Schwertstör

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Schwertstör

Ein präpariertes Exemplar des Schwertstörs im Museum of Hydrobiological Sciences in Wuhan

Systematik
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Unterklasse: Knorpelganoiden (Chondrostei)
Ordnung: Störartige (Acipenseriformes)
Familie: Löffelstöre (Polyodontidae)
Gattung: Psephurus
Art: Schwertstör
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Psephurus
Günther, 1873
Wissenschaftlicher Name der Art
Psephurus gladius
(Martens, 1862)
Schwertstör (Historische Illustration, 1868)

Der Schwertstör (Psephurus gladius; chinesische Kurzzeichen: 白鲟; pinyin: báixún), auch bekannt als Chinesischer Löffelstör oder Chinesischer Schwertfisch, war die einzige Art der monotypischen Gattung Psephurus. Sein nächster Verwandter ist der amerikanische Löffelstör (Polyodon spathula).[1] Der Schwertstör kam endemisch im Jangtsekiang in China vor. Im Jahr 2003 wurde letztmals ein freilebendes Exemplar nachgewiesen. Es wird angenommen, dass die Art zwischen 2005 und 2010 ausgestorben ist. Im Juli 2022 wurde die Art offiziell für ausgestorben erklärt.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stirnpartie war zu einem mächtigen Fortsatz, der etwa ein Drittel der Gesamtlänge des Fisches erreichte, ausgezogen. An diesem Stirnfortsatz befanden sich Lorenzinische Ampullen (Elektrorezeptoren für Ortung von Beutetieren und Orientierung). Schwertstöre wurden über drei Meter lang und bis zu 500 kg schwer (Angaben über früher größere Längen, bis 7 m, sind nicht unmöglich, aber mit großer Vorsicht aufzufassen).[2] Die Augen waren sehr klein und schwach (der Yangtse ist stets trüb). Ein großes Maul diente dem Raubfisch zum Fischfang. Offenbar konnte er Schwärme kleiner Fische durch Seihen einschlürfen. Er fraß aber auch Krebstiere vom Grund. Der obere Lobus der Schwanzflosse war mit großen glänzenden Ganoidschuppen bedeckt, woraus sich der Gattungsname erklärt: (altgr.) Psephurus bedeutet „Glattschwanz“ (von psēphos „glatter Kiesel“).[3]

Durch die weißliche Färbung, nackte Haut, kurze Flossen, breiten Kiemendeckelsaum und einer geringen Verknöcherung des Knorpelskeletts machte der Fisch trotz seiner Größe einen „unreifen“ Eindruck, so dass ihn Grande und Bemis in ihrer großen vergleichend-osteologischen Studie (1991) sogar mit dem pädomorphen Axolotl verglichen.

Lebensweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Schwertstör war in China im Jangtsekiang, im Ober-, Mittel- und Unterlauf endemisch. Sich entwickelnde Zygoten und Jungfische fand man nur oberhalb der Stadt Luzhou, in der Provinz Sichuan. Er hat sich hauptsächlich von kleinen Süßwasserfischen wie Cypriniden, Coreius, Rhinogobius, Gobius, Bagriden, Krabben oder Garnelen ernährt.[4]

Männchen erreichten die Geschlechtsreife mit fünf bis zehn Jahren, Weibchen erst mit sechs bis fünfzehn Jahren. Zur Laichablage wanderten die Tiere während des Frühjahrshochwassers im März und April flussaufwärts. Wo sich ihre Laichplätze befanden wird ungenau mit „am Oberlauf des Jangtsekiangs“ angegeben. Die Eier wurden in schlammigen, sandigen bis felsigen Boden, im offenen Wasser, in einer Tiefe von bis zu 10 m, abgelegt. Der Laich bestand pro Eierstock aus über 100.000 Eiern von 2,7 mm Durchmesser. Die ideale Wassertemperatur liegt bei 18 bis 20 °C. Der Laich wurde durch die Eltern nicht bewacht.[2][4]

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Art wurde erstmals 1862 von Eduard von Martens als Polyodon gladius beschrieben.[5] Sie wurde 1873 von Albert Günther in eine eigene, monotypische Gattung gestellt.[6] 1862 beschrieb Johann Jakob Kaup den Schwertstör ein zweites Mal unter der Bezeichnung Spatularia angustifolium.[7] Dieser Name gilt heute als Synonym.

