Weberschiffchen-Bücherei

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Hans Wegener: Bäu­me des Waldes, WB 1
Franz Grillparzer: Der arme Spielmann, WB 58 (letzter Reihenband, 1943)

Die Weberschiffchen-Bücherei (WB) ist eine 58 Titel umfassende Buchreihe preiswerter Bücher, die von 1935 bis 1943[1] in der Leipziger Verlagsbuchhandlung J. J. Weber erschien. Ihr Themenkreis umfasst populärwissenschaftliche, mit farbigen Illustrationen oder s/w-Fotos versehene Texte aus Biologie, Kulturgeschichte und Architektur; aber auch Erzählungen, Novellen und Märchen.

Editionsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Möglicherweise gab die Insel-Bücherei auch den Anstoß zu dieser Reihe. Gut ein Viertel der Titel der Weberschiffchen-Bücherei war zuvor in der IB erschienen, wie sich aus der folgenden Tabelle ergibt. Dabei waren die Bände naturkundlichen Inhalts seitens der Autorenschaft und der herangezogenen Illustratoren in beiden Reihen völlig unterschiedlich gehalten. Informatorisch wurden vergleichbare IB-Titel, die erst nach dem WB-Band auf den Markt kamen, mit angegeben; hier kommt auch eine umgekehrte Anregung in Betracht. Diese späteren Ausgaben der Insel-Bücherei sind kursiv gesetzt. Dies trifft auch auf die Angabe erst deutlich späterer zusätzlicher Illustrationen bei den IB-Bänden zu.

Tabelle mit der Gegenüberstellung der in der Weberschiffchen- und der Insel-Bücherei erschienenen text- oder themengleichen Titeln:

Tabelle
WB Jahr Autor Titel Illustrator
Fotograf
IB Jahr Illustrator
Fotograf
Abweichender
IB-Autor / Titel
01 1935 Hans Wegener Bäume des deutschen Waldes Adam Wolfgang Winterschmidt 316/2 1934 Willi Harwerth Friedrich Schnack: Das kleine Baumbuch
22 1936 Lucy Nath Im Dom zu Naumburg Rolf-Dietrich Nath, Helmuth Nath 505 1937 Walter Hege, Johannes Jahn Wilhelm Pinder (1964: Johannes Jahn): Die Bildwerke des Naumburger Doms
25 1937 Wilhelm Rau Die Edelsteine Curt Bessiger, Otto Berger 054/2 1938 Hans Lang Friedrich Schnack: Das kleine Buch der Edelsteine
38 1940 Clemens Brentano Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl Friedrich Rietschel 175 1915 Hans Meid
(1942: 47.-55.)
Helga Paditz
(1974: 76.-90.)
39 1940 Hermann von Kleist Michael Kohlhaas Rudolph Brabandt 161 1915 Gerhard Kurt Müller (1977: 96.-110.)
40 1940 Theodor Storm Pole Poppenspäler Martin Rudolph 045/2 1918 Joachim Kölbel
(1954: 121.-140.)
42 1940 J. W. Goethe
(Nachwort: Max Hecker)
Das Märchen 864 1967 Heiner Vogel
46 1941 Conrad Ferdinand Meyer Gustav Adolfs Page 286/2 1929
47 1941 Conrad Ferdinand Meyer Huttens letzte Tage 300/2 1929
48 1941 Gebrüder Grimm Fünfzehn Kinder- und Hausmärchen 441–443 1935 Die Hausmärchen
49 1941 Gottfried Keller Der Landvogt von Greifensee 324 1935
52 1940 Theodor Storm Aquis submersus 249 1919 Johannes Wüsten (1967)
53 1942 Gottfried Keller Romeo und Julia auf dem Dorfe Martin Rudolph 324 1935
54 1942 Jean Paul Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wuz in Auenthal 051 1913
55 1942 Gottfried Keller Das Fähnlein der sieben Aufrechten 325 1940
56 1942 Wilhelm Hauff Die Karawane 424 1932 Carl Weidemeyer
(7 Initialen)
57 1942 Wilhelm Heinrich Wackenroder,
Ludwig Tieck
(Nachwort: Hermann August Korff)
Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders 534 1938
58 1942 Franz Grillparzer Der arme Spielmann 082 1913
Fritz Philippi: Pfarrer Hirsekorn und seine Leute, OU (1924), ab 1937: WB 25

