Schlewecke (Bad Harzburg)

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Schlewecke
Wappen von Schlewecke
Koordinaten: 51° 54′ N, 10° 32′ OKoordinaten: 51° 53′ 51″ N, 10° 32′ 25″ O
Höhe: 225 (208–260) m ü. NN
Fläche: 2,93 km²[1]
Einwohner: 1616 (31. Dez. 2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 552 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1963
Eingemeindet nach: Bündheim
Postleitzahl: 38667
Vorwahl: 05322
Karte
Schlewecke in Bad Harzburg
Weichbild: Breite Straße in Richtung Bündheim
Weichbild: Breite Straße in Richtung Bündheim

Schlewecke [ˈʃleːˌvɛkə] (von altsächsisch Slifede, niederdeutsch Sleiwecke) ist ein Stadtteil von Bad Harzburg im Landkreis Goslar in Niedersachsen, Deutschland und 2,5 km nordwestlich vom Kernbereich von Bad Harzburg entfernt. Es handelt es sich nach der Kernstadt, Bündheim und Harlingerode um die viertgrößte Ortschaft im Stadtgebiet.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Dorfkern liegt wenige Kilometer nördlich des Harzes im Tal zwischen dem westlichen Langenberg und dem östlichen Scharenberg und liegt damit direkt auf der Harznordrandverwerfung, einer von Hahausen bis Ballenstedt reichenden geologischen Störung. Durch dieses Tal und den Ort fließt die Gläsecke, die in die östlich verlaufende Radau mündet.

Nachbarorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Harlingerode Vienenburg
Gut Radau
Radauanger
Lochtum
Bettingerode
Oker
Göttingerode
Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Mathildenhütte
Westerode
Bündheim
Bad Harzburg

Ortsgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu Schlewecke gehört statistisch der Wohnplatz Radauanger.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dorfkirche

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Schlewecke sind insgesamt vier Funde von Hammeräxten belegt, zwei davon auf dem Flurstück Heisenkamp.[3]

Ortsname[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bedeutung von Schlewecke ist nicht bekannt. Im 2018 herausgebrachten Niedersächsischen Ortsnamenbuch wird die Deutung als „Ort bei den Schlehenbüschen“ (vgl. Richard Wieries, 1937)[4], die auch im Feuerwehrwappen dargestellt ist, abgelehnt. Jürgen Udolph setzt eine urgermanische Basis slaƀ- an, die in Bezug zu Wörtern in anderen germanischen Sprachen mit der Bedeutung „Schlammwasser, Pfütze“ steht.[5]

Die Entwicklung der Endung -ecke ist hingegen bekannt. Sie ist erst ab dem 16. Jahrhundert bezeugt und wurde an den früheren Ortsnamen Schleve (1568) nachträglich hinzugefügt. Ursprünglich endete der Ort auf -ithi, die bis heute in Lengde erhalten ist. Im Niedersächsischen Ortsnamenbuch heißt es dazu:

„Mit -ithi-Suffixen werden stellen bezeichnet, an denen das in der Basis genannte vorrangig vorkommt (vgl. NOB III S. 444; Berger, Namen S. 93)“

Kirstin Casemir, Uwe Ohainski: Die Ortsnamen des Landkreises Goslar. In: Niedersächsisches Ortsnamenbuch. Band 10. Bielefeld 2018, ISBN 978-3-7395-1162-7, S. 231.

Die Ursprungsform, die äquivalent zu einem heutigen „*Schlewede“ ist, verschliff später zu einer Form „*Schlewe“, auf der das heutige Wort Schlewecke basiert.

Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schlewecke im Jahre 1910

Am 10. Juni 1708 wurde die Schlewische Dorfkirche eingeweiht. Bis weit in das 19. Jahrhundert war Schlewecke ein von der Land- und Forstwirtschaft abhängiges Dorf, das erst durch die Eröffnung der Mathildenhütte im Jahre 1861 im Nachbarort Westerode zumindest an von der industriellen Entwicklung im Umland profitierte. Zwischen 1893 und 1903 bestand in Schlewecke eine eigene Post-Agentur der Harzburger Postexpedition; Postagenten der Stelle waren Dietrich Himstedt (1893/94) und Louis Heyke (1895–1903). 1912 wurde die Bahnstrecke Bad Harzburg–Oker am Nordostrand des Orts eröffnet, Schlewecke hatte hier bis 1976 einen Passagierhaltepunkt an der Bahnhofstraße.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Verhandlungen mit Nachbargemeinden zwecks einer Fusion durchgeführt: 1953/54 erwog man zunächst eine Fusion mit der Gemeinde Harlingerode, die letztlich aber am Widerstand des Schlewecker Gemeinderates scheiterte. Am 1. Januar 1963 wurde Schlewecke schließlich in den Nachbarort Bündheim eingemeindet, 1972 ging die Gemeinde wiederum in der Stadt Bad Harzburg auf.[6]

