Wilhelm Eduard Scholz

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W[ilhelm] E[duard] Scholz[1] (* um 1807/1808[1] in Gimmel bei Winzig, Niederschlesien, heute zu Gmina Jemielno;[2]8. August 1866 in Breslau[3]) war ein deutscher Komponist und Kapellmeister am Hof des Fürsten August zu Hohenlohe-Öhringen in Schlawentzitz / Oberschlesien.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der aus Gimmel bei Winzig in Niederschlesien stammende Komponist W. E. Scholz, dessen Geburtsjahr nicht gesichert überliefert ist, war laut Neue[r] Zeitschrift für Musik ein Schüler von Ignaz Ritter v. Seyfried.[4] 1838 wurde er zum Kapellmeister des Fürsten August von Hohenlohe-Öhringen am Hof in Schlawentzitz in Oberschlesien ernannt.[5] Noch 1847 berichtet die Neue Berliner Musikzeitung, die Kapelle stehe unter der Leitung des „tüchtigen Capellmeisters Scholz“.[6]

Er komponierte Ouvertüren, Sinfonien, Opern, Sonaten, Solokonzerte, Lieder, Messen und Harmoniemusiken. Außerdem arrangierte er bekannte Werke für die Hofkapelle in Schlawentzitz. So finden sich unter den Harmoniemusiken Arrangements zu Wolfgang Amadeus Mozarts Don Giovanni und der 40. Sinfonie, Carl Maria von Webers Oberon und Euryanthe, Gioachino Rossinis Guillaume Tell und Otello, Ludwig van Beethovens Fidelio und der 5. Sinfonie, Giuseppe Verdis Macbeth, Felix Mendelssohn Bartholdys Ein Sommernachtstraum oder auch zu Frédéric Chopins Grande valse brillante.

Zu seinen Lebzeiten wurden verschiedene seiner Kompositionen im F. E. C. Leuckart Verlag, von Weinhold, Cranz und Hientzsch (alle Breslau) verlegt. Einige seiner Werke sind ausschließlich als Autographen oder in Abschriften überliefert. Die heute bekannten Kompositionen von W. E. Scholz befinden sich zum überwiegenden Teil im Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein. Dort sind die Autographen seiner Werke, Autographen der Arrangements sowie Drucke zu finden.

Die Werke von W. E. Scholz wurden seinerzeit in Musikzeitungen überwiegend anerkennend besprochen,[7][8][9][10] u. a. von Robert Schumann.[11] Manche Werke wurden aber auch kritisch rezensiert.[12][13]

Das Musikalische Conversations-Lexikon von 1840 bezeichnet ihn als talentvollen Komponisten.[14]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verlegte Werke mit Opuszahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nocturne. Op. 14. Breslau, Hientzsch[15] SchzWv 52.
  • 6 Lieder f. Bass, Bariton oder Alt. Op. 16, 4tes Heft der Gesänge. Breslau, Cranz 1835[16][17] SchzWV 24–29a.
  • Fest-Ouvertüre für ein großes Orchester komponiert und für die fürstliche Hohenlohe-Öhring’sche Hofkapelle eingerichtet von W. E. Scholz, No. 4; Slawentzitz 6. Oktober 1838; Opus 17; Ms. 1838/39 Scholz.[18] SchzWV 62a.
  • Sechs Lieder op. 19[a][19][20] SchzWV 32–37.
  • Grande Sonate pour Pianoforte. op. 19[b], Breslau, Weinhold[20][21] SchzWV 49.
  • 3 mehrstimmige Lieder. Op. 29. 6. Liederheft. Breslau, Cranz.[22][23] SchzWV39–41.
  • 4 Lieder. Op. 30. 7. Liederheft.[24] SchzWV 42–45.
  • 3 Fleurs. Op. 42. Breslau, Hientzsch[25][26] SchzWV 54–56.
  • Nocturne. Op. 44. Breslau, Hientzsch[26] SchzWV 57.
  • Rêverie. Op. 45. Breslau, Hientzsch[27] SchzWV 58.

