Sorosit

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Sorosit
Sorosit und Stistait vom Kowdor-Massiv, Oblast Murmansk, Halbinsel Kola, Russland
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1994-047[1]

IMA-Symbol

Sor[2]

Chemische Formel
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Elemente – Metalle und intermetallische Verbindungen
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/C.20-005

1.AC.15
02.08.11.12
Kristallographische Daten
Kristallsystem hexagonal
Kristallklasse; Symbol 6/mmmVorlage:Kristallklasse/Unbekannte Kristallklasse
Raumgruppe P63/mmc (Nr. 194)Vorlage:Raumgruppe/194[4]
Gitterparameter a = 4,22 Å; c = 5,12 Å[4]
Formeleinheiten Z = 2[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5[5] (VHN40–50 = 381–498, durchschnittlich 444[6])
Dichte (g/cm3) berechnet: 7,6[6]
Spaltbarkeit keine[7]
Bruch; Tenazität sehr spröde[6]
Farbe grau[5] bis fast weiß mit einem rosa Stich[7]
Strichfarbe nicht definiert
Transparenz undurchsichtig (opak)[6]
Glanz Metallglanz[5]
Kristalloptik
Pleochroismus mittel bis stark, braungrau bis blaugrau

Sorosit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Elemente“ mit der chemischen Zusammensetzung Cu(Sn,Sb)[4] und damit chemisch gesehen eine natürliche Legierung aus Kupfer und Zinn mit Anteilen von Antimon.

Sorosit kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem, konnte bisher jedoch nur in Form von bis zu 0,4 mm großen, unregelmäßigen bis hexagonalen Einschlüssen in Zinn gefunden werden.[6] Das Mineral ist in jeder Form undurchsichtig (opak) und zeigt auf den Oberflächen der grauen, im Auflicht auch fast weiß mit einem rosa Stich erscheinenden Kristallite einen metallischen Glanz.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Namensgeber George Soros 2012

Entdeckt wurde das Mineral erstmals 1994 in einer Gold- und Platinmetall-Seifenlagerstätte am Fluss Baimka im Westen des Autonomen Kreises der Tschuktschen (englisch Chukotka) im russischen Föderationskreis Ferner Osten. Nach Anerkennung durch die International Mineralogical Association (IMA) erfolgte die Publikation der Erstbeschreibung von Andrei Y. Barkov, Kauko V. O. Laajoki, Stanislav S. Gornostayev, Yakov A. Pakhomovskii und Yuri P. Men’shikov 1998 im Fachmagazin American Mineralogist.

Benannt wurde das Mineral nach dem amerikanischen Bankier George Soros, um dessen Hilfe für die russische Wissenschaft zu würdigen.

Das Typmaterial des Minerals wird in der Staatlichen Bergbau-Universität Sankt Petersburg in Russland unter der Katalog-Nr. 2083/1 aufbewahrt.[8]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da der Sorosit erst 1994 als eigenständiges Mineral anerkannt und dies erst 1998 publiziert wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet. Einzig im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. II/C.20-05. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort der Abteilung „Sulfide mit [dem Stoffmengenverhältnis] Metall : S,Se,Te ≈ 1 : 1“, wo Sorosit zusammen mit Breithauptit, Freboldit, Hexastibiopanickelit, Kotulskit, Langisit, Nickelin, Sederholmit, Stumpflit, Sudburyit und Vavřínit sowie im Anhang mit Cherepanovit, Polarit, Ruthenarsenit, Sobolevskit und Wassonit die „Nickelin-Gruppe“ (II/C.20) bildet (Stand 2018).[5]

Die seit 2001 gültige und von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte[9] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Sorosit dagegen in die Klasse der „Elemente“ und dort in die Abteilung der „Metalle und intermetallischen Verbindungen“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, die entsprechend ihrer verwandten Eigenschaften in Metallfamilien eingeteilt wurden. Sorosit ist hier entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Indium-Zinn-Familie“ zu finden, wo er zusammen mit Bronze (bisher nicht von der IMA anerkannt, da ohne Prüfung veröffentlicht) und Yuanjiangit die unbenannte Gruppe 1.AC.15 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Sorosit wie die Lapis-Systematik in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Achávalit, Breithauptit, Freboldit, Hexatestibiopanickelit, Kotulskit, Langisit, Nickelin, Sederholmit, Sobolevskit, Stumpflit, Sudburyit und Vavřínit in der „Nickelingruppe (Hexagonal: P63/mmc)“ mit der System-Nr. 02.08.11 innerhalb der Unterabteilung der „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n) : p = 1 : 1“ zu finden.

Chemismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die chemische Zusammensetzung für Sorosit wurde 2006 von Andrei Y. Barkov, Robert F. Martin und Lang Shi revidiert und durch die Formel (Cu,Fe)1+x(Sn,Sb) mit 0,1 ≤ x ≤ 0,2 beschrieben.[10] Dies entspricht der idealisierten Formel Cu1+x(Sn,Sb), die von der IMA übernommen wurde.[3]

Die Mikrosonden-Analyse an drei Proben des Typmaterials aus der Lagerstätte Baimka in Russland ergab einen Massenanteil von 35,96 bis 37,58 Gew.-% Kupfer (Cu), 56,43 bis 57,51 Gew.-% Zinn (Sn) und 4,30 bis 5,23 Gew.-% Antimon (Sb). Zusätzlich wurden geringe Fremdbeimengungen von 0,69 bis 1,47 Gew.-% Eisen (Fe) und 0,44 bis 0,64 Gew.-% Nickel (Ni) sowie in einer Probe Spuren von Cobalt (Co) bis 0,02 Gew.-% gemessen.[11]

Der Anteil von Antimon als Ersatz für Zinn ist signifikant und beträgt im Typmaterial bis zu 0,1 apfu (Atome pro Formeleinheit). Wahrscheinlich könnten aber – verglichen mit dem synthetischen Äquivalent von Sorosit – bis zu 0,3 apfu Antimon eingebaut werden.[11]

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sorosit kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem mit der Raumgruppe P63/mmc (Raumgruppen-Nr. 194)Vorlage:Raumgruppe/194 mit den Gitterparametern a = 4,22 Å und c = 5,12 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sorosit bildet sich als Sekundärmineral unter schwefelarmen reduzierenden Bedingungen. Als Begleitminerale können unter anderem gediegen Zinn und Blei, Stistait, Herzenbergit und Kassiterit auftreten.[6]

Sorosit gehört zu den sehr seltenen Mineralbildungen, das bisher nur in wenigen Proben aus weniger als 10 Fundorten weltweit bekannt wurde. Seine Typlokalität, die Gold- und Platinmetall-Seifenlagerstätte am Baimka im Autonomen Kreis der Tschuktschen ist dabei der bisher einzige bekannte Fundort in Russland.

In der Schweiz fand sich das Mineral in den Sedimenten eines postglazialen Entwässerungs-Kanals nahe Gland VD im Bezirk Nyon des Kantons Waadt. Fundorte in Deutschland und Österreich sind bisher nicht bekannt.[12]

Weitere bekannte Fundorte sind die Dunns Plains am Arthur River auf der zu Australien gehörenden Insel Tasmanien, die Kupfergrube Assarel (auch Asarel) bei Panagjurischte (englisch Panagyurishte) in Bulgarien, der Tamaña River in der Gemeinde (Municipio) Nóvita im kolumbianischen Departamento del Chocó sowie der derzeit inaktive hydrothermale Hügel Mir im Hydrothermalfeld der transatlantischen Geotraverse (Trans-Atlantic Geotraverse hydrothermal field, TAG) des mittelatlantischen Rückens.[12]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Andrei Y. Barkov, Kauko V. O. Laajoki, Stanislav S. Gornostayev, Yakov A. Pakhomovskii, Yuri P. Men’shikov: Sorosite, Cu(Sn,Sb), a new mineral from the Baimka placer deposit, western Chukotka, Russian Far East. In: American Mineralogist. Band 83, 1998, S. 901–906 (englisch, rruff.info [PDF; 749 kB; abgerufen am 15. August 2020]).
  • Andrei Y. Barkov, Robert F. Martin, Lang Shi: New data on type–locality sorosite: compositional variations, zoning, and a revised formula. In: The Canadian Mineralogist. Band 44, 2006, S. 1469–1480 (englisch, rruff.info [PDF; 2,5 MB; abgerufen am 17. August 2020]).
  • Igor V. Pekov: New minerals from former Soviet Union countries, 1998-2006: New minerals approved by the IMA commission on new minerals and mineral names. In: Mineralogical Almanac. Band 11, 2007, S. 45 (englisch, rruff.info [PDF; 3,9 MB; abgerufen am 11. Februar 2019]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sorosite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2020. (PDF 2,44 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2020, abgerufen am 15. August 2020 (englisch).
  4. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 38 (englisch).
  5. a b c d Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  6. a b c d e f Sorosite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 61 kB; abgerufen am 17. August 2020]).
  7. a b Andrei Y. Barkov, Kauko V. O. Laajoki, Stanislav S. Gornostayev, Yakov A. Pakhomovskii, Yuri P. Men’shikov: Sorosite, Cu(Sn,Sb), a new mineral from the Baimka placer deposit, western Chukotka, Russian Far East. In: American Mineralogist. Band 83, 1998, S. 901–906 (englisch, rruff.info [PDF; 749 kB; abgerufen am 15. August 2020]).
  8. Catalogue of Type Mineral Specimens – S. (PDF; 143 kB) In: docs.wixstatic.com. Commission on Museums (IMA), 12. Dezember 2018, abgerufen am 15. August 2020.
  9. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 15. August 2020 (englisch).
  10. Andrei Y. Barkov, Robert F. Martin, Lang Shi: New data on type–locality sorosite: compositional variations, zoning, and a revised formula. In: The Canadian Mineralogist. Band 44, 2006, S. 1469 (englisch, rruff.info [PDF; 2,5 MB; abgerufen am 17. August 2020]).
  11. a b Andrei Y. Barkov, Robert F. Martin, Lang Shi: New data on type–locality sorosite: compositional variations, zoning, and a revised formula. In: The Canadian Mineralogist. Band 44, 2006, S. 1474 (englisch, rruff.info [PDF; 2,5 MB; abgerufen am 17. August 2020]).
  12. a b Fundortliste für Sorosit beim Mineralienatlas und bei Mindat, abgerufen am 15. August 2020.