Einige Bücher waren in den 1920er Jahren beim Verlag schon in anderer Ausstattung, zumeist als Halbleinen-Bände mit Deckelillustration und teilweise Originalumschlag, im normalen Verlagsprogramm erschienen. Dazu zählten die beiden Bände von Fritz Philippi um den Pfarrer Hirsekorn (WB 25 und 26), die Ausgaben zur Weimarer Klassik von Hans Wahl: Tiefurt (WB 19) sowie Werner Deetjen: Auf Höhen Ettersburgs (WB 17) und Schloß Belvedere (WB 18). Hier versprach sich der Verlag weiteren Absatz der Titel angesichts nun verringerter Preise. Bei einigen anderen sollte das Ablaufen der urheberrechtlichen Schutzfrist bekannter Autoren, wie Theodor Storm, Gottfried Keller oder Theodor Fontane, für eine erfolgreiche Neuauflage im preisgünstigen Pappband-Segment ausgenutzt werden.

Im ersten Ausgabejahr der Weberschiffchen-Bücherei erschienen, beginnend mit Hans Wegeners Bäume des Waldes, insgesamt 14 Bändchen überwiegend naturkundlichen Inhalts. Darunter sind Eßbare Seefische von Rudolf Schiffel (WB 9), Der Wiesenteich und seine Lebensgemeinschaft von Julius R. Haarhaus (WB 11) oder Unter Polartieren von Alwin Pedersen (WB 13). Es gab aber auch literarische Texte, wie Der Karneval und die Somnambule (WB 4), eine Novelle Karl Immermanns, die Goethes Motiv der Wahlverwandtschaften aufgreift, eine Novelle der zweiten Ehefrau Fritz Langs und Drehbuchautorin (Metropolis) Thea von Harbou, Liebesbriefe aus St. Florin (WB 6), oder die Erzählung Johann Fehring, der Volksbetrüger von Adolf Bartels (WB 7). Auch thematische Zusammenstellungen waren zu finden, wie Aberglauben in der Liebe (WB 3) oder Lieder, die die Welt erschütterten (WB 10) – beide von der Widerstandskämpferin und ersten Ehefrau des späteren BDA-Präsidenten Otto A. Friedrich, Ruth Andreas-Friedrich. In den folgenden Jahren vermehrte sich die Reihe jährlich um sieben bis acht neue Titel, nur 1939 gab es lediglich einen Neuzugang. Sie endete im Jahre 1942 mit der Nummer 58, Der arme Spielmann von Franz Grillparzer; 1943 erschien von dieser Nummer noch eine Broschurausgabe.

Thematische Schwerpunkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein durchdachtes verlegerisches Gesamtkonzept kann, ungeachtet einiger erkennbar werdender Themenkreise, der Reihe schwerlich entnommen werden. Insgesamt schlägt die Titelabfolge einen kaleidoskopartigen inhaltlichen Bogen. Bei mehreren Titeln der Reihe mit kultur- und kunstgeschichtlichem Bezug sind leider auch entstehungszeitbedingte Reverenzen an die nationalsozialistische Ideologie nicht zu übersehen (z. B. Naumburger Dom – WB 22, Universitäten – WB 30, Leipziger Messe – WB 35).

Naturkunde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der größte Teil der Reihe ist naturkundlichen Themen im weitesten Sinn gewidmet. Neben den für 1935 schon erwähnten Bändchen werden bis 1938 u. a. noch Rassehunde von Albert Georgi (WB 32), Edelsteine von Wilhelm Rau (WB 27) oder Giftpflanzen unserer Heimat von Karl Wetzel (WB 16) thematisiert.