Nichtverlegte Autographen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ouvertura No 2 par Scholz componirt 1832 (unvollständig)[28] SchzWV 75.
  • Fest Polonaise componirt v. W. E. Scholz Breslau d. 12.ten Januar 1834. (unvollständig)[29] SchzWV 74.
  • No 4. Ouverture zur Oper Komet von W. E. Scholz 2. März 1839 (unvollständig)[30] SchzWV 65.
  • Marsch 12. März 1839 (unvollständig)[31] SchzWV 66.
  • Concert für Posaune und Orchester[32] SchzWV 3(Erstausgabe 2016)[33]
  • Concert für Oboe F-Dur Schlawentzitz d 14: Debr 1842[34] SchzWV 4. (Erstausgabe 2016).[35]
  • Concert für Clarinett[36] SchzWV 5. (Erstausgabe 2016).[37]
  • Adagio und Rondo für Flöte und Orchester (unvollständig, Solostimme nicht vorhanden) SchzWV 6.[38]

Scholz-Werke-Verzeichnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Scholz-Werke-Verzeichnis (SchzWV) umfasst 473 Werknummern und beinhaltet alle heute nachweisbaren Kompositionen von Scholz und Arrangements eigener sowie Bearbeitungen von Werken anderer Komponisten.[39]

Instrumentalkonzerte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Partituren der vollständig erhaltenen Instrumentalkonzerte des Komponisten sind 2016 von Stefan Antweiler aus den Einzelstimmen erstellt und als Erstausgaben herausgegeben worden. Sie sind im Are Musikverlag Mainz erschienen.[40]

  • Concert für Posaune und Orchester (B-Dur) SchzWV 3.[39]
  • Concert für Oboe und Orchester SchzWV 4.[39]
  • Concert für Clarinett SchzWV 5.[39]

