Syrius Eberle

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Syrius Eberle
Brüder-Grimm-Nationaldenkmal in Hanau
Reiterdenkmal für Kaiser Wilhelm I. in Nürnberg
Zwei der von Eberle geschaffenen Pylone auf der Münchner Ludwigsbrücke

Syrius Eberle (* 9. Dezember 1844 in Pfronten, Allgäu; † 12. April 1903 in Bozen, Gefürstete Grafschaft Tirol) war ein deutscher Bildhauer, Maler und Hochschullehrer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eberle war Sohn eines Schreiners[1] und wuchs im „Stapferhaus“ in Pfronten auf. Er war verheiratet mit der Tochter des ebenfalls aus Pfronten stammenden Malers Thomas Driendl.

Nach einer Lehre als Tischler studierte Syrius Eberle 1866–1872 an der Königlichen Kunstakademie in München. Ab 1884 war er dort selbst Professor in der Fachrichtung „Religiöse Skulptur“.[2] Zu seinen Schülern gehörten Georg Pezold,[2] Heinrich Düll,[2] Heinrich Waderé, Johann Vierthaler, Max Heilmaier, Georg Wrba, Georg Busch, Clemens Buscher, Josef Rauch, Bruno Diamant, Josef Floßmann, August Drumm, Emil Dittler, Heinrich Jobst, Ignatius Taschner und Hermann Nolte.

Vom bayerischen König Ludwig II. erhielt Eberle etliche Aufträge zur Ausschmückung der neuerbauten Schlösser, auch für Einzelfiguren, Gruppen, Tafelaufsätze, fast alle Prachtwagen und Schlitten.

Eberle schuf das ehemalige Kriegerdenkmal in Kempten (Allgäu) seinerzeit auf dem Gelände des heutigen Busbahnhofs; die Bronzefiguren wurden im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen.

1889 gewann er mit seinem Entwurf bei einer Ausschreibung für ein Brüder-Grimm-Nationaldenkmal in Hanau nur den 3. Preis. Doch die Verantwortlichen stritten sich über den erstplatzierten Entwurf des Bildhauers Max Wiese, weshalb man den Sohn Wilhelm Grimms, den Kunst- und Literaturhistoriker Herman Grimm in Berlin um seine Meinung fragte. Dieser entschied sich für Eberles Entwurf, und der Auftrag zur Ausführung des Denkmals wurde diesem erteilt. Am 18. Oktober 1896 fand die feierliche Denkmalsenthüllung statt.[3]

1890–1892 schuf Eberle die vier Pylone für die Münchner Ludwigsbrücke. Auch das 1890 entstandene Denkmal für Franz Xaver Gabelsberger, den Erfinder der Stenographie, in der Münchner Ottostraße stammt von ihm.

Als Professor an der Münchner Kunstakademie gehörte Eberle im Jahr 1893 jener Kommission an, die die Vorschläge zum Neubau des Bayerischen Nationalmuseums (1894/95) zu begutachten hatte.[4]

Er gewann den im August 1897 ausgeschriebenen Wettbewerb für das Kaiser Wilhelm I.-Reiterstandbild in Nürnberg. Doch starb er noch vor dessen Ausführung, so dass Wilhelm von Rümann diesen Auftrag übernahm.

Eberle war Mitglied im Münchner Verein für Christliche Kunst[5] sowie im Münchner Albrecht-Dürer-Verein, einer im Jahr 1885 von dem Bildhauer Georg Busch gegründeten Vereinigung von Münchner Kunstakademie-Studenten. Eberle gab hier auch Komponierabende zu christlichen Themen.[6]

Seinen Lebensabend verbrachte Eberle in Bozen, wo er im Jahr 1903 verstarb.

Sein gleichnamiger Neffe Syrius Eberle (* 1887 in Pfronten; † 1967) war ein bekannter Glasmaler, NS-Widerstandskämpfer und Stadtrat in Dachau.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Syrius Eberle – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Akademie der Bildenden Künste München: Syrius Eberle, 02256, zweites Matrikelbuch 1841–1884. Abgerufen am 2. Oktober 2011.
  2. a b c Akademie der Bildenden Künste München: Lehrer der Akademie. Eberle, Syrius. Abgerufen am 2. Oktober 2011.
  3. Das Nationaldenkmal bildet heute den Ausgangspunkt der Deutschen Märchenstraße von Hanau nach Bremen. Die Vorliebe Japans für die Brüder Grimm und ihre Märchensammlung führte 1989 zum Abguss dieses Denkmals im Maßstab 1:1 für das „Glücks-Königreich“ Kofuko, einen Freizeitpark in Obihiro auf der Insel Hokkaidō.
  4. Diese Kommission bestand neben den geforderten Mitgliedern des Landtags aus Künstlern, Architekten, Beamten des Nationalmuseums, einem Kunstkritiker und Vertretern der Stadt. Die erste Sitzung der Kommission fand am 28. Januar 1893 im Kultusministerium statt. – Michael Kamp: Das Museum als Ort der Politik. Münchner Museen im 19. Jahrhundert. Dissertation, Ludwig-Maximilians-Universität, München 2002, S. 145 (edoc.ub.uni-muenchen.de PDF; 1,2 MB).
  5. Festgabe des Vereins für christliche Kunst in München. München 1910, S. 117.
  6. Susanne Kähler: Fortuna für die Stadt. Zur Wiederaufstellung der Kuppelfigur auf Ludwig Hoffmanns Stadthaus
  7. Walter Gierlich: Wohltäter, Künstler, Widerstandskämpfer. Abgerufen am 15. Juni 2021.