St. Johannes Evangelist (Mainz)

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St. Johannes Evangelist mit Glockenturm

St. Johannes Evangelist ist eine dem Evangelisten Johannes geweihte, katholische Kirche im Mainzer Ortsteil Münchfeld. Zusammen mit der Pfarrei St. Rabanus Maurus auf dem Hartenberg ist sie eines von zwei Gotteshäusern der Pfarrgemeinde Don Bosco.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Geiste des Zweiten Vatikanischen Konzils, das von 1962 bis 1965 zu pastoraler und ökumenischer „instauratio“ (Erneuerung) einberufen war, wurde der Gonsenheimer Architekt Bernhard Schmitt[1] beauftragt eine Pfarrkirche für den in den 1960er Jahren bebauten Stadtteil Hartenberg-Münchfeld zu entwerfen. Am 27. August 1967 erfolgte die Grundsteinlegung mit Generalvikar Ludwig Haenlein. Schon am 24. November 1968 wurde die moderne Kirche von Bischof Hermann Volk feierlich konsekriert. Dabei wurden Reliquien des Evangelisten Johannes aus St. Peter, Heppenheim (Bergstraße) im Hauptaltar eingemauert. Der Altar der Seitenkapelle wurde dem Heiligen Benginus, dem Patron der Kathedrale von Dijon geweiht.

Bau und Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche wurde aus Stahlbeton und Glas im typischen Stil der 1960er Jahre errichtet. Das Sujet Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt von Martin Gotthard Schneider 1963 vertont, diente als Leitmotiv für die Architektur. Der Grundriss des Kirchenschiffes bildet eine Parabel. Während sich die Front der Kirche mit der in Betonglasfenstern gerasterten Eingangswand zur Wohnbebauung hin öffnet, setzt der 35 Meter hohe Turm ein Signal zur Hauptverkehrsstraße An der Allee.

Die äußere Seiten- und Rückwand ist mit Steinen aus dem Steinbruch des Grafen von Schönborn in Heusenstamm verkleidet. Über dem Haupteingang erhebt sich ein Betonhalbrelief, welches den Adler, das Symbol des Evangelisten Johannes, zeigt. Dieses bildet zugleich auch die Rückwand der Orgelempore. Entworfen wurde das Relief vom Finther Bildhauer Reinhold Petermann, der auch das Schwebekreuz über dem Hauptaltar mit goldfarbenem Korpus, die 14 Kreuzwegstationen aus patinierten Aluminiumplatten, den Ambo mit dem stählernen Adler und das Stahlrelief um den Tabernakel für die Kirche schuf.[2] Schematisiert bildete er auch mehrmals den Adler in aufsteigender Position an der inneren Außenwand des Hauptschiffes ab als Zeichen des Evangelisten Johannes und des emporschwingenden Wort Gottes. In den Fußboden eingelassen befindet sich im hinteren Teil der Kirche das Priestergrab von Hans Brantzen (Gemeindepfarrer von 1964 bis 1979 und Erbauer der Kirche). Italienischer Schiefer wurde für den Fußboden im Chor- und Kirchenraum verwendet. Unter den Bänken bildet ein Holzpflaster den Fußbodenbelag. Der Innenraum verfügt über 550 Sitzplätze.

In der Seiten- und Anbetungskapelle befindet sich ein aus Schiefer von Leo Brandmüller geschaffenes Flachrelief der Gottesmutter mit Jesuskind (am 8. Dezember 1970 geweiht). Derselbe Künstler schuf den stählernen Osterleuchter mit den Symbolen für Ostern, Pfingsten und Taufe. Das Bildprogramm der Glasfenster nimmt sich der Visionen der Johannesoffenbarung an. Geformt als Siegel der Offenbarung nehmen Einzelbilder Bezug auf eine überdimensional dargestellte Schriftrolle mit sieben Siegeln. Der Bilderzyklus kulminiert in der Darstellung des Neuen Jerusalems mit dem Agnus Dei und der goldenen Stadt ruhend auf zwölf farbigen Steinkreisen. Letztere spielen in ihrer Farbigkeit auf die zwölf Juwelen und Edelsteinen als Grundsteine des himmlischen Jerusalems an wie auch zugleich auf die zwölf Stämme Israels. Der Tabernakel an der Ostwand der Kapelle, vergoldet und mit roten Glassteinen verziert, bildet das Zentrum eines Stahlreliefs nach dem Bildmotiv des brennenden Dornbuschs.

An die Seitenkapelle angeschlossen ist eine vom Bodenniveau abgesenkte Taufkapelle mit Taufstein und Taufschale. Ihre Glasfenster sind in verschiedenen Blautönen gehalten.

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach einer ersten Behelfsorgel (1968–1990) wurde im Jahre 1990 durch eine Erweiterung der Empore das Aufstellen einer Orgel von Hans Theodor Vleugels (21 Register mit 1334 Pfeifen, Hauptgehäuse aus Eichenholz) möglich.[3] Die Orgel hat folgende Disposition[4]:

I Hauptwerk C–g3
Principal 8′
Octave 4′
Quinte 2 2/3′
Octave 2′
Mixtur IV
Gedackt 8′
Spitzflöte 4′
Viola da Gamba 8′
Trompete 8′
II Rückpositiv C–g3
Principal 4′
Sesquialter II
Scharff III
Holzgedackt 8′
Rohrflöte 4′
Flageolett 2′
Krummhorn 8′
Pedal C–f1
Octavbaß 8′
Octave 4′
Subbaß 16′
Violoncello 8′
Posaune 16′

Glocken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Geläut der Kirche wurde als Friedensgeläut konzipiert. Die vier Bronzeglocken, benannt nach den vier Aposteln Johannes, Andreas, Jakobus und Petrus wurden am 19. April 1980 in Heidelberg gegossen, am 15. Juni 1980 in Mainz geweiht und erklangen zum ersten Mal am 24. Juni 1980 über dem Münchfeld. Zusammen stehen sie im Zeichen des Friedens und der Brüderlichkeit, was sich auch in ihren eingravierten Bibelsprüchen zeigt: "Der Friede sei mit Euch" (Joh. 20,19) oder "Seid bereit, einander zu dienen" (1. Petrus 4,10).[5] Insgesamt hatten die Glocken einen Wert von 50 000 DM. Allein die größte der vier Exemplare kostete schon knapp die Hälfte der Gesamtsumme, deren Kosten durch die Stadt Mainz übernommen wurden.[5]

Nr.
 
Name
 
Gussjahr
 
Gießer
 
Masse
(kg)
Schlagton
 
Inschrift
 
1 Johannes 1980 Glockengießerei Heidelberg 1021 e Der Friede sei mit Euch
2 Andreas 1980 Glockengießerei Heidelberg 798 g Kommt und seht
3 Jakobus 1980 Glockengießerei Heidelberg 637 a Schenkt Gott Eure Herzen
4 Petrus (Angelusglocke) 1980 Glockengießerei Heidelberg 443 h Seid bereit einander zu dienen

Gemeindepfarrer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Andreas Niklaus 1955–64
  • Hans Brantzen 1964–79
  • Dr. Ernst Straßer 1979 (Pfarrverweser)
  • P. Elmar Theisen 1979–1988
  • P. Robert Terliesner 1988–2000
  • P. Hans-Joachim Lüning 2000–2015
  • Msgr. Manfred Simon 2015–

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. [1] Christian Wendling: Auf den Spuren der Eltern, abgerufen am 3. April 2018.
  2. [2] Dekanat Mainz-Stadt, Stadtkirchenführer, abgerufen am 8. Mai 2018.
  3. Neue Orgeln vorgestellt. Mainz: St. Johannes Evangelist. In: Musica sacra 1991/03, S. 258.
  4. Michael Kläger, Friedrich W. Riedel: Die neue Orgel in St. Johannes Evangelist Hrsg. Dr. Michael Kläger u. a. Manfred Henn 1990.
  5. a b Glockenguß für einen Mainzer Campanile. In: Allgemeine Zeitung, Mainz. 19. April 1980, S. 13.

Koordinaten: 49° 59′ 56″ N, 8° 14′ 5″ O