Süd-Giraffe

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Süd-Giraffe

Männliche Süd-Giraffen (Angola-Giraffen) im Etosha-Nationalpark, Namibia

Systematik
Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
ohne Rang: Stirnwaffenträger (Pecora)
Familie: Giraffenartige (Giraffidae)
Gattung: Giraffen (Giraffa)
Art: Süd-Giraffe
Wissenschaftlicher Name
Giraffa giraffa
(von Schreiber, 1784)

Die Süd-Giraffe (Giraffa giraffa) ist eine im südlichen Afrika beheimatete Giraffenart.[1]

Lange Zeit wurden alle Giraffen als eine Art (Giraffa camelopardalis) zusammengefasst. Molekulargenetische Studien bestätigten jedoch eine Aufteilung in mehrere Arten.[2][3][4]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie alle Steppengiraffen verfügt die Süd-Giraffe über einen charakteristischen langen Hals, der wie bei fast allen Säugetieren aus nur sieben Halswirbeln aufgebaut ist, die aber stark verlängert sind.

Der Schädel der Giraffenbullen ist viel robuster und schwerer als der weibliche Schädel, vermutlich weil die Männchen ihren Kopf beim Kämpfen als Waffe einsetzen. Bei älteren Bullen kann sich daher eine raue und schuppen- oder warzenartige Exostose, eine Art knöcherne Abdeckung der Schädeldecke, als Folge der jahrelangen Kämpfe und zum Schutz des Kopfes bilden. Die Knochenauswüchse auf den Köpfen werden Ossicone genannt.[5] Sie sind kürzer und kleiner als bei den Nord-Giraffen.[6]

Das Muster des Haarkleids besteht aus dunklen Flecken, die sich von der helleren Grundfarbe abheben. In Form, Färbung und Größe der Flecken gibt es Unterschiede zwischen den Unterarten.[2]

Lebensraum und Lebensweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Süd-Giraffen leben normalerweise in Savannen und Wäldern, wo geeignete Pflanzen verfügbar sind. Sie sind pflanzenfressende Säugetiere und ernähren sich von Blättern, Blüten, Früchten und Trieben von Gehölzen wie Akazien.

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Äußere Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Giraffen wurden ursprünglich 1758 von Carl von Linné unter dem Namen Cervus camelopardalis als eine Art klassifiziert. Morten Thrane Brünnich erstellte 1772 die Gattung Giraffa.[7] Einst als Unterart von Giraffa camelopardalis betrachtet, wurde die Südliche Giraffe in neueren Studien als eigenständige Art einer neu organisierten Gattung Giraffa unter dem Namen Giraffa giraffa vorgeschlagen.[2][3][4] Die Taxonomie der Giraffen bleibt umstritten.[8]

Uneinigkeit herrscht über die Anzahl an Giraffenarten. Studien aus den Jahren 2016 und 2021 beschreiben folgende Arten:[2][3]

  • Nord-Giraffe (Giraffa camelopardalis (Linnaeus, 1758))
  • Netzgiraffe (Giraffa reticulata de Winton, 1899)
  • Süd-Giraffe (Giraffa giraffa von Schreber, 1784)
  • Massai-Giraffe (Giraffa tippelskirchi Matschie, 1898)

Eine Studie aus dem Jahr 2020 betrachtet die Netzgiraffe als Unterart der Nord-Giraffe.[4]

Kap-Giraffe, Südafrika

Innere Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es werden zwei Unterarten der Süd-Giraffe anerkannt.

  • Angola-Giraffe (Giraffa giraffa angolensis Lydekker, 1903): Kommt im Norden Namibias, im Südwesten Sambias, in Botswana, im Westen Simbabwes und seit Mitte 2023 auch wieder in Angola vor.[9] Diese Unterart hat große braune Flecken mit Rändern, die entweder etwas eingekerbt sind oder eckige Verlängerungen haben. Das Fleckenmuster erstreckt sich über die gesamten Beine, jedoch nicht über den oberen Teil des Gesichts. Die Hals- und Rumpfpartien sind in der Regel recht klein. Die Unterart hat auch einen weißen Ohrfleck.[2]
  • Kap-Giraffe (Giraffa giraffa giraffa von Schreber, 1784): Kommt im Norden Südafrikas, im Süden Botswanas, im Süden Simbabwes und im Südwesten Mosambiks vor. Sie hat dunkle, etwas abgerundete Flecken „mit einigen feinen Vorsprüngen“ auf einer gelbbraunen Hintergrundfarbe. Die Flecken erstrecken sich bis zu den Beinen und werden kleiner.[2]

Studien deuten eine Unterteilung der Angola-Giraffe in zwei Unterarten an.[10][11][12] In der Vergangenheit sind weitere Unterarten beschrieben worden, die heute meist den Kap-Giraffen zugerechnet werden:

  • G. giraffa capensis Lesson, 1842
  • G. giraffa australis Rhoads, 1896
  • Transvaal-Giraffe (Giraffa giraffa wardi Lydekker, 1904)
  • G. giraffa infumata Noack, 1808