Kunst- und Kulturgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kunstgeschichte ist mit mehreren Bänden, wie Lucy Naths Im Dom zu Naumburg (WB 22), Erich Haenels Dom und Burg Meißen (WB 33) oder Josef Bergels Friedland das Schloß Wallensteins (WB 37), vertreten. Die deutsche Kulturgeschichte wird mit Titeln, wie Kurt Sauers Deutsche Triumphzüge (WB 21), Kultur im Eisen von Paul Mahlberg (WB 30) oder Die deutschen Universitäten von Fritz Spindler (WB 36), bedient.

F. Frh. von Stein-Kochberg: In Kochberg (WB 15), TS von Editha Drawert

Weimarer Klassik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einen eigenen Themenkreis bildet die Weimarer Klassik im Ausgabejahr 1936. Hier sind In Kochberg – dem Reich der Charlotte von Stein von Felix Fhr. von Stein-Kochberg (WB 15), Auf Höhen Ettersburgs (WB 17) und Schloß Belvedere (WB 18) – beide von Werner Deetjen – sowie Tiefurt von dem Goetheforscher Hans Wahl (WB 19) zu nennen. Ihre Titelschild-Illustrationen mit den jeweiligen Bauwerken schuf Editha Drawert (1887–1947)[2], die WB 15 auch insgesamt mit Steinzeichnungen versehen hatte.

Lipsiensia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch mit dem Verlagsort J.J. Webers verbundene Themen werden in der Reihe aufgegriffen. Bruno Metzels Von der Pike auf. Aus einem Buchdruckerleben (WB 14) widmet sich dem in der Buchstadt Leipzig damals stark vertretenen Druckerhandwerk. Der Kunsthistoriker Walther Scheidig (1902–1977) gibt mit Die Leipziger Messe (WB 35), beigegeben Illustrationen von Georg Emanuel Opiz, einen Einblick in das historische Messegeschehen, und Friedrich Schulze beleuchtet mit Die Völkerschlacht und ihr Ehrenmal (WB 29) einen wichtigen Teil der Stadtgeschichte und stellt zugleich das bekannteste Wahrzeichen der Stadt vor. Schließlich erinnert Franz Konrad Hoefert[3] mit der biblischen Klaviersonate Der Streit zwischen David und Goliath (WB 20) an den unmittelbar vor Bach amtierenden Thomaskantor und Komponisten der Barockzeit Johann Kuhnau. Die neuzeitliche Notenschrift besorgte Josef Achtélik.

Bände um „Pfarrer Hirsekorn“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als WB 25 und WB 26 werden 1937 die schon 1924 und im Folgejahr erstmals im Weber-Verlag erschienenen Erzählungen um den „Pfarrer Hirsekorn“ nochmals aufgelegt. Es handelt sich um die Titel „Vom Pfarrer Mathias Hirsekorn und seinen Leuten“[4] und „Pfarrer Hirsekorns Zuchthausbrüder“, die von dem in Wiesbaden ansässigen, literarisch äußerst aktiven Pfarrer Fritz Philippi, der heute aber weitestgehend vergessen ist, verfasst wurden.

Märchen und Novellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abgeschlossen wird die Weberschiffchen-Bücherei ab 1940 mit ausschließlich literarischen Werken und Märchen: Beginnend mit Clemens Brentanos Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl (WB 38) wurden bis 1942 u. a. Novellen von Theodor Storm (Pole Poppenspäler – WB 40, Immensee – WB 50 und Aquis submersus – WB 52), von Theodor Fontane (Grete Minde – WB 45) und von Gottfried Keller (Der Landvogt von Greifensee – WB 49, Romeo und Julia auf dem Dorfe – WB 53, Das Fähnlein der sieben Aufrechten – WB 55) ausgeliefert. Nachdem bereits 1941 die Märchensammlung der Brüder Grimm Fünfzehn Kinder- und Hausmärchen (WB 48) aufgelegt worden war, erscheint kurz vor dem kriegsbedingten Reihenende mit Grillparzers Armem Spielmann noch die Märchensammlung Die Karawane von Wilhelm Hauff (WB 56).

