Sederholmit

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Sederholmit
Messinggelb-metallisches Kristallaggregat des Sederholmit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1967 s.p.[1]

IMA-Symbol

Sdh[2]

Chemische Formel
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze (einschließlich Selenide, Telluride, Arsenide, Antimonide, Bismutide, Sulfarsenite, Sulfantimonite, Sulfbismuthite)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/B.09a
II/C.20-050

02.CC.05
02.08.11.03
Kristallographische Daten
Kristallsystem hexagonal
Kristallklasse; Symbol dihexagonal-dipyramidal; 6/m2/m2/m
Raumgruppe P63/mmc (Nr. 194)Vorlage:Raumgruppe/194[4]
Gitterparameter a = 3,62 Å; c = 5,29 Å[4]
Formeleinheiten Z = 2[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2,5 bis 3[5]
Dichte (g/cm3) berechnet: 7,06[6]
Spaltbarkeit fehlt[7]
Farbe kupferrosa,[7] auf polierten Flächen gelb bis orangegelb[6]
Strichfarbe nicht definiert
Transparenz undurchsichtig (opak)[6]
Glanz Metallglanz

Sederholmit (IMA-Symbol Sdh[2]) ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ mit der chemischen Zusammensetzung NiSe[3] in der Modifikation β-NiSe[4] und damit chemisch gesehen ein Nickelselenid. Als enge Verwandte der Sulfide werden die Selenide in dieselbe Klasse eingeordnet.

Sederholmit kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem, konnte aber bisher nur erzmikroskopisch in Form von Körnern in Clausthalit sowie eng vergesellschaftet mit Wilkmanit in Penroseit-Clustern gefunden werden. Die Oberflächen des in jeder Form undurchsichtigen (opake) und kupferrosafarbenen, auf polierten Flächen auch gelb bis orangegelb erscheinenden, Minerals zeigen einen metallischen Glanz.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jakob Johannes Sederholm, 1911

Die synthetische Verbindung β-NiSe wurde bereits 1956 durch Fredrik Grønvold (1924–2015[8]) und Einar Jacobsen (1927–2000[9]) dargestellt[10] und deren hexagonale Struktur vom NiAs-Typ 1960 durch Johannes-Erich Hiller und W. Wegener entschlüsselt.[11]

Als natürliche Mineralbildung wurde Sederholmit erstmals zusammen mit Kullerudit, Mäkinenit, Trüstedtit und Wilkmanit in Mineralproben aus dem Kitka-Tal nahe Kuusamo in der finnischen Landschaft Nordösterbotten entdeckt und 1964 durch Yrjö Vuorelainen (1922–1988), A. Huhma und T. A. Häkli beschrieben. Sie benannten das Mineral nach dem finnischen Petrologen Jakob Johannes Sederholm (1863–1934), dem früheren Direktor der Geological Survey of Finland.[12]

Die offizielle Bestätigung der International Mineralogical Association (IMA) von Sederholmit als eigenständige Mineralart erfolgte 1967 mit einer Zustimmung der Commission on new Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) von über 60 %.[13]

Ein Aufbewahrungsort für das Typmaterial des Minerals ist nicht bekannt.[6][14]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Sederholmit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Sulfide mit [dem Stoffmengenverhältnis] M(etall) : S(chwefel)r = 1 : 1“, wo er zusammen mit Achávalit (Achavalit), Breithauptit, Freboldit, Imgreit (diskreditiert), Jaipurit, Kotulskit, Langisit, Nickelin, Pyrrhotin, Smythit und Troilit die „NiAs-Reihe“ mit der System-Nr. II/B.09a bildete.

Im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. II/C.20-50. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Abteilung „Sulfide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : S,Se,Te ≈ 1 : 1“, wo Sederholmit zusammen mit Breithauptit, Freboldit, Hexatestibiopanickelit, Kotulskit, Langisit, Nickelin, Sorosit, Stumpflit, Sudburyit und Vavřínit sowie im Anhang mit Cherepanovit, Polarit, Ruthenarsenit, Sobolevskit und Wassonit die „Nickelingruppe“ mit der System-Nr. II/C.20 bildet (Stand 2018).[7]

Die von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte[15] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Sederholmit ebenfalls in die Abteilung der „Metallsulfide, M : S = 1 : 1 (und ähnliche)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit Nickel (Ni), Eisen (Fe), Cobalt (Co) usw.“ zu finden ist, wo es zusammen mit Achávalit, Breithauptit, Hexatestibiopanickelit, Jaipurit, Kotulskit, Langisit, Nickelin, Freboldit, Sobolevskit, Stumpflit, Sudburyit, Vavřínit und Zlatogorit die „Nickelingruppe“ mit der System-Nr. 2.CC.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Sederholmit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er in der „Nickelingruppe (Hexagonal: P63/mmc)“ mit der System-Nr. 02.08.11 innerhalb der Unterabteilung der „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n) : p = 1 : 1“ zu finden.

Chemismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der idealen (theoretischen) Zusammensetzung von Sederholmit (NiSe) zufolge besteht das Mineral aus Nickel (Ni) und Selen (Se) im Stoffmengenverhältnis von 1 : 1. Dies entspricht einem Massenanteil von 42,64 Gew.-% Ni und 57,36 Gew.-% Se.[16][17]

Die Analyse des Typmaterials aus Kuusamo in Finnland ergab dagegen eine leicht abweichende Zusammensetzung von 36,8 Gew.-% Ni und 61,3 Gew.-% Se sowie zusätzliche Beimengungen von 1,9 Gew.-% Cobalt (Co).[6]

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sederholmit kristallisiert isotyp mit Nickelin (NiAs)[18] im hexagonalen Kristallsystem in der Raumgruppe P63/mmc (Raumgruppen-Nr. 194)Vorlage:Raumgruppe/194 mit den Gitterparametern a = 3,62 Å und c = 5,29 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

Modifikationen und Varietäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Verbindung NiSe ist trimorph und kommt in der Natur neben dem hexagonal kristallisierenden Sederholmit (β-NiSe) noch als trigonal kristallisierender Mäkinenit (γ-NiSe) vor. Die amorphe Modifikation α-NiSe[12] ist bisher nur synthetisch bekannt.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sederholmit bildet sich in Calcit-Adern in uranhaltigen Albititen und Lagergängen (Sill) aus Albit-Diabasen in Schiefer, wo er in Paragenese mit Clausthalit, Penroseit und Wilkmanit auftritt.[19][6]

Außer seiner Typlokalität Kitka-Tal und der Umgebung der nahe gelegenen Stadt Kuusamo in Nordösterbotten, Finnland ist bisher kein weiterer Fundort für Sederholmit dokumentiert (Stand 2022).[20]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Y. Vuorelainen, A. Huhma, A. Häkli: Sederholmite, wilkmanite, kullerudite, mäkinenite, and trüstedtite, five new nickel selenide minerals. In: Comptes Rendus de la Société Géologique de Finlande. Band 36, 1964, S. 113–125 (englisch, rruff.info [PDF; 650 kB; abgerufen am 9. August 2020]).
  • Michael Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 50, 1965, S. 519–522 (englisch, rruff.info [PDF; 322 kB; abgerufen am 9. August 2020]).
  • Erling Røst, Egil Vestersjø: On the system Ni-Se-Te. In: Acta Chemica Scandinavica. Band 22, 1968, S. 2118–2134, doi:10.3891/acta.chem.scand.22-2118 (englisch, actachemscand.org [PDF; 1,4 MB; abgerufen am 9. August 2020]).
  • Fredrik Grønvold: Heat capacities and thermodynamic properties of the Ni1-xSe phase from 298–1050°K. In: Acta Chemica Scandinavica. Band 24, 1970, S. 1036–1050, doi:10.3891/acta.chem.scand.24-1036 (englisch, actachemscand.org [PDF; 1,4 MB; abgerufen am 9. August 2020]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sederholmite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 19. Dezember 2022]).
  3. a b Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2020. (PDF; 2,44 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2020, abgerufen am 9. August 2020 (englisch).
  4. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 85 (englisch).
  5. Sederholmite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 9. August 2020 (englisch).
  6. a b c d e f Sederholmite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 57 kB; abgerufen am 9. August 2020]).
  7. a b c Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  8. Svein Stølen, Helmer Fjellvåg: Nekrolog: Fredrik Grønvold. In: aftenposten.no. Aftenposten, 2. November 2015, abgerufen am 10. August 2020 (norwegisch).
  9. Ragnar Bye, Walter Lund: Walter Lund Publications: Einar Jacobsen 1927–2000. In: Aftenposten, 2000. In: mn.uio.no. Abgerufen am 10. August 2020.
  10. Fredrik Grønvold, Einar Jacobsen: X-Ray and Magnetic Study of Nickel Selenides in the Range NiSe to SiSe2. In: Acta Chemica Scandinavica. Band 10, 1956, S. 1440–1454, doi:10.3891/acta.chem.scand.10-1440 (englisch, actachemscand.org [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 10. August 2020]).
  11. Johannes-Erich Hiller, W. Wegener: Untersuchungen im System Nickel-Selen. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Abhandlungen. Band 94, 1960, S. 1147–1159.
  12. a b Y. Vuorelainen, A. Huhma, A. Häkli: Sederholmite, wilkmanite, kullerudite, mäkinenite, and trüstedtite, five new nickel selenide minerals. In: Comptes Rendus de la Société Géologique de Finlande. Band 36, 1964, S. 113–125 (englisch, rruff.info [PDF; 650 kB; abgerufen am 9. August 2020]).
  13. Commission on new minerals and mineral names. In: International Mineralogical Association (Hrsg.): Mineralogical Magazine. Band 36, 1967, S. 131–136, New names approved by a large majority (60 % or more) of the Commission. Sederholmite (englisch, rruff.info [PDF; 210 kB; abgerufen am 9. August 2020]).
  14. Catalogue of Type Mineral Specimens – S. (PDF 143 kB) In: docs.wixstatic.com. Commission on Museums (IMA), 12. Dezember 2018, abgerufen am 9. August 2020.
  15. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 9. August 2020 (englisch).
  16. Sederholmit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 9. August 2020.
  17. David Barthelmy: Sederholmite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 9. August 2020 (englisch).
  18. Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 447 (Erstausgabe: 1891).
  19. Michael Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 50, 1965, S. 519–522 (englisch, [1] [PDF; 322 kB; abgerufen am 9. August 2020]).
  20. Fundortliste für Sederholmit beim Mineralienatlas und bei Mindat, abgerufen am 19. Dezember 2022.