Schutzgebiete des Großen Panda in Sichuan

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Schutzgebiete des Großen Panda in Sichuan
UNESCO-Welterbe UNESCO-Welterbe-Emblem

Panda-Bären in Wolong/Sichuan
Vertragsstaat(en): China Volksrepublik VR China
Typ: Natur
Kriterien: x
Fläche: 924.500 ha
Pufferzone: 527.100 ha
Referenz-Nr.: 1213
UNESCO-Region: Asien und Pazifik
Geschichte der Einschreibung
Einschreibung: 2006  (Sitzung 30)

Die Schutzgebiete des Großen Panda in Sichuan (chinesisch 四川大熊猫栖息地, Pinyin Sìchuān Dàxióngmāo Qīxīdì) bilden ein aus mehreren Teilen bestehendes, seit dem Jahr 2006 zum Weltnaturerbe der UNESCO zählendes Gebiet in der chinesischen Provinz Sichuan.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schutzgebiete befinden sich am Westrand des Sichuan-Beckens im Qionglai-Gebirge (邛崃山, Qionglai Shan) und Jiajin-Gebirge (夹金山, Jiajin Shan) am Übergang von der Chengdu-Ebene zur Qinghai-Tibet-Hochebene. Das Schutzgebiet besteht aus sieben Naturschutzgebieten (自然保护区) und neun Landschaftsschutzgebieten (风景名胜区), die sich über vier Verwaltungseinheiten auf Bezirksebene erstrecken und ein Gebiet von 924.500 ha (9245 km²) umfassen. Das eigentliche Schutzgebiet ist von einer 527.100 ha (5271 km²) großen Pufferzone umgeben. Das Schutzgebiet umfasst Gebiete mit einem Höhenunterschied von 5670 Metern, angefangen von der subtropischen, über die gemäßigte bis zur alpinen Klimazone.[1]

Geografische Abgrenzung der Schutzgebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgenden Tabellen geben die geografischen Daten und chinesischen Benennungen zum Zeitpunkt der Antragstellung wieder. Das ursprüngliche nominierte Gebiet umfasste auch städtische Siedlungen, landwirtschaftlich genutztes Land und einige größere Infrastruktureinrichtungen. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) empfahl nach Evaluierung im Oktober 2005 eine partielle Korrektur der Grenzen des Schutzgebietes. Die chinesische Seite entsprach dem und reichte im Dezember 2005 einen neuen Antrag mit revidierten Abgrenzungen ein. Die Änderungen umfassten unter anderem die Ausgliederung der Orte Wolong (Shawan), Gengde und Yaoji sowie intensiver landwirtschaftlich genutzte Flächen.[1] Dadurch verringerte sich die Gesamtfläche des Schutzgebiets von ursprünglich anvisierten 9510 km² auf 9245 km². Die Tabellen geben den Zustand vor dieser Grenzkorrektur wieder. Spätere Auflistungen der revidierten Verhältnisse wurden nicht durch die UNESCO veröffentlicht.

Die Schutzgebiete befanden sich entweder in Trägerschaft der Provinz (省级) oder in nationaler Trägerschaft (国家级).

