Theaterwehr Brandheide

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Die Theaterwehr Brandheide war eine freie deutsche Theatergruppe, die 1977 im Umfeld der Anti-Atomkraft- sowie der Friedensbewegung gegründet wurde.

Mitglieder des Ensembles waren unter anderem Verena Reichhardt, Enzo Scanzi, Jochen Fölster, Wolfram Moser, Werner Koller, Helen Kubel, Wolfgang Kragler und Helen Grabherr. Die Schauspieler lebten, arbeiteten und probten als Wohngemeinschaft in einem Forsthaus im Prezeller Ortsteil Wirl[1] im niedersächsischen Landkreis Lüchow-Dannenberg. Ihre künstlerische Heimat sah die Truppe im Protest gegen das potentielle Endlager Gorleben und spielte daher häufig in der Republik Freies Wendland,[2] gab jedoch auch bundesweit und im deutschsprachigen europäischen Ausland Gastspiele. Die erste selbst erarbeitete Produktion der Theaterwehr trug den Titel Heiße Kartoffeln und wurde mehr als 120 Mal in der Bundesrepublik und der Schweiz gespielt.[3] Es folgten die Stücke Polizei und Liebe sowie im Jahr 1980 Ulli Richter ist nicht Ulli Richter.[4][5]

Die Theaterwehr Brandheide wurde vielfach medial porträtiert. Als sie beispielsweise im November 1978 mit Heiße Kartoffeln in Zürich gastierte, gestaltete Radio Schwarzi Chatz – ein Piratensender aus der dortigen Sponti-Szene – eine halbstündige Sendung über die Gruppe.[6] Am 21. Juni 1979 wurde eine Aufführung selbigen Stückes im Rahmen der Sendereihe Das kleine Fernsehspiel – Studioprogramm[7] im Abendprogramm des ZDF ausgestrahlt.[8] Darüber hinaus produzierte die Wendländische Filmkooperative die 30-minütige Fernsehdokumentation Theaterwehr Brandheide – Über eine freie Theatergruppe, die 1981 vom Hessischen Rundfunk gesendet wurde.[9]

Rückblickend unterscheidet die Literaturwissenschaft in jener Zeit sowohl „politisch orientierte“ (zum Beispiel Peter Weiss) als auch „mehr ästhetisch argumentierende“ (zum Beispiel Peter Handke) Theaterleute und Autoren, die die Formen herkömmlichen Theaters aufzubrechen beziehungsweise zu modernisieren versuchten. Innerhalb der ersten Kategorie wird die Theaterwehr Brandheide den sogenannten „Zielgruppentheatern“ zugeordnet.[10]

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Angelika Blank: Die Welt als Bühne – zum Tode von Jochen Fölster. Erschienen auf wendland-net.de am 15. März 2013. Abgerufen am 2. März 2016.
  2. Reimar Paul: Protest auf sandigem Boden. Erschienen in Der Tagesspiegel am 2. Mai 2010. Abgerufen auf tagesspiegel.de am 2. März 2016.
  3. Jürgen Krause: Hoffen auf den großen Durchbruch. Erschienen in Die Zeit am 12. September 1980. Abgerufen auf zeit.de am 2. März 2016.
  4. Frankfurter Rundschau, 14. Februar 1980.
  5. Badische Zeitung, 21. Februar 1980.
  6. Auflistung aller Produktionen der Wendländischen Filmkooperative bis 1999. Abgerufen auf bild-video-ton.ch am 2. März 2016.
  7. Achim Klünder (Hrsg.): Lexikon der Fernsehspiele / Encyclopedia of television plays in German speaking Europe. 1978/87. Band II. Bild- und Tonträger-Verzeichnisse. Verlag Walter de Gruyter, Berlin, 1991, ISBN 978-3-598-10922-5, Seite 39.
  8. Fernsehprogramm für die 25. Kalenderwoche 1979. Erschienen in Der Spiegel, № 25 / 1979, 18. Juni 1979, Seite 216. Abgerufen auf spiegel.de (Spiegel Online) am 2. März 2016.
  9. Auflistung aller Produktionen der Wendländischen Filmkooperative bis 1999. Abgerufen auf wfko.de am 2. März 2016.
  10. Gerd Müller: Die Literatur der Bundesrepublik Deutschland und der deutschsprachigen Schweiz. In: Viktor Žmegač (Hrsg.): Geschichte der deutschen Literatur vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Band III/2, 1945–1980. 2. Auflage, Beltz Athenäum, Weinheim, 1994, ISBN 978-3-407-32115-2, Seite 486.