Schalkau

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Wappen Deutschlandkarte
Schalkau
Deutschlandkarte, Position der Stadt Schalkau hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 24′ N, 11° 1′ OKoordinaten: 50° 24′ N, 11° 1′ O
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Sonneberg
Höhe: 400 m ü. NHN
Fläche: 44,02 km2
Einwohner: 3266 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 74 Einwohner je km2
Postleitzahl: 96528
Vorwahl: 036766
Kfz-Kennzeichen: SON, NH
Gemeindeschlüssel: 16 0 72 015
Stadtgliederung: 10 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Markt 1
96528 Schalkau
Website: schalkau.de
Bürgermeisterin: Ute Hopf (parteilos)
Lage der Stadt Schalkau im Landkreis Sonneberg
KarteFöritztalFrankenblickGoldisthalLauschaNeuhaus am RennwegSchalkauSonnebergSteinach (Thüringen)
Karte
Ortsteile Schalkau (2022)

Schalkau ist eine Stadt im Landkreis Sonneberg im fränkisch geprägten Teil von Thüringen.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt liegt am Südhang des Thüringer Schiefergebirges im Tal der oberen Itz auf dem Schalkauer Plateau. Sechs Kilometer nördlich der Stadt liegt der 867 Meter hohe Bleßberg.

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden: Neuhaus am Rennweg, Frankenblick, Rödental, Lautertal, Eisfeld.

Stadtgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt hat zehn Stadtteile:

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blick über die Stadt
Evangelische Johanniskirche
Rathaus

Bis zum 19. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unweit des Ortsteils Theuern liegt auf einem schmalen Bergrücken des Herrenbergs beim Austritts vom Flüsschens Grümpen aus den Bergen des Thüringer Waldes eine ehemalige Befestigungsanlage. Mit ihr kontrollierten und überwachten die Ahnen die Verkehrsverbindung in den Eisfelder Siedlungsraum vom Orlatal und aus Norddeutschland kommend. Der Platz wurde in der vorrömischen Eisenzeit genutzt. Die Wälle sind noch gut erhalten.[2]

Schalkau wurde 1011 erstmals urkundlich erwähnt. Im Jahr 1362 war die Verleihung der Stadt- und Marktrechte. Im Mittelalter wurde die Geschichte der Siedlung maßgeblich durch das Adelsgeschlecht der Schaumberger bestimmt, die ihren Stammsitz auf der nahe gelegenen Burg Schaumberg hatten. Die Burg wurde im 12. Jahrhundert erbaut und während des Dreißigjährigen Krieges zerstört.

Ab 1830 siedelten sich mehrere kleine Spielwarenfabriken an und Schalkau entwickelte sich zu einem lokalen Zentrum der Spielzeugindustrie, für die zwischen 1881 und 1935 eine Fachschule für Zeichnen, Modellieren und Holzschnitzen existierte.

20. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt gehörte zum Herzogtum Sachsen-Meiningen, das am 12. November 1918 zum Freistaat wurde und am 1. Mai 1920 in dem neu geschaffenen Land Thüringen aufging.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden Schalkauer Einwohner aus politischen und religiösen Gründen verfolgt und im Gerichtsgefängnis Schalkau inhaftiert oder, wie ein Zeuge Jehovas ins KZ Mauthausen deportiert. Seit 1934 schlossen sich 200 evangelische Einwohner der Bekennenden Kirche (BK) am Ort an, die von den Pfarrern Raatz und Graser geleitet wurde. Beide verloren 1935 ihr Pfarramt in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen.

Im Rahmen der Förderung der Rüstungsindustrie in Thüringen entstanden 1938 in Schalkau Werksanlagen der Bruhn-Werke GmbH Berlin-Schöneberg, in denen flugtechnische Instrumente wie Fahrtmesser für die Luftwaffe, anfangs von etwa 800 Menschen, hergestellt wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden der Maschinenpark demontiert und im August 1947 die Gebäude gesprengt.

Während des Zweiten Weltkrieges mussten mehr als 220 Kriegsgefangene aus Frankreich sowie Frauen und Männer aus Polen, Russland und der Ukraine Zwangsarbeit verrichten: in den Bruhn-Werken GmbH und bei der Firma A.H. Schwesinger. Drei der Zwangsarbeiter wurden mit Gefängnishaft bestraft.[3]

Zu DDR-Zeiten unterhielt der Fernsehfunk der DDR im Ort ein Betriebs-Ferienlager für die Kinder seiner Betriebsangehörigen.

In den 1970er Jahren wurde durch die DDR der Ortsteil Görsdorf mit einer etwa 3,5 Meter hohen Sichtblende (Grenzmauer) umschlossen (→ Innerdeutsche Grenze). Das Grenzdenkmal Görsdorf erinnert an die Deutsche Teilung.

Vor dem 31. Mai 1995 gehörte Schalkau zur Verwaltungsgemeinschaft Schalkau.

