Werner Nellner

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Werner Nellner (* 12. Juli 1912 in Mellendorf, Kreis Reichenbach (Eulengebirge, Schlesien); † 10. Mai 2004) war ein deutscher Geograph. Seine Arbeitsschwerpunkte waren nach 1945: Beobachtung der Flüchtlingsintegration der Heimatvertriebenen und Geflüchteten, bevölkerungsstatistische Erfassung der Geflüchteten in der Bundesrepublik Deutschland, statistische Erfassung der Pendelwanderung, Fragen der räumlichen Gliederung des Bundesgebietes und der Suburbanisierung, Aufstellung von Gemeindeverzeichnissen.[1]

Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach einem Studium der Geographie, Geologie, Geschichte, Volkswirtschaftslehre und Statistik an der Universität Breslau promovierte Nellner 1939 zum Dr. phil. nat. bei dem Geopolitiker Erich Obst an der Universität Breslau.[2][3][1] Im Jahr 1942 legte Nellner zusätzlich noch das Staatsexamen für das höhere Lehramt in Breslau ab.[1]

Beruf im Nationalsozialismus: Raumplaner in Oberschlesien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1939 an leitete Nellner das Planungsbüros für das oberschlesische Industriegebiet der Regierung in Oppeln. Er wurde noch im selben Jahr stellvertretender Bezirksplaner bei dem Regierungspräsidium in Kattowitz (bis Kriegsende). Sein vorgesetzter Dienstherr in Kattowitz war der oberschlesische Bezirksplaner und Architekt Gerhard Ziegler. Beide Planer wurden nach 1945 ordentliche Mitglieder der Hannoveraner Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL). Nellner erst im Jahr 1970 (seit 1965 korrespondierendes Mitglied); Gerhard Ziegler gehörte zum Kreis der ersten Generation der ordentlichen Mitgliedern der ARL (1953).

Nach 1945: In der amtlichen Statistik und im zivilen Bevölkerungsschutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kontakt zur ARL in Hannover hielt Nellner aber bereits seit dem Jahr 1947. Denn er erhielt in diesen Nachkriegsjahren (1947/48) einen landeskundlichen Forschungsauftrag (Kreisbeschreibung)[4] der ARL über den Kreis Minden (Westfalen). Auch für das Bad Godesberger Institut für Raumforschung wurde Nellner zu Beginn der 1950er Jahre gemeinsam mit Bevölkerungswissenschaftlern aktiv (s. Schriften unten). Zuvor war er im Anschluss an seine Mindener Kreisbeschreibung in die amtliche Statistik gewechselt und arbeitete als Referent im Statistischen Amt für die Britische Besatzungszone. Auch in dem darauf folgenden Jahrzehnt (1949–1959) blieb er als Referent (Regierungsrat) im Wiesbadener Statistischen Bundesamt tätig.[1]

Die letzten Dekaden seiner Berufsjahre in der Bundesrepublik waren durch Tätigkeiten im zivilen Bevölkerungsschutz geprägt. 1959 bis 1965 war Werner Nellner als Referent im Bundesamt für zivilen Bevölkerungsschutz (BzB; eine Bundesoberbehörde) tätig; und ab 1966 als ständiger Vertreter des Präsidenten bei der Akademie für zivile Verteidigung (AkzV) in Bad Godesberg. Diese Tätigkeit übte er bis 1977 aus.

Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Das Eulengebirgsvorland: Ein Beitrag zur Landeskunde des mittleren Sudetenvorlandes unter besonderer Berücksichtigung des Kreises Reichenbach/Eulengebirge. Priebatsch, Breslau 1941. (= Veröffentlichungen der Schlesischen Gesellschaft für Erdkunde e.V. und des Geographischen Instituts der Universität Breslau / Schlesische Gesellschaft für Erdkunde zu Breslau. 30).
  • Die berufliche Gliederung der Bevölkerung in den deutschen Ostgebieten nach der Berufszählung 1939. In: Arnold Hillen-Ziegfeld (verantwortlich für den Inhalt), Institut für Raumforschung (Hrsg.): Das deutsche Flüchtlingsproblem. Sonderheft der Zeitschrift für Raumforschung. IfR, Bielefeld: Eilers 1950, S. 72–79.
  • (mit Kurt Horstmann) Die Wanderungen im Bundesgebiet 1950: Die Bevölkerungsdichte im Bundesgebiet und ihre Entwicklung. Institut für Raumforschung, Bad Godesberg 1951.
  • Die Bevölkerungsdichte im Bundesgebiet und ihre Entwicklung, IfR, Bad Godesberg 1952.
  • Die natürlichen Grundlagen der Besiedlung des Mindener Landes: Eine geographische Untersuchung über die Wechselbeziehungen zwischen Landschaft und Siedlung, Minden (Westfalen) 1953.
  • (mit Karl Schwarz) Die Wanderungen im Bundesgebiet 1953. Institut für Raumforschung, Bad Godesberg 1953.
  • Die Pendelwanderung in der Bundesrepublik Deutschland, ihre statistische Erfassung und kartographische Darstellung, in: Berichte zur deutschen Landeskunde 17 (1956), S. 229–253.
  • Grundlagen und Hauptergebnisse der Statistik, in: Eugen Lemberg, Friedrich Edding (Hg.): Die Vertriebenen in Westdeutschland, Bd. 1, Kiel 1959, S. 61–144.
  • Wandlungen der Raumstruktur durch den Flüchtlingszustrom. In: ARL – Akademie für Raumforschung und Landesplanung (Hrsg.): Raumforschung. 25 Jahre Raumforschung in Deutschland. Bremen 1960, S. 279–308.
  • Die Vertreibungsverluste der Bevölkerung in den Ostgebieten des Deutschen Reiches. In: Wirtschaft und Statistik, Band 8 (1956), S. 496–498.
  • (beteiligt an): Robert Müller-Sternberg: Deutsche Ostsiedlung – eine Bilanz für Europa. Bielefeld 1969.
  • Die Entwicklung der inneren Struktur und Verflechtung in Ballungsgebieten: Dargestellt am Beispiel der Rhein-Neckar-Agglomeration. Jänecke, Hannover 1969 (Veröffentlichungen der ARL; Band 4).
  • (mit Hartmut Boecker, Gerhard Gömann): Zur Abgrenzung und inneren Gliederung städtischer Siedlungsagglomerationen. Schroedel, Hannover 1976.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Akademie für Raumforschung und Landesplanung (Hrsg.): 50 Jahre ARL in Fakten, Verlag der ARL, Hannover 1996, S. 215f.
  • Hansjörg Gutberger: Raumentwicklung, Bevölkerung und soziale Integration. Forschung für Raumplanung und Raumordnungspolitik 1930-1960. Springer VS, Wiesbaden 2017, S. 306f.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Akademie für Raumforschung und Landesplanung (Hrsg.): 50 Jahre ARL in Fakten, Verlag der ARL, Hannover 1996, S. 215f.
  2. Nellner 1941.
  3. Ute Wardenga, Norman Henniges, Heinz Peter Brogiato und Bruno Schelhaas: Der Verband deutscher Berufsgeographen 1950–1979. Eine sozialgeschichtliche Studie zur Frühphase des DVAG. Leibniz-Institut für Länderkunde. Leipzig 2011. S. 79.
  4. Gutberger 2017:306.