Sabine Herpich

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Sabine Herpich 2019

Sabine Herpich (* 2. Oktober 1973 in Bayern)[1][2] ist eine deutsche Filmregisseurin und Filmeditorin, die überwiegend im Bereich Dokumentarfilm aktiv ist. Sie gehört außerdem zum vierköpfigen Geschäftsführer-Kollektiv des fsk-Kinos und Peripher-Filmverleihs in Berlin.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausbildung und erste Filme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sabine Herpich studierte von 1996 bis 2002 Philosophie, Neuere Deutsche Literatur und Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.[2] Nach ihrem Abschluss zog sie nach Berlin, wo sie zunächst als Filmvorführerin arbeitete.[3]

Mit einem befreundeten Arbeitskollegen entwickelte sie erste eigene Filmideen und bewarb sich 2005 an der Filmarche, einer unabhängigen, selbstorganisierten Filmschule. Da ihr Wunschfach „Dokumentarfilm-Regie“ damals noch nicht angeboten wurde, entschied sie sich stattdessen für den Lehrgang „Schnitt“.[3] Zu ihren Studienkolleginnen gehörte auch die Arche-Mitbegründerin Nora Fingscheidt, deren Kurzspielfilm Auszeit von Herpich montierte wurde.

Einer ihrer ehrenamtlichen Gastdozenten an der Filmarche war Gerhard Schumm, im Hauptberuf Professor an der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg. Durch seinen Unterricht inspiriert, entschloss sich Sabine Herpich in Babelsberg ein Zweitstudium zu beginnen. Von 2006 bis 2012 studierte sie dort im Fachbereich „Montage“. Sie montierte mehrere Kurzfilme von Jöns Jönsson und war mit ihm Co-Regisseurin und Co-Autorin des 2011 erschienenen mittellangen Spielfilms Wertingen. Ihre außerhalb der Filmhochschule entstandene Montagearbeit bei Christina Ebelts mittellangem Spielfilm Wanna Be erhielt 2009 eine Nominierung für Bester Schnitt beim Deutschen Kamerapreis.[4]

Sabine Herpich hatte den Wunsch, während ihres Montage-Studiums auch weitere eigene Regiearbeiten zu realisieren, was sich jedoch in der nach Gewerken aufgeteilten Studienplanung als schwierig erwies.[3] Dennoch gelang es ihr, als Diplomprojekt den 97-minütigen Dokumentarfilm Neukölln-Aktiv zu realisieren, in Co-Regie mit Gregor Stadlober. Neukölln-Aktiv beobachtet mit Mitteln des „Direct Cinema“ eine Sozialisierungsmaßnahme für junge Männer ohne Schulabschluss und ohne Aussicht auf einen Ausbildungsplatz, die von einer Sozialarbeiterin und zwei Lehrern „Aktivierungshilfe“ erhalten.[5] Zum ersten Mal bei ihren Projekten war Herpich auch als Kamerafrau für die Bildgestaltung verantwortlich – mit ein Grund, weshalb sie sich für eine statische, ruhig beobachtende Erzählform entschied, die auch gut zum Inhalt des Films passte.[6] Seitdem tritt Herpich bei ihren eigenen Regiearbeiten immer zusätzlich als Kamerafrau und Produzentin in Erscheinung, und montiert die meisten Filme auch selbst.

Arbeit als Regisseurin, Editorin und Kinoleiterin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laut eigenem Bekunden plante Sabine Herpich nach dem Studium, von ihrer Arbeit als Editorin zu leben, um bei den eigenen Regie-Projekten „ganz frei“ zu sein, und durch ihre Schnitt-Einnahmen die eigenen Filme mit zu finanzieren.[3] Das gelang ihr wegen der schwankenden Auftragslage jedoch nicht. Erst als sie 2015 das Angebot erhielt, Kollektivmitglied des fsk-Kinos[7] zu werden, wo sie bereits als Studentin gejobbt hatte, stabilisierte sich ihre berufliche Situation.[3] Seitdem führt Herpich zusammen mit Martin Krelker, Barbara Suhren und Christian Suhren die Geschäfte des fsk-Kinos und des angeschlossenen Peripher-Filmverleihs.[2][8]

Ihr zweiter Langfilm als Regisseurin war der Dokumentarfilm Zuwandern. Das in Co-Regie mit der Migrationsforscherin Diana Botescu entstandene Porträt einer Roma-Familie, die in Berlin an den Institutionen zu zerbrechen droht,[9] gewann beim Filmfestival dokKa in Karlsruhe den Förderpreis Dokumentarfilm.[10]

Es folgten die Künstler-Portraits David (2016) und Ein Bild von Aleksander Gudalo (2018), bei denen Herpich jeweils die Arbeitslabläufe ihrer Protagonisten genau beobachtet: David Laugomer, der sich als Schuhmacher den finanziellen Spielraum für seine Skulpturen ermöglicht,[11] und Aleksander Gudalo, bei dem der Entstehungsprozess eines Gemäldes von Anfang bis Ende begleitet wurde.[12]