Gefährdung und Aussterben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bestand ging durch Überfischung und Wasserverschmutzung seit langem zurück. Auch tödliche Verletzungen durch den stetig steigenden Schiffsverkehr setzten den Tieren zu.[8] Durch den Bau der Gezhouba-Talsperre (Bauzeit 1970 bis 1988) wurden seine Wanderungen in den Unterlauf des Jangtse unmöglich. Im Unterlauf wurden zuletzt im Jahr 1995 Jungfische gefangen. Zwei ausgewachsene Weibchen wurden im Jahr 2002 gefunden. 2004 starben die letzten in Gefangenschaft gehaltenen Exemplare. Alle Versuche, die Fische zu züchten, blieben ohne Erfolg.[8]

2006 bis 2008 wurden im Jangtse-Oberlauf, zwischen Xinshi und Chongqing (490 km), aufwändige hydroakustische Messungen mit Echolot durchgeführt. Es konnten nur neun Fische nachgewiesen werden.[9] Der Schwertstör wurde in der Roten Liste der IUCN im Jahr 2010 als „vom Aussterben bedroht (möglicherweise ausgestorben)“ geführt.[10]

Als die Art schon als vom Aussterben bedroht galt, wurde sie im Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen in Anhang II gelistet.[10] Im Jahr 2003 wurde ein Exemplar (versehentlich) gefangen und wieder freigelassen. Dies war der letzte Nachweis eines freilebenden Exemplars.[11]

Zhang et al. (2019) gehen davon aus, dass der Schwertstör zwischen 2005 und 2010 ausgestorben ist.[12]

Am 21. Juli 2022 wurde die Tierart von der IUCN zur ausgestorbenen Tierart erklärt.[13]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Psephurus gladius – Sammlung von Bildern

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Joseph S. Nelson: Fishes of the World. John Wiley & Sons, 2006, ISBN 0-471-25031-7, S. 94.
  2. a b FishBase: Psephurus gladius, Schwertstör. Abgerufen am 11. März 2019.
  3. Wilhelm Pape: Handwörterbuch der griechischen Sprache. 3. Auflage. 1880. (Nachdruck 1914). (www.zeno.org Abgerufen am 11. März 2019)
  4. a b Food and Agriculture Organization of the United Nations: Species Fact Sheet: Psephurus gladius (Martens, 1862). der FAO. Abgerufen am 11. März 2019.
  5. Über einen neuen Polyodon aus dem Yantsekiang und über die sogenannten Glaspolypen. In: Monatsberichte der Königlichen Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1861. Berlin 1862, S. 476–479 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Albert Günther 1873: Bericht über eine Sammlung von Fischen aus China. Annalen und Magazin der Naturgeschichte (Reihe 4) 12 (69): 239-250
  7. Johann Jakob Kaup: Eine neue Art von Spatularia. In: Archiv für Naturgeschichte. Band 28, Nr. 1, 1862, S. 278–281 (Volltext auf biodiversitylibrary.org).
  8. a b The Eerie Sadness of China’s Paddlefish. In: The Orbit. 7. November 2017. (the-orbit.net, abgerufen am 11. März 2019)
  9. H. Zhang, Q. W. Wei, H. Du, L. Shen, Y. H. Li, Y. Zhao: Is there evidence that the Chinese paddlefish (Psephurus gladius) still survives in the upper Yangtze River? Concerns inferred from hydroacoustic and capture surveys, 2006–2008. Journal of Applied Ichthyology 25(s2) S. 95 – 99, September 2009 doi:10.1111/j.1439-0426.2009.01268.x
  10. a b IUCN: Chinese Paddlefisch. Psephurus gladius. in der Roten Liste der IUCN vom 14. September 2019. Abgerufen am 22. Juni 2022.
  11. Douglas Main: Schwertstör: Einer der größten Fische der Welt ist ausgestorben. In: National Geographic. 10. Januar 2020, abgerufen am 23. Juli 2022.
  12. Hui Zhang, Ivan Jarić, David L. Roberts, Yongfeng He, Hao Du: Extinction of one of the world's largest freshwater fishes: Lessons for conserving the endangered Yangtze fauna. In: Science of The Total Environment. Band 710, 25. März 2020, ISSN 0048-9697, S. 136242, doi:10.1016/j.scitotenv.2019.136242 (englisch, sciencedirect.com).
  13. Migratory monarch butterfly now Endangered - IUCN Red List. In: IUCN-Pressemitteilung. 21. Juli 2022, abgerufen am 24. Juli 2022 (englisch).