat des Bezirkes Karl-Marx-Stadt, Abt. Kultur; Bezirkskunstzentrum (Hrsg.): Retrospektive 1945 - 1984. Bildende Kunst im Bezirk Karl-Marx-Stadt, Ausstellung anlässlich des 35. Jahrestages der DDR vom 28. September 1984 bis 14. Februar 1985. Druckhaus, Karl-Marx-Stadt 1984, DNB 20982235X.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. SLUB Dresden: Mittelsächsische Kunstausstellung 1948. Abgerufen am 27. September 2023 (deutsch).
  2. SLUB Dresden: Chemnitzer Künstler stellen aus. Abgerufen am 26. April 2023 (deutsch).
  3. SLUB Dresden: Mitteldeutsche Kunst. Abgerufen am 27. September 2023 (deutsch).
  4. https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/362364/10
  5. SLUB Dresden: Mittelsächsische Kunstausstellung 1948. Abgerufen am 27. September 2023 (deutsch).
  6. SLUB Dresden: Ausstellung 10 Jahre Architektur, bildende Kunst und bildnerisches Volksschaffen in Karl-Marx-Stadt. Abgerufen am 3. Juli 2023 (deutsch).