Auch in dem Dokumentarfilm Kunst kommt aus dem Schnabel wie er gewachsen ist[13] beobachtet Herpich die Entstehung von Kunst, diesmal als Kollektivportrait: 16 Künstlerinnen und Künstler mit verschiedenen Behinderungen, die in der Spandauer Kunstwerkstatt Mosaik in einem betreuten Rahmen schöpferisch tätig sind, und Werke produzieren, die nicht nur in Ausstellungen zu sehen sind,[14] sondern auch auf dem internationalen Kunstmarkt verkauft werden.[15] Der Film wurde im Rahmen der Berlinale 2020 in der Sektion Forum uraufgeführt.[16]

Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regie-Arbeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schlüssel: D = Drehbuch, R = Regie, K = Kamera, M = Montage, P = Produktion[17]

  • 2011: Wertingen (mittellanger Spielfilm) – D, R, M, P / Co-Regie & Co-Drehbuch: Jöns Jönsson
  • 2012: Neukölln-Aktiv (Dokumentarfilm) – R, K, M, P / Co-Regie: Gregor Stadlober
  • 2014: Zuwandern (Dokumentarfilm) – R, K, P / Co-Regie: Diana Botescu
  • 2016: David (Dokumentarfilm) – R, K, P
  • 2018: Ein Bild von Aleksander Gudalo (mittellanger Dokumentarfilm) – R, K, M, P
  • 2020: Kunst kommt aus dem Schnabel wie er gewachsen ist (Kino-Dokumentarfilm) – R, K, M, P / Co-Produktion: Tobias Büchner

Montage-Arbeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2006: I Say Hello, You Say Goodbye (Kurz-Spielfilm) – Regie: Arne Kohlweyer[18]
  • 2007: Der Stein hat ein Gedächtnis (Kurz-Dokumentarfilm) – Regie: Jöns Jönsson
  • 2008: Auszeit (Kurz-Spielfilm) – Regie: Nora Fingscheidt
  • 2009: Das Meer (Havet) (Kurz-Spielfilm) – Regie: Jöns Jönsson
  • 2009: Wanna Be (mittellanger Spielfilm) – Regie: Christina Ebelt
  • 2013: Back to Ghana (Dokumentarfilm) – Regie: Jule Cramer
  • 2014: Die Unsichtbaren (Dokumentarfilm) – Regie: Benjamin Kahlmeyer

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2020: 3Sat-Dokumentarfilmpreis für Kunst kommt aus dem Schnabel wie er gewachsen ist im Rahmen der 44. Duisburger Filmwoche
  • 2010: Deutscher Kamerapreis: Nominierung Bester Schnitt für Wanna Be
  • 2014: dokKa-Förderpreis Dokumentarfilm für Zuwandern

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sabine Herpich. Filmportal, abgerufen am 20. Februar 2020.
  2. a b c Biografie. Sabine Herpich, abgerufen am 20. Februar 2020.
  3. a b c d e Lukas Foerster: Filmemachen als Hobby? Perlentaucher, 25. Mai 2018, abgerufen am 20. Februar 2020.
  4. 20. Deutscher Kamerapreis 2010 – Die Nominierungen stehen fest. Westdeutscher Rundfunk, 20. Mai 2010, abgerufen am 20. Februar 2020.
  5. Neukölln-Aktiv. Sabine Herpich, abgerufen am 20. Februar 2020.
  6. Jana Wolff: Diskussionsprotokoll No. 23 zu Neukölln-Aktiv. (PDF) Duisburger Filmwoche, 10. November 2012, abgerufen am 20. Februar 2020.
  7. fsk-Kino – Berlin. kinokompendium.de, abgerufen am 20. Februar 2020.
  8. Impressum. fsk-Kino, abgerufen am 20. Februar 2020.
  9. Lukas Foerster: Die Maus im Keller. Perlentaucher, 12. Juni 2014, abgerufen am 20. Februar 2020.
  10. Die Preise des dokKa Festivals 2014. dokKa Filmfestival Karlsruhe, 2014, abgerufen am 20. Februar 2020.
  11. David. Sabine Herpich, abgerufen am 20. Februar 2020.
  12. Ein Bild von Aleksander Gudalo. Sabine Herpich, abgerufen am 20. Februar 2020.
  13. Silvia Hallensleben: Outsider-Kunst auf der Berlinale: „Erfolg spielt dort keine Rolle“. In: Die Tageszeitung: taz. 27. Februar 2020, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 28. Februar 2020]).
  14. Kunstwerkstatt Mosaik Berlin – Ausstellungen. Mosaik-Berlin gGmbH, abgerufen am 22. Februar 2020.
  15. Kunst kommt aus dem Schnabel wie er gewachsen ist. Büchner Filmproduktion, abgerufen am 22. Februar 2020.
  16. Kunst kommt aus dem Schnabel wie er gewachsen ist. Berlinale–Katalog, abgerufen am 22. Februar 2020.
  17. Filme. Sabine Herpich, abgerufen am 20. Februar 2020.
  18. Montage. Sabine Herpich, abgerufen am 20. Februar 2020.