Schulzenhof

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Schulzenhof
Gemeinde Stechlin
Koordinaten: 53° 5′ N, 13° 0′ OKoordinaten: 53° 5′ 16″ N, 12° 59′ 53″ O
Einwohner: 14 (7. Jan. 2019)[1]
Eingemeindung: 1928
Eingemeindet nach: Dollgow
Postleitzahl: 16775
Vorwahl: 033082

Schulzenhof ist ein Ortsteil[2] der Gemeinde Stechlin im Landkreis Oberhavel in Brandenburg. Das Dorf umfasst sieben Häuser mit 14 Einwohnern (Stand 2013[1]; 2010: 15 Einw.[3]; 2007: 17 Einw.).

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schulzenhof liegt etwa zwei Kilometer nordwestlich von Dollgow und etwa vier Kilometer südwestlich von Menz im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land im Naturschutzgebiet Stechlin.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort war bereits 1664 vorhanden und war die sog. Dollgowsche Schneidemühle am Rhin. 1731 wurde sie erneut in Stand gesetzt, 1751 aber wegen des Baus des Polzowkanals aufgegeben. 1754 wurde der Ort als Dolgowsche Schneide Mühle, jetzt Schultzenhoff erstmals mit dem heutigen Namen bezeichnet.[4] Sechs Büdner mit je einem Morgen Gartenland und dem Recht zur Hütung im Menzer Forst wurden angesetzt. Das Erbzinsgut, auch Vorwerk oder Rittergut genannt, gehörte zum Amt Lindow, von 1764 ab zum Amt Zechlin. Es umfasste 480 Morgen (der Morgen zu 180 Quadratruten). 1766 hatte der kleine Ort („Kolonie“ und Vorwerk) 25 Einwohner. Von 1754 bis 1774 war das Gut im Besitz der Familie Schultze. Danach wechselten die Besitzer rasch: von 1774 bis 1780 ein Herwig, 1780 ein Wetzel und nach diesem wurde es mit dem Gut Zernikow (Großwoltersdorf) vereinigt, bei dem es bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges verblieb. 1928 wurde Schulzenhof, Kolonie und Vorwerk in die Gemeinde Dollgow eingemeindet.

1954 kaufte Erwin Strittmatter vom Preisgeld seines ersten Nationalpreises für das Stück Katzgraben ein Haus im Ort Schulzenhof und lebte hier recht zurückgezogen mit seiner dritten Frau, der Schriftstellerin Eva Strittmatter.[5]

Nach dem Zusammenschluss der Gemeinden Menz, Dollgow und Neuglobsow im Jahre 1998 zur Gemeinde Stechlin gehört Schulzenhof heute als Ortsteil zur Gemeinde Stechlin.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eva und Erwin Strittmatters Grab
Gedenktafel

Bekanntester ehemaliger Einwohner ist der Schriftsteller Erwin Strittmatter, dessen Ruhestätte sich mit dem Grabspruch „Löscht meine Worte aus und seht: der Nebel geht über die Wiesen …“ in Schulzenhof befindet. Am 31. Januar 1994 starb er in Schulzenhof und liegt seinem kurz vor ihm verstorbenen Sohn Matti gegenüber unter Douglas-Tannen begraben.[5]

Schulzenhof gilt als literarischer Ort, über und aus dem die beiden Strittmatters schrieben und außerdem Gäste wie den mongolischen, deutschsprachigen Schriftsteller Galsan Tschinag (dieser lebte nach seinem Studium eine Zeitlang bei den Strittmatters in Schulzenhof) aus ihrem literarischen Umfeld empfingen.

Eva Strittmatter, die Witwe, Dichterin und Schriftstellerin, lebte bis zu ihrem Tod am 3. Januar 2011 in Schulzenhof und konnte verhindern, dass Schulzenhof zu einem touristischen Magneten für Strittmatterfans wurde. Die Gemeinde hatte ein vollständiges Konzept entwickelt: Pläne für Busparkplatz, Imbiss und ein Rundweg mit Hinweisschildern auf Werk- und Lebensbezüge. Die Umsetzung scheiterte aber am Veto von Eva Strittmatter.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erwin Strittmatter: Schulzenhofer Kramkalender. Erzählung. Aufbau-Verlag, Berlin/Weimar 1966, DNB 458269662; zahlreiche Nachauflagen und Übersetzungen.
  • Eva Strittmatter: Briefe aus Schulzenhof I. Prosa. Aufbau-Verlag, Berlin 1977, DNB 780222903; zahlreiche Nachauflagen.
  • Eva Strittmatter: Briefe aus Schulzenhof II. Prosa. Aufbau-Verlag, Berlin 1990, ISBN 3-351-01638-7; zahlreiche Nachauflagen.
  • Eva Strittmatter: Briefe aus Schulzenhof III. Prosa. Aufbau-Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-351-02316-2; weitere Auflagen.
  • Eva und Erwin Strittmatter: Landschaft aus Wasser, Wacholder und Stein. Ein Jahreszeitenbuch. Hrsg. von Almut Giesecke. Mit Fotos von Anke Fesel. Aufbau-Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-351-03049-5 (Beide Autoren reflektieren auf eigene Weise die herbe Schönheit der Landschaft, den wechselnden Jahreslauf, den Zauber der Natur. Die vor Ort entstandenen Fotos geben den Texten einen atmosphärischen Hintergrund.)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schulzenhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Schulzenhof. In: gransee.de, abgerufen am 22. Januar 2021.
  2. Hauptsatzung der Gemeinde Stechlin vom 25. März 2009 (PDF; 217 kB).
  3. Schulzenhof (Memento vom 3. März 2011 im Internet Archive). In: gransee.verwaltungsportal.de, abgerufen am 9. August 2017 (Homepage der Gemeinde mit der Angabe der Einwohnerzahl vom Stand 2010). In: gransee.verwaltungsportal.de, abgerufen am 9. August 2017.
  4. Lieselott Enders: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil II: Ruppin. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1970, OCLC 62005138, S. 242.
  5. a b Annika Rausch: Nationalpreisträger, Ochsenkutscher, Wundertäter. Erwin Strittmatters autobiographische Romantrilogie „Der Wundertäter“. In: literaturkritik.de. 1. November 2001, abgerufen am 9. August 2017 (Kurzinformation zum Erwerb des Schulzenhofes).