Ausstattung, Auflagen und Preis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei den mit Fotos illustrierten Bänden wurde dem Buchtext zumeist ein gesonderter Tafelteil auf Kunstdruckpapier beigegeben. Der Farbdruck für die mit Zeichnungstafeln ausgestatteten Bände erfolgte dagegen auf Normalpapier.

  • Typografie

Die Bände wurden in Fraktur- und Antiqua-Typen gesetzt, wobei die Fraktur überwiegt. Bei einigen Folgeauflagen im Zweiten Weltkrieg trat an die Stelle der zunächst eingesetzten Fraktur die Antiqua, so z. B. bei WB 4 (Immermann), WB 40 (Storm) und WB 48 (Grimms Märchen). Hier befolgte der Verlag den nichtöffentlichen Rundbrief-Erlass vom 3. Januar 1941 Hitlers, wonach das Vorherrschen der Fraktur-Schrift im Druckgewerbe Deutschlands zu beenden sei, da die sogenannte „gotische Schrift“ nicht als deutsche Schrift anzusehen sei, sondern in Wirklichkeit aus Schwabacher Judenlettern bestünde.

  • Illustrationen

Einige literarische Werke wurden auch mit Illustrationen im Text versehen: So wurden die Novellen von Kleist Michael Kohlhaas (WB 39), von Rudolph Brabandt und von Storm Pole Poppenspäler (WB 40) von Martin Rudolph illustriert, schmückten Erich Krafts Dichtung Das kleine Haus Abbildungen nach Originalen von Luigi Malipiero und wurden in Lessings Lustspiel Minna von Barnhelm oder Das Soldatenglück (WB 43) Kupferstiche von Daniel Chodowiecki reproduziert. Teilweise wurde in diesen Fällen durchgehend Kunstdruckpapier verwendet, wie beim letztgenannten Band 43.

  • Pappbände

Entsprechend den Titelaufnahmen der Deutschen Nationalbibliothek sollen alle Titel in Pappen gebunden worden sein.[5] Die Pappen waren mit zumeist einfarbigen, leicht gemusterten und recht fragilen Kleisterpapieren beklebt. Von einigen liegen Binderaten mit unterschiedlichen Farben des Einbandpapiers vor. Sie weisen mit der Reihennummer versehene, gedruckte Rückenschilder und ebenfalls eingedruckte, zumeist typographisch gestaltete Titelschilder mit hellem Fond auf. Bei den Bänden zur Weimarer Klassik, einigen weiteren kunsthistorischen Bänden, wie der Naumburger Dom, Dom und Burg in Meißen oder Friedland, sowie mehreren Märchen- und Novellentiteln, darunter Hauffs Karawane und Goethes Märchen, wurden die Titelschilder zusätzlich mit Zeichnungen ausgestattet. Es dominiert die rostanfällige Klammerheftung; bei einigen Titeln kommt zusätzlich – wohl bei den früheren Binderraten – auch die Fadenheftung vor.

  • Broschuren

Restbestände der Druckbögen wurden teilweise unter weitestgehender Beibehaltung der Titel- und Rückenschildgestaltung mit den originalen Kleisterpapieren verkauft. Es kommen aber auch Broschurausstattungen in beigefarbenem Karton mit farbigem Titelschildfond und Rückentitelaufdruck in der Farbe des Titelschildfonds vor, wobei die Farbe bei mehreren Binderaten eines Titels sogar wechseln kann. Schließlich trugen einige Broschuren wohl aus der späten Kriegszeit ein schlichtes weißes, aufgeklebtes Titelschild mit Angabe der Bandnummer; ein Rückenaufdruck fehlt in diesem Fall völlig, z. B. Paul Schöps: Pelze (WB 34) oder Karl Wetzel: Giftpflanzen unserer Heimat (WB 16). Bei einigen Titeln kommt auch eine späte Binderate vor, bei der sicher zur Materialersparnis – wie bei den unten beschriebenen Feldpostausgaben – auf den farbigen Titelschildfond verzichtet wurde. Diese Broschuren mit geringwertigem Einbandpapier weisen weder im Titeleindruck eine Bandnummer aus, noch wurde – ausgenommen WB 48 – eine solche auf den Rücken gedruckt. In dieser Variante sind bislang insgesamt 4 Bändchen bekannt: Wiesenteich (WB 11), Giftpflanzen (WB 16), Rassehunde (WB 32) und Grimms Märchen (WB 48). Zusätzlich kam es auch zu einigen Folgeauflagen gut verkäuflicher Titel, die von vornherein ausschließlich broschiert mit den originalen Kleisterpapieren ausgeliefert wurden.

