St. Peter (Heppenheim)

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Die Pfarrkirche St. Peter (Dom der Bergstraße)
Die Kirche liegt in der Heppenheimer Altstadt
Portal der Pfarrkirche St. Peter

Die katholische Pfarrkirche St. Peter in Heppenheim (Bergstraße) ist ein unter Denkmalschutz stehendes Kulturdenkmal. Die Kirche wird, vor allem wegen ihrer Ausmaße, im Volksmund auch Dom der Bergstraße genannt.[1]

Baugeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Pfarrkirche St. Peter wurde von 1900 bis 1904 erbaut. Am 1. August 1904 weihte der Mainzer Bischof Georg Heinrich Maria Kirstein die Kirche dem Heiligen Petrus.[2]

Die Ursprünge des Gotteshauses sind jedoch erheblich älter. Ein Vorläuferbau ist für das Jahr 755 belegt, der vermutlich Teil einer um 700 von Franken erbauten Fluchtburg war, die bis zum heutigen Großen Markt reichte. Über das Aussehen dieses Sakralbaus ist nichts bekannt. Von 773 bis 1232 unterstand er der Fürstabtei des Klosters Lorsch. In dieser Zeit wurden verschiedene bauliche Änderungen durchgeführt. Die beiden Untergeschosse des Nordturmes stammen aus der Zeit um 1100. Als ein Überbleibsel (Spolie) aus der romanischen Epoche ist ein dreiseitig bearbeitetes Schildkapitell der Untersakristei zu sehen. Eine aus Kalksandstein gefertigte Skulptur der Mutter Gottes im nördlichen Querschiff stammt aus dem späten 13. Jahrhundert. Bis 1929 stand sie noch auf einer Konsole der Ostwand des Pfarrhauses. Bis in das 15. Jahrhundert hinein fanden erhebliche Bauarbeiten zur Erweiterung der Kirche statt.

1693 wurde das Gebäude vermutlich durch den Einfall der Franzosen stark beschädigt. 1698 begannen daher erneut umfangreiche Bauaktivitäten an der Kirche. Turm und Chor blieben unverändert, aber nach Westen wurde ein Langhaus errichtet. Die drei Kirchenschiffe bekamen auf je vier Pfeilern stehende Kreuzgratgewölbe. Des Weiteren wurden Emporen eingebaut. Bei einer durch einen Brand notwendig gewordenen Dacherneuerung 1732 wurden sechs Walmdachzwerchhäuser in das Dach integriert. 1884 wurde ein Neubau der Kirche beschlossen. Der eigens für dieses Vorhaben gegründete Kirchenbauverein beauftragte 1885 den späteren Mainzer Dombaumeister Ludwig Becker mit der Planung des neuen Gotteshauses. 1886 legte er seine Pläne vor, die eine dreischiffige Basilika mit Querschiff, eine Krypta und einen monumentalen Westturm im gotischen Stil vorsah. 1900 wurde dann mit dem Bau begonnen. Becker musste seine Pläne erheblich ändern, da der mittelalterliche Turm erhalten werden sollte. 1901 erfolgte schließlich die Grundsteinlegung. Der zum Bau verwendete gelbe Sandstein stammte zum Teil aus dem Vorgängerbau. Der rote Sandstein kam vermutlich aus der Pfalz.[3]

Für die Gottesdienste während der Bauzeit wurde eine eigene Notkirche errichtet.

Maße[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kugelpanorama der Pfarrkirche St. Peter (2023)
Als Kugelpanorama anzeigen
  • Lichte Länge: 50,85 Meter
  • Lichte Breite des Querhauses: 33 Meter
  • Lichte Breite des Längshauses: 28 Meter
  • Tiefe des Chores: 11,80 Meter
  • Tiefe der Seitenchöre: 5,12 Meter
  • Innere Höhe des Mittelschiffes: 18,30 Meter
  • Innere Höhe der Seitenschiffe: 8,90 Meter
  • Innere Höhe unter der Vierung: 21,31 Meter
  • Äußere Höhe der Kuppel: 60,40 Meter
  • Äußere Höhe der Türme: 49,50 Meter

