Stockheim (Michelstadt)

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Stockheim
Koordinaten: 49° 40′ N, 9° 0′ OKoordinaten: 49° 40′ 5″ N, 9° 0′ 6″ O
Höhe: 252 m ü. NHN
Fläche: 1,03 km²[1]
Einwohner: 1285 (1. Jul. 2017) HW+NW[2]
Bevölkerungsdichte: 1.248 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. April 1971
Postleitzahl: 64720
Vorwahl: 06061
Stockheimer Mühle mit Toreinfahrt
Stockheimer Mühle, Blick von Nordosten über den Hof auf die Mühlengebäude
Dorfbrunnen

Stockheim ist ein Stadtteil von Michelstadt im südhessischen Odenwaldkreis.

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stockheim liegt am rechten, nordöstlichen Ufer des Erdbachs und grenzt im Norden an die Kernstadt Michelstadt und im Süden an die Kernstadt von Erbach. Die Gemarkung von Stockheim ist deutlich kleiner als die Gemarkungen aller anderen Michelstädter Stadtteile und überwiegend bebaut. Die Bebauung ist mit den benachbarten Ortslagen von Michelstadt, Erbach und Dorf-Erbach zusammengewachsen. Die Gemarkung erstreckt sich in Ost-West-Richtung auf einer Länge von drei Kilometer bei einer Breite von höchsten 400 Meter von der Mümlingniederung nach Osten bis zum Waldrand.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die älteste erhalten gebliebene urkundliche Erwähnung als Stocheim steht im Lorscher Codex und datiert von 1095.[3] Darin geht es u. a. um eine am Erdbach gelegene Mühle, die für den Ort von zentraler Bedeutung war.

Stockheim gehörte zum Amt Michelstadt der Grafschaft Erbach-Fürstenau, die mit der Mediatisierung 1806 Teil des Großherzogtums Hessen wurde. Ab 1822 gehörte Stockheim zum Landratsbezirk Erbach, ab 1852 zum Kreis Erbach (ab 1939: „Landkreis Erbach“), der – mit leichten Grenzberichtigungen – seit 1972 Odenwaldkreis heißt. Zum 1. April 1971 schloss sich Stockheim anlässlich der Gebietsreform in Hessen freiwillig der Stadt Michelstadt an.[4] Wie für jeden Michelstädter Stadtteil wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[5]

Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter neben der Verwaltung für die Rechtsprechung (meist Niedere Gerichtsbarkeit bzw. Erste Instanz) zuständig. Nach Auflösung des Amtes Michelstadt 1822 nahm die erstinstanzliche Rechtsprechung für Stockheim das Landgericht Michelstadt wahr, ab 1879 das Amtsgericht Michelstadt.

Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Stockheim zum Arbeiterwohnort der hier gelegenen Tuchfabrik Arzt.[6]

1934 wurde eine Freiwillige Feuerwehr gegründet, die beim Großbrand der Firma Rexroth-Lynn 1937 ihre erste größere Bewährungsprobe zu bestehen hatte.[7]

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Stockheim zum 1. Juli 1971 auf freiwilliger Basis in die Stadt Michelstadt eingemeindet.[8] Für den Stockheim wurde, wie für die übrigen Stadtteile, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[9]

Verwaltungsgeschichte im Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Stockheim angehört(e):[1][10][11]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Stockheim 1191 Einwohner. Darunter waren 105 (8,8 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 180 Einwohner unter 18 Jahren, 489 zwischen 18 und 49, 276 zwischen 50 und 64 und 248 Einwohner waren älter.[13] Die Einwohner lebten in 558 Haushalten. Davon waren 201 Singlehaushalte, 159 Paare ohne Kinder und 144 Paare mit Kindern, sowie 42 Alleinerziehende und 12 Wohngemeinschaften. In 123 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 381 Haushaltungen lebten keine Senioren.[13]

