Saphia Azzeddine

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Saphia Azzeddine (2016)

Saphia Azzeddine (* 12. Dezember 1979 in Agadir, Marokko) ist eine französisch-marokkanische Autorin und Journalistin, die auch für den Film arbeitete.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Azzeddines Mutter wuchs in Frankreich auf, ihr Vater stammt aus Figuig in Marokko. Die Familie wanderte 1988[1] nach Frankreich aus, als Saphia neun Jahre alt war, und ließ sich im Département Ain in Ferney-Voltaire, westlich des Flughafens von Genf nieder. Saphia arbeitete, bevor sie mit ihrem Studium begann, als Helferin bei einem Diamantenschleifer.

Azzeddine studierte Soziologie. Sie lebt in Genf und arbeitet dort als Journalistin.[2] Sie hat zwei Kinder.[3]

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Azzeddine veröffentlichte 2008 ihren ersten Roman Confidences à Allah (französisch; deutsch: Zorngebete), der 2013 in deutscher Übersetzung erschien. In dem Roman, das im Maghreb spielt, vertraut eine junge Frau im Gebet Allah ihre Wut auf das Patriarchat an.[3] Das auf diesem Buch basierende Theaterstück Zorngebete wurde u. a. im Theater Ensemble von Würzburg und im Theater Ulm aufgeführt.[4][5]

Azzeddine war 2011 Regisseurin bei der Verfilmung ihres zweiten Romans Mon père est femme de ménage (französisch; deutsch: Mein Vater ist Putzfrau).[6][7]

Azzeddine's 2015 erschienene Roman Bilqiss handelt von der jungen, muslimischen Bilqiss, die gesteinigt werden soll, nachdem sie spontan zum Gebet rief, als der Muezzin ihres Dorfes betrunken war.[8] Das auf diesem Roman basierende Theaterstück Bilqiss wurde im Theater der Keller aufgeführt und mit dem Kölner Theaterpreis 2017 ausgezeichnet.[9]

Rezension[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Neuen Zürcher Zeitung wird der Roman Zorngebete als „Abziehbild, das sich als kritische Reflexion verkauft“, bezeichnet. „Die Emanzipation […] mutet unglaubwürdig an, Jbaras Sprache wirkt so aufgesetzt wie Azzeddines vermeintlich ironisch gebrochenes Spiel mit den westlichen Erwartungen, auf die dieser Roman doch zugleich bestens zugeschrieben scheint. Achtung: Islam! ruft nämlich auch dieses Buch wieder einmal, und wieder einmal aus dem Mund einer Autorin, die qua ihrer Herkunft den Gestus der Authentizität und dank ihrer westlichen Sozialisierung den Gestus der Aufgeklärtheit für sich reklamieren kann.“ (C. Kramatschek: Neue Zürcher Zeitung 15.08.2013, Nr. 187, S. 46)[1] Dahingehend wird das Werk im Darmstädter Echo als „außergewöhnliche[r] Bildungsroman […], das allen Klischees zuwiderläuft“ (Jeannette Villachica: Darmstädter Echo, 01.07.2013), bezeichnet.[10]

Nach der Berliner Zeitung „sucht [Azzeddine] die Konfrontation mit ihren Büchern, unterhält den Leser mit einer provokanten und zugleich sehr reichen Sprache, stellt Gesellschaftsbilder auf den Kopf.“ (Cornelia Geissler: Berliner Zeitung vom 24.11.2016 Seite BK06)[11]

Nach den Nürnberger Nachrichten sei Azzeddine mit Bilqiss „erneut eine sehr eigenwillige, bewusst mit Ironie überzeichnete "Emanzipationsgeschichte" aus der Welt jenseits des Schleiers gelungen.“ (Nevfel Cumart: Nürnberger Nachrichten vom 07.12.2016, S. 17)[7]

Azzeddines Roman Bilqiss sei nach dem Tagesanzeiger „eine der scharfen Strichführung, Überspitzung, der geschickt konstruierten Handlungsabläufe und klug ausbalancierten Kontroversen. […] so hat das Buch […] den scharfen Humor einer literarischen Nachwuchsgeneration, die weiss, dass die beste aller Welten weder in der europäischen Heimat noch im Herkunftsland massgeschneidert wird.“ (Joseph Hanimann: Tagesanzeiger vom 06.02.2017 Seite 30)[6]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Filme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

als Schauspielerin
als Produzentin und Regisseurin
  • 2011: Mon père est femme de ménage. Der Film erhielt 2011 den Prix du public Europe I beim Festival international du film de comédie de l'Alpe d'Huez.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Webseite der Autorin (Memento vom 11. Januar 2014 im Internet Archive)
  • Saphia Azzeddine bei IMDb

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b C. Kramatschek: Alt-neue Stereotype - Saphia Azzeddines Roman «Zorngebete». In: Neue Zürcher Zeitung. Nr. 187, 15. August 2013, S. 46.
  2. Unbequeme Fragen an den Schöpfer. In: FAZ. 22. März 2013, S. 54.
  3. a b Elise Graton: Zorn, der auf Privilegien trifft - Roman Bilqiss ist nicht da, um euch zu beruhigen: eine Begegnung mit der Autorin Saphia Azzeddine. In: taz.die tageszeitung. 10. Dezember 2016, S. 12, 13.
  4. Kristina Deininger: Wo arm sein stinkt und nach Granatapfel schmeckt - "Zorngebete" als Premiere im Theater Ensemble. In: Main-Post. 6. November 2017, S. 30.
  5. Termine. In: Schwäbische Zeitung Biberach. 22. Mai 2017, S. 10.
  6. a b Joseph Hanimann: Mit Stöckelschuhen auf dem Gebetsteppich - Irgendwo im Orient steht eine junge Frau vor dem Richter - in Saphia Azzeddines furiosem Roman über eine widerspenstige Angeklagte. In: Tagesanzeiger. 6. Februar 2017, S. 30.
  7. a b Nevfel Cumart: Eine Frau geht ihren Weg - Geschichte einer Emanzipation: "Bilqiss" von Saphia Azzedine. In: Nürnberger Nachrichten. 7. Dezember 2016, S. 17.
  8. Dieter Wunderlich: Saphia Azzeddine: Bilqiss. 2016, abgerufen am 5. Dezember 2023.
  9. Bilqiss von Saphia Azzeddine. In: Theater der Keller. Abgerufen am 5. Dezember 2023.
  10. Jeannette Villachica: Raus aus dem Ziegenlederzelt - "Zorngebete": Saphia Azzeddine erzählt vom Lebensmut einer jungen Marokkanerin. In: Darmstädter Echo. 1. Juli 2013.
  11. Cornelia Geissler: Eine Frau ruft zum Gebet - Die Autorin Saphia Azzeddine kommt am Montag nach Berlin und stellt im Heimathafen ihren westöstlichen Roman "Bilqiss" vor. In: Berliner Zeitung. 24. November 2016, S. BK06.