  • Schmutztitel

Die Schmutztitel tragen die Reihenbezeichnung und das Verlagssignet, das mit seinem Motiv entfernt an das des Insel Verlags erinnert: ein mit einem geflügelten Knaben bemanntes Segelschiff, dessen Rahsegel mit den Verlagsinitialen „J.J.W.“ geschmückt ist, gleitet auf den Wellen dahin. Die Bandnummer taucht, außer bei den einfarbigen Broschuren mit aufgeklebtem Titelschild, nur auf dem Buchrücken auf, wie überhaupt verlagsseitig die Nummerierung der Reihe nur eine untergeordnete Bedeutung gehabt zu haben schien, wurde sie doch auch bei den Werbematerialien nur teilweise vermerkt (siehe die Abbildung oben). Erst ab 1936 ist das Erscheinungsjahr teilweise im Copyright-Vermerk eingetragen.

Verlagswerbung Nr. 6291 „Weberschiffchen-Bücherei“, ca. 1938
  • Auflagenhöhen

Auflagenhöhen können den Bändchen nicht entnommen werden; auch sind öffentlich zugängliche Informationen darüber kaum vorhanden. Nur für den Band der „Dom zu Naumburg“ liegen entsprechende bibliografische Angaben bei der DNB vor. Danach hatte er eine recht hohe Startauflage von 10.000 Stück. Allerdings erreichte er mit seinen 3 Auflagen insgesamt auch 31.000 Bände. Dies zeigt sich auch im antiquarischen Angebot, das für die anderen Bände so nicht gegeben ist. Seine Auflagenzahlen können also nicht als repräsentativ für die Reihe betrachtet werden. Sie taucht nämlich heute deutlich seltener auf als die von der Ausstattung ähnliche Insel-Bücherei, deren Textbände in der damaligen Zeit zumeist Startauflagen von 10.000 Exemplaren hatten; bei den Naturbüchern, wie Das kleine Blumenbuch (IB 281/2) oder Das kleine Buch der Edelsteine (IB 54/2), betrug sie sogar 50.000.

  • Preis

Als Pappbände kosteten die Bändchen laut Angaben in der Verlagswerbung 90 Pfennig. Für die Broschuren fehlen entsprechende Hinweise; Bleistifteintragungen „-,75“ in einigen Broschurbändchen legen jedoch einen Ladenpreis von 0,75 RM nahe.

Reihenwerbung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die Reihe stellte der Verlag mehrere, zumeist beidseitig bedruckte und mit einer Verlagsnummer versehene Einlegezettel sowie vierseitige Faltblätter (bis 49 Titel nach Rubriken geordnet) im etwas verkleinerten Reihenformat her. In diesen waren die lieferbaren Titel nebst Verkaufspreis, aber in der Regel ohne Nummernangabe aufgelistet. Zusätzlich waren in einzelnen Bänden, beginnend mit WB 6 (Harbou: Liebesbriefe), hinten die lieferbaren Titel, teilweise zusätzlich mit der Bandnummer, so z. B. in WB 23 (Bergstrand-Poulsen: Holzorchester), wo alle bis dahin lieferbaren Bände aufgeführt sind, gelistet.

Lizenzausgaben der Deutschen Buch-Gemeinschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von drei Titeln erschienen bei der Deutschen Buch-Gemeinschaft in Berlin Lizenzausgaben in der laut DNB 50-bändigen Reihe „Die Schatulle“ (1928–1938)[6]: Wegeners Bäume des Waldes 1935, Naths Im Dom zu Naumburg 1936 und Raus Die Edelsteine 1937, jeweils im Jahr auch der Erstausgabe bei J.J. Weber. Die Einbände wurden von Ernst Böhm in einem floralen Muster mit aufgedrucktem Rückenschild einheitlich, aber in verschiedenen Farben, neu gestaltet und weisen äußerlich keine Ähnlichkeit mit den WB-Reihentiteln auf. Die Pappbände sind fadengeheftet und mit 1,10 RM etwas teurer als die Originalausgaben gewesen.

