Uricit

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Uricit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1973-055[1]

IMA-Symbol

Uri[2]

Andere Namen

Harnsäure

Chemische Formel C5H4N4O3[1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Organische Verbindungen
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IX/D.01-040[3]

10.CA.40
50.04.04.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe P21/a (Nr. 14, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/14.3[4]
Gitterparameter a = 14,464 Å; b = 7,403 Å; c = 6,208 Å
β = 65,1°[4]
Formeleinheiten Z = 4[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 1 bis 2[3]
Dichte (g/cm3) berechnet: 1,851[5]
Spaltbarkeit nicht definiert
Farbe farblos, weiß;[5] auch gelblichweiß bis hellbraun[6]
Strichfarbe weiß[3]
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend[7][5]
Glanz nicht definiert
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,588[7]
nβ = 1,739[7]
nγ = 1,898[7]
Doppelbrechung δ = 0,310[7]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 84°[7]

Uricit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Organischen Verbindungen“ mit der chemischen Zusammensetzung C5H4N4O3[1] und damit chemisch gesehen Harnsäure.

Uricit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem, entwickelt jedoch nur winzige, maximal millimetergroße Kristalle. Meist findet er sich in Form körniger bis derber Mineral-Aggregate oder pudriger Anflüge. In reiner Form ist Uricit farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterfehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch durchscheinend weiß sein und durch Fremdbeimengungen eine gelblichweiße bis hellbraune Farbe annehmen.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Uricit wurde erstmals in Fledermausguano in der „Dingo Donga“-Höhle (englisch Dingo Donga Cave) nahe Eucla in Westaustralien entdeckt. Die Analyse und Erstbeschreibung erfolgte durch Peter John Bridge[8], der das Mineral nach dessen Zusammensetzung (englisch uric acid) benannte.[9]

Bridge reichte seine Untersuchungsergebnisse und den gewählten Namen 1973 zur Prüfung bei der Commission on new Minerals, Nomenclature and Classification der International Mineralogical Association (interne Eingangsnummer der IMA/CNMNC: 1973-055), die den Uricit als eigenständige Mineralart anerkannte. Die Publikation der Erstbeschreibung folgte ein Jahr später in der Fachzeitschrift Mineralogical Magazine. Die seit 2021 ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von Uricit lautet „Uri“.[2]

Das Typmaterial des Minerals wird im Western Australian Museum (Kürzel WAM) in Perth (Western Australia) unter der Katalog-Nummer MDC 5295 (HT) aufbewahrt.[10][11]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz war der Uricit noch nicht aufgeführt.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten „Lapis-Mineralienverzeichnis“, das sich im Aufbau noch nach der alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer IX/D.01-040. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Organischen Verbindungen“ und dort der Abteilung „Stickstoff-haltige Kohlenwasserstoffe“, wo Uricit zusammen mit Acetamid, Guanin, Kladnoit, Tinnunculit und Urea eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer IX/D.01 bildet.[3]

Die von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte[12] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Uricit in die Klasse der „Organischen Verbindungen“ und dort in die Abteilung „Diverse organische Mineralien“ ein. Hier ist das Mineral in der Unterabteilung 10.CA zu finden, wo es als einziges Mitglied eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer 10.CA.40 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Uricit die System- und Mineralnummer 50.04.04.01. Das entspricht der Klasse und gleichnamigen Abteilung „Organische Minerale“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Salze organischer Säuren mit verschiedenen Formeln“ als einziges Mitglied in einer unbenannten Gruppe mit der Systemnummer 50.04.04.

Chemismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Uricit (C5H4N4O3) besteht aus je fünf Kohlenstoff-, vier Wasserstoff-, vier Stickstoff- und drei Sauerstoffionen pro Formeleinheit. Dies entspricht einem Massenanteil (Gewichtsprozent) von 35,72 Gew.-% C, 2,40 Gew.-% H, 33,33 Gew.-% N und 28,55 Gew.-% O.[7]

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Uricit kristallisiert in der monoklinen Raumgruppe P21/a (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/14.3 mit den Gitterparametern a = 14,464 Å; b = 7,403 Å; c = 6,208 Å und β = 65,1° sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Uricit bildet sich in den von Vögeln und Fledermäusen hinterlassenen Exkrementen, dessen feinkörniges Gemenge auch als Guano bezeichnet wird. An seiner Typlokalität in der „Dingo Donga“-Höhle trat das Mineral in Paragenese mit Biphosphammit, Brushit und Syngenit auf.[5]

Als seltene Mineralbildung konnte Uricit nur an wenigen Orten nachgewiesen werden, wobei weltweit bisher weniger als 20 Vorkommen dokumentiert sind (Stand 2024). Seine Typlokalität ist dabei der bisher einzige bekannte Fundort in Australien.

In Deutschland fand sich das Mineral bisher nur in den Gruben Ludwig bei Hausach und Clara bei Oberwolfach in Baden-Württemberg, in einem Granodiorit-Steinbruch bei Hötzendorf (Gemeinde Tittling) und einem verlassenen Gneis-Steinbruch bei Grögöd (Gemeinde Untergriesbach) in Niederbayern sowie in den Gruben Mark bei Weinbach und Friedrichssegen bei Lahnstein in Rheinland-Pfalz.

In Österreich trat Uricit in einem Basalt-Steinbruch am Pauliberg im Burgenland, in einem unbenannten Steinbruch bei Loja in der niederösterreichischen Gemeinde Persenbeug-Gottsdorf und bei Dimbach in Oberösterreich zutage.

Weitere Vorkommen finden sich unter anderem in Argentinien, Norwegen, Rumänien, Russland und Spanien.[13]

Biologische Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Medizin spielt Uricit eine Rolle als Harnstein. Etwa 10 % aller Harnsteine des Menschen sind Uricit, womit sie nach Whewellit und Weddellit das dritthäufigstes Mineral sind.[14]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • P. J. Bridge: Guanine and uricite, two new organic minerals from Peru and Western Australia. In: Mineralogical Magazine. Band 39, 1974, S. 889–890 (englisch, rruff.info [PDF; 103 kB; abgerufen am 20. Februar 2024]).
  • Alina R. Izatulina, Vladislav V. Gurzhiy, Maria G. Krzhizhanovskaya, Nikita V. Chukanov, Taras L. Panikorovskii: Thermal behavior and phase transition of uric acid and its dihydrate form, the common biominerals uricite and tinnunculite. In: Minerals. Band 9, 2019, S. 1–13 (englisch, rruff.info [PDF; 4,6 MB; abgerufen am 20. Februar 2024]).
  • Hans Ringertz: The molecular and crystal structure of uric acid. In: Acta Crystallographica. Band 20, 1966, S. 397–403, doi:10.1107/S0365110X66000914 (englisch).

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2024. (PDF; 3,8 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2024, abgerufen am 20. Februar 2024 (englisch).
  2. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 20. Februar 2024]).
  3. a b c d Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  4. a b c Hans Ringertz: The molecular and crystal structure of uric acid. In: Acta Crystallographica. Band 20, 1966, S. 397–403, doi:10.1107/S0365110X66000914 (englisch).
  5. a b c d Uricite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 49 kB; abgerufen am 20. Februar 2024]).
  6. Uricite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 20. Februar 2024 (englisch).
  7. a b c d e f g Uricit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 20. Februar 2024.
  8. Western Australian Museum – Library Record No. 48405: Peter J. Bridge (Peter John): Guanine and uricite, two new organic minerals from Peru and Western Australia. Government of Western Australia, abgerufen am 21. Februar 2024.
  9. P. J. Bridge: Guanine and uricite, two new organic minerals from Peru and Western Australia. In: Mineralogical Magazine. Band 39, 1974, S. 889–890 (englisch, rruff.info [PDF; 103 kB; abgerufen am 20. Februar 2024]).
  10. Catalogue of Type Mineral Specimens – U. (PDF 79 kB) Commission on Museums (IMA), 12. Februar 2021, abgerufen am 21. Februar 2024.
  11. Catalogue of Type Mineral Specimens – Depositories. (PDF; 311 kB) Commission on Museums (IMA), 18. Dezember 2010, abgerufen am 21. Februar 2024 (englisch).
  12. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 20. Februar 2024 (englisch).
  13. Fundortliste für Uricit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 21. Februar 2024.
  14. S2k-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Metaphylaxe der Urolithiasis. Arbeitskreis Harnsteine der Akademie der Deutschen Urologen, Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V, 1. Mai 2019, abgerufen am 20. Februar 2024.