Ulf Bossel

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Ulf Bossel (2015)

Ulf Bossel (* 24. April 1936 in Braunschweig) ist ein deutsch-schweizerischer Maschinenbauingenieur, Wissenschaftler, Unternehmer und Buchautor.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bossel schloss seine Schulausbildung 1956 mit dem Abitur in Korbach ab. Das Vordiplom in Maschinenbau erhielt er 1959 an der TH Darmstadt. An der ETH Zürich schloss er das Studium in Maschinenbau mit dem Diplom 1961 ab. 1968 wurde er an der University of California, Berkeley in Mechanical Engineering promoviert (Ph.D.). Seine Dissertation handelt von der Erzeugung intensiver Molekularstrahlen mit Hilfe eines aerodynamischen Verfahrens. Von 1968 bis 1970 war er Assistant Professor für Mechanical and Aerospace Engineering an der Syracuse University. 1970 ging Bossel zurück nach Deutschland, wo er am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Göttingen bis 1979 Gruppenleiter war. 1975 war er Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie, deren 1. Vorsitzender bzw. Präsident er von 1976 bis 1978 war. 1978 gründete Bossel die Solentec GmbH in Adelebsen bei Göttingen. Das Beratungsunternehmen beschäftigte sich mit erneuerbaren Energien und rationeller Energienutzung. 1986 wechselte Bossel in die Industrie. Bei ABB in Baden AG (Schweiz) wurde er Projektleiter Brennstoffzelle und später Leiter der weltweiten Brennstoffzellenaktivitäten des Konzerns. 1991 verließ Bossel ABB und wurde freischaffender Innovationsberater für Brennstoffzellentechnik. Seit 1994 ist er Organisator des European Fuel Cell Forum in Luzern.[1] Im Jahr 2000 gründete er in Oberrohrdorf die Fucellco AG, die seit 2007 als Almus AG firmiert.[2]

Arbeitsgebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

WORLD CLEAN ENERGY CONFERENCE 2016 @ UN City of Geneva

Bossel gilt als ausgewiesener Brennstoffzellenexperte[3] und Kritiker der Wasserstoffwirtschaft.[4][5] Er hält Wasserstoff für einen denkbar ungeeigneten Energieträger, „da bei seiner Herstellung viel Energie verbraucht und bei Transport und Lagerung viel Energie verloren gehe.“[6] Die mehrfache Transformation der Energie (Elektrolyse und Brennstoffzelle), sowie Speicherung und Transport, Umwandlungsverluste sprechen nach Meinung von Bossel gegen Wasserstoff als Energieträger.[7] Der aus Strom gewonnene Wasserstoff werde „deshalb immer teurer sein als die regenerativ erzeugte Elektrizität“.[8]

Bossel befürwortet eine effiziente „Elektronenwirtschaft“. Mit einer energieverschwendenden Wasserstoffwirtschaft könne die Energiewende nicht verwirklicht werden.[3][9] Er weist darauf hin, dass sich im Rahmen der Energiewende der Energiebedarf sowie die Art der Energieversorgung und Energienutzung stark in Richtung ganzelektrisch verändern werden. Die Energiezukunft wird laut Bossel im Wesentlichen durch die Gesamtenergiebilanz einer Energieversorgung bestimmt, die mit grünem Primärstrom beginnt.[10]

Persönliches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bossel ist mit Lisbeth Bossel-Locher verheiratet und hat zwei Töchter. Er ist seit 1995 Schweizer Bürger.[2] Ulf Bossel ist der Bruder des Umweltforschers und Systemwissenschaftlers Hartmut Bossel.[11]

Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ulf Bossel ist Mitglied des International Board of Advisors (IBoA) des European Fuel Cell Forum EFCF[12] sowie Vorsitzender des Redaktionsbeirates der Zeitschrift Solarzeitalter[13].

