Untergrafenried

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Untergrafenried
Koordinaten: 49° 25′ N, 12° 41′ OKoordinaten: 49° 25′ 12″ N, 12° 40′ 56″ O
Höhe: 598 m ü. NHN
Einwohner: 123 (9. Mai 2011)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1978
Postleitzahl: 93449
Vorwahl: 09972
Untergrafenried (Bayern)
Untergrafenried (Bayern)

Lage von Untergrafenried in Bayern

Untergrafenried ist ein Ortsteil der Stadt Waldmünchen im Landkreis Cham des Regierungsbezirks Oberpfalz im Freistaat Bayern.[2][3]

Untergrafenried

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Nordrand der Ortschaft Untergrafenried verläuft die tschechische Grenze. Untergrafenried liegt etwa einen Kilometer südlich der Wüstung des Hauptortes Grafenried und 5 Kilometer nordwestlich von Waldmünchen.

Am westlichen Ortsrand von Untergrafenried fließt der Mühlbach von Norden nach Süden. Der Mühlbach entspringt in Tschechien südlich von Grafenried. Er heißt dort Lučina. Am Nordrand der Ortschaft Untergrafenried überquert er die Grenze und wird nun Mühlbach genannt. Südlich von Untergrafenried nimmt er den Namen Föhrenbach an und mündet bei Bablsäge in die Böhmische Schwarzach.

Nordwestlich von Untergrafenried erhebt sich der 677 Meter hohe Křížový vrch (deutsch: Kreuzberg), nordöstlich der 720 Meter hohe Nad zámečkem (deutsch: Bächenberg), östlich der Kühberg und westlich der 652 Meter hohe Kochberg.[2][4][3][5][6][7]

Untergrafenried, Kapelle

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch Untergrafenried führten zwei Altstraßen. Die eine kam von Schwarzhofen und setzte sich über Treffelstein, Untergrafenried, Schäferei, Höll, Haselbach nach Böhmen fort. Anton Dollacker nimmt an, dass diese Straße bereits in der Stein- und Bronzezeit existierte. Die andere kam von Rötz und führte über Schönthal, Ast, Untergrafenried, Grafenried nach Ronsperg und Pilsen.[8][9]

Untergrafenried (auch: Vntergravenrieth, Unterngrafenrieth) gehörte zur Hofmark Grafenried (auch: Gravenrevt, Grauenrieth, Graffenriedt). Untergrafenried war das Dorf. Grafenried, oder auch, zur Unterscheidung, Obergrafenried genannt, war der Sitz der Herrschaft. Zur Hofmark Grafenried gehörten neben Obergrafenried und Untergrafenried die Ortschaften Seeg, Anger und Haselberg.[10][11][12][13]

Mit dem Grenzvertrag, der 1766 in Prag auf einem Kongress geschlossen wurde, wurde die Hofmark Grafenried auf Böhmen und die Oberpfalz aufgeteilt. Dabei kamen (Ober-)Grafenried, Seeg, Anger und Haselberg zu Böhmen und Untergrafenried und Ringberg kamen zur Oberpfalz zum Pflegamt Waldmünchen.[4][5][6][7][14][15]

Grafenried wurde schon 1301 im niederbayrischen Herzogurbar schriftlich erwähnt. Untergrafenried wurde explizit im Jahr 1622 mit 21 Mannschaften, einer Mühle, einem Bad und einer Schmiede genannt. Auch im Jahr 1755 wurde Untergrafenried verzeichnet. 1808 gab es n Untergrafenried 22 Anwesen, einen Wirt, eine Mühle, zwei Weber, eine Badstube und eine Schmiede.[9]

1808 wurde die Verordnung über das allgemeine Steuerprovisorium erlassen. Mit ihr wurde das Steuerwesen in Bayern neu geordnet und es wurden Steuerdistrikte gebildet. Dabei wurde Untergrafenried Steuerdistrikt. Der Steuerdistrikt Untergrafenried bestand aus den Dörfern Untergrafenried und Höll, den Weilern Arnstein, Kramberg und Wagenhof und den Einöden Eben und Kramhof.[16]