Gefährdung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die IUCN hat die Art Giraffa giraffa noch nicht eigenständig beurteilt. Die Rote Liste der gefährdeten Arten beurteilt alle Giraffen als eine Art unter dem Namen Giraffa camelopardalis als „gefährdet“ (vulnerable). Der Gesamtbestand der der Süd-Giraffe zugeordneten Unterarten scheint tendenziell zu wachsen.[13]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Alice Petzold, Alexandre Hassanin: A comparative approach for species delimitation based on multiple methods of multi-locus DNA sequence analysis: A case study of the genus Giraffa (Mammalia, Cetartiodactyla). In: PLOS ONE. Band 15, Nr. 2, 13. Februar 2020, ISSN 1932-6203, S. e0217956, doi:10.1371/journal.pone.0217956, PMID 32053589, PMC 7018015 (freier Volltext) – (plos.org [abgerufen am 6. November 2023]).
  2. a b c d e f Julian Fennessy, Tobias Bidon, Friederike Reuss, Vikas Kumar, Paul Elkan, Maria A. Nilsson, Melita Vamberger, Uwe Fritz, Axel Janke: Multi-locus Analyses Reveal Four Giraffe Species Instead of One. In: Current Biology. Band 26, Nr. 18, September 2016, S. 2543–2549, doi:10.1016/j.cub.2016.07.036 (elsevier.com [abgerufen am 6. November 2023]).
  3. a b c Alice Petzold, Anne-Sophie Magnant, David Edderai, Bertrand Chardonnet, Jacques Rigoulet, Michel Saint-Jalme, Alexandre Hassanin: First insights into past biodiversity of giraffes based on mitochondrial sequences from museum specimens. In: European Journal of Taxonomy. Nr. 703, 18. August 2020, ISSN 2118-9773, doi:10.5852/ejt.2020.703 (europeanjournaloftaxonomy.eu [abgerufen am 6. November 2023]).
  4. a b c Raphael T.F. Coimbra, Sven Winter, Vikas Kumar, Klaus-Peter Koepfli, Rebecca M. Gooley, Pavel Dobrynin, Julian Fennessy, Axel Janke: Whole-genome analysis of giraffe supports four distinct species. In: Current Biology. Band 31, Nr. 13, Juli 2021, S. 2929–2938.e5, doi:10.1016/j.cub.2021.04.033 (elsevier.com [abgerufen am 6. November 2023]).
  5. Milton Hildebrand, George E. Goslow: Vergleichende und funktionelle Anatomie der Wirbeltiere: mit 4 Tabellen (= Springer-Lehrbuch). Springer, Berlin Heidelberg 2004, ISBN 978-3-642-18951-7.
  6. George B Howes: February 16, 1897. 1897 (archive.org [abgerufen am 6. November 2023]).
  7. Anne Innis Dagg: Giraffa camelopardalis. In: Mammalian Species. Nr. 5, 19. Januar 1971, S. 1, doi:10.2307/3503830 (oup.com [abgerufen am 6. November 2023]).
  8. Fred B. Bercovitch, Philip S.M. Berry, Anne Dagg, Francois Deacon, John B. Doherty, Derek E. Lee, Frédéric Mineur, Zoe Muller, Rob Ogden, Russell Seymour, Bryan Shorrocks, Andy Tutchings: How many species of giraffe are there? In: Current Biology. Band 27, Nr. 4, Februar 2017, S. R136–R137, doi:10.1016/j.cub.2016.12.039 (elsevier.com [abgerufen am 6. November 2023]).
  9. For the first time in decades, Angolan giraffes now populate a park in Angola npr.org, 11. Juli 2023, abgerufen am 7. November 2023 (englisch)
  10. Sven Winter, Julian Fennessy, Stephanie Fennessy, Axel Janke: Matrilineal population structure and distribution of the Angolan giraffe in the Namib desert and beyond. In: Ecological Genetics and Genomics. Band 7-8, Juli 2018, S. 1–5, doi:10.1016/j.egg.2018.03.003 (elsevier.com [abgerufen am 6. November 2023]).
  11. David M Brown, Rick A Brenneman, Klaus-Peter Koepfli, John P Pollinger, Borja Milá, Nicholas J Georgiadis, Edward E Louis, Gregory F Grether, David K Jacobs, Robert K Wayne: Extensive population genetic structure in the giraffe. In: BMC Biology. Band 5, Nr. 1, Dezember 2007, ISSN 1741-7007, doi:10.1186/1741-7007-5-57, PMID 18154651, PMC 2254591 (freier Volltext) – (biomedcentral.com [abgerufen am 6. November 2023]).
  12. Rick A. Brenneman, Edward E. Louis Jr, Julian Fennessy: Genetic structure of two populations of the Namibian giraffe, Giraffa camelopardalis angolensis. In: African Journal of Ecology. Band 47, Nr. 4, Dezember 2009, ISSN 0141-6707, S. 720–728, doi:10.1111/j.1365-2028.2009.01078.x (wiley.com [abgerufen am 6. November 2023]).
  13. IUCN: Giraffa camelopardalis: Muller, Z., Bercovitch, F., Brand, R., Brown, D., Brown, M., Bolger, D., Carter, K., Deacon, F., Doherty, J.B., Fennessy, J., Fennessy, S., Hussein, A.A., Lee, D., Marais, A., Strauss, M., Tutchings, A. & Wube, T.: The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T9194A136266699. International Union for Conservation of Nature, 9. Juli 2016, doi:10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T9194A136266699.en (iucnredlist.org [abgerufen am 6. November 2023]).