Karl Hans Strobl: Das Frauenhaus von Brescia (Feldblusenbücherei 11 [WB 51])
Karl Hans Strobl: Das Frauenhaus von Brescia (Feldblusenbücherei 11 [WB 51])
Kleist: Michael Kohlhaas, Titelblatt (Feldblusenbücherei 8 [WB 39])
Kleist: Michael Kohlhaas, Titelblatt (Feldblusenbücherei 8 [WB 39])

Feldpostausgaben im Zweiten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie viele andere Verlagshäuser auch, unterstützte der Verlag J.J. Weber die während des Zweiten Weltkrieges florierende Produktion von Lesestoff für die Frontsoldaten. Er genehmigte die Herstellung mehrerer Titel seiner Weberschiffchen-Bücherei als „Sonderdrucke“ auf holzhaltigem Papier in schlichtem beigefarbenen Einband mit aufgedrucktem Titelschild ohne Hinweis auf die ursprüngliche Reihenherkunft. Die meisten Titel liegen broschiert vor, die Bändchen mit geringem Umfang wurden nur klammergeheftet. Die Ausgaben wurden zum Teil neu gesetzt, wobei teilweise auch hier gegebenenfalls als neue Schriftart die Antiqua zum Zuge kam.[7] Illustrationen im Text blieben stets erhalten; Titelschildillustrationen wurden jedoch weggelassen.

Verantwortlich für die ab 1943 mit einer eigenen Nummerierung erschienenen Bändchen der Feldblusenbücherei der „Italienpost“ (FBB) zeichnete laut Titelblatteindruck eine „Einheit Fp.-Nr. 57000. Offizier für Nationalsozialistische Führung“.[8]

Sehr wahrscheinlich handelte es sich bei diesen Bändchen um Beilagen oder Zusatzlieferungen der ab 30. September 1943 zunächst täglich erschienenen Frontzeitung Italienpost. Diese trug von Montag bis Sonnabend den Titel „Nachrichtenblatt für die deutschen Soldaten in Italien“, die Sonntagsausgabe erschien dagegen als „Wochenzeitung für die Deutschen Soldaten in Italien“. Die letzte Tagesausgabe war die Neujahrsausgabe 1943/1944 (Nr. 92). Ab Januar 1944 wurde die Italienpost als Monats-Periodikum unter dem Titel „Italienpost. Monatshefte für die Deutschen Soldaten in Italien“ publiziert.[9]

Zur Belieferung der Feldblusenbücherei trugen auch andere Verlage bei, u. a. 1944 Wilhelm Limpert, Berlin und Dresden. Die Nummer „15“ ist die bislang höchste, bekannt gewordene Reihennummer der Feldblusenbücherei.

Die edierten Titel lassen sich der nachfolgenden Tabelle entnehmen. Für die mit „NN“ ausgewiesenen Nummern konnten noch keine bibliographischen Angaben belegt werden.[10] In der DNB sind nur 3 Bände, davon 2 WB-Titel, verzeichnet (FBB 7, 9 und 15).[11] Über die Auflagenhöhe der einzelnen Titel ist bislang nichts bekannt.

