Schnigge Wertpapierhandelsbank

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  Schnigge Capital Markets SE[1]
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Staat Deutschland Deutschland
Sitz Frankfurt am Main
Rechtsform Societas Europaea
ISIN DE000A0EKK20
Gründung 1992[2]
Website www.schnigge.de
Geschäftsdaten 2016
Bilanzsumme 2,4 Mio. €
Mitarbeiter 18
Leitung
Verwaltungsrat Jürgen Frodermann (Vorsitzender)
Unternehmensleitung Jochen Heim, Christian Maria Kreuser, Florian Weber (geschäftsführende Direktoren)
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Die Schnigge Capital Markets SE (vormals Schnigge Wertpapierhandelsbank) ist ein ehemaliges Finanzdienstleistungsunternehmen im Bereich des börslichen und außerbörslichen Wertpapierhandels, der Vermögensverwaltung und der Corporate Finance. Als Wertpapierhandelsbank verfügte sie über eine Banklizenz, betrieb jedoch kein Einlagen- oder Kreditgeschäft.[3] Hauptsitz der 1992 gegründeten Gesellschaft ist Frankfurt am Main; daneben besteht eine Niederlassung in Willich (Nordrhein-Westfalen). Schnigge ist selbst im Regulierten Markt börsennotiert.[4]

Das Unternehmen war neben Valora Effekten einer der beiden deutschen Betreiber von Handelsplattformen für nicht börsennotierte Wertpapiere. In dem als „Telefonhandel“ bezeichneten System waren etwa 100 Aktien, Genussscheine, Anleihen und Zertifikate notiert.[5]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Firma Schnigge wurde 1992 in Düsseldorf gegründet. 1998 erfolgte eine formale Neugründung als Wertpapierhandelsbank unter dem Namen Börsenmakler Schnigge AG. 1999 ging das Unternehmen in Düsseldorf an die Börse.[2][6]

Ein bis zwei Jahre später platzte die Dotcom-Spekulationsblase; der Aktienmarkt geriet in eine Baisse und die finanzmarktsensitive Schnigge AG in eine wirtschaftliche Schieflage. Ende 2002 wurde sie zahlungsunfähig.[7] Nach vorübergehender Einstellung des Geschäftsbetriebs und einigen schwierigen Jahren stieg 2005 die Stuttgarter DKM Asset Management AG als neuer Hauptaktionär ein, und die Schnigge AG wurde in DKM Wertpapierhandelsbank AG umbenannt.[8] Im Zuge eines weiteren Eigentümerwechsels änderte sich der Firmenname 2007 in Schnigge Wertpapierhandelsbank AG.[9][10] Das Kerngeschäft des Unternehmens bestand zu dieser Zeit in der Skontroführung für Wertpapiere an den Börsenplätzen Düsseldorf, Hamburg und Frankfurt sowie der Brokerage.[11] Im Corporate-Finance-Geschäft gelang in den folgenden Jahren die Platzierung verschiedener Unternehmensanleihen, was ab 2012 durch eine selbst betriebene Zeichnungsplattform unterstützt wurde.[12]

2016 änderte die Gesellschaft ihre Rechtsform; aus der AG wurde eine Europäische Gesellschaft (SE).[2] Im selben Jahr kam es erneut zu einer vorübergehenden Insolvenz,[13][14] nachdem sich die Abwicklung eines großen Wertpapierauftrags für einen institutionellen Kunden verzögert hatte. Infolgedessen brach der Großteil des Geschäfts zusammen. Neben der ohnehin zur Disposition stehenden Skontroführung in Düsseldorf ging auch diejenige in Hamburg verloren, ebenso das Handelsgeschäft mit vielen wichtigen Kunden.[3] Erneut wechselte der Eigentümer: Im Rahmen eines Management Buy-out erwarb das Direktoriumsmitglied Florian Weber 92 % der Firmenanteile.[15]

Anfang Januar 2017 meldete das Handelsblatt, Schnigge benötige 1,4 Millionen Euro frisches Eigenkapital und plane die Ausgabe von Anleihen.[16]

Der Unternehmenssitz wurde 2017 von Düsseldorf nach Frankfurt verlegt.[17]

Schnigge ist seit 2013 defizitär und versuchte, das Geschäft „strategisch neu auszurichten“.[18][19] Nach einer gescheiterten Kapitalerhöhung gab das Unternehmen im August 2018 seine Lizenz für das Betreiben von Bankgeschäften sowie für die Durchführung von Finanzdienstleistungen zurück und stellte die entsprechende Geschäftstätigkeit ein.[20][21]

Am 11. Oktober 2018 stellte die Bank beim Amtsgericht Frankfurt am Main einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverantwortung und soll im Schutzschirmverfahren saniert werden.[22]

Im August 2019 wurde das Unternehmen von der Investmentfirma Seaside Capital GmbH in Hamburg übernommen und zunächst erlaubnisfreies Geschäft betreiben und strebt mittelfristig die Wiedererlangung einer Erlaubnis zum Betrieb von Bank- und Finanzdienstleistungsgeschäften an.[23]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. SCHNIGGE Capital Markets SE: Namensänderung und Kapitalerhöhung durchgeführt. In: pressetext.com. 27. März 2020, abgerufen am 14. September 2020.
  2. a b c One-Tier-System: CMS und Wiedenbauer begleiten Schnigge bei SE-Umwandlung, juve.de, 11. Juli 2016.
  3. a b Geschäftsbericht 2016 (Memento des Originals vom 28. August 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.schnigge.de, schnigge.de. (PDF; 1,6 MB)
  4. Hoppenstedt Aktienführer 2016, S. 747f.
  5. Kurse im Telefonhandel (Memento vom 20. Mai 2016 im Internet Archive) auf schnigge.de, abgerufen am 15. Dezember 2017.
  6. Hoppenstedt Aktienführer 2000, Seite 162.
  7. Verhandlungen mit Investoren gescheitert, Absage der a.o. HV am 18.12.2002, Pflichtmeldung der Börsenmakler Schnigge AG auf dgap.de, 12. Dezember 2002.
  8. Namensänderung (Memento vom 3. April 2005 im Internet Archive). schnigge.de, 30. März 2005. (PDF)
  9. DKM Wertpapierhandelsbank steht zum Verkauf, Finance Magazin, 13. Juni 2007.
  10. DKM Wertpapierhandelsbank AG:Umbenennung in SCHNIGGE Wertpapierhandelsbank AG erfolgt, breite Aufstellung im Markt geplant., Pressemeldung der DKM Wertpapierhandelsbank AG auf dgap.de, 10. September 2007.
  11. Geschäftsbericht 2008 (Memento des Originals vom 8. Juli 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.schnigge.de, schnigge.de.
  12. SCHNIGGE Wertpapierhandelsbank AG: Die SCHNIGGE Wertpapierhandelsbank begleitet erfolgreich die 6,25% Hahn-Immobilien-Beteiligungs AG Mittelstandsanleihe, Pressemeldung der Schnigge Wertpapierhandelsbank auf dgap.de, 13. September 2012.
  13. Bafin stellt Insolvenzantrag für Schnigge. In: Handelsblatt. 30. September 2016, abgerufen am 27. August 2018.
  14. Schnigge Wertpapierhandelsbank SE: BaFin zieht Insolvenzantrag zurück. Schnigge Wertpapierhandelsbank, 4. Oktober 2016, abgerufen am 27. August 2018 (Pressemitteilung).
  15. SCHNIGGE Wertpapierhandelsbank SE: Wechsel des Großaktionärs, Pflichtmeldung der Schnigge Wertpapierhandelsbank AG auf dgap.de, 5. Dezember 2016.
  16. Wertpapierhändler Schnigge braucht frisches Kapital. In: Handelsblatt. 3. Januar 2017, abgerufen am 28. August 2018.
  17. Bekanntmachung im Handelsregister vom 30. Mai 2017, Amtsgericht Frankfurt am Main, HRB 108601.
  18. Jahresabschlüsse 2012–2016 der Schnigge Wertpapierhandelsbank AG
  19. Halbjahresfinanzbericht 2017 (Memento des Originals vom 28. August 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.schnigge.de, schnigge.de. (PDF; 0,3 MB)
  20. Schnigge Wertpapierhandelsbank SE: Lizenzrückgabe. In: wallstreet:online. 27. August 2018, abgerufen am 27. August 2018.
  21. Martin Hock: Kapitalmangel: Wertpapierhandelsbank Schnigge stellt Betrieb ein. In: faz.net. 28. August 2018, abgerufen am 29. August 2018.
  22. https://www.pressetext.com/news/20181011011
  23. CMS begleitet Rettung von Schnigge Wertpapierhandelsbank. In: rws-verlag.de. 5. August 2019, abgerufen am 14. September 2020.

Koordinaten: 50° 7′ 12,3″ N, 8° 40′ 43,4″ O