Wissenskultur (Soziologie)

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Im Bereich der Wissenssoziologie bedeutet Wissenskultur je nach Definition bzw. Autor:

  1. (natur-)wissenschaftliche Experimentalkulturen (Karin Knorr-Cetina)
  2. ein Synonym für Wissensordnungen (Hans-Jörg Sandkühler)
  3. ein Ergebnis bzw. Verfahren der „kommunikativen Konstruktion“ (Hubert Knoblauch)
  4. Das von Angelika Poferl und Reiner Keller entwickelte Konzept soziologischer Wissenskulturen zielt darauf ab, „zum einen sowohl den institutionell mehr oder minder stabilisierten diskursiven Strukturierungen als auch zum anderen den kontextuell situierten Erkenntnisorientierungen wissenschaftlichen Handeln“ (Poferl und Keller 2018, S. 19) nachzugehen. Soziologische Wissenskulturen werden demnach als Ausdruck der wissenschaftlichen Konstruktion von Wirklichkeit betrachtet. Poferl und Keller betonen den Handlungs- und Problemlösungsbezug von Wissenskulturen (auch jenseits der Wissenschaften).

Abgrenzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der soziologische Begriff steht im Gegensatz zum Konzept der organisatorischen Wissenskultur im Wissensmanagement, nicht normativ, sondern deskriptiv. Es werden demnach keine Ratschläge an Betriebe und Firmen gegeben, sondern Wissensformen und -prozesse in sozialen Zusammenhängen beschrieben bzw. erforscht. Ebenso wenig handelt es sich um Alternativen zur lernpsychologischen Forschung zur Optimierung der Didaktik.

Wissensgesellschaft oder Wissenskultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da der Begriff der Wissensgesellschaft bereits sehr früh von verschiedenen Seiten kritisiert und mit übersteigerten Erwartungen seitens Politik und Wirtschaft überfrachtet wurde, soll die Forschung an Wissenskulturen (mit Betonung auf deren Mehrzahl) einen neuen, weniger vorbelasteten Ansatz bieten. Vor allem von seiten des Sozialkonstruktivismus und seiner neueren Fassung als „Kommunikativer Konstruktivismus“ sind hier entsprechende Themen abgehandelt worden, wie beispielsweise:

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans-Jörg Sandkühler: Kritik der Repräsentation (Suhrkamp 2009).
  • Hubert Knoblauch, Eric Lettkemann, Rene Wilke (Hrsg.): Knowledge in Action (Springer VS 2018).
  • Peter L. Berger, Thomas Luckmann: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit (Fischer; OA: 1969).
  • Frank Hillebrandt: Soziologische Praxistheorien (Springer VS 2014).
  • Reiner Keller, Angelika Poferl (Hrsg.): Wissenskulturen der Soziologie. Band 1 der Reihe Wissenskulturen (BeltzJuventa: 2018)
  • Keller, Reiner, Angelika Poferl (2016): Soziologische Wissenskulturen zwischen individualisierter Inspiration und prozeduraler Legitimation. Zur Entwicklung qualitativer und interpretativer Sozialforschung in der deutschen und französischen Soziologie seit den 1960er Jahren, Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 17(1), doi:10.17169/fqs-17.1.2419 (Historical Social Research 42 (4): 301–357 (mit Reiner Keller), doi:10.12759/hsr.42.2017.4.301-357).
  • Poferl, Angelika, Reiner Keller (2017). Wissenskulturen und Soziologiegeschichte. In Handbuch Geschichte der deutschsprachigen Soziologie. Band 2: Forschungsdesign, Theorien und Methoden, Hrsg. Andrea Ploder, Stephan Moebius. Wiesbaden: Springer VS, S. 81–98. doi:10.1007/978-3-658-07999-4_30-1.
  • Poferl, Angelika, Reiner Keller (2018): Form und Feld. Soziologische Wissenskulturen zwischen diskursiver Strukturierung und erkenntnisorientiertem Handeln. In Wissenskulturen der Soziologie. Band 1 der Reihe Wissenskulturen, Hrsg. Reiner Keller und Angelika Poferl. Weinheim, Basel: Beltz Juventa, S. 18–39.
  • Keller, Reiner, Angelika Poferl. 2020. Soziale Probleme. Wissenssoziologische Überlegungen. Soziale Probleme 31, S. 141–163. doi:10.1007/s41059-020-00080-z.
  • Keller Reiner, Angelika Poferl (Hrsg.): Reihe Wissenskulturen (Beltz/Juventa, seit 2018) (6 Bände erschienen).