Verteilung des Welterbegebiets auf die 17 Schutzgebiete nach dem ursprünglichen Entwurf[2]
Verwaltungseinheit Schutzgebiet Gesamt
(km²)
Kerngebiet
(km²)
Pufferzone
(km²)
Übergangszone
(km²)
Autonomer Bezirk
Ngawa
Nationales Naturschutzgebiet Wolong
卧龙国家级自然保护区
2000 1720 0280
Nationales Landschaftsschutzgebiet Siguniangshan
四姑娘山(国家级)风景名胜区
0450 0070 0380
Nationales Naturschutzgebiet Siguniangshan
四姑娘山国家级自然保护区
0530 0530 1540
Provinz-Landschaftsschutzgebiet Miyaluo
米亚罗(省级)风景名胜区
0820 0040 0780 0460
Provinz-Naturschutzgebiet Caopo
草坡省级自然保护区
0330 0170 0160 0530
Bezirksfreie Stadt
Ya’an
Nationales Naturschutzgebiet Fengtongzhai
蜂桶寨国家级自然保护区
0540 0340 0200
Provinz-Landschaftsschutzgebiet Jiajinshan
夹金山(省级)风景名胜区
1780 1440 0340 0740
Provinz-Naturschutzgebiet Labahe
喇叭河省级自然保护区
0240 0200 0040
Provinz-Landschaftsschutzgebiet Erlangshan
二郎山(省级)风景名胜区
0730 0430 0300 0290
Provinz-Naturschutzgebiet Heishuihe
黑水河省级自然保护区
0370 0260 0110
Provinz-Landschaftsschutzgebiet Lingzhenshan-Daxuefengshan
灵鹫山—大雪峰(省级)风景名胜区
0210 0140 0070 0400
Stadt
Chengdu
Nationales Landschaftsschutzgebiet Qingchengshan-Dujiangyan
青城山—都江堰(国家级)风景名胜区
0160 0040 0120 0090
Provinz-Landschaftsschutzgebiet Jiguanshan-Jiulonggou
鸡冠山—九龙沟(省级)风景名胜区
0200 0110 0090 0170
Nationales Landschaftsschutzgebiet Xilingxueshan
西岭雪山(国家级)风景名胜区
0150 0100 0050 0250
Provinz-Landschaftsschutzgebiet Tiantaishan
天台山(省级)风景名胜区
0210
Autonomer Bezirk
Garzê
Provinz-Naturschutzgebiet Jintang-Kongyu
金汤—孔玉省级自然保护区
0930 0310 0620 0530
Provinz-Landschaftsschutzgebiet Lanan (geplant)
岚安(省级)风景名胜区
0070 0070 0080
Gesamt 9510 5370 4140 5290
Verteilung des Welterbegebiets auf die Verwaltungseinheiten Sichuans nach dem ursprünglichen Entwurf[2]
Verwaltungseinheit Schutzzone
(km²)
Kerngebiet
(km²)
Pufferzone
(km²)
Übergangszone
(km²)
Autonomer Bezirk
Ngawa
Wenchuan
(mit Wolong)
2330
(2000)
1890
(1720)
0440
(280)
0530
Kreis Xiaojin 0980 0070 0910 1540
Kreis Li 0820 0040 0780 0460
Summe 4130 2000 2130 2530
Bezirksfreie Stadt
Ya’an
Baoxing 2320 1780 0540 0740
Tianquan 0970 0630 0340 0290
Lushan 0580 0400 0180 0400
Summe 3870 2810 1060 1430
Stadt
Chengdu
Dujiangyan 0160 0040 0120 0090
Chongzhou 0200 0110 0090 0170
Dayi 0150 0100 0050 0250
Qionglai 0210
Summe 0510 0250 0260 0720
Autonomer Bezirk
Garzê
Kangding 0930 0310 0620 0530
Luding 0070 0070 0080
Summe 1000 310 0690 0610
Insgesamt 9510 5370 4140 5290

Fauna und Flora[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eingang zur Panda-Forschungsstation
Große Pandas
Kleiner Panda

Die Fauna und Flora sind durch eine große Vielfalt, einen relativ hohen Endemiegrad und das Vorkommen seltener und bedrohter Arten gekennzeichnet.

Fauna[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebiet ist vor allem aufgrund seiner Population an Großen Pandas bekannt. Der Große Panda ist eine Reliktart aus den paläo-tropischen Wäldern des Tertiär und hat sich im Laufe der Evolution zu einem einzigartig spezialisierten Pflanzenfresser in der Ordnung der Karnivoren weiterentwickelt. Er ernährt sich fast ausschließlich von Bambus und sein bevorzugter Lebensraum sind subtropische Bergwälder in einer Höhe zwischen 2200 und 3200 Metern. Der Große Panda ist der einzige Vertreter seiner Familie und wird auf der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN) geführt. In China genießt er offiziell höchsten Schutzstatus. Im Jahr 2003 wurde der Zahl in China lebenden Großen Pandas auf 1112 ± 240 geschätzt, davon 907 ± 196 in der Provinz Sichuan, entsprechend etwa 82 %.

Neben dem Großen Panda sind auch andere bedrohte Säugetiere wie der Rote oder Kleine Panda, der Schneeleopard, der Nebelparder, die Goldstumpfnase, der Weißlippenhirsch und der Sichuan-Takin zu finden. Insgesamt wurden 542 Arten von Vertebraten, darunter 109 Säugetierarten in 25 Familien (entsprechend mehr als 20 % aller in China vorkommenden Säugetiere), hier registriert. Das Schutzgebiet ist außerdem für seine reichhaltige Vogelwelt bekannt. Es wurden 365 Vogelarten in 45 Familien gezählt (darunter mehrere endemische Arten, wie Grünschwanz-Glanzfasan, Braunkehl-Keilschwanzhuhn, Chinasingdrossel, Rotschwanztimalie), von denen etwa 300 Arten vor Ort brüten. Etwa die Hälfte der Reptilien sind endemisch, wie Japalura szechwanensis, Achalinus meiguensis, Leiolopisma monticola und Pareas chinensis.[2][1]

Flora[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Pflanzenwelt umfasst zwischen 5000 und 6000 Arten in über 1000 Gattungen. 50 davon wurden als in China endemisch identifiziert und 67 genießen Schutzstatus (Stand 2006). Diese sehr reichhaltige Flora ist durch die große klimatische und biogeografische Vielfalt des Gebiets bedingt, das sehr verschiedene Klimazonen und Bodentypen umfasst. Einige Pflanzenarten, wie der Taschentuchbaum, gehören einer Reliktflora an und gelten als „lebende Fossilien“.

