Stadtbild Deutschland

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Stadtbild Deutschland
Logo
Rechtsform eingetragener Verein
Gründung 6. April 2006
Sitz Berlin
Zweck Baukultur
Vorsitz Tilo Bergmann
Mitglieder 500 (2020)[1]
Website stadtbild-deutschland.org

Stadtbild Deutschland e. V. ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin. Er setzt sich bundesweit für die Baukultur und nachhaltiges Bauen ein. Zu den Anliegen zählen der städtebauliche Denkmalschutz, neue klassische und moderne traditionelle Architektur sowie der Wiederaufbau von vormals zerstörten Bauwerken mit hohem Einzel- oder Ensemblewert.

Der politisch neutrale Stadtbild-Verein wurde am 6. April 2006 gegründet und hat 22 weitgehend eigenständige Orts- und Regionalverbände in ganz Deutschland, darunter in den Großstädten Berlin, Dresden, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, Magdeburg, München und Stuttgart.[2] Der Gründung des Vereins ging seit dem 11. März 2003 der Austausch auf einer Diskussionsplattform voraus, dem Webforum „architectura pro homine“ (lateinisch „Architektur für den Menschen“).

Ziele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verein verfolgt eigenen Angaben zufolge die Leitlinien der historisch gewachsenen europäischen Stadt, den Zielen der EU-weit geltenden Leipzig Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt folgend. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Altstadtkernen und Zentren. Die Stadtentwicklung solle Kleinteiligkeit, geschlossene Bebauung (z. B. Blockrand), Nutzungsmischungen, lokaltypische Baustile, maßvolles Bauen im Bestand und der Gesamtanlage sowie fußgängerfreundliche öffentliche Räume und Viertel mit hoher Lebensqualität berücksichtigen und fördern. Zersiedelung, Funktionstrennung, spekulative Leerstände, rein profitgetriebene Abrisse und Bausünden sollen vermieden werden. Die Nachhaltigkeit und das harmonische Einfügen von Neubauten, Altbausanierungen und die behutsame Stadterneuerung sollen im Vordergrund stehen. Orientierung solle dabei die europäische Stadtbaugeschichte geben. Bürgerbeteiligung soll konsequenter bei der Stadtplanung angewandt werden.[3][4] Einige der Zielstellungen sind mit der weltweiten Bewegung des New Urbanism verwandt.

Aktivitäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verein beteiligt sich öffentlich und überregional an Diskussionen um stadtbildprägende Baudenkmale und Vorhaben, wie etwa beim Wiederaufbauprojekt der Bornplatzsynagoge in Hamburg,[5][6] zur Bürgerbeteiligung im Zentrum Dresdens,[7] zur Rekonstruktion der Fassade des Pellerhauses in Nürnberg,[8] zum Teil-Neubau der Durlacher Schlossschule,[9] zur Rekonstruktion des Herzoglichen Hauses in der Altstadt von Wetzlar[10] zur Aufwertung der Hanauer Altstadt bzw. Neugestaltung des Hanauer Schlossplatzes,[11][12] zur Neubebauung des Dessauer Schlossplatzes[13] und zur Rettung der „Alten Post“ am Gießener Hauptbahnhof.[14] Der Berliner Ortsverband setzt sich für die Rekonstruktion von Leitbauten bei der zukünftigen Gestaltung des Molkenmarkts,[15] für einen äußerlich originalgetreuen Wiederaufbau des Bauakademiegebäudes[16] von Karl Friedrich Schinkel und für eine Neugestaltung des Berliner Schlossplatzes in Anlehnung an den letzten Zustand vor seiner Zerstörung ein.[17]

Der durch den Verein wiederaufgebaute Ernst-Ludwig-Pavillon in der Albert-Schweitzer-Anlage in Darmstadt, Oktober 2023

Ende des Jahres 2020 hat Stadtbild Deutschland mit Unterstützung des Vereins Ehrenamt für Darmstadt e. V. und in Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt mit dem Wiederaufbau des Ernst-Ludwig-Pavillons in Darmstadt ein eigenes Bauprojekt in Angriff genommen, dessen Einweihung am 18. Oktober 2023 in Anwesenheit des Darmstädter Oberbürgermeisters Hanno Benz erfolgte.

Neben Pressemitteilungen verbreitet Stadtbild Deutschland eigene Publikationen wie etwa ein Jahrbuch und die Schriftenreihe Die Rekonstruktion von Bauwerken (2014). Der Verein ist auf Facebook und Instagram präsent und hat einen YouTube-Kanal.[18][19][20] Lokale Untergliederungen des Vereins betreiben eigene Presse- und Publikationsarbeit, in der Stadt Hanau etwa mit dem Buch Hanauer Baukultur wiedergewinnen[21] und in Berlin mit einem eigenen YouTube-Kanal.[22]

Mit anderen Initiativen und Vereinen bestehen Kooperationen, darunter mit HausHalten e. V., der Altbau-Initiative Orange Liste,[23] den Altstadtfreunden Nürnberg, Pro Altstadt Frankfurt e. V., dem Förderverein Schloss Zerbst, Future History, dem Bürgerkomitee Altstadt Stralsund, der Gesellschaft Historisches Berlin und der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden.

