Theodor Brylla

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Theodor Brylla (geboren am 6. Januar 1882 in Proskau, Kreis Oppeln; gestorben am 17. August 1962) war ein deutscher Gewerkschafter.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Theodor Brylla wurde in Proskau, einer kleinen Stadt in Oberschlesien, geboren. Er besuchte die Volksschule und erlernte danach den Beruf eines Schlossers. Von 1902 bis 1921 war er als Bergarbeiter tätig. Von 1909 bis 1921 war er in Funktion des Gewerkvereins der Bergarbeiter der Hirsch-Dunckerschen Richtung als 2. Vorsitzender. Er trat der 1918 gegründeten Deutschen Demokratischen Partei (DDP) bei. Theodor Brylla war Redakteur der Zeitschrift Der Bergarbeiter von 1921 bis 1933 und 2. Vorsitzender des Gewerkvereins der deutschen Fabrik- und Handarbeiter. Er wohnte in Potsdam.[1]

Brylla war einer der Teilnehmer der Besprechung des Reichspräsidenten mit Bergarbeitervertretern vom 6. Februar 1931 über Probleme der Knappschaftsversicherung im Rahmen der Notverordnungen.[2] Er nahm an der 15. Internationalen Konferenz der IAO im Mai/Juni 1931 in Genf teil.[3]

1933 mit dem Machtantritt Hitlers wurde er in die Illegalität getrieben und in der Zeit bis 1945 mehrmals verhaftet.

Nach Kriegsende im Mai 1945 beteiligte er sich aktiv an der Gründung einer Einheitsgewerkschaft. Er gehörte dem Vorbereitenden Ausschuss zur Gründung der Gewerkschaften in Berlin an. Von 1946 bis September 1950 war er Mitglied des Bundesvorstandes des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB).[4] 1945 trat er der CDU bei.[5] Von 1946 bis 1949 war er 3. Vorsitzender des FDGB-Landesverbandes Brandenburg.[6] Im Bundesvorstand des FDGB wirkte er u. a. als Leiter der Hauptabteilung Feriendienst von 1949 bis 1950. Von 1946 bis 1949 war er Abgeordneter des Landtages Brandenburg (Fraktion CDU).[7][8] Brylla war im Landesverband Brandenburg des FDGB Leiter der Hauptabteilung Betriebsräte.[9]

Im November 1947 reiste er mit einer FDGB-Delegation auf Einladung des Weltgewerkschaftsbundes nach Moskau. Neben Brylla bestand die Gruppe aus Roman Chwalek, Hermann Schlimme, Hans Jendretzky, Bernhard Göring, Paul Träde,[10] Kurt Ranke und Nikolaus Bernhard.[11] Im Neuen Deutschland gab Theodor Brylla seine Reiseeindrücke wieder.[12] Er hatte einen Sohn Alfons Brylla, der in sowjetischer Kriegsgefangenschaft war und den er in Moskau wieder sah.[13]

Er war von 1948 bis 1949 Abgeordneter des 1. und 2. Deutschen Volksrates und Mitglied des Präsidiums des Volksrates und von 1949 bis 1950 Mitglied der Provisorischen Volkskammer (Fraktion des FDGB). Von 1959 bis 1962 war er Mitherausgeber und Mitarbeiter der Zeitschrift Gewerkschaftseinheit. Er gehörte dem Präsidium des Bundesvorstandes des FDGB an. Theodor Brylla verstarb am 17. August 1962.

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Bergarbeiter. Fachorgan der Bergarbeiter-Abteilung des Gewerkvereins der Deutschen Fabrik- und Handarbeiter (H.-D.). Redaktion Th. Brylla u. a. Gräf, Berlin 1905–1933.[14]
  • Der Fabrik- und Handarbeiter. Organ der Gewerkvereins der Deutschen Fabrik- und Handarbeiter (H.-D.). Redaktion Th. Brylla u. a. Gräf, Berlin 1905–1933.[15]
  • Gewerkverein der Deutschen Fabrik- und Handarbeiter (H.-D.). In: Internationales Handwörterbuch des Gewerkschaftswesens. Hrsg. von Ludwig Heyde. Band 1. Verlag Werk und Wirtschaft, Berlin 1931, S. 708–710. Digitalisat
  • Deutsche Gewerkschaftseinheit. Hrsg. von August Reitz, Franz Scheffel. Mitbegründet von Josef Orlopp und Theodor Brylla. Verlag Tribüne, Berlin 1. Mai 1959–1962.

Archivalien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erste große Delegiertenkonferenz des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes der Provinz Brandenburg. In: Berliner Zeitung vom 28. August 1945. 1. Jg. Nr. 90, S. 4.[17]
  • Theodor Brylla im Ruhestand. In: Neue Zeit, Berlin vom 9. Januar 1951, S. 2.[18]
  • Ernst Egon Lange: Theodor Brylla. Die Entscheidung. In: Heinz Deutschland, Ernst Egon Lange (Hrsg.): Wegbereiter. 32 Porträtskizzen. Verlag Tribüne, Berlin 1988. ISBN 3-7303-0169-1, S. 160–171. Inhaltsverzeichnis
  • Brylla, Theodor. In: Martin Broszat, Hermann Weber, Gerhard Braas: SBZ-Handbuch. Staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945–1949. Oldenbourg, München 1990, S. 880.
  • Fritz Reinert: Protokolle des Landesblockausschusses der antifaschistisch-demokratischen Parteien Brandenburgs 1945-1950. Böhlau, Weimar 1994 (= Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs Potsdam. Band 30)
  • Karl G. Herrmann: Die Geschichte des internationalen Bergarbeiterverbandes 1890–1939. Campus, Frankfurt am Main 1994, S. 196, 464, 466. (= Quellen und Studien zur Sozialgeschichte. Band 12)
  • Hermann Nehls: Befreiung. Das Erbe des Nationalsozialismus aus gewerkschaftlicher Sicht. Elefanten-Press, Berlin 1996, S. 101. [Kurzbiografie] (= Eine Schrift der DGB-Jugendbildungsstätte Flecken-Zechlin.)
  • rt: Ein Mann von hoher Konsequenz. Theodor Brylla (06. Januar 1882 – 07. August 1962). In: Potsdams andere Seiten. 3. Jg. (2007). August 2007, Nr. 8, S. 4. Digitalisat abgerufen am 13. März 2013
  • FDGB-Lexikon. Funktion, Struktur, Kader und Entwicklung einer Massenorganisation der SED (1945–1990). Hrsg. von Dieter Dowe, Karlheinz Kuba, Manfred Wilke, bearb. von Michael Kubina. Berlin 2009. ISBN 978-3-86872-240-6. Theodor Brylla online abgerufen am 13. März 2016

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Brylla, Theodor, Arbeitersekretär, Johannistal 12. In: Amtsblatt der Regierung in Potsdam. 1928, S. 171.
  2. R 43 I/2177, Bl. 331–335 Durchschrift
  3. Gruppenportrait mit Theodor Brylla im Nachlass von Emil Strumpp (1886-1941) Institut für Zeitungsforschung Dortmund
  4. FDGB dankt Theodor Brylla. In: Neue Zeit. 24. September 1950, S. 2.
  5. Ob und wann er sie verlassen hat, ist ungeklärt.
  6. Landesvorstand des FDGB Brandenburg (1945-52) (FDGB Lexikon, Berlin 2009.)
  7. Er war am 7. Juli 1950 nachgerückt für den Abgeordneten Josef Halbey (CDU).
  8. 48. Brylla, Theodor, Gewerksch.-Sekretär. Potsdam, Schopenhauerstraße 27. In: Handbuch des Landtages des Landes Brandenburg. Märkische Druck- u. Verlags-GmbH, Potsdam 1947, S. 45.
  9. Stefan Paul Werum: Gewerkschaftlicher Niedergang im sozialistischen Aufbau. Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB) 1945 bis 1953. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005. ISBN 3-525-36902-6, S. 177.
  10. Auch Paul Traede.
  11. Bundesvorstand des FDGB (Hrsg.): Aus der Arbeit des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes, 1947–1949. Die Freie Gewerkschaft, Berlin 1950, S. 20.
  12. „Theodor Brylla, der Vorsitzende der FDGB-Leitung von Brandenburg und Mitglied der CDU, sagte, daß er im Geiste des demokratischen Liberalismus erzogen worden sei und die sozialistische Weltanschauung nicht teile. ‚Das, was ich aber in Moskau sah‘, erklärte Brylla, ‚hat mich tief ergriffen. Ich sah, daß ein Volk, welches soviel durchmachte, den Geist der Freundschaft und Disziplin bewahrt hat‘.“ (Neues Deutschland vom 12. November 1947.)
  13. Ein Mann von hoher Konsequenz.
  14. Erscheinungsverlauf: 1.1905 – 21.1918,5; 12.1918,6 – 19.1925; 22.1926 – 29.1933, 18; damit Erscheinen eingestellt.
  15. Erscheinungsverlauf: 1.1905 – 29.1933; damit Erscheinen eingestellt.
  16. Anette Meiburg, Sigrun Mühl-Benninghaus: Die Bestände der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR. Kurzübersicht. Ed. Colloquium, Berlin 1996, S. 89.
  17. „Das Bild zeigt v. 1. n. r.: Andreas Morgenthaler, Theodor Brylla, Franz Moericke, Karl Salomon, Willi Wolf, Max Fischer. Photo Joachim Sonnenfeld“.
  18. „Seit 1902 arbeitete Theodor Brylla in Waldenburger Kohlenschächten, wegen aktiven gewerkschaftlichen Einsatzes von Zeche zu Zeche getrieben, im Ruhrgebiet wegen Kritik an den Mißständen auf den Gruben auf der Flucht von Revier zu Revier, überall bekämpft und verfolgt, doch geliebt und zu ihrem Sprecher gewählt von seinen treuen Kumpels. Vierzig Jahre war Brylla aktiv in den Hirsch-Dunkerschen Gewerkschaften, war Redakteur der Bergarbeiterzeitung, Vorstandsmitglied des Gewerkvereins, Mitglied der Bergarbeiter-Internationale, Konferenzteilnehmer am Internationalen Arbeitsamt in Genf, immer im Kampf für die Rechte seiner Kumpels. Unermüdlich arbeitete er nach 1945 im Landesvorstand des FDGB Brandenburg, wurde Mitglied des Deutsehen Volksrates, war Abgeordneter der CDU im Brandenburgischen Landtag und Mitglied des BWilli Wolf (Gewerkschafter)|undesvorstandes des FDGB. Das sind die Meilensteine sozialistischer Arbeit unseres Unionsfreundes Theodor Brylla, der nun nach einem Leben der Sorge für den arbeitenden Menschen in den verdienten Ruhestand tritt. Freizeit war ihm, wenn es galt, einem Gewerkschafter zu helfen, ein unbekannter Begriff. Wir wünschen ihm, der sich aus Rücksicht auf seine Gesundheit nach Hangelsberg (Spree) begeben hat, daß er noch den Tag erlebt, an dem eine einheitliche freie Gewerkschaft in ganz Deutschland geformt sein wird“.