Der Kindergarten in der Bahnhofstraße wurde im Jahr 1993 eröffnet.[7] Zudem besitzt der Ort eine Grund- und eine Hauptschule. Bis 1993 existierte in Schlewecke der TSG Bündheim-Schlewecke von 1890 e.V, der 1993 zusammen mit einem weiteren Verein zur TSG Bad Harzburg fusionierte. Am 24. Dezember 1995 wurde bei Radauanger der Windpark Schlewecke in Betrieb genommen.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einen starken Einwohnerschub erlebte die Gemeinde Schlewecke Ende des 19. Jahrhunderts sowie mit der Errichtung verschiedener Neubaugebiete im Laufe des 20. Jahrhunderts (Heisenkamp/Hofbreite, Schlewecker Trift).

Bad Harzburg-Schlewecke – Bevölkerungsentwicklung seit 1798
Entwicklung Jahr Einwohnerzahl Jahr Einwohnerzahl Jahr Einwohnerzahl Jahr Einwohnerzahl

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1798 285 1977 1530 2012 1752 2019 1649
1877 685 2005 1883 2013 1734 0 0
1885 518 2007 1873 2014 1730 0 0
1907 1126 2008 1832 2015 1739 0 0
1925 1191 2009 1832 2016 1758 0 0
1933 1224 2010 1819 2017 1761 0 0
1939 1225 2011 1745 2018 1645 0 0

Quelle: [8] 1798,[9] 1877,[10] 1885–1939,[11] 1907,[12] 1977,[13] ab 2011,[14] 2018 und 2019.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Windpark Schlewecke
Die Landesstraße L 501 bei Schlewecke, bis 1987 Bundesstraße 6

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schlewecke besitzt keine herausragende wirtschaftliche Bedeutung für die Stadt Bad Harzburg, zu erwähnen ist einzig die Kläranlage Harzburg im Radauanger. Nahe dieser Siedlung wurde im Oktober 1995 auf dem Güdeckenberg der Windpark Schlewecke eröffnet. Es handelt sich hierbei um den älteren und kleineren der beiden Windparks in Bad Harzburg (neben dem Windpark Harlingerode) mit einer Nennleistung von insgesamt 1,5 MW.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über die Kreisstraße K 30 besteht nach Osten hin ein Anschluss zur Abfahrt Westerode der Bundesstraße 4. Die Abfahrtrampen sind nur nach Norden hin vorhanden und führen unmittelbar auf das Bad Harzburger Dreieck, über das sowohl ein Anschluss an die Bundesstraße 6 (Goslar) als auch die Bundesautobahn 369 (Bad Harzburg – Vienenburg) und von hier aus über die Bundesautobahn 36 an den überregionalen Verkehr besteht.

Folgende Landes-, Kreis- und Gemeindestraßen führen durch oder aus Schlewecke:

Nr. Name Verlauf
L 501 An der Rennbahn OkerGöttingerodeHerbrinkBündheimBad Harzburg
K 30 Bahnhofstraße WesterodeB4MathildenhütteK 70/Breite Straße
K 70 Breite Straße Harlingerode – Herbrink – K 30/Bahnhofstraße – Bündheim
Herbrink K 70/Breite Straße – L 501

Der Ort ist über die Buslinien 871 (KVG Braunschweig, Stadtverkehr Bad Harzburg) und 810 (KVG Braunschweig und RBB Busse, Goslar–Harlingerode-Schlewecke–Bad Harzburg) an den ÖPNV angebunden.

Bahnverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Haltepunkt Schlewecke (Harz) war ein Haltepunkt an der Bahnstrecke Bad Harzburg–Oker (Streckenkilometer 34,20). Der Bahnsteig befand sich auf südlicher Seite unmittelbar nordwestlich der heutigen Bahnhofstraße. Anfangs war hier ein Fachwerkhaus als Empfangsgebäude vorhanden; dieses wurde später durch ein einfaches Wartehäuschen ersetzt.

Er wurde am 1. Mai 1912 zusammen mit der Bahnstrecke eröffnet; seine offizielle Auflassung erfolgte am 30. Juni 1976.[15] Die nächste Station Richtung Oker war der Bahnhof Harlingerode, in Richtung Bad Harzburg der Bahnhof Bad Harzburg.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Schlewecke befindet sich der städtische Kindergarten Bahnhofstraße 6b, der zusammen mit dem Kindergarten in Göttingerode seit 2012 über eine gemeinsame Leitung verfügt. Im Ort befindet sich weiterhin die Oberschule Bad Harzburg mit gegenwärtig (Stand: 2018) etwa 550 Schülern.[16]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort Schlewecke ist wie auch die restliche Region evangelisch-lutherisch mit einer großen katholischen Minderheit geprägt. Die evangelische Dorfkirche, ein Saalbau aus Fachwerk, wurde nach einer Inschrift im Kircheninneren im Jahr 1708 vollendet. Der reichgeschnitzte Kanzelaltar stammt aus der Erbauungszeit der Kirche.[17]

Die nächste katholische Kirche befindet sich im Nachbarort Bündheim.