Wissenschaftliche Neuedition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiederaufführung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Concert für Posaune und Orchester: 7. Oktober 2018. Sala Astor Piazzolla del Teatro Argentino. Orquesta Estable del Teatro Argentino de La Plata. Posaune: Ignacio Galicchio. Dirigent: Walter Hilgers.[42]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stefan Antweiler: Ein vergessener Komponist. Der Schumann-Zeitgenosse W. E. Scholz. Bibliographisch-thematisches Verzeichnis. Are Musik Verlagsgesellschaft mbH, Köln 2019, ISBN 978-3-924522-77-3.
  • François-Joseph Fétis: Biographie universelle des musiciens et bibliographie générale de la musique. 2. Auflage. Band 7. Paris 1864, S. 502 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Jon A. Gillaspie, Marshall Stoneham, David Lindsey Clark: The Wind Ensemble Sourcebook. Greenwood Press, Westport CT / London 1997, ISBN 0-313-29858-0.
  • Jon A. Gillaspie, Marshall Stoneham, David Lindsey Clark: The Wind Ensemble Catalog. Greenwood Press, Westport CT / London 1998, ISBN 0-313-25394-3.
  • Peter Heckl: W. A. Mozarts Instrumentalkompositionen in Bearbeitungen für Harmoniemusik vor 1840. 2 Bände. Georg Olms Verlag, Hildesheim / New York 2014, ISBN 978-3-487-15119-9.
  • Felix Loy: Harmoniemusik in der Fürstenbergischen Hofkapelle zu Donaueschingen. Universität Tübingen. Dissertation 2009; urn:nbn:de:bsz:21-opus-55919 hdl:10900/46891.
  • Andreas Traub: Zum Musikleben an den hohenlohischen Residenzen im 18. Jahrhundert. In: Silke Leopold, Bärbel Pelker (Hrsg.): Süddeutsche Hofkapellen im 18. Jahrhundert. Eine Bestandsaufnahme (= Schriften zur Südwestdeutschen Hofmusik. 1). Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Heidelberg 2018, ISBN 978-3-946054-79-5, S. 117–138; DOI:10.17885/heiup.347.c4325 (PDF; 21,4 MB).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Scholz, Wilhelm Eduard. Are Verlag, abgerufen am 24. April 2021 (deutsch).
  2. Stefan Antweiler: Ein vergessener Komponist. Der Schumann-Zeitgenosse W. E. Scholz. Bibliographisch-thematisches Verzeichnis. Are Musik Verlagsgesellschaft mbH, Köln 2019, ISBN 978-3-924522-77-3, S. 64.
  3. Neue Zeitschrift für Musik, Zweiundsechzigster Band. 1866, 14. September 1866, S. 323 (online).
  4. Neue Zeitschrift für Musik, Neunter Band. 1838, S. 182 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  5. Der Wanderer 25 (1838), Nr. 266, 7. November 1838, S. 1064 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  6. Neue Berliner Musikzeitung, Erster Jahrgang Nr. 36 (8 September 1847), S. 303 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  7. Allgemeine musikalische Zeitung, Band 40, Nr. 26, 27. Juni 1838, Sp. 427 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  8. Allgemeiner musikalischer Anzeiger, Zehnter Jahrgang No. 45, Wien, Donnerstag, den 8. November 1838, S. 60 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  9. August Kahlert: Aus Breslau. In: Neue Zeitschrift für Musik; Zehnter Band. No. 32, 19. April 1839, Leipzig 1839, S. 127–128 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  10. Ludwig Rellstab in: Iris im Gebiete der Tonkunst, Elfter Jahrgang No. 19, Freitag, den 8. Mai 1840, Berlin 1840, S. 73–74 (Textarchiv – Internet Archive).
  11. Robert Schumann: Sonaten für das Clavier. In: Neue Zeitschrift für Musik, Zehnter Band. No. 34, 26. April 1839, S. 134–135. Abgedruckt in: ders.: Gesammelte Schriften über Musik und Musiker. Dritter Band. Wiegand, Leipzig 1854, S. 79–88, hier S. 80–83 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  12. Ludwig Rellstab in: Iris im Gebiete der Tonkunst, Zehnter Jahrgang No. 8, Freitag, den 22. Februar 1839, Berlin 1839, S. 30 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  13. Neue Zeitschrift für Musik, 30. Jg., Bd. 59, Nr. 15, 9. Oktober 1863, S. 126 f. (Digitalisat in der Google-Buchsuche)
