Wasserburg Merzhausen

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Wasserburg Merzhausen
Alternativname(n) Hattenbachsche Burg, Weitershausische Burg
Staat Deutschland
Ort Merzhausen
Entstehungszeit um 1250
Burgentyp Ortslage
Erhaltungszustand Burgstall
Ständische Stellung Adel
Geographische Lage 50° 51′ N, 9° 13′ OKoordinaten: 50° 51′ 0,7″ N, 9° 13′ 5,9″ O
Höhenlage 230 m ü. NHN
Wasserburg Merzhausen (Hessen)
Wasserburg Merzhausen (Hessen)

Die Wasserburg Merzhausen, auch Hattenbachsche Burg genannt, ist eine abgegangene Niederungsburg in der Ortsmitte von Merzhausen, einem Ortsteil der Gemeinde Willingshausen im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis. Der in der Mitte des 13. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnte und zwischen 1734 und 1750 abgebrochene befestigte Adelssitz befand sich auf 230 m Höhe unweit westlich der Dorfkirche (zwischen Judengasse und Erbsengasse), wo sich heute der sogenannte Burggarten befindet. An die verschwundene Burg erinnern heute nur noch zwei Portalpfosten auf der sogenannten Burgwiese (Erbsengasse 8).[1] Im Jahre 1790 waren die einstigen Burggräben noch vorhanden. Heute sind, außer den beiden Portalpfosten, nur noch schwache Reste des Burghügels erhalten.

Die Anlage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemäß einer Planskizze aus dem Jahr 1734[2] umfasste die gesamte Anlage damals ungefähr 75 × 55 m, wovon der eigentliche Gebäudekomplex eine Grundfläche von rund 30 × 25 m hatte. Hinzu gehörte ein Garten von rund 18 × 22 m Größe. Bauten und Garten waren umgeben von einem Graben mit Damm, die zusammen eine Gesamtbreite von bis zu 15 m hatten. Das damals noch stehende Weitershausensche Burghaus hatte einen Stufengiebel im Stil der Renaissance. Nach einer einfachen Zeichnung des Geometers Jost Mors von 1588[3] hatten die Burggebäude steinerne Untergeschosse und Fachwerkobergeschosse.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals schriftlich erwähnt wurde eine Kemenate, ein steinerner, beheizbarer Adelssitz, in Merzhausen im Jahre 1258; sie war im Besitz des Gerlach von Biedenfeld bzw. seiner Frau.[5][6] Die Anlage wurde in der Folge zu einer kleinen Wasserburg ausgebaut, aber bis 1367 liegen dazu keine weiteren Quellen vor. Es ist daher unklar, ob es sich bei der 1258 erwähnten Kemenate um dieselbe Anlage handelt wie bei der 1366/67 genannten Burg.[4]

Im Jahre 1344 nahmen die Grafen Johann I. und Gottfried VII. von Ziegenhain die Edelknechte Hermann, Konrad und Ludwig Küppel (auch Koppel oder Kuppel) und deren Erben zu Erbburgmannen in Merzhausen auf.[7] Im Jahre 1367 verpfändete Graf Gottfried VII. das von ihm als Lehen der Abtei Hersfeld gehaltene Dorf mitsamt der zur Wasserburg ausgebauten Kemenate und den benachbarten Dörfern Heckershausen[8] und Niederfischbach[9] an die Familie Kuppel. Als diese im Mannesstamm ausstarb, wurden ihre Erben, die Herren von Rückershausen, 1419 mit dem Besitz belehnt. 1471 erbte der landgräflich-hessische Rat Thamme (Thomas) von Weitershausen († um 1489), Schwiegersohn und Nachfolger des in Merzhausen wohnhaften Engelbrecht von Rückershausen († nach 1458), 1/3 dieses Besitzes. Er baute sich ein zweites Wohnhaus auf dem Burggelände und errichtete neben der Dorfkirche den Weitershausischen Hof. Dieser Hof, dessen Hauptgebäude heute noch steht, blieb bis 1860 im Besitz derer von Weitershausen und wurde dann von dem Kasseler Kaufmann Salomon Sudheim erworben, der die Gebäude und Äcker an Merzhäuser Bauern verkaufte.

