Rudolf Goethe

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Rudolf Goethe

Rudolf Goethe (* 13. April 1843 in Naumburg/Saale; † 16. Januar 1911 in Darmstadt) war ein Fachmann für Weinbau (Önologe).

Gärtnerischer Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Goethe war wie sein älterer Bruder Hermann ein Sohn des Steuerrats Theodor Daniel Goethe (1789–1853) und ein entfernter Verwandter des Dichters Goethe. Er erhielt seine gärtnerische Ausbildung an verschiedenen Gartenbauschulen. 1860 trat er dem neu gegründeten Pomologischen Institut von Eduard Lucas in Reutlingen bei. Es folgte eine weitere, diesmal landschaftsgärtnerische Ausbildung in Bad Muskau. Danach übernahm er in Stuttgart die Leitung einer Baumschule, die er kurz darauf noch um eine Rebschule erweiterte. Hier begann er ab 1869 Tafeltrauben und Zwergobst zu züchten. Goethe verfolgte aber auch die Gartenkunst weiter und machte sich bald in ganz Südbaden und der Schweiz einen Namen als Landschaftsgärtner. Neben diesen vielfältigen praktischen Tätigkeiten fand er noch Zeit, sich als Schriftsteller dem Verfassen und der Herausgabe von Büchern zum Thema Gartenkunst zu widmen.

Wissenschaftlicher Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Goethe wurde 1874 Direktor der Kaiserlichen Obst- und Gartenbauschule im elsässischen Brumath. Im Rahmen dieser Tätigkeit vertiefte er zusätzlich noch seine Kenntnisse auf dem Gebiet des Pflanzenschutzes. Im Rahmen seiner fünfjährigen Tätigkeit in Brumath erwarb er sich eine hohe Reputation als Forscher und Wissenschaftler. Dies führte 1879 zu seiner Berufung als Direktor der Königlich Preußischen Lehranstalt für Obst- und Weinbau in Geisenheim.[1] Diese sollte er 23 Jahre bis 1903 leiten. In dieser Zeit wurde die Lehranstalt in Geisenheim stark ausgebaut und man widmete sich zunehmend auch der gartenbaulichen und weinbaulichen Forschung. Unter dem Direktorat Goethes wurden unter anderem das Oenochemische Institut (1881), eine Wetterstation II. Ordnung (1884), eine Obstverwertungsstation (1885), eine Rebenveredelungsstation (1890), die Hefereinzuchtstation (1894) und eine Pflanzenpathologische Versuchsstation (1900) eingerichtet. Rudolf Goethe war als Direktor, Forscher und Herausgeber von wissenschaftlichen Publikationen maßgeblich an der Ausbildung des herausragenden Rufes der Lehr- und Forschungsanstalt Geisenheim im Wein- und Gartenbau beteiligt. Von ihm stammte die Anregung zur Gründung einer Vereinigung ehemaliger Studierenden, die mit dem Gründungsprotokoll vom 13. Mai 1894 zur Vereinigung Ehemaliger Geisenheimer führte.

Er gab die Mitteilungen über Obst- und Gartenbau (ab 1886) und die Zeitschrift Weinbau und Kellerwirtschaft (ab 1889) heraus und schrieb ein Handbuch der Tafeltraubenkultur (1894). Im Jahr 1900 führte er eine Obstbaumzählung auf dem Gebiet des heutigen Baden-Württemberg durch und stellte fest, dass der Neckarkreis mit 1560 ertragsfähigen Obstbäumen pro Hektar an der Spitze stand.[2]

Die Asternsorte „Rudolf Goethe“ ist nach ihm benannt,[3] ebenso eine Birnensorte.[4]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abbildung Muscat Hamburgh aus Handbuch der Tafeltraubenkultur
  • Weitere Mittheilungen über den Krebs der Apfelbäume. Landwirtschaftliche Jahrbücher 9, 837 – 852. Berlin, Verlag Wiegandt, Hempel & Parey, 1880
  • Die Obstverwertung unserer Tage. Wiesbaden, Bechthold Verlag, 1893. (II. Auflage 1897)
  • Handbuch der Tafeltraubenkultur. Mit Benutzung des Nachlasses von Wilhelm Lauche […] bearbeitet, Berlin, Paul Parey, 1894
  • Rudolf Goethe, Hermann Degenkolb und Reinhard Mertens: Aepfel und Birnen. Die wichtigsten deutschen Kernobstsorten. Berlin, Paul Parey, 1894
  • Die Obst- und Traubenzucht an Mauern, Häuserwänden und im Garten. Berlin, Paul Parey, 1900
  • Über den Krebs der Obstbäume. Berlin, Paul Parey, 1904
  • Reiseskizzen eines alten Landschaftsgärtners. Stuttgart, Ulmer, 1910
  • Hermann Goethe, Rudolf Goethe: Atlas der Traubensorten. Leipzig, Manuskriptum, 2. Aufl. 2004

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rudolf Goethe, in: Pomologische Monatshefte 34 (1888), S. 321–322.
  • Hessische Forschungsanstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau Geisenheim/Rhein (Hrsg.): Geisenheim 1872–1972. 100 Jahre Forschung und Lehre für Wein-, Obst- und Gartenbau. Ulmer, Stuttgart 1972. ISBN 3-8001-3023-8
  • Otto Renkhoff: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten. 2. Auflage. Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 1992. ISBN 3-922244-90-4, S. 237, Nr. 1332.
  • Martin Bahmann: Die Direktoren der Forschungsanstalt Geisenheim. Teil I: 1871 bis 1945. in: Campus Geisenheim. Das Magazin für den Forschungs- und Studienstandort Geisenheim. Jahrgang 3, Heft 13, S. 38–41. ISSN 1865-5920
  • Theophil Gerber: Persönlichkeiten aus Land- und Forstwirtschaft, Gartenbau und Veterinärmedizin. Biographisches Lexikon. 4. erweiterte Auflage, Verlag NoRa Berlin 2014, S. 243.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Aepfel und Birnen, Chromolithographien von 1894 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. http://www.ahr-info.de/fileadmin/downloads/vertiefungsstudie_auszug5.pdf
  2. http://www.museum.gussenstadt.net/Obst2.htm
  3. http://www.pflanzenreich.com/aster_amellus_rudolf_goethe_bergaster,pid,2049,gartenkatalog.html
  4. Ohne Autor: Unsere besten Deutschen Obstsorten. Bechtholdverlag, Wiesbaden, ca. 1930