Kultur und Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch seine sehr enge Verwobenheit mit dem Nachbarort Bündheim ist die kulturelle Souveränitat von Schlewecke im Laufe der Zeit untergegangen. Der Ortskern ist idyllisch an der Gläsecke gelegen und beinhaltet einen Dorfteich mit Spielplatz. Unmittelbar westlich der Siedlung gelegen ist das mit Wanderwegen erschlossene Naturschutzgebiet Östlicher Langenberg; die an den Ort grenzende Flur Heisenkamp bietet einen guten Blick in das Harzburger Harzvorland.

In Schlewecke wurde im Jahr 1970 das Silberbornbad eröffnet, welches im Jahr 1994 erweitert wurde.

Schlewecke hat eine bewegte Sportgeschichte: Der MTV Schlewecke von 1890 war für lange Zeit der örtliche Sportverein in Schlewecke, als zweiter Verein tätig war der SV Grün-Weiß Schlewecke von 1920. Im Zuge der Gemeindefusion mit Bündheim fusionierte dieser mit dem TSV Bündheim von 1921 zur TSG Bündheim-Schlewecke. Diese fusionierte am 22. April 1993 mit dem Ballspielverein Bad Harzburg von 1950 e.V. zur TSG Bad Harzburg von 1890 e.V., die die Jahreszahl von dem ältesten Verein, dem schlewischen MTV übernahm.[18]

Abgesehen von der Schützengesellschaft SG Schlewecke v. 1954 e. V. ist in Schlewecke kein Sportverein mehr ansässig, jedoch findet sich im Ort ein lokal bedeutendes Fitnesscenter.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schlewecke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Inkscape-Wert: (67175.75/1501177.21)*65.42
  2. Stadt Bad Harzburg: Zahlen, Daten, Fakten. Der Wert umfasst auch Zweitwohnsitze, sodass er nicht in der geschichtlichen Bevölkerungsentwicklung eingetragen ist.
  3. Richard Wieries: Geschichte des Amtes Harzburg nach seinen Forst-, Flur- und Straßennamen. Appelhans, Braunschweig 1937 (tu-braunschweig.de [PDF; 89,3 MB; abgerufen am 3. Oktober 2018]).
  4. Richard Wieries: Geschichte des Amtes Harzburg nach seinen Forst-, Flur- und Straßennamen. Hrsg.: Harzburger Altertums- und Geschichtsverein. 1937, S. 100 (Volltext).
  5. Kirstin Casemir, Uwe Ohainski: Die Ortsnamen des Landkreises Goslar. In: Niedersächsisches Ortsnamenbuch. Band 10. Bielefeld 2018, ISBN 978-3-7395-1162-7, S. 178 f.
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 272.
  7. Kindergarten Bahnhofstrasse 6b
  8. Wolfgang Heinemann: Die Chronik des Amtes Harzburg. Hanau 2003, ISBN 3-00-011170-0, S. 378.
  9. Ferdinand Julius Eduard Helmbrecht: Das Soolbad Juliushall. Nebst dem Wellenbade und der Molkenanstalt zu Harzburg. 1853, S. 3 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Michael Rademacher: Wolfenbuettel. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  11. J. Springer: Arbeiten aus dem Reichsgesundheitsamte. Band 25, 1907, S. 78 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Friedrich Müller, Joachim Müller: Müllers großes deutsches Ortsbuch. Band 19, 1977, S. 783 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. Der Landkreis Goslar im Überblick. Zahlen, Daten, Fakten. Landkreis Goslar, 3. Dezember 2018, abgerufen am 20. Dezember 2019.
  14. Quelle: Stadt Bad Harzburg, in: Goslarsche Zeitung: Zuzüge retten die Einwohnerstatistik, 15. Januar 2020.
  15. Strecke Bad Harzburg - Goslar auf eisenbahn-harzvorland.de.
  16. Die Oberschule Bad Harzburg auf hrs-deilich.de, abgerufen am 27. Mai 2018, PDF.
  17. SCHLEWECKE Stadt Bad Harzburg, Kr. Goslar. Ev. Kirche. In: Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bremen Niedersachsen. Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 1992, S. 1171; ISBN 3-422-03022-0
  18. Allgemeines zur TSG auf tsg-bad-harzburg.de, abgerufen am 22. August 2018.