Reihen-
Nummer
Ehemalige WB-
oder andere
Verlagsnummer
Autor Titel Illustrator Einband Ursprüng-
licher
Verlag
Jahr
1 WB 6 Thea von Harbou Liebesbriefe aus St. Florin Heftung J.J. Weber 1943
2 WB 4 Karl Immermann Der Karneval und die Somnambule Broschur
3 WB 41 Richard von Volkmann-Leander Träumereien an französischen Kaminen
4 WB 56 Wilhelm Hauff Die Karawane
5 WB 45 Theodor Fontane Grete Minde
6 NN NN NN NN NN NN
7 WB 7 Adolf Bartels Johann Fehring, der Volksbetrüger Broschur J.J. Weber
8 WB 39 Hermann von Kleist Michael Kohlhaas Rudolph Brabandt
9 WB 31 Hans-Eberhard von Besser Schlesische Originale
10 WB 38 Clemens Brentanos Geschichte vom braven Kasperl Friedrich Ritschel Heftung
11 WB 51 Karl Hans Strobl Das Frauenhaus von Brescia Broschur
12 NN NN NN NN NN NN
13 Einzeltitel Mario Heil de Brentani Das liebliche Fräulein Sani Pappband Bong & Co.
Berlin-
Leipzig-
München
14 NN NN NN NN NN NN NN
15 Volkstümliche
25-Pfg.-Bücherei
Nr. 17[12]
Mario Heil de Brentani Lorle auf der Brücke Broschur Limpert
Verlag
1944

Spätere Nachdrucke außerhalb der Reihe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nochmals im Wiesbadener Verlag „Der Greif“ erschien ohne Jahr [1954] Erich Krafts Dichtung Das kleine Haus, und von Paul Schöps' Band Pelze wurde 1961 im Hermelin-Verlag Dr. Paul Schöps Berlin, Frankfurt am Main, Leipzig, Wien ebenfalls ein Nachdruck angefertigt.

Vorderdeckel
Schmutztitel
Titelblatt
Tarnschrift von 1939. Vermeintlich Gerhard Mackenroth (hier: Mackenrodt geschrieben): Volkswirtschaftslehre – tatsächlich: Molotows Rechenschaftsbericht auf dem XVIII. Parteitag der KPdSU 1939 (Buchgröße 96 × 135 mm)

Tarnschriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der unverfängliche Reihenname wurde auch zur Herstellung von zwei politischen Tarnschriften benutzt.[13] Der erste, undatierte und wohl 1938[14] erschienene 24-seitige Text von G. Dimitroff: „Einheitsfront des internationalen Proletariats und der Völker gegen den Faschismus“ (Nach der Münchener Verschwörung) nahm noch direkten Rückgriff auf einen Reihentitel, nämlich WB 21 von Kurt Sauer: Deutsche Triumphzüge (1936), der allerdings im Original 64 Seiten, darunter viele Farbtafeln, enthielt. Der Einband der Tarnschrift lehnt sich an die Farbe des Originalbands an und übernimmt – auf den gesamten Vorderdeckel vergrößert – die Typografie dessen Titelschilds, ist aber mit nur 92 × 132 mm deutlich unterformatig.