Nach dem Tod des Helwig von Rückershausen 1576, mit dem sein Geschlecht im Mannesstamm erlosch, wurde der landgräflich Hessen-Kasselsche Forst- und Jägermeister Georg Schetzel († 1599) mit den Rückershausenschen zwei Dritteln an Burg und Dorf Merzhausen nebst den Erb- und Untergerichten belehnt. Als sein Enkel, der landgräfliche Ober-Forst- und Jägermeister Franz Wolf Schetzel, als letzter männlicher Vertreter seines Geschlechts 1675 starb, gab Landgraf Karl dessen heimgefallene 2/3 von Burg und Dorf Merzhausen 1676 als Lehen an seinen Vetter Ernst von Hattenbach, einen illegitimen Spross des landgräflichen Hauses Hessen.[10] Dieser Besitz ging im Jahre 1707 nach dem Tod von Hattenbachs Witwe durch Verkauf zurück an Landgraf Karl und wurde Staatsdomäne. Die inzwischen baufällig gewordene alte Burg wurde abgebrochen. 1735 wurden auch die Fundamente der alten Burg ausgebrochen, um deren Steine für den Neubau eines Gutsgebäudes zu verwenden.

Pläne derer von Weitershausen, das übrige Burggelände zu erwerben und dort an Stelle ihres inzwischen ebenfalls baufällig gewordenen Hauses einen eigenen Neubau zu errichten, scheiterten am Einspruch der Kasseler Regierung. Nachdem dieses Haus am 8. November 1759 ausgebrannt war,[11] wurde auch dieses abgerissen. Johann Bernhard von Weitershausen (* 1690; † nach 1750) war 1743 kurmainzischer Hofrat und Amtmann zu Fritzlar und Naumburg geworden und mit seiner Familie nach Fritzlar gezogen, und sein Sohn und Amtsnachfolger Franz Ludwig von Weitershausen (* um 1725; † nach 1804) war an einem Wiederaufbau nicht interessiert.[12]

Das gesamte Burggelände wurde so zu einem großen Garten, der im frühen 20. Jahrhundert zu großen Teilen bebaut wurde.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wasserburg von Merzhausen auf www.dorfgemeinschaft-merzhausen.de; abgerufen am 8. November 2022
  2. Lageplan von 1734, in: Heinrich Hoos: Die Wasserburg von Merzhausen, in: Schwälmer Jahrbuch (1983), S. 38
  3. Abbildung der Zeichnung auf www.dorfgemeinschaft-merzhausen.de; abgerufen am 8. November 2022
  4. a b Eintrag zu Merzhausen in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts, abgerufen am 8. November 2022.
  5. Merzhausen, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 1. April 2022). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 8. November 2022.
  6. Eintrag zu Wasserburg Merzhausen in der privaten Datenbank Alle Burgen. Abgerufen am 8. November 2022.
  7. Aufnahme der Brüder Küppel zu Erbburgmannen in Merzhausen durch die Grafen von Ziegenhain. Regest-Nr. 811 (24. Juni 1344). Regesten der Grafen von Ziegenhain. (Stand: 8. November 2022). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  8. Heckershausen, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 8. November 2017). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 8. November 2022.
  9. Fischbach (Nieder-, Ober-), Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 5. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 8. November 2022.
  10. Christoph von Rommel: Neuere Geschichte von Hessen. Erster Band. Kassel, 1835, S. 405-6, 431
  11. Carl Heßler (Hrsg.): Hessische Landes- und Volkskunde: Das ehemalige Kurhessen und das Hinterland am Ausgange des 19. Jahrhunderts, Band I: Hessische Landeskunde, Zweite Hälfte. Elwert, Marburg, 1907, S. 343
  12. Alfred Schneider: Stadt und Amt Amöneburg. Beiträge zur Geschichte der kurmainzischen Besitzungen im Raume Oberhessen. (Hessische Heimatbücher 2). 2. Aufl. Hitzeroth, Marburg 1989, S. 193, 198, 205 und 245.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heinrich Hoos: Die Wasserburg von Merzhausen, in: Schwälmer Jahrbuch (1983), S. 35–51
  • Heinrich Hoos, Barbara Hoos de Jokisch, Die von Weitershausen zu Merzhausen – Geschichte eines hessischen Adelsgeschlechts, in: Schwälmer Jahrbuch (2008), S. 97–116
  • Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen. 3. Auflage. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2000, ISBN 3-86134-228-6, S. 160–161
  • Ulrich Reuling: Historisches Ortslexikon Ziegenhain, ehemaliger Landkreis (Historisches Ortslexikon des Landes Hessen 5), Marburg 1991, S. 125–127

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]