Villa Kellermann

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Villa Kellermann
Villa Kellermann, Straßenansicht, 2011

Villa Kellermann, Straßenansicht, 2011

Daten
Ort Potsdam
Architekt A. Günther
Bauherr Friedrich Wilhelm von Hardt
Baustil Jugendstil
Baujahr 1914
Grundfläche 500 m²
Koordinaten 52° 24′ 29,7″ N, 13° 4′ 15,9″ O
Besonderheiten
eh. Speisenaufzug, Fahrstuhl mit vier Einstiegsebenen

Die Villa Kellermann, auch als Villa von Hardt bezeichnet, ist ein ehemaliges adeliges bzw. großbürgerliches Wohnhaus. Es wurde in den 1910er Jahren errichtet und erhielt nach 1945 seinen jetzigen Namen nach dem Schriftsteller Bernhard Kellermann, der jedoch dort nicht gewohnt hatte. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.[1]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Einfamilienhaus steht in der Mangerstraße 34–36 am Ufer des Heiligen Sees in Potsdam. Es wird von einem kleinen am Hang gelegenen Garten umgeben.

Geschichte und Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der königlich-preußische Zeremonienmeister Friedrich Wilhelm von Hardt (1855–1938) ließ sich die Villa bis 1914 vermutlich nach Plänen des Architekten A. Günther errichten.[1] Bereits nach etwa fünf Jahren wurde das Haus an den jüdischen Bankier Emil Wittenberg (Nationalbank für Deutschland AG in Berlin) verkauft. Im Zusammenhang mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten (NS) wurde es der Familie Wittenberg in Deutschland zu gefährlich und sie emigrierte 1932 zuerst in die Schweiz und floh später in die USA; hier starb Emil Wittenberg 1933.

Die Villa in Potsdam wurde 1938 zwangsenteignet und zum Sitz der Heeresleitung der Wehrmacht und blieb es bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. – 1945 bezog der Maler Otto Nagel das Haus, das er später auf den Kulturbund der DDR übertrug. Zwischen 1949 und 1989 diente die Villa als Treff für Künstler und bot Kulturveranstaltungen aller Art, die der Potsdamer Kulturbund organisierte.

Mit der deutschen Wiedervereinigung und der Auflösung des Kulturbunds fiel die Immobilie an die Jewish Claims Conference. Diese hatte fast alle jüdischen Einrichtungen zurückerhalten, die während der NS-Zeit zwangsenteignet worden waren.[2] Erben des früheren Besitzers Wittenberg hatten sich nicht gefunden und so erfolgte im Jahr 2005 eine Zwangsversteigerung. Gisa und Hans-Joachim Sander, Erben des Kosmetikkonzerns Wella, kauften die Villa und verpachteten sie an den Gastronomen Maximilian Dreier, der hier bis 2009 das Ristorante Villa Kellermann betrieb. Nach weiteren Jahren Ungewissheit erwarb Günther Jauch 2015 das Objekt von der Familie Sander. Er ließ es durch die Architektenfirma Ester Bruzkus[3] umfangreich und denkmalgerecht sanieren und als Nobelrestaurant Villa Kellermann einrichten, welches 2019 unter der Leitung des Sternekochs Tim Raue eröffnet werden konnte.[4] Die Qualitätsprüfer des Gault Millau zeichneten Günther Jauch für das neue Restaurant sowie das gelungene Konzept mit dem Angebot regionaler Küche und der passenden Ausstattung noch im Jahr 2019 als Gastronomen des Jahres aus.[3]

Die Corona-Pandemie im Jahr 2020 mit dem staatlich beschlossenen Lockdown und die enorme Verteuerung aller Kosten führten ab 2022 zu finanziellen Problemen des Restaurants, so dass sich Raue aus dem Geschäft zurückzog. Der Gastronomiebetrieb soll nun im Juni 2024 eingestellt werden.[5] Jauch könne sich aber vorstellen, dass die Villa eine Event-Location wird.[6]

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Villa Kellermann, Straßenansicht, 2011

Das zweieinhalbstöckige Haus im schlichten Jugendstil ist mit einem schindelgedeckten Walmdach abgeschlossen und besitzt ein ausgebautes Dachgeschoss. Auf der Seeseite führt eine seitwärts angebaute Freitreppe in den Eingangsbereich im Hochparterre. Auf einer Fassadenseite befindet sich ein Erker mit trapezförmigem Grundriss. Das Haus hat eine Nutzfläche von rund 500 m².[7]

Die Laternen auf dem schmiedeeisernen Tor an der Seeseite der Villa und die Laternen an der Straßenseite mussten neu geschaffen werden, womit die Firma MaWa-Design beauftragt worden war. Sie fertigte am historischen Vorbild angelehnte Metalllaternen in zwei verschiedenen Größen mit oktagonaler Grundform, die mit LED-Leuchten bestückt wurden.[8]

Die Innenausstattung ist kaum noch original, hinzugekommen sind neue Fußböden, raumhohe Spiegel, die das Ambiente eines klassischen Spiegelsaals aufnehmen sowie Möbel mit viel Plüsch.[3]

Erwähnenswert ist der Hauptspeisesaal mit dem Salon Alter Fritz, dessen alter Wandanstrich nur aufgefrischt und Stuck freigelegt wurde. Darüber hinaus gibt es einen Grünen Salon in unterschiedlichen Grüntönen, kombiniert mit schwarzen filigranen Stahl- und Messingelementen und den Blauen Elefantensalon mit einem Tapetenmuster aus kleinen weißen Elefanten auf leuchtend blauem Grund.[3]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Villa Kellermann in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
  2. Villa Kellermann schließt. In: Die Welt, 2008.
  3. a b c d Website Ester Bruzkus Architekten, abgerufen am 29. April 2024.
  4. Jauch eröffnet Villa Kellermann wieder. Abgerufen am 28. April 2024.
  5. Spitzenrestaurant von Günther Jauch schließt seine Pforten. Abgerufen am 28. April 2024.
  6. Aus für Jauchs Villa Kellermann. Berliner Zeitung, 29. April 2014 (Printausgabe), S. 7.
  7. Villa Kellermann | LINEATUR. Abgerufen am 30. April 2024 (englisch).
  8. Villa Kellermann Potsdam. Rekonstruierte Postament-Leuchten für die Grande Dame am Heiligen See, abgerufen am 29. April 2024.