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1522: 11 wehrfähige Männer
• 1623: 16 Häuser mit 80 Einwohnern
• 1961: 417 evangelische (= 82,74 %), 66 katholische (= 13,10 %) Einwohner
Stockheim: Einwohnerzahlen von 1829 bis 2017
Jahr  Einwohner
1829
  
215
1834
  
185
1840
  
204
1846
  
225
1852
  
228
1858
  
209
1864
  
236
1871
  
250
1875
  
253
1885
  
271
1895
  
247
1905
  
374
1910
  
391
1925
  
410
1939
  
444
1946
  
545
1950
  
531
1956
  
510
1961
  
504
1967
  
545
1970
  
649
1975
  
561
1980
  
?
1986
  
974
1990
  
?
2005
  
1.419
2011
  
1.191
2017
  
1.285
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Michelstadt[2]; Zensus 2011[13]

Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stockheimer Mühle ist eine noch immer funktionsfähige Getreidemühle. Sie soll schon im 8. oder 9. Jahrhundert bestanden haben und wäre damit eine der ältesten Mühlen im Odenwaldkreis, auch wenn die derzeit stehenden Gebäude kaum vor dem Jahr 1800 erbaut worden sind. Die Mühle steht unter Denkmalschutz, ebenso wie der in der Mühlstraße gelegene Dorfbrunnen.[14]

Kulturdenkmäler

In der Liste der Kulturdenkmäler in Michelstadt sind für Stockheim drei Kulturdenkmäler aufgeführt.

Natur und Schutzgebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Naturdenkmal Erdbach-Austritt (2022)

Nahe der Stockheimer Mühle tritt der in Dorf-Erbach völlig versickerte Erdbach wieder zutage. Diese Karstquelle ist seit 1937 als geologisches Naturdenkmal "Erdbach-Austritt" ausgewiesen. Zuvor hat der Bach die Erdbachhöhle bei Erbach passiert. Diese Karsthöhle ist seit 2008 als Natura-2000-Gebiet (FFH-Gebiet) geschützt.[15]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stockheim liegt beiderseits der Bundesstraße 47, der Nibelungenstraße, die im Westen des Stockheimer Gebiets von der Bundesstraße 45 abzweigt und als Amorbacher Straße über das Jagdschloss Eulbach nach Amorbach im Osten führt.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jakob Brunner (1853–1901), hessischer Landtagsabgeordneter, geboren in Stockheim

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Stockheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Mediatisierung infolge der Rheinbundakte.
  3. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
  4. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Michelstadt) und Verwaltung.
  5. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  7. Am 1. Juli 1971 als Ortsbezirk zur Stadt Michelstadt.

Einzelnachweise

  1. a b c d Stockheim, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 1. März 2022). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Zahlen und Fakten. Wirtschaftsdaten. In: Webauftritt. Stadt Michelstadt, abgerufen im März 2022.
  3. Karl Josef Minst [Übers.]: Lorscher Codex (Band 1), Urkunde 141, 27. Oktober 1095 – Reg. 3628. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 194, abgerufen am 11. Juni 2018.
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 358.
  5. Hauptsatzung. (PDF; 105 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Michelstadt, abgerufen im März 2022.
  6. Siehe auch: Arzt - 125 Jahre Tuchfabrik Ph. Ludwig Arzt, Michelstadt im Odenwald, Hoppenstedt, Darmstadt, 1953
  7. Über Die Entstehung der Freiwilligen Feuerwehr Stockheim
  8. Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 31. März 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 16, S. 680, Punkt 673, Abs. 2 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,1 MB]).
  9. Hauptsatzung. (PDF; 105 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Michelstadt, abgerufen im März 2022.
  10. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  11. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC 894925483, S. 43 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  13. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 38 und 92, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  14. denkmalpflege-hessen: Stockheimer Mühle
  15. Mathias Ernst: Bewirtschaftungsplan für das FFH-Gebiet 6320-302 „Erdbachhöhle bei Erbach“. (PDF) Regierungspräsidium Darmstadt, 29. Januar 2015, abgerufen am 3. März 2022.