Spionkopit

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Spionkopit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1978-023[1]

IMA-Symbol

Spi[2]

Chemische Formel Cu39S28
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/B.01-070

2.CA.05c
02.04.07.07
Kristallographische Daten
Kristallsystem hexagonal
Kristallklasse; Symbol ditrigonal-pyramidal; 3m, trigonal-trapezoedrisch; 32 oder ditrigonal-skalenoedrisch; 32/m
Raumgruppe P3m1 (Nr. 156)Vorlage:Raumgruppe/156, P321 (Nr. 150)Vorlage:Raumgruppe/150 oder P31m (Nr. 162)Vorlage:Raumgruppe/162[3]
Gitterparameter a = 22,962 Å; c = 41,429 Å[3]
Formeleinheiten Z = 18[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte Bitte ergänzen!
Dichte (g/cm3) 5,13
Spaltbarkeit Bitte ergänzen!
Farbe blau
Strichfarbe Bitte ergänzen!
Transparenz undurchsichtig
Glanz metallisch
Kristalloptik
Pleochroismus blau bis blau-weiß

Spionkopit ist ein seltenes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze. Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem mit der chemischen Formel Cu39S28 und bildet massive Mineral-Aggregate von blauer Farbe.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spionkopit wurde 1980 von R. J. Goble am Spionkop Creek im Südwesten der kanadischen Provinz Alberta gefunden. Er benannte es nach dem Fundort. In der Nähe des Fundortes liegt auch die Typlokalität des sehr ähnlichen Yarrowites.[3] Vor dem Fund in Kanada war blaubleibender Covellin bekannt, der erstmals 1959 von G. Frenzel synthetisiert wurde. Dabei handelte es sich aber nicht um ein einheitliches Material, sondern sowohl um Spionkopit, als auch um Yarrowit.[4]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da der Spionkopit erst 1978 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet. Einzig im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. II/B.01-70. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort der Abteilung „Sulfide, Selenide und Telluride mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : S,Se,Te > 1 : 1“, wo Spionkopit zusammen mit Anilith, Chalkosin, Digenit, Djurleit, Geerit, Roxbyit und Yarrowit die Gruppe der „Kupfersulfide“ bildet.[5]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[6] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Spionkopit dagegen in die Abteilung der „Metallsulfide, M : S = 1 : 1 (und ähnliche)“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit Kupfer (Cu)“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 2.CA.05c bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Spionkopit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er in der „Chalkosingruppe (Formel: Cu2-xS)“ mit der System-Nr. 02.04.07 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n) : p = 2 : 1“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spionkopit kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem mit der Raumgruppe P3m1 (Raumgruppen-Nr. 156)Vorlage:Raumgruppe/156, P321 (Nr. 150)Vorlage:Raumgruppe/150 oder P31m (Nr. 162)Vorlage:Raumgruppe/162, den Gitterparametern a = 22,962 Å und c = 41,429 Å, sowie 18 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Modifikationen und Varietäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spionkopit zählt mit Chalkosin, Djurleit, Anilith und Yarrowit zu einer sich bei niedrigen Temperaturen (<100 °C) bildenden Mischkristallreihe mit unterschiedlichen stöchiometrischen Verhältnissen von Kupfer und Schwefel.[7]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da Spionkopit metastabil ist, bildet es sich nur unter speziellen Bedingungen bei niedrigen Temperaturen, wenn die Bildung der stabilen Phasen Anilith und Chalkosin kinetisch gehemmt sind, durch Verwitterung anderer Kupfersulfide.[7] Es ist je nach Fundort mit Anilith, Djurleit, Yarrowit und Tennantit oder Geerit, Chalkopyrit, Cobaltpentlandit, Magnetit, Chromit, Andradit, Chlorit und Diopsid vergesellschaftet.

Neben der Typlokalität und weiteren Orten in Kanada wurde Spionkopit bislang unter anderem in Graz und Köflach in Österreich, dem Schwarzwald, Spessart, Hunsrück, Harz sowie dem Mansfelder Becken in Deutschland, Saint-Luc und Tujetsch in der Schweiz, Valcheta in Argentinien, Mount Keith in Australien, Kolwezi in der Demokratischen Republik Kongo, Lamia in Griechenland, Bogor auf der indonesischen Insel Java, Ardakan im Iran, Killarney in Irland, Sondrio und am Pfitscher Joch in Italien, Filipstad in Schweden, Stanton under Bardon, Nuneaton, Llandudno, Amlwch und Wethel im Vereinigten Königreich sowie den US-Bundesstaaten Arizona, Colorado, Nevada, New York und Virginia gefunden.[8]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Spionkopite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 63 kB; abgerufen am 16. November 2019]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d R. J. Goble: Copper sulfides from Alberta: Yarrowite, Cu8S9, and, Spionkopite Cu39S28. In: The Canadian Mineralogist. Band 18, 1980, S. 511–518 (englisch, minsocam.org [PDF; 873 kB; abgerufen am 16. November 2019]).
  4. A. Putnis, J. Grace, W. E. Cameron: Blaubleibender covellite and its relationship to normal covellite. In: Contributions to Mineralogy and Petrology. Band 60, 1977, S. 209–217, doi:10.1007/BF00372282 (englisch).
  5. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  6. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1703 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 16. November 2019 (englisch).
  7. a b Hubert Lloyd Barnes: Geochemistry of hydrothermal ore deposits. 3. Auflage. Band 1. John Wiley and Sons, 1997, ISBN 0-471-57144-X, S. 390–392 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 16. November 2019]).
  8. Fundortliste für Spionkopit beim Mineralienatlas und bei Mindat, abgerufen am 16. November 2019.