1820 wurden im Landgericht Waldmünchen Ruralgemeinden gebildet. Dabei wurde Untergrafenried Ruralgemeinde. Zur Ruralgemeinde Untergrafenried gehörte neben Untergrafenried mit 40 Familien die Einöde Kramhof mit 2 Familien. Später (nach 1808) kam noch die Einöde Ringberg hinzu.[17][18]

Am 1. Januar 1978 wurde die Gemeinde Untergrafenried in die Stadt Waldmünchen eingemeindet.[18][19][20][21]

Untergrafenried gehört zur Pfarrei Ast.[22][23][24][25] 1997 hatte Untergrafenried 147 Katholiken.[25] Untergrafenried hat eine eigene Kapelle. Sie wurde 1980 erbaut und ist Filialkirche von Ast.[25]

Einwohnerentwicklung ab 1820[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1820–1913
Jahr Einwohner Gebäude
1820 40 Familien k. A.[17]
1838 221 28[23]
1861 198 53[26]
1871 206 94[27]
1885 218 32[28]
1900 200 32[29]
1913 226 31[24]
1925–2011
Jahr Einwohner Gebäude
1925 209 32[30]
1950 261 35[31]
1961 201 42[32]
1970 190 k. A.[33]
1987 144 43[34]
2011 123 k. A.[1]
Untergrafenried, ehemalige Taverne, Denkmalnummer D-3-72-171-75

Tourismus und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Untergrafenried, Hausnummer 20, steht die denkmalgeschützte ehemalige Taferne, erbaut im 18. Jahrhundert. Es handelt sich um einen eingeschossigen und traufständigen Halbwalmdachbau mit Seitengredvordach und Blockbau-Giebel. Der ehemalige Türstock ist bezeichnet mit 1734. Das Gebäude hat Korbbogenfenster aus der Zeit vor 1929. Eine dreigeschossige Kelleranlage mit Tonnenwölbungen, die beiden oberen Geschosse aus Bruchstein gemauert, das untere im Fels, stammt wohl aus dem 18. Jahrhundert. Das Gebäude hat die Denkmalnummer D-3-72-171-75.[35]

Am nördlichen Ortsausgang von Untergrafenried etwa 800 Meter hinter der Grenze in Tschechien liegt das Ausgrabungsgebiet Grafenried. Seit 2011 begannen interessierte tschechische und deutsche Heimatforscher und Hobby-Archäologen damit, Grafenried auszugraben und Informationstafeln aufzustellen. Diese Tätigkeit hält bis heute (2022) an. Inzwischen haben sich die Ausgrabungen von Grafenried zu einer Touristenattraktion entwickelt. Das Tourismusbüro von Waldmünchen bietet geführte Wanderungen durch das Ausgrabungsgelände an.[36]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Emma Mages: Waldmünchen: Die Pflegämter Waldmünchen und Rötz, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe 1, Heft 56, Kallmünz: Verlag Michael Lassleben, 1991, ISBN 3-7696-9917-3

