Valentin Moritz

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Valentin Moritz (* 26. Januar 1987 in Bad Säckingen)[1] ist ein deutscher Schriftsteller.[2]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Valentin Moritz wuchs in Südbaden auf und studierte nach dem Abitur Hispanistik, Germanistik und Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Im Anschluss an eine Berufstätigkeit als Literaturagent arbeitet er seit 2019 als freiberuflicher Autor.[3]

Für sein im Jahre 2020 veröffentlichtes Buch Kein Held: Erinnerungen, in welchem er die Lebensgeschichte seines Großvaters aufarbeitet und sich mit den landwirtschaftlichen Wurzeln seiner Familie befasst,[4] wurde er mit dem Preis der Hochschwarzwälder Buchmesse ausgezeichnet.[5] 2022 veröffentlichte er das Werk Vermessungen einer Liebe, in welchem er die fiktive Geschichte des ehemaligen Lehrers Arne Holm erzählt, welcher auf die schiefe Bahn gelangte und gegen die Widrigkeiten des Alltags ankämpft, während er auf der Suche nach Liebe und Zuneigung ist.[6] Das 2023 von Moritz gemeinsam mit Donat Blum herausgegebene Sammelwerk Oh Boy: Männlichkeit*en heute stieß aufgrund eines Beitrags Moritz’ und dessen Umgangs mit einer eigenen mutmaßlichen Täterschaft auf vielfältige Kritik.

Sein literarisches Schaffen wurde umfangreich durch Stipendien und staatliche sowie private Zuwendungen gefördert. So erhielt er 2016 ein Arbeitsstipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg[7], 2017 ein Aufenthaltsstipendium des Künstlerhauses Lauenburg[8], 2019 das Kulturaustauschstipendium des Berliner Senats in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Bogotá[9], 2020 ein Arbeitsstipendium der Kunststiftung Sachsen-Anhalt unter Bezuschussung der Kloster Bergesche Stiftung, 2021 ein Literaturstipendium des Landes Baden-Württemberg[10] sowie ein Recherchestipendium des Berliner Senats und 2023 Aufenthaltsstipendien sowohl im Künstlerhaus Edenkoben der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur[11] als auch im mare-Künstlerhaus der Roger-Willemsen-Stiftung[12].

Anthologie Oh Boy: Männlichkeit*en heute (2023)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Veröffentlichung der Anthologie Oh Boy: Männlichkeit*en heute., die Moritz gemeinsam mit Donat Blum als Co-Herausgeber verantwortete und in der insgesamt 18 Autorinnen und Autoren ihre Perspektive auf Männlichkeit dokumentierten, geriet, nach zunächst weitgehend positiver Resonanz für das Gesamtwerk, insbesondere ein Beitrag von Moritz, in dem er seine Perspektive auf einen von ihm mutmaßlich verübten sexuellen Übergriff gegenüber einer Frau schilderte, in umfangreiche öffentliche Kritik.

An dem Buchprojekt waren außerdem Michael Fehr, Dinçer Güçyeter, Kim de l’Horizon, Friedemann Karig, Thomas Köck, Kristof Magnusson, Hermes Phettberg, Jayrôme C. Robinet, Daniel Schreiber, Deniz Utlu, Peter Wawerzinek, Philipp Winkler sowie Mithu Sanyal beteiligt. Der verantwortliche Kanon Verlag entschied sich nach der Kritik dafür, die Auslieferung des Buches zu stoppen und das Buch letztendlich gänzlich aus dem Verkehr zu ziehen.[13]

Im Beitrag mit dem Titel „Ein glücklicher Mensch“ schildert Moritz, wie er selbst eine „Grenze überschritten“ habe, indem er den Körper einer Frau in einer Situation berührte, in der er „ahnen hätte können, dass sie das nicht wollte“.[14] Im Beitrag, der, wie er betont, rein literarischen Charakter haben soll, merkte er an, dass er sich in der Folge „feige und wortlos“ davonmachte, als das Tatopfer sich seinem Willen entzog.[15] Moritz schreibt: „Ich will kein Täter sein, aber ich bin mindestens einmal einer geworden: Ich habe einen sexualisierten Übergriff begangen“ und reflektiert über die Tatschuld seines literarischen Ichs.[16] Das Opfer äußerte im Nachgang, dass es sich nicht nur um eine Berührung mit sofortigem Ablassen handelte, sondern sie vielmehr dem Übergriff Moritzs nicht nur nicht zugestimmt hätte, sondern auch erfolglos versucht habe, sich aus der Situation zu befreien.[17]

Trotz der Bemühungen seitens des Autors, die beschriebene Situation weitestgehend zu anonymisieren, erkannte sich sein Opfer in den Erzählungen wieder und rief zu einem Boykott des Buchs auf.[18][19] Die Frau ließ unter anderem verlautbaren, dass sie seit Veröffentlichung des Buches eine „nicht enden wollende emotionale Achterbahnfahrt“ erlebe.[20] Nachdem sie gerade erst begonnen hatte, den Eingriff in ihre sexuelle Selbstbestimmung zu verarbeiten, werde sie nun durch die Veröffentlichung erneut mit ihrem Trauma konfrontiert.[21] Besonders störe sie, dass der Autor den Übergriff nutzt, um sich medial zu profilieren. Der Verarbeitung ihres Traumas in Form eines Buchbeitrags habe sie im Rahmen einer entschuldigenden Aussprache mit Moritz in Folge der Tat explizit nicht zugestimmt, bei der er sich allerdings nicht entschuldigte, sondern ankündigte, die Tat aus Täterperspektive literarisch verarbeiten zu wollen.[22] Eine Veranstaltung des Internationalen Literaturfestivals Berlin zur Anthologie, zu der die Herausgeber nicht eingeladen waren, wurde von Deniz Yücel in der Welt kritisiert.[23]

Bücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Literatur Port Valentin Moritz. Abgerufen am 13. September 2023.
  2. Valentin Moritz - 1 Buch - Perlentaucher. Abgerufen am 19. September 2023.
  3. Literatur Port Valentin Moritz. Abgerufen am 13. September 2023.
  4. Kunststiftung Sachsen-Anhalt Valentin Moritz: „Kein Held“ erscheint. Abgerufen am 13. September 2023.
  5. SWR Aktuell Erste Schwarzwald-Buchmesse "Blätterrausch" in Hinterzarten. Abgerufen am 13. September 2023.
  6. Geest-Verlag Moritz, Valentin: Vermessungen einer Liebe. Mit Zeichnungen von Jan Franke. Abgerufen am 13. September 2023.
  7. Kunststiftung Baden-Württemberg Stipendiaten 2016, S. 9. Abgerufen am 13. September 2023.
  8. Künstlerhaus Lauenburg. Stadtgalerie Valentin Moritz „Kein Held“.
  9. Senat von Berlin Berliner Stipendiatinnen und Stipendiaten Kulturaustauschstipendien des Landes Berlin GLOBAL alle Sparten. Abgerufen am 13. September 2023.
  10. Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg Land vergibt Literaturstipendien an herausragende Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Abgerufen am 13. September 2023.
  11. Künstlerhaus Edenkoben Unsere Sipendiat*innen in 2023. Abgerufen am 13. September 2023.
  12. Roger Willemsen Stiftung Stipendien. Abgerufen am 13. September 2023.
  13. Deutschlandfunk Kultur Verlag zieht umstrittenes Buch über Männlichkeit zurück. Abgerufen am 13. September 2023.
  14. RBB 24 Wenn ein Täter seine Tat eingesteht - und damit erneut das Opfer verletzt.Abgerufen am 13. September 2023.
  15. RBB 24 Wenn ein Täter seine Tat eingesteht - und damit erneut das Opfer verletzt. Abgerufen am 13. September 2023.
  16. Der Standard Opfer von sexuellem Übergriff beklagt dessen Publikation in Buch "Oh Boy". Abgerufen am 13. September 2023.
  17. Instagram @keineshowfuertaeter_berlin Statement der Betroffenen. Abgerufen am 13. September 2023.
  18. Instagram @keineshowfuertaeter_berlin Statement der Betroffenen. Abgerufen am 13. September 2023.
  19. RBB 24 Wenn ein Täter seine Tat eingesteht - und damit erneut das Opfer verletzt. Abgerufen am 13. September 2023.
  20. Reinhard, Claudia Der doppelte Übergriff: Die Causa „Oh Boy“ stellt die Grenzen der Kunstfreiheit infrage. Tagesspiegel vom 19. August 2023.
  21. Der Standard Opfer von sexuellem Übergriff beklagt dessen Publikation in Buch "Oh Boy". Abgerufen am 13. September 2023. Abgerufen am 13. September 2023.
  22. RBB 24 Wenn ein Täter seine Tat eingesteht - und damit erneut das Opfer verletzt. Abgerufen am 13. September 2023.
  23. „Oh Boy“: Unter dem gefühligen Ton lauert ein autoritärer Geist - WELT. 21. September 2023, abgerufen am 21. September 2023.