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blick auf die Orgel

Die erste Orgel von St. Peter war ein kleines Instrument, das im Jahre 1900 von dem Orgelbauer Voigt für die Notkirche errichtet wurde, die nach Abriss der alten Kirche als Gottesdienstraum zur Verfügung stand. Dieses Instrument wurde 1904 in der neuen Kirche aufgestellt. Pläne für den Bau einer großen Orgel durch die Orgelbaufirma Klais (Bonn) konnten vor dem Krieg nicht mehr realisiert werden. Im Zuge der 1200-Jahr-Feier erbaute die Orgelbaufirma Kemper aus Lübeck eine neue Orgel. Dieses Instrument wurde 1996 abgebaut und durch einen Neubau des Orgelbauers Heinz Wilbrand ersetzt.[4] Das Schleifladen-Instrument hat 43 Register auf drei Manualwerken und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch.[5]

I Rückpositiv C–g3
Holzgedeckt 08'
Quintade 08'
Principal 04'
Rohrflöte 04'
Waldflöte 02'
Quinte 0113'
Sesquialter III 0223'
Scharff III-IV 023'
Krummhorn 08'
Tremulant
II Hauptwerk C–g3
Prinzipal 16'
Prinzipal 08'
Bordun 08'
Holzflöte 08'
Oktave 04'
Spitzflöte 04'
Quinte 0223'
Doublette 02'
Mixtur III-IV 02'
Zimbel II 012'
Trompete 08'
III Schwellwerk C–g3
Prinzipal 08'
Rohrflöte 08'
Salicional 08'
Unda Maris (ab c0) 08'
Prinzipal 04'
Spillpfeife 04'
Nasard 0223'
Blockflöte 02'
Terz 0135'
Mixtur III 0113'
Bombarde 16'
Trompette Harmonique 08'
Oboe 08'
Clairon 04'
Tremulant
Pedalwerk C–f1
Principalbaß 16'
Subbaß 16'
Quintbaß 1023'
Holzoktave 08'
Rohrflöte 08'
Prinzipal 04'
Gedecktflöte 04'
Posaune 16'
Trompete 08'
  • Koppeln: I/II, III/II, I/P, II/P, III/P

Glocken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach einer Aufstellung von 1785 hingen im Turm der Mutterkirche vier Glocken (28, 18, 12 Zentner und 750 Pfund) sowie die älteste Glocke, das „Silberne Glöckchen“, das von der Starkenburg gekommen war.

Von einem besonderen Ereignis berichtet die Zeitung im März 1904: Brauereidirektor Georg Neff aus Heidenheim, ein gebürtiger Heppenheimer, und dessen Ehefrau Anna hatten eine große Glocke, die Annaglocke, gestiftet. Am 6. März kam die 70 Zentner schwere Glocke aus Hemelingen bei Bremen, wo sie von Glockengießer Otto gegossen worden war, in Heppenheim an. Von acht Pferden gezogen, wurde sie vom Bahnhof zur Kirche geleitet und dort von Dr. Engelhardt geweiht, der mittlerweile Generalvikar geworden war. Die Annaglocke war ein ausgezeichnetes Werk des Glockengießers, wie verschiedene Gutachten beweisen; erwähnt seien die Gutachten des Sachverständigen der Diözese Mainz, Pfarrer Vogt, aus dem Jahre 1904 und das Gutachten des Glockengießers Franz Schilling aus Apolda von 1942. Die neue Glocke erhielt ihren Platz im neuen Turm, während man die alten Glocken schon einige Wochen vorher wieder im alten Turm aufgehängt hatte.

1951 erhielt die Pfarrkirche St. Peter ein von Spenden der Gemeindemitglieder mitfinanziertes neues Geläute aus der Glockengießerei Schilling in Heidelberg. Neben der neuen Annaglocke waren es die Josephs-, Marien- und Martinusglocke.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gotthard Münch: „St. Peter in Heppenheim an der Bergstraße“. O.O.V.u.J.[6]
  • Helmut Becker: Die Glasfenster im Hochchor der Kirche St. Peter im Detail. O.O.V.u.J.[6]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: St. Peter Heppenheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Heppenheim und die hessische Bergstraße. hr-online.de, abgerufen am 19. Mai 2008.
  2. Schlagzeilen aus Bensheim zum 175-jährigen Bestehen des „Bergsträßer Anzeigers“ 2007. (PDF 8,61 MB) 1904: Weihe des „Doms der Bergstraße“. S. 34, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. Oktober 2016; abgerufen am 28. Dezember 2014.
  3. Landesamt für Denkmalpflege Hessen: Kath. Pfarrkirche St. Peter mit Pfarrhaus
  4. Informationen zur Orgel
  5. Informationen zur Orgel
  6. a b In einer vor Ort in der Kirche erhältlichen Broschüre ohne Impressum.

Koordinaten: 49° 38′ 29,2″ N, 8° 38′ 47,5″ O