  14. August Gathy (Hrsg.): Musikalisches Conversations-Lexikon: Encyklopädie der gesammten Musik-Wissenschaft für Künstler, Kunstfreunde und Gebildete. 2. Auflage. Niemeyer, Hamburg 1840, S. 408 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  15. Hofmeister Monatsberichte, December 1861, S. 227
  16. Hofmeister Monatsberichte, August, September 1838, S. 128.
  17. Katalogeintrag im KOBV
  18. W. E. Scholz: Fest-Ouvertüre (Arr) in C-Dur; Fest-Ouvertüre für ein großes Orchester komponiert und für die fürstliche Hohenlohe-Öhring’sche Hofkapelle eingerichtet von W. E. Scholz, No. 4; Slawentzitz 6. Oktober 1838; Opus 17; Ms. 1838/39 / Scholz. in der Deutschen Digitalen Bibliothek
  19. Scholz, W. E. (fürstlich Hohenlohe-Oehringischer Hof-Kapellmeister), Sechs Lieder mit Begleitung des Pianoforte, ihrer königlichen Hoheit der Frau Fürstin Hohenlohe-Oehringen, Herzogin von Württemberg gewidmet, Op. 19, Breslau, Leuckart. in der Deutschen Digitalen Bibliothek
  20. a b Catalog des Musikalien-Verlages von F. E. C. Leuckart (Constantin Sander). Breslau 1867, S. 110 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  21. Hofmeister Monatsberichte, Februar, März 1839, S. 22.
  22. Hofmeister Monatsberichte, Juni 1842, S. 94
  23. Scholz, W.E., fürstlich hohenlohe-oehringischer Hof-Kapellmeister, Drei Lieder (Nr. 1 Soldatenlied von Hoffmann von Fallersleben für Tenor Solo und 4 Männerstimmen und Pianoforte, Nr. 2 Waidmannslust von Höhne für 4 Männerstimmen, Nr. 3 Nachtlied von Gräfin Hahn-Hahn für 4 Männerstimmen mit Pianoforte und Waldhorn ad libitum), dem Erbprinzen Friedrich zu Hohenlohe-Oehringen gewidmet, Noten für die einzelnen Stimmen bzw. Begleitinstrumente, Breslau, Cranz. in der Deutschen Digitalen Bibliothek
  24. Hofmeister Monatsberichte, Juni 1842, S. 97
  25. Hofmeister Monatsberichte, April 1861, S. 69.
  26. a b Verzeichnis sämmtlicher im Jahre 1861 in Deutschland und den angrenzenden Ländern gedruckter Musikalien. 10. Jahrgang. Leipzig, Hofmeister, 1861, S. 96 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  27. Hofmeister Monatsberichte, Januar 1866, S. 8
  28. W. E. Scholz: Ouvertüre; No. 6, Ouvertüre No. 2 von W. E. Scholz komponiert 1832; Slawentzitz 3. Mai 1841; Ms. 1840/41 / Scholz. in der Deutschen Digitalen Bibliothek
  29. W. E. Scholz: Fest-Polonaise; No. 5, komponiert von W. E. Scholz, Breslau, 12. Januar 1834; Ms. 1840/41 / Scholz. in der Deutschen Digitalen Bibliothek
  30. W. E. Scholz: Der Komet (Excerpts. Arr) in F-Dur; No. 4, Ouvertüre zur Oper "Der Komet" von W. E. Scholz; 16tes Arrangement; Slawentzitz 2. März 1839; Ms. 1839 / Scholz. in der Deutschen Digitalen Bibliothek
  31. W. E. Scholz: Marsch (Arr); 17tes Arrangement; 12. März 1839; Ms. 1839 / Scholz. in der Deutschen Digitalen Bibliothek
  32. W.E. Scholz: Conzert par W.E. Scholz / [Kopftitel] (B-dur) [Konzert für Trombone und Orchester]; Autograph ca. 1840. in der Deutschen Digitalen Bibliothek
  33. DNB 1096255243; DNB 1121037658 (Klavierauszug)
  34. W.E. Scholz: Conzert / für / Oboe / v.W.E. Scholz. / [Umschlagtitel] (F-dur); Autograph 1842. in der Deutschen Digitalen Bibliothek
  35. DNB 1123306664
  36. W.E. Scholz: Conzert / für / Clarinett / v.W.E. Scholz / [Umschlagtitel] (f-moll); Ms.ca. 1840; Autograph. in der Deutschen Digitalen Bibliothek
  37. DNB 1126754889
  38. W.E. Scholz: Adagio und Rondo / für / Flöte / v.W.E. Scholz. / [Umschlagtitel] (a-moll); Autograph ca. 1840. in der Deutschen Digitalen Bibliothek
  39. a b c d Stefan Antweiler: Ein vergessener Komponist. Der Schumann-Zeitgenosse W.E. Scholz. Bibliographisch-thematisches Verzeichnis. Are Musik Verlagsgesellschaft mbH, Köln 2019, ISBN 978-3-924522-77-3, S. 95–309.
  40. Werke von und über Wilhelm Eduard Scholz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  41. Scholz, Wilhelm Eduard: Grande sonate (1839), neu herausgegeben von Stefan Antweiler. 13. Juni 2019, abgerufen am 28. Juni 2019 (deutsch).
  42. Walter Hilgers. Abgerufen am 28. Juni 2019.