Thomas Fässler (Chemiker)

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Thomas Fässler

Thomas F. Fässler (* 7. Februar 1959 in Bad Waldsee-Reute) ist ein deutscher Chemiker.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Thomas Fässler studierte Chemie und Mathematik an der Universität Konstanz. Er wurde 1986 mit einer Dissertation über Eisencarbonylcluster zum Dr. rer. nat. promoviert, die er im Arbeitskreis von Gottfried Huttner an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg anfertigte. Nach einem Post-Doc-Aufenthalt bei Jeremy Burdett an der University of Chicago (USA), wo er theoretische Studien zur Rekonstruktion von Metalloberflächen betrieb, begann er 1990 seine unabhängige Forscherkarriere im Umfeld von Reinhard Nesper an der ETH Zürich (Schweiz), wo er sich auch habilitierte. 2000 wurde Fässler als C4-Professor für Struktur und Festkörperchemie an die Technische Universität Darmstadt berufen und erwirkte die Wiedereröffnung des „Eduard-Zintl-Instituts für Anorganische und Physikalische Chemie“ an der TU Darmstadt.[1] Im Jahr 2003 folgte der Ruf auf den Lehrstuhl für „Anorganische Chemie mit Schwerpunkt Neue Materialien“ an die Technische Universität München.

Forschung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fässler forscht im Grenzbereich zwischen anorganischer Molekülchemie und Festkörperchemie[2]. Mit den in Kombination entwickelten neuen chemischen Synthesewegen verknüpft er Grundlagenforschung mit anwendungsorientierter Materialforschung. Im Mittelpunkt stehen die chemischen Verbindungsklassen Zintl-Phasen[3] und Zintl-Ionen,[4] die er in Hinblick auf Thermoelektrika[5] und halbleitende Materialien, die Wärme bzw. Sonnenlicht in elektrische Energie wandeln, Supraleiter, die verlustfrei Strom leiten,[6] sowie Materialien für Energiespeicher-Technologien wie Festelektrolyte untersucht.[7] Die Synthesemethoden ermöglichen, kleine wohldefinierte (Halb‑)Metall-Atomcluster aus Legierungen in Lösung zu überführen,[8] welche dann selbst die Basis für unkonventionelle Materialien wie z. B. mesostrukturierte Halbleiterfilme für hybride Solarzellen[9] oder Dünnschichtelektroden bilden. Mit seinen Forschungsarbeiten im Grenzbereich der Disziplinen, tragen seine Arbeiten auch stark zum grundlegenden Verständnis der Stoffklassen bei. Er etablierte den Begriff intermetalloide Cluster[10] für Verbindungen an der Grenze von komplexen Molekülen und Metalllegierungen, welcher das klassische Verständnis über den Aufbau der Stoffe erweitert.

Auszeichnungen und Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Preface in 139 Structure and Bondin (PDF)
  2. Wilhelm Klein, Annette Schier, Thomas F. Fässler: Molecules Meet Solids: From Wade–Mingos Clusters to Intermetalloid Clusters. In: 50th Anniversary of Electron Counting Paradigms for Polyhedral Molecules. Band 188. Springer International Publishing, Cham 2021, ISBN 978-3-03084870-5, S. 149–195, doi:10.1007/430_2021_82.
  3. Zintl Phases: Principles and Recent Developments. In: T.F. Fässler (Hrsg.): Structure and Bonding. 1. Auflage. Band 139. Springer-Verlag, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-642-21150-8.
  4. Zintl Ions: Principles and Recent Developments. In: T. F. Fässler (Hrsg.): Structure and Bonding. 1. Auflage. Band 140. Springer-Verlag, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-642-21181-2.
  5. Franck Dubois, Thomas F. Fässler: Ordering of Vacancies in Type-I Tin Clathrate: Superstructure of Rb 8 Sn 44 □ 2. In: Journal of the American Chemical Society. Band 127, Nr. 10, 1. März 2005, ISSN 0002-7863, S. 3264–3265, doi:10.1021/ja043500r.
  6. Thomas F. Fässler, Christian Kronseder: BaSn3: A Superconductor at the Border of Zintl Phases and Intermetallic Compounds. Real-Space Analysis of Band Structures. In: Angewandte Chemie International Edition in English. Band 36, Nr. 23, 15. Dezember 1997, ISSN 0570-0833, S. 2683–2686, doi:10.1002/anie.199726831.
  7. Stefan Strangmüller, Henrik Eickhoff, David Müller, Wilhelm Klein, Gabriele Raudaschl-Sieber: Fast Ionic Conductivity in the Most Lithium-Rich Phosphidosilicate Li 14 SiP 6. In: Journal of the American Chemical Society. Band 141, Nr. 36, 11. September 2019, ISSN 0002-7863, S. 14200–14209, doi:10.1021/jacs.9b05301.
  8. Sandra Scharfe, Florian Kraus, Saskia Stegmaier, Annette Schier, Thomas F. Fässler: Zintl Ions, Cage Compounds, and Intermetalloid Clusters of Group 14 and Group 15 Elements. In: Angewandte Chemie International Edition. Band 50, Nr. 16, 11. April 2011, S. 3630–3670, doi:10.1002/anie.201001630.
  9. Manuel M. Bentlohner, Markus Waibel, Patrick Zeller, Kuhu Sarkar, Peter Müller-Buschbaum: Zintl Clusters as Wet-Chemical Precursors for Germanium Nanomorphologies with Tunable Composition. In: Angewandte Chemie International Edition. Band 55, Nr. 7, 12. Februar 2016, S. 2441–2445, doi:10.1002/anie.201508246.
  10. Thomas F. Fässler, Stephan D. Hoffmann: Endohedral Zintl Ions: Intermetalloid Clusters. In: Angewandte Chemie International Edition. Band 43, Nr. 46, 26. November 2004, S. 6242–6247, doi:10.1002/anie.200460427.