Aufnahme in das UNESCO-Welterbe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Antrag, Evaluation und Aufnahme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1986 nominierte die Volksrepublik China das Wolong-Naturreservat zur Aufnahme in das UNESCO-Welterbe. Dem nominierten Gebiet wurde durch die Auswahlgremien zwar das Potential zur Aufnahme ins Welterbe attestiert, aber die chinesische Seite wurde aufgefordert, einen neuen Antrag einzureichen und dieses Gebiet im Rahmen eines Gesamtkonzepts zusammen mit benachbarten Schutzgebieten als Welterbe auszuweisen. Im April 2005 stellte die Volksrepublik China bei der Weltnaturschutzunion (IUCN) den Antrag zur Aufnahme der o. g. Schutzgebiete. Die IUCN erstellte dazu am 11. April 2006 einen Bericht.[1]

Sichuan-Erdbeben 2008[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem schweren Erdbeben in Sichuan am 12. Mai 2008 erhielt die chinesische Seite am 17. Juni 2008 vom Welterbekomitee eine Notfallhilfe von 40.000 US$ für die Untersuchung und ggf. Behebung der durch das Erdbeben in den Schutzgebieten angerichteten Schäden.[3]

Reevaluation 2010 und danach[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vom 12. bis 17. April 2010 besuchte eine Abordnung des Welterbekomitees die Region und erstellte einen Bericht, der auf der 34. Sitzung des Welterbekommittes in Brasília vom 25. Juli bis 3. August 2010 diskutiert wurde. Darin wurde der chinesischen Seite im Wesentlichen attestiert, die Empfehlungen des Welterbekommittes umgesetzt zu haben. Es wurde jedoch kritisiert, dass keine reguläre Überwachung der Schutzgebiete durch die chinesische Aufsichtsbehörde stattfinde. Diese erhielte keine regelhaften Berichte aus den Schutzgebieten, sondern werde erst tätig, wenn ihr akute Probleme gemeldet würden. Eine weitere nachdrückliche Empfehlung war die, dass auch das Naturschutzgebiet Rongjin mit in das Naturerbe aufgenommen werden solle, da dieses ein wichtiges Verbindungsglied zwischen den Pandaschutzgebieten im Qionglai- und dem Liang-Gebirge darstelle.

Der ursprüngliche Name Schutzgebiete des Großen Panda in Sichuan - Wolong, Siguniangshan und Jiajin-Gebirge wurde in Schutzgebiete des Großen Panda in Sichuan geändert. Hinsichtlich des Sichuan-Erdbebens wurden nur geringe Schäden in den Panda-Reservaten registriert.[4]

Auf der 36. Sitzung des Welterbekomitees in Sankt Petersburg vom 24. Juni bis 6. Juli 2012 wurde den Schutzgebieten eine „herausragende universelle Bedeutung“ (outstanding universal value) attestiert.[5]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Convention Concerning the Protection of the World Cultural and Natural Heritage: IUCN Evaluation of Nominations of Natural and Mixed Properties to the World Heritage List – Report to the World Heritage Committee Thirtieth session. Vilnius, Litauen Juli 2006, China - Sichuan Giant Panda Sanctuary, Wolong Mt. Signuniang and Jiajin Mountains, S. 9–18 (englisch, PDF – Dokument WHC-06/30.COM/INF.8B2).
  2. a b c Büro für das Welterbe der Provinz Sichuan, Chinesische Akademie der Wissenschaften, Ministerium für Wasserressourcen der VR China (Hrsg.): The World Heritage Sichuan Giant Panda Sanctuary – Wolong, Mt. Siguniang and Jiajin Mountains Overall Management Plan. 3. Januar 2003 (chinesisch, englisch, Online [PDF; 6,9 MB; abgerufen am 28. August 2021]).
  3. ref: 1934 Post-Earthquake Assistance for the Field Investigation and Rehabilitation of the Sichuan Giant Panda Sanctuaries (Revised request). UNESCO-Webseite, abgerufen am 2. Januar 2021 (englisch).
  4. Welterbekomitee (Hrsg.): United Nations Educational, Scientific And Cultural Organization Convention Concerning The Protection Of The World Cultural And Natural Heritage: State of conservation of World Heritage properties inscribed on the World Heritage List. Brasília 3. August 2010, S. 16–20 (englisch, PDF – WHC-10/34.COM/7B.Add).
  5. Welterbekomitee (Hrsg.): United Nations Educational, Scientific And Cultural Organization Convention Concerning The Protection Of The World Cultural And Natural Heritage: Adoption of retrospective Statements of Outstanding Universal Value. Sankt Petersburg 6. Juli 2012, S. 16–20 (englisch, PDF – WHC-12/36.COM/19).

Koordinaten: 30° 50′ 0″ N, 103° 0′ 0″ O