Sigrid Nunez

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Sigrid Nunez (2019)

Sigrid Nunez (* 22. März 1951 in New York City) ist eine US-amerikanische Schriftstellerin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sigrid Nunez’ Vater war chinesisch-panamaischer Abstammung, ihre Mutter Deutsche. Beide lernten sich am Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland kennen, wo der Vater als Soldat der US-amerikanischen Armee stationiert war. Das Ehepaar lebte zwei Jahre in Schwäbisch Gmünd und ging dann wieder nach New York. Der Vater fand dort Arbeit in einer Krankenhausküche und als Kellner. Er sprach nur schlecht Englisch. Nunez’ deutsche Mutter lernte die Sprache zwar schnell, bereute aber, in die USA ausgewandert zu sein. Beide Eltern konnten sich mangels einer gemeinsamen Sprache nur schwer miteinander verständigen.

Nunez wuchs in Staten Island in einem Wohnblock des sozialen Wohnungsbaus mit zwei Schwestern auf. Schon als Kind wollte sie Schriftstellerin werden.[1]

Sie studierte am Barnard College (B.A. 1972) und erwarb an der Columbia University den akademischen Titel Master of Fine Arts. Nach dem Studium arbeitete sie zunächst als Redaktionsassistentin bei The New York Review of Books. Durch diese Arbeit kam sie in Kontakt mit der Schriftstellerin Susan Sontag.[2] Sie war eine Zeit mit David Rieff, Sontags Sohn, liiert[3] und wohnte mit den beiden in Sontags Apartment am Riverside Drive in New York.[4]

Nunez hatte verschiedene Lehraufträge in Kreativem Schreiben, so am Amherst College, am Smith College und an der Columbia University. In einem Interview gab sie zu Protokoll, jeden Tag zu schreiben, was ihr leicht falle, da sie nur halbtags als Dozentin arbeite und keine Familie habe.[1]

Ihren ersten Roman Wie eine Feder auf dem Atem Gottes veröffentlichte sie erst mit Mitte 40, 1996. Die Teil-Erzählungen darin über ihren Vater und ihre Mutter erforschte, woher sie kam und welche elterlichen Unschlüssigkeiten, Verluste und unerfüllten Sehnsüchte sie mitgeprägt haben könnten. Dieser Debütroman ohne Plot erschien 2022 in neuer Übersetzung.[5][6] Das Buch, in dem sie sich u. a. mit der Geschichte ihrer Eltern auseinandersetzt,[7] war Finalist für den PEN/Hemingway Award für First Fiction und den Barnes & Noble Discover New Writers Award. Nunez wurde 2003 zum Mitglied der American Academy of Arts and Sciences gewählt. Sie war 2005 Fellow an der American Academy in Berlin. 2018 erhielt sie für den Roman The Friend einen National Book Award. Im Jahr 2020 wurde ihr ein Guggenheim-Stipendium zuerkannt,[8] 2021 wurde sie in die American Academy of Arts and Letters gewählt.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • A Feather on the Breath of God (1995)
  • Naked Sleeper (1996)
  • Mitz: The Marmoset of Bloomsbury (1998)
    • Das Krallenäffchen. Ein Virginia-Woolf-Roman. Übersetzung Liselotte Prugger. Goldmann, München 2001, ISBN 978-3-442-72405-5
  • For Rouenna (2001)
  • The Last of Her Kind (2006)
  • Salvation City (2010)
  • Sempre Susan: A Memoir of Susan Sontag (2011)
    • Sempre Susan – Erinnerungen an Susan Sontag. Übers. Anette Grube. Aufbau, Berlin 2020, ISBN 978-3-351-03849-6
  • The Friend (2018)
  • What Are you Going Through (2020)
  • The Vulnerables (2023)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mareike Nieberding: „Der Tod zerrt an mir“. Interview. Süddeutsche Zeitung Magazin, 9. Juli 2021, S. 16–21

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Renée H. Shea: The Secret Facts of Fiction: A Profile of Sigrid Nunez. In: Poets & Writers. 1. Januar 2006, abgerufen am 27. September 2022 (englisch).
  2. Alexandra Alter: With ‘The Friend,’ Sigrid Nunez Becomes an Overnight Literary Sensation, 23 Years and Eight Books Later. In: The New York Times. 13. Dezember 2018, ISSN 0362-4331 (nytimes.com).
  3. Mareike Nieberding, Jesse Dittmar: „Der Tod zerrt an mir“. In: Süddeutsche Zeitung Magazin. 8. Juli 2021, abgerufen am 27. September 2022.
  4. Mara Delius: Enthüllungsbuch: Wo die Denkerin Susan Sontag auf der Bettkante saß. In: Die Welt. 14. April 2011 (welt.de).
  5. Sigrid Nunez' Roman "Eine Feder auf dem Atem Gottes":Anmutige Eleganz, sueddeutsche.de vom 1. August 2022, abgerufen am 9. Oktober 2022
  6. Sigrid Nunez: „Was fehlt dir“ – „Die Sterblichkeit zieht mich zu sich heran“. In: deutschlandfunkkultur.de. 22. Juli 2021, abgerufen am 2. Oktober 2022.
  7. NDR: Sigrid Nunez' Erstlingsroman: „Eine Feder auf dem Atem Gottes“. In: NDR. 12. Juli 2022, abgerufen am 2. Oktober 2022.
  8. Sigrid Nunez auf gf.org, abgerufen am 23. August 2020
  9. Sigrid Löffler: Sigrid Nunez’ Roman „Eine Feder auf dem Atem Gottes“. 1. August 2022, abgerufen am 25. Februar 2024.
  10. Sigrid Nunez: "Die Verletzlichen". 15. Januar 2024, abgerufen am 25. Februar 2024.