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Zensus 2011 bei atlas.zensus2011.de. Abgerufen am 11. März 2022.
  2. a b Untergrafenried bei Bayernatlas. Abgerufen am 29. März 2022.
  3. a b Untergrafenried bei bavarikon.de. Abgerufen am 29. März 2022.
  4. a b Untergrafenried bei de.mapy.cz. Abgerufen am 29. März 2022.
  5. a b historisch, Untergrafenried und Umgebung, gesamt bei maps.arcanum.com. Abgerufen am 22. März 2022.
  6. a b historisch, Untergrafenried und Umgebung, deutsche Seite bei Bayernatlas. Abgerufen am 22. März 2022.
  7. a b historisch, Untergrafenried und Umgebung, tschechische Seite bei Bayernatlas. Abgerufen am 22. März 2022.
  8. Emma Mages: Waldmünchen: Die Pflegämter Waldmünchen und Rötz, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe 1, Heft 56, Kallmünz: Verlag Michael Lassleben, 1991, ISBN 3-7696-9917-3, S. 2
  9. a b Emma Mages: Waldmünchen: Die Pflegämter Waldmünchen und Rötz, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe 1, Heft 56, Kallmünz: Verlag Michael Lassleben, 1991, ISBN 3-7696-9917-3, S. 133
  10. Grafenried bei bischofteinitz.de. Abgerufen am 29. März 2022.
  11. Seeg bei bischofteinitz.de. Abgerufen am 29. März 2022.
  12. Anger bei bischofteinitz.de. Abgerufen am 29. März 2022.
  13. Haselberg bei bischofteinitz.de. Abgerufen am 29. März 2022.
  14. Emma Mages: Waldmünchen: Die Pflegämter Waldmünchen und Rötz, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe 1, Heft 56, Kallmünz: Verlag Michael Lassleben, 1991, ISBN 3-7696-9917-3, S. 67
  15. Emma Mages: Waldmünchen: Die Pflegämter Waldmünchen und Rötz, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe 1, Heft 56, Kallmünz: Verlag Michael Lassleben, 1991, ISBN 3-7696-9917-3, S. 68
  16. Emma Mages: Waldmünchen: Die Pflegämter Waldmünchen und Rötz, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe 1, Heft 56, Kallmünz: Verlag Michael Lassleben, 1991, ISBN 3-7696-9917-3, S. 173
  17. a b Emma Mages: Waldmünchen: Die Pflegämter Waldmünchen und Rötz, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe 1, Heft 56, Kallmünz: Verlag Michael Lassleben, 1991, ISBN 3-7696-9917-3, S. 124
  18. a b Emma Mages: Waldmünchen: Die Pflegämter Waldmünchen und Rötz, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe 1, Heft 56, Kallmünz: Verlag Michael Lassleben, 1991, ISBN 3-7696-9917-3, S. 125
  19. Emma Mages: Waldmünchen: Die Pflegämter Waldmünchen und Rötz, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe 1, Heft 56, Kallmünz: Verlag Michael Lassleben, 1991, ISBN 3-7696-9917-3, S. 193
  20. Emma Mages: Waldmünchen: Die Pflegämter Waldmünchen und Rötz, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe 1, Heft 56, Kallmünz: Verlag Michael Lassleben, 1991, ISBN 3-7696-9917-3, S. 196
  21. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 643.
  22. Emma Mages: Waldmünchen: Die Pflegämter Waldmünchen und Rötz, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe 1, Heft 56, Kallmünz: Verlag Michael Lassleben, 1991, ISBN 3-7696-9917-3, S. 204
  23. a b Josepf Lipf (Bearbeiter): Matrikel des Bisthums Regensburg. Hrsg.: Bistum Regensburg. Pustet, Regensburg 1838, S. 192 (Digitalisat).
  24. a b Bistum Regensburg (Hrsg.): Matrikel der Diözese Regensburg. hrsg. i. A. Sr Exzellenz des Hochwürdigsten Herrn Bischofs Dr. Antonius von Henle vom Bischöflichen Ordinariate Regensburg. Regensburg 1916, S. 364 (Digitalisat).
  25. a b c Manfred Müller (Hrsg.): Matrikel des Bistums Regensburg. Verlag des Bischöflichen Ordinariats Regensburg, 1997, S. 54
  26. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 812, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  27. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 996, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  28. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 942 (Digitalisat).
  29. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 984 (Digitalisat).
  30. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1002 (Digitalisat).
  31. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 862 (Digitalisat).
  32. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 634 (Digitalisat).
  33. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 125 (Digitalisat).
  34. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 255 (Digitalisat).
  35. Denkmäler in Waldmünchen bei geodaten.bayern.de. Abgerufen am 22. März 2022.
  36. Grafenried bei ostbayern-tourismus.de. Abgerufen am 29. März 2022.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Untergrafenried – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien