Staufer-Kaserne

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Deutschland Staufer-Kaserne
Land Deutschland Deutschland
Gemeinde Pfullendorf
Koordinaten: 47° 54′ 50″ N, 9° 15′ 27″ OKoordinaten: 47° 54′ 50″ N, 9° 15′ 27″ O
Eröffnet 1957 bis 1959
Stationierte Truppenteile
AusbZSpezlOp[1] Deutschland
Staufer-Kaserne (Baden-Württemberg)
Staufer-Kaserne (Baden-Württemberg)

Lage der Staufer-Kaserne in Baden-Württemberg

Die Staufer-Kaserne ist eine Kaserne der Bundeswehr in Pfullendorf im Landkreis Sigmaringen. Von 1964 bis 2013 hieß sie Generaloberst-von-Fritsch-Kaserne.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kaserne wurde von 1957 bis 1959 erbaut. Das Eintreffen des Vorkommandos aus Füssen erfolgte am 20. April 1959.[3] Seit 1959 existiert die Garnison.[4] Der Standort Pfullendorf wurde im Oktober 1964 nach Generaloberst Werner von Fritsch benannt.

Zu Hochzeiten des Kalten Krieges umfasste der Standort Pfullendorf bis zu 2500 Soldaten.[4] Diese gehörten überwiegend zum Artillerieregiment 10 und den dazugehörigen Bataillonen. Nach Ende des Kalten Krieges wurde die Kaserne überwiegend von Truppenteilen der Jägertruppe genutzt, unter anderem dem Jägerregiment 10. Ab 1997 verlegte die Internationale Fernspähschule der Bundeswehr aus Weingarten nach Pfullendorf. Diese gliederte sich im Jahr 2003 zum Ausbildungszentrum Spezielle Operationen um. Diese in Europa einzigartige Einrichtung mit neun Mitgliedsstaaten dient deren Streitkräften zur Ausbildung von Spezial- und spezialisierten Kräften, für Soldaten aus Deutschland vor allem für die Division Schnelle Kräfte (DSK) und das Kommando Spezialkräfte (KSK). Weiterhin gehören zum Standort ein Gefechtsübungssimulationssystem, die Fernspählehrkompanie 200, sowie das für die Verwaltung des Standorts zuständige Serviceteam Pfullendorf.[5]

Infolge der 2010 beschlossenen grundlegenden Neuausrichtung der Bundeswehr wurde am 15. Dezember 2010 unter Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) durch das Bundeskabinett zum 1. Juli 2011 eine Aussetzung der Wehrpflicht in Deutschland beschlossen.[6] Dies hatte auf den Standort eher marginal Auswirkungen, da sich kaum Wehrpflichtige in Pfullendorf befanden.

Am 26. Oktober 2011 stellte Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) im Bundeskabinett das Stationierungskonzept 2011 vor, nachdem der Standort Pfullendorf erhalten bleibt. Die Organisationsmaßnahmen sehen jedoch eine Reduzierung der 580 Dienstposten auf 310, die Umbildung des „Ausbildungszentrums Spezielle Operationen“ zum „Ausbildungs- und Übungszentrum Spezielle Operationen“ und die Auflösung der Fernspählehrkompanie 200 vor.[7]

Neben den rund 500 Soldaten sind am Standort Pfullendorf etwa 70 zivile Mitarbeiter beschäftigt. Diese gehörten zum Bundeswehr-Dienstleistungszentrum (BwDLZ) Immendingen.[8] Mit der Auflösung des BwDLZ in Immendingen Mitte des Jahres 2014 wurde das Personal dem Bundeswehr-Dienstleistungszentrum Stetten am kalten Markt zugeordnet.

Die Bundeswehr gilt als ein wichtiger Wirtschaftsfaktor der Stadt Pfullendorf, eine Standortschließung hätte einen Kaufkraftverlust von sechs Millionen Euro jährlich bedeutet.[4]

Mobbingvorwürfe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende Januar 2017 wurde über schwere Verfehlungen bei der Kampfsanitäter-Ausbildung in der Staufer-Kaserne berichtet, was unter anderem dazu führten, dass der Kommandeur der Kaserne, Oberst Thomas Heinrich Schmidt sowie zwei weitere Stabsoffiziere und zwei Unteroffiziere umgehend auf irrelevante Posten versetzt wurden, um „einen Neuanfang zu ermöglichen“.[9] Bei der Ausbildung habe es menschenverachtende Rituale gegeben, innerhalb der Bundeswehr wurden Ermittlungen eingeleitet. Es sei wiederholt zu Misshandlungen von Soldaten gekommen. Der Spiegel berichtete von „sexuell-sadistische[n] Praktiken“.[10][11]

Ermittlungen der zuständigen Staatsanwaltschaft Hechingen kamen jedoch zu dem Ergebnis, dass keine ausreichenden Verdachtsmomente festgestellt werden konnten, um ein strafbares Verhalten der Beteiligten zu vermuten. In dem Bericht wurde die offensive Vorgehensweise des Verteidigungsministeriums kritisch bewertet.[12]

Ausstattung der Kaserne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kasernenanlage umfasst 46 Hektar und der Standortübungsplatz 147 Hektar. Die Kaserne hat eine eigene Wasser- und Abwasserversorgung, Turnhalle, Sportplatz, Unterkunftsgebäude und Standortschießanlage.[4] Bis 2012 wurde die Infrastruktur der Kaserne für 80 Millionen Euro modernisiert[13], umgebaut und optimiert[14][15]. Zu diesem Zweck arbeiteten 100 bis 200 Beschäftigte von zivilen externen Firmen bei Renovierungen und Umbaumaßnahmen in der Kaserne.[5]

Aktuelle Truppenteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Staufer-Kaserne in Pfullendorf sind folgende Truppenteile stationiert:

Ehemalige Truppenteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Truppenteile der Bundeswehr waren in der Kaserne stationiert:

  • Jägerregiment 10 (H) (1991–1997)
    • Jägerbataillon 101 (H) (1991–1997)
    • Jägerbataillon 102 (teilaktiv) (H) (1991–1997)
    • Jägerbataillon 108 (nicht aktiv) (H) (1991–1997)
  • Führungsunterstützungsregiment 50
    • 2./ Führungsunterstützungsregiment 50 (bis 2004)
  • Internationale Fernspähschule (H) (1997–2003)
  • Kraftfahrausbildungszentrum KfAusbZentr Pfullendorf (1994–2009)[16]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Abkürzungsdatenbank
  2. Artikel, abgerufen am 5. März 2021
  3. Siegfried Volk: Soldaten der ersten Stunde erinnern sich. In: Südkurier vom 8. Juli 2009
  4. a b c d (Stand: Januar 2011) 5000 Beschäftigte arbeiten in vier Kasernen im Kreis Sigmaringen. In: Südkurier vom 13. Januar 2011
  5. a b Simone Dürmuth: Serie. Mehr als 4600 Soldaten gibt es im Landkreis. In: Schwäbische Zeitung vom 30. Oktober 2010
  6. Bundesministerium der Verteidigung: Bundesregierung legt Eckpunkte der Neugestaltung der Bundeswehr fest. marine.de, 15. Dezember 2010, abgerufen am 19. Mai 2013.
  7. Die Auswirkungen des Stationierungskonzeptes im Bundesland Baden-Württemberg. (PDF; 233 kB) Bundesministerium der Verteidigung, 26. Oktober 2011, archiviert vom Original am 26. Oktober 2011; abgerufen am 26. Oktober 2011.
  8. Michael Hescheler/fxh: Zivile umsorgen die Soldaten. In: Ders.: Sorge: 800 Zivile hängen am Tropf der Truppe. Der Chef des Dienstleistungszentrums der Bundeswehr rechnet mit Veränderungen – Konkretes weiß er nicht. In: Schwäbische Zeitung vom 4. Februar 2011
  9. Bundeswehrskandal: Sadistische Rituale bei der Kampfsanitäter-Ausbildung, Spiegel Online, 27. Januar 2017, abgerufen am 28. Januar 2017
  10. tagesschau.de: Skandal um Gewaltrituale in Bundeswehr-Kaserne. Abgerufen am 11. Februar 2017.
  11. SPIEGEL ONLINE, Hamburg Germany: Bundeswehrskandal: Sadistische Rituale bei der Kampfsanitäter-Ausbildung – SPIEGEL ONLINE – Politik. Abgerufen am 11. Februar 2017.
  12. Christian Thiels: Pfullendorf-Vorwürfe reichen nicht für Verfahren (Memento des Originals vom 6. Juni 2017 im Internet Archive) In: tagesschau.de, 6. Juni 2017 
  13. Siegfried Volk: „Standort Pfullendorf hat gute Karten“. In: Südkurier vom 14. März 2011
  14. Kaserne wird für 70 Millionen umgebaut. In: Südkurier vom 7. April 2010
  15. Siegfried Volk: „Wir stehen zur Bundeswehr“. In: Südkurier vom 13. Januar 2011
  16. ZMSBw: Standortdatenbank. Abgerufen am 22. Januar 2022.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]