In der Organisation engagieren sich sowohl interessierte Laien als auch Fachleute.

Gebäude des Jahres[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit dem Jahr 2016 vergibt der Verein einmal jährlich die Auszeichnung Gebäude des Jahres in Anerkennung besonderer Bauleistungen. Sie ging bisher an folgende Gebäude:

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gymnasium ist Gebäude des Jahres 2019. 7. März 2020, abgerufen am 7. April 2024.
  2. Orts- und Regionalverbände – Stadtbild Deutschland. Abgerufen am 29. März 2022.
  3. Anliegen & Leitbild – Stadtbild Deutschland. Abgerufen am 9. März 2021.
  4. Pressemitteilungen – Stadtbild Deutschland. Abgerufen am 9. März 2021.
  5. Erste Visualisierung: So könnte die neue Bornplatzsynagoge aussehen. In: Hamburger Morgenpost, 26. Januar 2021
  6. Initiative zum Wiederaufbau Bornplatzsynagoge. Abgerufen am 9. März 2021.
  7. Dresden: Petition zum Neustädter Markt. In: Sächsische Zeitung, 14. November 2019
  8. Umstrittene Denkmalpflege: Berliner Verein hält Fassadenrekonstruktion für sinnvoll. Abgerufen am 9. März 2021.
  9. durlacher.de: Schlossschul-Anbau: Stadtbild Deutschland kritisiert Entscheidung und legt eigenen Entwurf vor. Abgerufen am 9. März 2021.
  10. Gießener Anzeiger Verlags GmbH & Co KG: Stadtbild-Verein schlägt Rekonstruktionen vor. 26. November 2019, abgerufen am 9. März 2021.
  11. Ein Investor plant historisierende Bebauung des Schlossplatzes. 26. Februar 2019, abgerufen am 9. März 2021.
  12. Neugestaltung des Hanauer Schlossplatzes – „Das ist völlig inakzeptabel“. 27. August 2019, abgerufen am 9. März 2021.
  13. Diskussion in Marienkirche: Verein „Stadtbild“ macht Schloßplatz zum Thema. 10. Januar 2019, abgerufen am 9. März 2021.
  14. Verein Stadtbild Deutschland will „Taten“ sehen. 21. August 2017, abgerufen am 9. März 2021.
  15. Berlin: Ein Plädoyer für Leitbauten am Molkenmarkt. Abgerufen am 12. November 2023.
  16. Für eine äußerliche Rekonstruktion des Bauakademiegebäudes in Berlin – Online-Petition. Abgerufen am 12. November 2023.
  17. Berlin: Mindestens Nachbildung des Schlossbrunnens muss an ihren Ursprungsort – Stadtbild Deutschland. 17. September 2023, abgerufen am 12. November 2023 (deutsch).
  18. Zum Anzeigen anmelden oder registrieren. Abgerufen am 20. April 2024.
  19. Instagram. Abgerufen am 20. April 2024.
  20. Stadtbild Deutschland e. V. - YouTube. Abgerufen am 20. April 2024.
  21. Architektonische Anregungen: Verein Stadtbild Hanau veröffentlicht Buch „Hanauer Baukultur wiedergewinnen“. Bei: op-online, 9. September 2020
  22. Stadtbild Deutschland e. V. Ortsverband Berlin: Die am meisten verunstaltete Stadt Europas? – Über die Entstuckung Berlins. Abgerufen am 19. Juni 2023.
  23. Orange Liste · Gemeinsam erhaltenswerte Häuser retten. Abgerufen am 22. April 2024.
  24. Palais Barberini in Potsdam ist „Gebäude des Jahres“. In: Der Tagesspiegel, 10. Januar 2017
  25. Gebäuden ein Gesicht verleihen – Eisenzahn 1 als „Gebäude des Jahres 2017“ ausgezeichnet. Bei: ralfschmitz.com, 6. Juni 2018
  26. „Gebäude des Jahres 2018“: Neue Museumsräume im Haus zur Goldenen Waage. In: Frankfurter Wochenblatt, 18. Dezember 2019
  27. Gymnasium Herrnhut ist Gebäude des Jahres 2019. In: Sächsische Zeitung, 7. März 2020
  28. Stadtbild Deutschland e. V. (Hrsg.): Jahresbericht 2020.
  29. „Achenbachstraße 43“ in Düsseldorf gewinnt Wahl zum Gebäude des Jahres 2021 – Stadtbild Deutschland. Abgerufen am 1. Juni 2022.
  30. Burggasse 17 in Schweinfurt gewinnt Wahl zum Gebäude des Jahres 2022 – Stadtbild Deutschland. Abgerufen am 13. April 2023.