Wikipedia:Offener Brief zur geplanten Einschränkung der Anonymität im Internet

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Die österreichische Regierung hat am 13. November 2018 verlautbart, dass sie am darauffolgenden Tag ein Gesetz gegen die Anonymität im Internet beschließen werde. Dieses Gesetz soll die Betreiber von Internetdiensten dazu anhalten, die Identität ihrer Nutzer zu erfassen. Wir halten dieses Gesetz aus den im Folgenden dargestellten Punkten für problematisch und ungeeignet, den beabsichtigten Zweck der Bekämpfung von Belästigungen und Stalking im Netz zu erfüllen.

Wenn Internetdienste die Identität ihrer Nutzer erfassen müssen, entstehen Datenbanken mit sensibler Information. Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass sämtliche dieser Datenbanken auf Dauer vor unbefugtem Zugriff geschützt werden können. Ein Angreifer, der durch den Zugriff auf diese Datenbanken Realidentitäten mit Aktivitäten im Netz verknüpfen kann, ist in der Lage, Personen gemäß ihrer sozialer und ökonomischer Merkmale oder nach ihrer Weltanschauung zu katalogisieren. Das Missbrauchspotential ist dabei unbegrenzt. Zum Beispiel unterhalten mehrere rechtsextremistische Websites Listen von Wikipedia-Autoren, die von diesen Kreisen als der Feind ausgemacht werden. Ein Bekanntwerden von Autorenidentitäten durch einen unbefugten Zugriff würde die betreffenden Personen in Gefahr bringen.

Die Möglichkeit, die Urheber von Handlungen im Netz auszuforschen, besteht bereits. Nahezu alle Internetdiensteanbieter speichern IP-Adressen ihrer Nutzer. Im Zuge von straf- und zivilrechtlichen Verfahren sowie bei Gefahr in Verzug kann durch Polizei und Gerichte die Identität eines Anschlussinhabers, von dem aus eine Handlung im Netz erfolgte, ausgeforscht werden. Die Inhaber von Accounts zu erfassen und solche Angaben zu verifizieren, bedeutet einen erheblichen Mehraufwand, der mit den begrenzten Ressourcen eines gemeinnützigen Projekts nur schwer durchzuführen wäre.

Als die in Österreich am sechsthäufigsten aufgerufene Website findet auch eine relevante Zahl an gestörten Geistern auf die Wikipedia. Regelmäßig müssen Drohungen, Belästigungen oder sonstige strafrechtlich relevante Handlungen, von denen sich ein erheblicher Teil gegen unsere Autoren richtet, zur Anzeige gebracht werden. Unsere Erfahrung ist, dass die Exekutive zwar umgehend auf Ankündigungen strafbarer Handlungen gegen uns oder Dritte reagiert, es jedoch nur in den seltensten Fällen zu einer Strafverfolgung der Täter kommt. Die Erfassung von Accountinhabern löst nicht das Problem, dass Drohungen über das Internet von den Staatsanwaltschaften nicht ernst genommen und zu den Akten gelegt werden.

Medienberichte zu mehreren Straf- und Zivilprozessen der letzten Zeit zeigen, dass ein Accountinhaber von den Gerichten nicht als Urheber von durch seinen Account geposteten Inhalten angesehen wird, sondern dass die Urheberschaft inkriminierter Inhalte in jedem einzelnen Fall nachgewiesen werden muss. Es ist sinnlos, die Identitäten von Accountinhabern zu erfassen, wenn ein Accountinhaber die Verantwortung für von seinem Account getätigten Handlungen selbst durch unglaubwürdige oder surreale Behauptungen von sich weisen kann.

Wir, die unterzeichnenden Autoren, die mit der Hass-im-Netz-Problematik zum Teil ausführliche Erfahrungen gesammelt haben, halten die geplanten Maßnahmen aus den angeführten Gründen nicht für sinnhaft. Die geplanten Maßnahmen schaffen keine zusätzlichen Möglichkeit zum Vorgehen gegen Gefährder im Netz und lösen nicht das Problem, dass bereits bestehende Möglichkeiten von der Justiz nicht ausgeschöpft werden.

Unterzeichner[Quelltext bearbeiten]

Gegen die Unterschriftenliste[Quelltext bearbeiten]

Dank ANON weiß man ja nie, welch „guter“ Charakter hinter der Maske steckt. Schluss mit der Vermummung!
  • --STE In memoriam Benutzer:Dschungelfan!Wikipedia und Moral! 17:04, 13. Dez. 2018 (CET) Gottlob soll endlich einmal gesetzlich das gemacht werden, was Wikipedia selbst nicht zu machen bereit ist. Wer nichts zu verbergen hat, kann auch mit seinem vollen und verifizierten Namen kennzeichnen, weshalb ich gegen diese Initiative bin. Dies gilt insbesondere für die Funktionsträger der WP. Zudem würde der elenden Sockenpupperei mit Zweit-, Dritt- und Viertkonten, den Sperrumgehern und dem Ausloggen zur „Schonung“ des Kontos endlich mal ein Ende gesetzt. Wer auf Anonymität besteht, soll zu Facebook, Twitter oder anderen anonymen Foren gehen! Ich kenne zwar mittlerweile den Klarnamen manches Funktionsträgers, doch bleibt dieser der Allgemeinheit verborgen. Wir brauchen einfach keine DaB.’s, Xqt’s, Kenny McFly’s, Otberg’s, Zinnmann’s, Koenraad’s, jkb’s, Zollernalb’s, Tönjes’s, Kein Einstein’s, JD’s, Man 77’er oder Gripweed’s; diese sollen mit Klarnamen zu dem stehen, was sie machen![Beantworten]
    Steindy ist ein Klarname? --codc Disk 05:07, 19. Dez. 2018 (CET)[Beantworten]
Wenn Sie es genau wissen wollen, werter Codc, JA(!), weil ich unter diesem Namen, den ich schon seit der Kindheit trage, in meinem Beruf, in meinem Nebenberuf und auch ihm Freundeskreis besser bekannt war und bin, als unter meinem Klarnamen. Nicht umsonst hat mir das SG-Verfahren, in dem ich (= Steindy) vom zwei Gutmenschen (= Admin und einem SG-Mitglied), die sich selbstverständlich hinter Pseudonymen verstcken, als Denunziant bezeichnet wurde, einen nicht wieder gutzumachenden Schaden im RL zugefügt. Als „Dank“ wurde ich dann von einem anderen SG-Mitglied (selbstverständlich ebenfalls unter Pseudonym) Monate lang verfolgt und schließlich in eigener Angelegenheit wegen „Editwar auf WP:VM in eigener Sache“ gesperrt. Sonst noch Fragen? Ich hätte daher auch kein Problem unter diesem Klarnamen zu signieren.
Aber Gegenfrage: Wie schaut das denn bei Ihnen aus? Sie sind immerhin SG-Mitglied, also Funktionsträger… --STE In memoriam Benutzer:Dschungelfan!Wikipedia und Moral! 16:07, 19. Dez. 2018 (CET)[Beantworten]
Gleiches Recht für alle. Ich hätte kein Problem damit mich bei der WMF mit Klarnamen zu identifizieren und viele kennen ihn auch. Aber in der deWP arbeite ich lieber unter Pseudonym. --codc Disk 22:26, 19. Dez. 2018 (CET)[Beantworten]
Naja, es wird an EU-Grenzen enden. Jüngst wurde ein Mitautor Nachts aus der Schlaf gerissen und es kam vermeidbares aus dem Telefon. Man muss des Trollen – zuletzt einer Armee davon – nicht diese Tür öffnen. --Hans Haase (有问题吗) 22:51, 19. Dez. 2018 (CET)[Beantworten]