Publikationen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monographien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • mit Hartmut Bossel, Richard V. Denton: Energie richtig genutzt. Müller, Karlsruhe 1976, ISBN 3-7880-7073-0.
  • mit Bernd Gunold: Moderne Holzfeuerungsanlagen. Centrale Marketinggesellschaft der Deutschen Agrarwirtschaft, Bonn 1983, DNB 209417048.
  • mit Bernd Gunold: Wärme aus Holz. Holzheizung in Theorie und Praxis. 2. Auflage. Müller, Karlsruhe, Rehm 1983, ISBN 3-7880-7230-X.
  • Ulf Bossel: Energiewende zu Ende gedacht. Was denn sonst? Selbstverlag, Oberrohrdorf 2014, ISBN 978-3-03304773-0 (169 S., Neudruck: 2017).[11]

Wissenschaftliche Fachartikel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2010: Christian-Friedrich-Schönbein-Ehrenmedaille für die Verdienste um den Brennstoffzellen-Technik in Europa[2]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ulf Bossel – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. European Fuel Cell Forum. In: past.efcf.com. European Fuel Cell Forum, abgerufen am 10. Februar 2022 (englisch).
  2. a b c Lebenslauf, abgerufen am 26. September 2021 (PDF)
  3. a b Dirk Asendorpf: Umwelt: Die Mär vom Wasserstoff. In: zeit.de. 7. Oktober 2004, abgerufen am 26. September 2021.
  4. Ralph Diermann: Künstliche Kraftstoffe: Das Problem mit dem Wasserstoff. In: Spiegel Online. 21. Oktober 2017, abgerufen am 26. September 2021.
  5. Ralph Diermann: Technik-Mythos: Wasserstoff revolutioniert die Energieversorgung. In: heise.de. 1. März 2017, abgerufen am 26. September 2021.
  6. Moderation: Holger Hettinger: Ulf Bossel: Saubere Energie aus Wasserstoff ist Illusion. In: deutschlandfunkkultur.de. 30. Juli 2008, abgerufen am 26. September 2021.
  7. Gernot Kramper: Wasserstoff – der Traum der sauberen Energie. In: stern.de. 22. April 2021, abgerufen am 26. September 2021.
  8. Ulf Bossel: Wasserstoff: Zukunft oder Zeitverschwendung? In: swz.it. 29. November 2019, abgerufen am 26. September 2021.
  9. Ulf Bossel: Wasserstoffwirtschaft verhindert die Energiewende – interessante Technik mit miserabler Energiebilanz. In: www.eurosolar.de. Eurosolar, 19. November 2021, abgerufen am 19. Februar 2022.
  10. Ulf Bossel: Energie: wenden, aber bitte mit Weitblick. (PDF) Die Notwendigkeit einer Energiewende wird nun auch in der Politik mehrheitlich erkannt. Allerdings werden häufig Wandlungsschritte genannt, die nicht zielführend oder durchführbar sind. Auch wird der zeitliche Ablauf der Wandlungsprozesse oft nicht berücksichtigt. Die Energiewende ist eine Folge von Wendeschritten, die mit Blick auf das erstrebte Ziel in einer bestimmten Reihenfolge gezielt gesetzt werden müssen. Die Energiewende sollte also mit Weitblick geplant werden. Die Ausgangslage und die wesentlichen Wendeschritte werden im Folgenden dargestellt. In: www.eurosolar.de. Eurosolar, 16. Mai 2022, abgerufen am 2. September 2022.
  11. a b Björn Peters: Buchbesprechung: "Energiewende zu Ende gedacht". In: www.marktundfreiheit.com. Deutscher Arbeitgeber Verband e.V., 13. März 2017, archiviert vom Original am 26. September 2021; abgerufen am 11. Februar 2022 (Internet-Archive-Version, da Originalseite nicht sicher erreichbar).
  12. IBoA, International Board of Advisors of the European Fuel Cell Forum AG. In: www.efcf.com. European Fuel Cell Forum AG, 2022, abgerufen am 26. Februar 2022.
  13. Impressum. In: Eurosolar (Hrsg.): Solarzeitalter. 33. Jahrgang. Eurosolar e. V., 2021, ISSN 0937-3802, S. 79 (82 S.).