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgenden Gemeinden (mit den oben genannten Ortsteilen) wurden in die Stadt eingegliedert:

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entwicklung der Einwohnerzahl (Stand jeweils 31. Dezember):

  • 1994: 3765
  • 1997: 3654
  • 2000: 3498
  • 2003: 3415
  • 2006: 3338
  • 2009: 3278
  • 2012: 3049
  • 2015: 2982
  • 2018: 2915
  • 2021: 3268

Datenquelle ab 1994: Thüringer Landesamt für Statistik

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kommunalwahl 2019[4][5]
ohne Bachfeld
Wahlbeteiligung: 64,9 % (2014: 55,5 %)
 %
40
30
20
10
0
33,4 %
21,4 %
17,9 %
16,2 %
11,0 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
 25
 20
 15
 10
   5
   0
  -5
-10
-15
−14,3 %p
+21,4 %p
−7,4 %p
+2,6 %p
−2,3 %p
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
b AfD Wählergruppe Schalkau
d Freie Wähler Schalkau
e Forum aktive Bürger

Stadtrat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Stadtrat in Schalkau besteht aus 16 Ratsmitgliedern:

Partei Sitze
CDU 6 (−2)
AfD 3 (+3)
Freie Wähler 3 (+1)
DIE LINKE 2 (−2)
Forum aktive Bürger 2 (±0)

Bei der Wahl 2019 wurden in Schalkau zunächst 14 Stadtratsmitglieder gewählt, 2 weniger als 2014.[4][5] Im Zuge der Eingliederung von Bachfeld Ende 2019 kamen 2 Mitglieder dessen Gemeinderates in den Rat von Schalkau (1× CDU, 1× Freie Wähler).[6]

(Stand: Kommunalwahl am 26. Mai 2019)

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Wahl des Bürgermeisters am 15. April 2018 wurde Ute Hopf, parteilose Kandidatin, mit 56,6 % der Stimmen zur Bürgermeisterin gewählt. Die Wahlbeteiligung betrug 68,3 %.

Städtepartnerschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1990 besteht eine Partnerschaft mit der fränkischen Nachbarstadt Rödental.

Am 13. September 2018 wurde die langjährige Partnerschaft mit der fränkischen Nachbargemeinde Lautertal offiziell besiegelt.

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blasonierung: „Das Stadtwappen zeigt ein Schild von gold über blau geteilt, oben ein wachsender rotbewehrter schwarzer Löwe, unten aus silbernen Dreiberg wachsend zwei grüngestiefelte rote Rosen mit goldenen Butzen.“[7]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der aus neun Stadtteilen bestehenden Stadt Schalkau existieren 36 Vereine mit ca. 1.200 Mitgliedern.

Bildung und Erziehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Stadt Schalkau gehört die Staatliche Gemeinschaftsschule "Johann Wolfgang von Goethe" Schalkau[8]. Die Schule wird, eingerechnet der Schulteile in Rauenstein und Mengersgereuth-Hämmern, von ca. 550 Schülern besucht.

Die Integrative Kindertagesstätte Wirbelwind betreut etwa 130 Kinder im Alter zwischen eins und sechs Jahren. Darunter befinden sich auch entwicklungsverzögerte, behinderte oder von Behinderung bedrohte Kinder.[9]

Tourismus und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nahe der Ortslage von Schalkau trifft man auf die Ruinen der mittelalterlichen Schaumburg. Im Heimatmuseum Schalkau wird die Geschichte dieser Burganlage sowie die Entwicklung der Stadt ausführlich behandelt.

Die Stadt Schalkau ist Teil des Tourismusverbundes Schaumberger Land. Hierzu gehört im Landkreis Sonneberg auch die Gemeinde Frankenblick. Mit dem Beitritt Rödentals erweitert sich das Einzugsgebiet des Tourismusverbundes länderübergreifend nach Oberfranken. Rödental arbeitet schon seit Jahren touristisch mit Schalkau zusammen.[10]

Der Jakobsweg verläuft durch Schalkau.[11]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch den Ort führt die 1910 eröffnete Bahnstrecke Eisfeld–Sonneberg, eine eingleisige Nebenbahn von Eisfeld über Schalkau nach Sonneberg. Alle Ortsteile sind an das Liniennetz der Omnibus Verkehrs Gesellschaft Sonneberg/Thür. angebunden, welches Anbindungen an die Kreisstadt Sonneberg sowie die Städte Rödental, Coburg und Eisfeld sichert. Außerdem führt die B 89 durch Schalkau. Weitere Straßen führen von Schalkau nach Rödental und Steinheid.

Öffentliche Sicherheit, Brandschutz und Gesundheit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Schalkau befindet sich eine von fünf Stützpunktfeuerwehren des Landkreises Sonneberg und in direkter Nachbarschaft eine Rettungswache der Regiomed-Kliniken-Gruppe.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
  2. Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag Köhler, Jena 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 138.
  3. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945. Band 8: Thüringen. VAS – Verlag für Akademische Schriften, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-88864-343-0, S. 287.
  4. a b Gemeinderatswahl Schalkau 2014 - Wahlergebnisse
  5. a b Gemeinderatswahl Schalkau 2019 - Wahlergebnisse
  6. Cindy Heinkel: Selters statt Sekt trifft die Stimmungslage der Bachfelder. In: Freies Wort Lokalausgabe Sonneberg vom 31. Dezember 2019, S. 7 (online)
  7. Hauptsatzung der Stadt Schalkau. Abgerufen am 14. Oktober 2019.
  8. Auf einen Blick - Thüringer Schulportal. Abgerufen am 16. März 2018 (deutsch).
  9. Schalkau* - Diakoniewerk Sonneberg. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. März 2018; abgerufen am 16. März 2018 (deutsch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.diakoniewerk-son-hbn.de
  10. Radio Eins (Coburg): News. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. Mai 2012; abgerufen am 1. Juni 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.radioeins.com
  11. www.jakobus-franken.de
  12. Deutsches Museum München (Digiporta): Doppelmayr, Johann Gabriel. (PDF) In: Digitales Portätarchiv (Digiporta). Deutsches Museum München, abgerufen am 22. Oktober 2019.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schalkau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien