Stephan Zipfel

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Stephan Zipfel (* 10. November 1962 in Karlsruhe) ist ein deutscher Arzt und Psychotherapeut, Essstörungsforscher und Hochschullehrer. Er ist Professor für Psychosomatische Medizin an der Eberhard Karls Universität Tübingen, Ärztlicher Direktor der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Ärztlicher Direktor des Kompetenzzentrums für Essstörung Tübingen (KOMET) am Universitätsklinikum Tübingen. Außerdem ist er Prodekan der Medizinischen Fakultät Tübingen mit dem Verantwortungsbereich Studium, Lehre und Internationales.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stephan Zipfel studierte Medizin in Heidelberg, Frankfurt am Main und London. Er absolvierte die Weiterbildungen zum Facharzt sowohl für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie als auch für Innere Medizin am Universitätsklinikum Heidelberg sowie an der University of Sydney/Australien. Er habilitierte 2002 an der Universität Heidelberg.

2004 erhielt er den Ruf auf die (W3-)Professur für Psychosomatik an der Eberhard Karls Universität Tübingen und leitet dort seitdem die Abteilung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen.

Er leitet dort ebenfalls das von ihm begründete Kompetenzzentrum für Essstörungen (KOMET)[1] und ist seit 2006 Prodekan der Medizinischen Fakultät für den Bereich Studium, Lehre und Internationales.

Von 2012 bis 2018 war er Vorsitzender des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin (DKPM) sowie Generalsekretär der International Federation of Psychotherapy (IFP). Seit 2022 ist er Co-Sprecher des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit (DZPG), Standort Tübingen. Er ist President elect des International College of Psychosomatic Medicine (ICPM)[2].

Forschung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stephan Zipfel forscht vor allem zur Psychobiologie und Psychotherapie der Essstörungen und der Adipositas sowie zu somatoformen und funktionellen Störungen. Weitere Schwerpunkte sind die Psychoonkologie, die Lehrforschung und die psychische Gesundheit von Geflüchteten.

Bereits 2014 entstand aus einer Kooperation zehn deutscher psychosomatischer Universitätskliniken unter der Leitung von Stephan Zipfel vom Universitätsklinikum Tübingen und Wolfgang Herzog vom Universitätsklinikum Heidelberg die weltweit größte Psychotherapiestudie für Magersuchtpatientinnen (ANTOP). Diese untersuchte die Wirksamkeit der Fokalen psychodynamischen Psychotherapie im Vergleich mit der Kognitiv-Behavioralen Psychotherapie und der Standardbehandlung[3][4].

Zipfel forscht außerdem zu psychotherapeutischen Therapieansätzen für die Binge-Eating-Störung, zum Beispiel zu internetbasierter Selbsthilfe im Vergleich zur Face-to-face-Behandlung (the INTERBED study) und zu einer verhaltenstherapeutischen Gruppenintervention bei impulsivem Essverhalten (IMPULS)[5].

Die Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie gehört zum Deutschen Zentrum für Psychische Gesundheit (DZPG).

Stephan Zipfel ist Herausgeber der Zeitschriften Frontiers in Psychiatry (Section Psychological Therapy and Psychosomatics), Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie und Psychup2date. Er ist im Editorial Board der Zeitschriften Lancet Psychiatry, Psychotherapy and Psychosomatics sowie Nutrients.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2002: Dres. Graute und Graute-Opperman Forschungspreis
  • 2014: Heigl-Preis für Psychotherapie (gemeinsam mit Wolfgang Herzog)
  • 2017: Christina Barz-Forschungspreis für Essstörungen (gemeinsam mit Katrin Giel)[6]

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Herausgeber[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • mit Stephan Herpertz, Martina de Zwaan (Hrsg.): Handbuch Essstörungen und Adipositas, 3. Aufl. Springer, Berlin 2022.
  • mit Martina de Zwaan, Stephan Herpertz (Hrsg.): Psychosoziale Aspekte der Adipositaschirurgie. Springer, Berlin 2019.
  • mit Florian Junne, Jana Denkinger, Jan Ilhan Kizilhan (Hrsg.): Aus der Gewalt des „Islamischen Staates“ nach Baden-Württemberg. Evaluation des Sonderkontingents für besonders schutzbedürftige Frauen und Kinder aus dem Nordirak. Beltz Juventa, Weinheim 2019.
  • mit Monique C. Pfaltz, Ulrich Schnyder (eds.): Refugee Mental Health. Frontiers in Psychiatry 2019.

Als Autor[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • mit Sandra Becker, Martin Teufel: Psychotherapie der Adipositas: Interdisziplinäre Diagnostik und differenzielle Therapie. Kohlhammer, Stuttgart 2015.
  • mit Hans-Christoph Friederich, Wolfgang Herzog, Beate Wild, Henning Schauenburg: Anorexia nervosa: Fokale psychodynamische Psychotherapie. Hogrefe, Göttingen 2014.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kompetenzzentrum für Essstörungen | Universitätsklinikum Tübingen. Abgerufen am 3. Juni 2022.
  2. Webseite des ICPM: Stephan Zipfel. Abgerufen am 3. Juni 2022 (britisches Englisch).
  3. Stephan Zipfel, Beate Wild, Gaby Groß, Hans-Christoph Friederich, Martin Teufel: Focal psychodynamic therapy, cognitive behaviour therapy, and optimised treatment as usual in outpatients with anorexia nervosa (ANTOP study): randomised controlled trial. In: The Lancet. Band 383, Nr. 9912, Januar 2014, S. 127–137, doi:10.1016/S0140-6736(13)61746-8 (elsevier.com [abgerufen am 3. Juni 2022]).
  4. Der Standard: Psychotherapie hilft in den meisten Fällen gut bei Magersucht. 23. März 2022, abgerufen am 3. Juni 2022 (österreichisches Deutsch).
  5. The Lancet Psychiatry: Stephan Zipfel: treating people, not diseases. 1. Dezember 2020, abgerufen am 3. Juni 2022 (englisch).
  6. Schwäbisches Tagblatt: Herausragende Verknüpfung. 18. Oktober 2017, abgerufen am 3. Juni 2022.