1939 hat dann die KPD bzw. die Kommunistische Internationale ein Bändchen herausgegeben, dessen Einband als Autor den dem NS-Regime nahestehenden Ökonomen und Soziologen Gerhard Mackenroth – hier in falscher Schreibweise „Mackenrodt“ – mit einer Abhandlung zur Volkswirtschaftslehre. Grundbegriffe und Grundsätze der Volkswirtschaft ausweist. Ein solcher Band ist aber gar nicht in der Reihe erschienen, er hätte auch nicht dem Reihenprofil entsprochen. Tatsächlich enthält der Band auch einen 80-seitigen Text von W. M. Molotow: Der Dritte Fünfjahrplan der Entwicklung der Volkswirtschaft der UdSSR. Bericht und Schlußwort auf dem XVIII. Parteitag der KPdSU (B) vom März 1939. Die geheftete, wiederum deutlich unterformatige Broschüre hat abweichend von der üblichen Ausstattung der Weberschiffchen-Bücherei kein eingedrucktes Titelschild mit dem Reihennamen, weist jedoch die „Verlagsbuchhandlung J. J. Weber, Leipzig“ als vermeintlich edierendes Haus aus. Erst der Schmutztitel weist dann auf einen angeblichen Reihenband mit dem entsprechenden Signet und dem Reihennamen hin. Auch im Copyright-Vermerk von 1939 ist J. J. Weber, Leipzig, genannt.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Weberschiffchen-Bücherei – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Buchreihe war zwar mit dem zuletzt erschienenen Titel Der arme Spielmann bereits 1942 titelseitig beendet worden. Mit dem Ausgabejahr 1943 erschienen aber noch broschierte Folgeauflagen mehrerer Titel.
  2. Heidemarie Förster-Stahl: Die Zeichnerin Editha Drawert. In: Rudolstädter Heimathefte. Beiträge aus dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt und seiner Umgebung. Band 51, Nr. 1/2, Rudolstadt 2005, S. 17–21. Drawert steuerte 1908 und 1909 auch zwei Zeichnungen zur Münchner Kunst- und Literaturzeitschrift Jugend (PDF, simplicissimus.info).
  3. Hoefert war als Herausgeber und Redakteur tätig. So stellte er u. a. den im Berliner Traditions-Verlag Kolk & Co. 1935 erschienenen Band Das Ehrenmal der gefallenen Dichter: Weltkrieg 1914–1918 zusammen und wirkte als Mitherausgeber des Jahrbuch der deutschen Sprecher (Deutsche Verlagsgesellschaft Berlin, 1938).
  4. Der Text des Buchs „Vom Pfarrer Mathias Hirsekorn und seinen Leuten“ ist digital verfügbar ([1]).
  5. Allerdings sind auf dem Antiquariatsmarkt einige späte Titel nur als Broschuren zu finden. Möglicherweise wurde bei deren Titelaufnahme standardmäßig für die Buchreihe „Pp.“ (Pappband) eingetragen, obwohl nur Broschuren vorliegen. Dies betrifft z. B. WB 37 (Josef Bergel: Friedland, das Schloß Wallensteins) oder WB 58 (Franz Grillparzer: Der arme Spielmann).
  6. Die Reihenbezeichnung (DNB-Eintrag) ist aus dem Buchtext selbst nicht ersichtlich, allerdings ist ein Behältnis („Schatulle“) Bestandteil der Gestaltung des vorderen Einbanddeckels.
  7. Der genehmigende Verlag ist auf dem Titelblatt irrtümlich als „I.I. Weber“ (recte: „J.J. Weber“) angegeben.
  8. Unter der Feldpostnummer 57000 ist in der Feldpostnummer-Datenbank des Dritten Reiches für den in Betracht kommenden Truppenteil vermerkt: „(8.9.1943-22.4.1944) 26.11.1943 AOK 14, (23.4.1944-24.11.1944) 31 (?).9.1944 AOK 14 u. Sonderstab Kirschner“.
  9. Vergleiche den Katalog der DNB. Als verlegende Stelle war die Feldpostnummer 48093, zuletzt: Propaganda-Abteilung Italien, angegeben. Die italienischsprachige Ausgabe (Edizione italiana per gli italiani volontari nelle ff. aa. [forze armate] germaniche) ist im DNB-Katalog für 1943 ganzjährig und 1944 bis zur Nummer 4 [weiterhin als Wochenzeitung ?] katalogisiert. Die Einstellung beider Ausgaben Anfang 1944 stand sicher in engem Zusammenhang mit der Schlacht um Monte Cassino.
  10. Ein Titel davon ist laut einer früheren Internet-Verkaufsofferte Gottfried Kellers Der Landvogt von Greifensee, deren FBB-Nummer nicht angegeben war.
  11. 8 Titel sind auf worldcat.org verzeichnet.
  12. Für diese Reihe sind in der Deutschen Nationalbibliothek 29 Titel verzeichnet. 1935 erschienen in dem Berliner Verlag Moewig & Höffner zunächst 17 Hefte. Im Folgejahr wurden weitere 12 Hefte vom Limpert Verlag Dresden – Berlin ediert.
  13. Beide Ausgaben sind in der DNB katalogisiert (portal.dnb.de).
  14. Die Copyright-Angabe im Buch „1936“ stammt vom Originaltitel und kann aufgrund des Inhalts der Tarnschrift nicht stimmen, die auf Ereignisse bis spätestens 1938 Bezug nimmt. Die DNB nennt im Katalog 1938 als Erscheinungsjahr.